Mittwoch, 19. September 2007
Neue Anzeige gegen Gott
Nun berichtet unter anderen ProBlog von einem weiteren juristischen Vorgehen gegen Gott, in Amerika wurde Klage eingereicht.
Komisch, dass bisher wohl noch keiner auf die Idee gekommen ist, Satan anzuzeigen. Das wäre vor einem Gericht auf dieser Welt ähnlich erfolgversprechend, aber zumindest der richtige Beschuldigte.
Dienstag, 18. September 2007
This Pastor's Got The Blues
Der unter dem Künstlernamen Sleepy Ray bekanntgewordene Raymond McDonald ist ein Pionier christlich kontemporärer Bluesmusik. Seit nunmehr 20 Jahren tritt er weltweit unter dem Vineyard Music Lable auf. In Berlin wird er von seinem Bassisten, Bobby McDonald und Schlagzeuger Joel Knox begleitet.
Rays Spielweise und Bandbreite ist atemberaubend: Von Chuck Berry über George Benson bis hin zu Stevie Ray Vaughan zelebriert er den Blues. Sein Timing und seine Technik sind fehlerlos, sein Gesang kraftvoll und tief bewegend.
In einem Interview sagte er:
...I got involved with the music of the day. Jimi Hendrix, that kind of thing. Bob Seger. Back then the rock and roll was generated more by some of the older stuff. But I gave up guitar after a while, and just started singing. Everyone in Texas plays guitar, few of them sing, and somebody had to sing, so that's what I started doing. I did that for about two years, then went back to playing guitar. By this time I was back in the church, and they told me if I played that kind of music I was going to hell, so I kinda had to refrain from playing the wilder stuff, I started playing bluegrass, which was good but also acceptable. As long as you didn't sing about drinking. But I really was just into the blues side of rock. I'd get into trouble 'cause we'd be playing bluegrass and I'd start playing the honky-tonk sort of stuff, which I loved...
Gut, dass er das mit dem "going to hell" nicht geglaubt hat...
Seit den späten 90’ger Jahren ist Raymond hauptamtlich Pastor einer Vineyard Kirche in der Nähe von Houston, tritt aber weiterhin in den gesamten USA auf Gastkonzerten auf. Der Auftritt in Berlin ist Raymonds erstes Konzert in Europa seit 10 Jahren.
Ich bin gespannt auf den Pastor, der den Blues hat. Erfreulich: Eintritt frei, einfach kommen und genießen. Samstag, 22. September, 20 Uhr im C-Campus, Waidmannsluster Damm 7c-e, 13507 Berlin
P.S.: Foto von ChristianbluesNet
Montag, 17. September 2007
Die Erweckung fällt doch nicht aus
"Wiedergeburt im Glauben" – der Kernsatz des heutigen evangelistischen Gottesdienstes. In dieser Nacht hat die Gemeinde in Sao Paulo einen Superstar eingeladen: den Kinderpriester Alex Silva, 14 Jahre.
So begann der gestrige Bericht im Weltspiegel (ARD) über Erweckung in Brasilien. Natürlich zeigt der Bericht, was dabei herauskommen muss, wenn ein farbenblinder Mensch ein Gemälde beschreibt. Unweigerlich, es ist ja die ARD, muss das Geschehen mit Zynismus und Verkürzungen so dargestellt werden, dass der Zuschauer den Eindruck gewinnt, es ginge den jungen Evangelisten und ihren Familien nur ums Geld.
Immerhin werden ein paar Fakten nicht verschwiegen:
- Dämonen werden ausgetrieben
- Kranke werden geheilt
- Die Kinder haben direkten Zugang zum Wort Gottes (für Katholiken wohl unvorstellbar?)
- Jesus ist die Rettung
- Ehen werden geheilt
- Nirgendwo auf der Welt wachsen die Gemeinden schneller als in Brasilien. Es gibt mittlerweile circa 24 Millionen wiedergeborene Christen
- Auch Kinder, die evangelisieren, sind ganz normale Kinder
- "Ich und Alex, wir machen nichts. Gott macht etwas mit uns."
- DVDs mit Gottesdienstmittschnitten haben inzwischen die gleichen Verkaufszahlen wie Volksmusik
Schade, dass es kein sachlicher Bericht geworden ist, sondern wieder mal von der Redaktion in Schieflage gebracht werden musste. Verwunderlich ist das vielleicht nicht, denn der BR ist nun mal katholisch geprägt und der katholischen Kirche laufen die Basilianer weg, wenn sie gläubig werden. Schon die Wortwahl im Bericht offenbart diesen Hintergrund, kaum ein Gläubiger ausserhalb des Katholizismus würde wohl den Begriff Kinderpriester benutzen.
Bei aller Kritik am finanziellen Segen der Gemeinden und Prediger ist der Redaktion auch nicht eingefallen, dass die katholische Kirche wahrlich kaum am Hungertuch nagt.
Immerhin: Bei allen Schwächen des Fernsehbeitrages wurde laut und deutlich im Ersten Deutschen Fernsehen ausgesprochen, dass Jesus die einzige Rettung ist und dass er nichts von seiner Kraft und Vollmacht eingebüßt hat. Das ist erfreulich.
Sonntag, 16. September 2007
Buddelschütte
Samstag, 15. September 2007
Über das Schreiben 2
Du schreibst auf einem zu hohen sprachlichen Niveau. Du musst beim Übersetzen an BZ und Bild-Zeitung denken, wer solche Bücher liest, ist mit Literatur überfordert.
Eva hatte recht, wie immer, sie ist meine beste Kritikerin. Die Vorlage war ein lupenreiner Schundroman, sogenannte Frauenliteratur mit dem niedrigsten Niveau, das denkbar ist – nein, ohne jegliches Niveau. Ich wäre der falsche Übersetzer für solche Texte gewesen, das hat wohl auch der betreffende Verlag festgestellt und den Auftrag anderweitig vergeben. Ich bin überhaupt nicht böse darüber, im Gegenteil, jetzt muss ich mir nicht die übrigen 150 Seiten antun...
Damit sind wir beim zweiten Thema der Serie über das Schreiben:
Herausfinden, was man kann
Ich ernte nicht ungern Lob für meine Arbeiten und freue mich über zahlreiche Leser. Ob das Narzissmus ist, darüber schreibe ich demnächst eine Glosse, der Titel steht schon fest: Ein Narzisstenstrauß. Da geht es dann den Bloggern an den Kragen, und ich bin ein solcher. Mir schwant schon Schlimmes...
Doch zurück zum Thema dieser Zeilen. Eine angehende Autorin erklärte kürzlich zu einer misslungenen Kurzgeschichte:
Ich versuche rauszufinden, was ich überhaupt schreiben kann. Bei Krimis sollte immer eine Portion Sex drin sein, hat mal irgendwer gesagt. Ich komme aus Norddeutschland, da macht man das zwar, aber man spricht nicht drüber.
Ganz abgesehen davon, dass auch ein Krimi ohne eine Portion Sex die Leser durchaus fesseln kann, wenn er gut geschrieben ist, macht sie genau das Richtige: Sie testet sich, indem sie schreibt und das Ergebnis der kritischen Betrachtung von Fremden aussetzt. Nur so kann man besser werden und herausfinden, was man kann und was man lieber sein lassen sollte.
Ich habe viel hilfreiche Kritik in einem Kurzgeschichtenforum bekommen. Von sachlichen Hinweisen (vertauschte Namen im Lauf der Erzählung, Unmöglichkeiten auf der Zeitachse, Irrtümer geographischer Natur) bis zu der Erkenntnis, dass manche Kurzgeschichte misslungen war. Wenn ich nämlich den Lesern die Handlung hinterher erklären muss, dann taugt die Geschichte einfach nichts. Sie muss neu geschrieben oder verworfen werden.
Wer es ernsthaft mit Kurzgeschichten, ob nun Liebesgeschichte, Krimi oder sonst ein genre, versuchen möchte, dem kann ich das Forum und die zugehörige Geschichtensammlung nur empfehlen. Hier die Homepage mit Hinweisen, wie man eine Geschichte einreicht, dort das Forum, wo die Kritiker sich tummeln. Angemerkt sei lediglich, dass manche Mitglieder im Forum wirklich fundiert kritisieren, andere dagegen kaum Hilfreiches beizutragen wissen und trotzdem ihren Senf beisteuern. Wie im richtigen Leben eben.
Nach einer gewissen Probierphase kommt eigentlich jeder Autor bei sich selbst an. Das soll heißen, dass er seinen Stil und seine Inhalte findet, sich darin wohlfühlt und dann – fortgesetzte Belehrbarkeit vorausgesetzt - immer sicherer wird. Das heißt nicht, dass er sich künftig auf ein einziges Gebiet beschränkt, sondern dass er aus seinen eigenen schlechten Geschichten gelernt hat. Kreative Menschen werden immer wieder Neues ausprobieren.
Ich habe mit Science Fiction experimentiert und festgestellt, dass ich da nichts Ansehnliches zustande bringe. Auch kafkaeske Szenen liegen mir nicht. Anderes gelingt mir besser und macht mir Freude.
Mein Tipp Nummer 2 zum Schreiben: Verschiedenes Ausprobieren!
Man weiß nur, ob etwas gelingt, wenn man es ausprobiert hat. Wer nicht wagt, kann weder gewinnen noch verlieren.
Frage vornehmlich an die Leser, die selbst Autoren sind: Schon mal was ausprobiert und grandios gescheitert? Nichtautoren dürfen natürlich ebenfalls antworten, sie können ja über das grandiose Scheitern von Autoren plaudern...
Freitag, 14. September 2007
Konzert verkehrt herum
Gestern war ich im Einsatz und im Konzert, dadurch war das Konzert verkehrt herum. So was hatte ich früher öfter, um die Studentenkasse aufzufrischen, gestern war's ehrenamtlich.
Ich war ab 16 Uhr vor Ort, bekam einen schönen Ausweis der mir allerlei Türen öffnete und mich ermächtigte, ausweislosen Menschen allerlei Türen zu verbieten. Bis kurz vor 18:00 Uhr schlenderte ich prüfenden Blickes durch die zügig anwachsende Menschenmenge und wurde von jemandem angesprochen: "Sind Sie nicht Günter Matthia?" Ich war es, so weit meine Kenntnisse reichten. Er hatte mich anhand der Blogphotos erkannt. Und wollte tatsächlich, dass ich eine Widmung samt Autogramm in mein Buch für ihn schreibe. Das Buch hatte er in der Hoffnung mitgebracht, dass er mich (unter 3.500 Menschen) finden würde. Ich freute mich, dass wir uns ein paar Minuten unterhalten konnten und schrieb was ins Buch.
Ein paar Minuten später strahlte mich eine etwa 16jährige an: "Äh, Entschuldigung, ich bin xxx - wir kennen uns von Glaube.de und von deinem Blog." Nun ja, kennen ist wohl nicht ganz das richtige Wort, aber es machte Spaß, auch mit dem Mädchen ein paar Minuten zu plaudern. Und mit weiteren Besuchern, die mich nicht kannten.
Dann schlenderte ich in die Halle, während alle ausweislosen Menschen noch draußen bleiben mussten. Es war Zeit für den Soundcheck.
Der wurde so was wie ein Privatkonzert. Hillsong United in bester Spiellaune und ausser mir noch ein paar Tontechniker und meine vier Ordnerkollegen für den Abend, dazu ein paar andere Menschen, die irgend welche Gründe hatten, da zu sein. Wir bekamen vier ganze Songs und ein paar halbe, mir hat es nicht zuletzt in Erinnerung an eigene Zeiten auf Bühnen Spaß gemacht. Soundcheck ist was feines, wenn man nicht selbst aktiv sein muss.
Anschließend plauderte ich backstage ein bisschen mit einigen der Musiker, nichts Weltbewegendes, eben Fachsimpeleien über Gitarren, technische Tücken, Kaffee kurz vor dem Auftritt...
Dann, mit gehöriger Verspätung, wurden die Saaltüren geöffnet und meine Arbeit begann, die aus dem Auftritt von Hillsong United ein Konzert verkehrt herum machte. Ich stand nämlich am Bühnenrand um einerseits Besucher daran zu hindern, vor lauter Begeisterung auf die Bühne zu klettern und andererseits darauf zu achten, dass der Fluchtweg direkt vor der Bühne frei blieb. Ausserdem ständig aumerksam die Gesichter betrachten, um Schwächeanfälle rechtzeitig vorauszuahnen, bevor womöglich jemand in der Menge umkippt. Also zwei Stunden Konzert mit Blick aufs Publikum statt auf die Bühne. Verkehrt herum.
Ich konnte das Konzert trotzdem genießen. Ich bin kein Hillsong United Fan, aber mir hat die Musik gefallen. Das ausgesprochen junge Publikum war ausserordentlich diszipliniert, lieb, einfach toll, kaum Geschubse und Gedrängel, dafür viele nette Gespräche mit lauter Teenagern*, Overteenagern* und Underteenagern*.
Ein paar Sätze aus der kurzen Ansprache von Phil gefielen mir besonders, ich zitiere sinngemäß, da ich den Wortlaut nicht mitgeschrieben habe:
...and go find a church to go to. You say: "Well I've been there, it was boring." I tell you: It's up to you! You are the church, go ahead and make it interesting, exciting and fun!
Eben! Macht was aus der Kirche, wir alten und älteren Gläubigen brauchen euch!
*Ich hatte das Wort "Twentyager" erfunden, aber das stieß auf vehementen Widerspruch der besten aller Ehefrauen. Wer das Unwort "Handy" nicht benutzt, darf auch keine "Twentyager" erfinden. Nun gut, das sehe ich ein...
P.S.: Foto gegoogelt, Kameras waren tabu.
Donnerstag, 13. September 2007
Erfreuliches über Ben Becker
Zur Lektüre wärmstens empfohlen: Ben Becker wieder auf der Bühne.
Recht hat er, der M.R.R.
Die meisten Schriftsteller verstehen von der Literatur nicht mehr als die Vögel von der Ornithologie.
Über subjektives Leseempfinden:
Von 100 Büchern, die erscheinen, sind 98 schlecht. Das 99ste ist schwach. Und beim 100sten sind wir unsicher.
Über Kontaktpflege per Telefon:
Ich habe festgestellt, dass in vielerlei Hinsicht Menschen am Telefon aufrichtiger sind und manches sagen, was sie einem am Kaffeehaustisch nicht sagen würden.
Man sieht den anderen nicht, die Augen nicht, nicht, wie er reagiert. Frauen sind - und das ist ohne Vorwurf gesagt - zu intimen Bekenntnissen in der Regel am Telefon eher bereit als bei der persönlichen Begegnung. Der ist von mir patentiert, der Satz.
Über Beim Häuten der Zwiebel von Günter Grass, als die dumme Medienhetze losging:
Kein Wort!
Über den schnöden Mamon:
Geld macht nicht glücklich. Aber wenn ich traurig bin, weine ich lieber im Taxi als in der U-Bahn.
Die zehn Gebote für Literaturkritiker:
Du sollst nichts Wichtigeres haben neben dir als die Kritik.
Du sollst keinem anderen dienen als der Literatur und ihren Lesern.
Du sollst keinen Dichter anbeten und keinem gefällig sein.
Du sollst nicht langweilen.
Du sollst deiner Lust oder Unlust beim Lesen gehorchen und die Gründe für sie finden.
Du sollst Mut haben, dich deiner eigenen Urteilskraft zu bedienen,entschieden zu loben oder zu tadeln und in deiner Entscheidung zu fehlen, sollst Übertreibungen nicht meiden, Provokationen nicht scheuen und Feinde nicht fürchten.
Du sollst nicht unklares Zeugnis ablegen über ein Buch.
Du sollst das Verständnis für Literatur und das Vergnügen an ihr befördern.
Du sollst die Namen großer Dichter nicht mißbrauchen, indem du kleine mit ihnen vergleichst.
Du sollst nicht begehren, selbst zu dichten.
Ich mag ihn einfach, den M.R.R., und ich vermute, dass er beim zweiten Zitat mit dem 100sten eines von meinen gemeint hat.
P.S.: Foto von Rezensionsforum / Marcel Reich-Ranicki
Mittwoch, 12. September 2007
Ruhe
- Musik hören
- Kartoffeln schälen, falls man Kartoffeln mag
- Ein Buch lesen
- Sich Gedanken über Himmel und Hölle machen
- Sich an der erfrischenden Sprache der jungen Generation erfreuen
- Nackt in einen Waldsee springen
- Schlafen
- Einfach nur da sitzen
Dienstag, 11. September 2007
Über das Schreiben 1
Außen pfui, innen hui?
Am Sonntag nach dem Gottesdienst saßen meine Frau und ich so lange mit einer Autorin beim Kaffee, dass die Kinder unserer Gesprächspartnerin trotz Limonade und Süßigkeiten ungeduldig wurden. Wir waren ins Gespräch gekommen, weil ich eine Neuerscheinung aus einem Verlag auf dem Tisch liegen hatte, der permanent inhaltlich gute Bücher herausbringt, die sich durch handwerkliche Mängel auszeichnen. Das ist, mit Verlaub, leider bei frommen Publikationen häufig der Fall.
Nicole B., so heißt die Autorin, hat das an einem eigenen Werk erlebt. Daraus ein winziges Beispiel von leider sehr vielen:
Diese Lasten abzuwerfen, das ist es , was die Seele begehrt.
Dass es zwischen Wort und Satzzeichen in der deutschen Sprache unter keinen Umständen ein Leerzeichen gibt, egal ob Komma, Doppelpunkt, Semikolon, Ausrufe- oder Fragezeichen, sollte ein Verleger (oder zumindest sein Lektor) wissen. Und er sollte darauf achten, dass sich solche Schlampereien nicht in Büchern aus seinem Verlag finden lassen.
Nicole erzählte, dass sie keine Datei, sondern Papier abgeliefert habe. Sie beherrscht die deutsche Sprache. Irgendjemand, der das offenbar nicht von sich sagen kann, hat das Manuskript abgetippt und dabei den Text mit zahlreichen Fehlern garniert: Abstände zwischen Wort und Satzzeichen, Zeilenwechsel, wo keine hingehören, allerlei falsch geschriebene Worte... Sie bekam keine Gelegenheit, das Buch vor dem Druck noch einmal in Augenschein zu nehmen und war entsetzt, als sie das Ergebnis in Händen hielt.
Inzwischen publiziert sie über einen anderen Verlag und hat beachtliche Verkaufserfolge, eine eigene Radiosendung und viele künftige Projekte im Kopf.
Wir unterhielten uns über die Frage, ob guter Inhalt schlechte Form rechtfertigt beziehungsweise entschuldigt. Wir waren der gleichen Meinung: Nein. Ein gedrucktes Buch ist kein schnell mal eben hingetippter Beitrag in einem Internet-Forum oder Blog, und ein gedrucktes Buch, dessen Autor evangelistische Intentionen verfolgt, sollte erst recht ansprechend und handwerklich einwandfrei sein. Andernfalls wird ein Leser von vorne herein mit der Botschaft konfrontiert: Wir geben uns keine Mühe, ordentlich zu arbeiten, möchten aber, dass Du dich trotzdem für unseren Glauben interessierst.
Natürlich kostet mehr Qualität mehr Geld. Einen ehrenamtlichen Lektor, der Rechtschreibung und Ausdruck beherrscht, wird man mit der Lupe suchen müssen. Einen Layoutexperten, der auf Gestaltung und ansprechende Form achtet, muss man in der Regel entlohnen. Und angesichts leerer Kassen in christlichen Verlagen ist das oft nicht finanzierbar.
Also opfert man die Qualität, um überhaupt etwas publizieren zu können. Und daraus folgt der schlechte Ruf, den „fromme“ Produktionen zumindest bei denjenigen haben, denen es nicht egal ist, auf welche Weise ihnen der Inhalt präsentiert wird.Es gibt bei aller Sparsamkeit jedoch Abhilfe. Je fehlerfreier der abgelieferte Text ist, desto entbehrlicher werden Korrekturen. (Nicole hat zwar ihr fehlerfreies Manuskript nicht geholfen, weil die Fehler alle vom Verlag stammten, aber sie hat daraus gelernt, darauf zu bestehen, dass sie persönlich vor dem Druck eines Textes die Freigabe erteilt.)
Mir unterlaufen Tippfehler, keine Frage. Ich bin dankbar, wenn Leser mich darauf hinweisen, denn ich bin daran interessiert, möglichst gute Qualität anzubieten. Manchen Fehler sieht man einfach selbst nicht, und wenn man den eigenen Text fünfmal liest. Einem Leser fällt dann sofort ins Auge, was der Aufmerksamkeit des Autors entgangen ist.
Daher mein Tipp Nummer 1 zum Schreiben: Lesen lassen!
Das beinhaltet, Kritik zu suchen und anzunehmen. Man sollte die Testleser ausdrücklich darum bitten, auf formale und inhaltliche Mängel zu achten und diese auch zu nennen, statt aus Angst, der Autor könne verletzt sein, nur Lobeshymnen anzustimmen.
Frage vornehmlich an die Leser, die selbst keine Autoren sind: Entschuldigt guter Inhalt schlechte Ausführung? Autoren dürfen natürlich ebenfalls antworten.