Sonntag, 23. September 2007

Ruhetag


Something isn't quite right.
Nobody will answer the phone.

Der Blog hat Ruhetag. Langeweile? Dann empfehle ich eine Stunde Bob Dylan zuzuhören, wie er über Hello plaudert und wunderbare Musik spielt:

Hello – Sherman Williams Orchestra (194 ?)
Hello Mary Lou – Ricky Nelson (1961)
Hello It’s Me – The Nazz (1968)
Hello Darlin’ – Conway Twitty (1970)
Hello Josephine – Luke ‘Long Gone’ Miles (196 ?)
I Wanna Say Hello – Pee Wee King (195 ?)
Hello, Mello Baby – The Mardi Gras Loungers (195 ?)
Hello Trouble – Buck Owens (1964)
Hello, Aloha! How Are You ? – The Radiolites (1926)
Hello Walls – Willie Nelson (1962)
Hello Stranger – The Carter Family (1939)
Hello Stranger – Barbara Lewis (1963)
Hello In There – John Prine (1971)
Hello I Must be Going – Groucho Marx (1930)
Hello Goodbye – The Beatles (1967)

Siehste! Seit die Theme Time Radio Hour zurück ist, gilt die Ausrede "weißnichtwasichmachensoll" für Langeweile nicht mehr. Man kann ja schließlich auch die ersten 50 noch mal hören...

P.S.: Thanks, Patrick Crosley, for making it so easy to download the first and now the second season! Great work! God bless!

Freitag, 21. September 2007

Ein Narzisstenstrauß

Als ich diesen Blog startete, hatte die beste aller Ehefrauen gewisse Bedenken anzumelden. Ob das nicht ein wenig - oder gar mehr als ein wenig - narzisstisch sei, ein Blog an und für sich und die Tatsache, dass ich nun einen begönne, im Besonderen. Inzwischen habe ich recherchiert, gegrübelt, geforscht und bin zu zwiespältigen Ergebnissen gekommen.

Narzissmus ist eine Charaktereigenschaft, die sich durch ein geringes Selbstwertgefühl bei gleichzeitig übertriebener Einschätzung der eigenen Wichtigkeit und dem großen Wunsch nach Bewunderung auszeichnet.

So definiert Wikipedia den Begriff. Ist also die Gemeinschaft der Blogger ein Narzisstenstrauß und bin ich eine Blüte in selbigem? (Ich weiß übrigens, dass eine Narzisse mit dem Narzissten nichts gemein hat, aber das Wortspiel ist zu schön, um darauf zu verzichten.)

Schauen wir noch mal bei Wikipedia nach:

Manche Menschen haben in ihrer frühkindlichen Entwicklung weniger Liebe von Bezugspersonen als andere erhalten, sie leiden oft lebenslang darunter und geben ihre Reaktionen auf ihre Entbehrungen an andere weiter. Dies muss aber nicht zwangsläufig zu einer narzisstischen Erkrankung führen. Sie reagieren mit Verhaltensweisen, die von der Psychologie als narzisstische Charakterstörungen eingeordnet werden. Diese psychologische Deutung versteht den Narzissmus als ein Leiden, weil die Betroffenen Schwierigkeiten haben, Objektbeziehungen zu führen. Sie versuchen ihr Gegenüber zu kontrollieren und suchen nach ständiger Bestätigung ihrer Grandiosität, da sie sich ohne diese leer fühlen.

Aha. Suchen nach ständiger Bestätigung ihrer Grandiosität - durch die Leser des Blogs? Das scheint mir darauf hinzudeuten, dass es narzisstische Tendenzen bei uns Bloggern geben mag.

Es gibt allerdings anschließend auch Beruhigendes zu lesen:

Jeder Mensch durchläuft narzisstische Zustände.

Entwarnung also. Das Bloggen, wenn es denn narzisstisch sein sollte, ist temporär wie eine Erkältung, die früher oder später vorüber ist, Aspirin hin oder her.

Jedoch:

Nach Sigmund Freud unterscheidet man den primären und sekundären Narzissmus. Beim primären Narzissmus richtet das Kleinkind seine sexuelle Energie (Libido) ganz auf sich selbst. Beim sekundären Narzissmus wird die sexuelle Energie von äußeren Objekten wieder abgezogen und auf sich selbst bezogen (Regression). Dieser Zustand trete vor allem nach enttäuschter Liebe oder Selbstwertkränkungen auf.

Erich Fromm bezeichnet Narzissmus als Gegenpol zur Liebe und unterscheidet neben dem Narzissmus des Einzelnen auch den Gruppennarzissmus (siehe Patriotismus bzw. Fanatismus). Narzissten neigen laut Fromm dazu, einen Bezug zu ihrer Umwelt dadurch zu gewinnen, dass sie Macht über sie erlangen.

O weh! Wir Blogger sind eine Bedrohung für jede Demokratie, laut Freud, und unfähig zu einem gesunden Sexleben, laut Fromm.

Aber andererseits:

Heute bezeichnet der Begriff Narzissmus innerhalb der psychoanalytischen Theorie nicht nur eine krankhafte Bezogenheit auf sich selbst, sondern ist auch Ausdruck eines gesunden Selbstwertes. Vor allem die selbstpsychologische Schule (innerhalb der Psychoanalyse) von Heinz Kohut hat diesen Wechsel in der Bewertung des Narzissmus als bedeutendes Modell für die psychische Gesundheit eingeleitet.

Also sind wir Blogger nicht krank, sondern strotzen vor psychischer Gesundheit, sogar modellhaft. Fein. Oder wie jetzt?

Es scheint, als könne man trefflich streiten, schon über Begriff und Definition an und für sich. Ist ein Narzisstenstrauß nun eine erfreuliche Bereicherung oder ein Bündel von Blumen des Bösen? Wäre vielleicht ein Blick auf diverse Blogs aufschlussreich bei der Analyse?

Ein Blog ist ein digitales Journal, ein Tagebuch. Thomas Mann schrieb säuberlich mit Tinte auf Papier seine Tagebücher, die dann nach seinem Tod mühsam in eine druckbare Form gebracht werden mussten. Es blieb ihm ja gar nichts anderes übrig, da Bill Gates und andere erst viel später auf die Welt kamen. Aber dass Thomas Mann seine Tagebücher nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Nachwelt schrieb, ist kein Geheimnis. Ich vermute: Thomas Mann hätte heute einen Blog, den ich natürlich als RSS Feed abonnieren würde.

Ein Tagebuch muss nicht täglich geführt werden, klar. Es gibt Blogger, die ab und zu etwas notieren, andere schreiben täglich mehrmals, wieder andere fangen wild an und dann versiegt der Strom zu einem Rinnsal, das schließlich in staubigem Sand endet. Rest in peace, dear Blog. Und es gibt inhaltliche Unterschiede, die auf verschiedene Grade des Narzissmus schließen lassen. Wie schön, dass es solche Untersuchungen gibt:

Eine Studie des Singapore Internet Research Centre unter etwa 1200 englischsprachigen Bloggern (Koh et al. 2005, S. 2ff) teilte die Blogs in zwei Kategorien ein: 73 Prozent der Befragten führten ein so genanntes personal Blog, 27 Prozent ein non-personal Blog. Die Blogger der zweiten Gruppe schreiben vor allem, um „zu kommentieren“ und „Informationen zu liefern“. Ihr Ziel ist zudem, ein möglichst großes Publikum zu erreichen. Auch soziodemographisch unterscheiden sich die beiden Gruppen: Non-personal-Blogger sind zum Großteil Männer, die eine höhere formale Bildung als Personal-Blogger haben. Außerdem haben sie im Schnitt mehr Leser, aktualisieren ihr Blog häufiger und verbringen mehr Zeit damit.

Ähnliche Ergebnisse erbrachte im Jahr 2005 eine Umfrage unter mehr als 4000 deutschsprachigen Bloggern. 71 Prozent der befragten Blogger gaben an, „zum Spaß“ zu schreiben; 62 Prozent wollen in ihrem Blog „eigene Ideen und Erlebnisse für sich selbst festhalten“. Demgegenüber bloggen 33 Prozent, weil sie ihr „Wissen in einem Themengebiet anderen zugänglich machen wollen“, und 13 Prozent „aus beruflichen Gründen“ (Schmidt 2006, S. 43).


Was Thomas Mann und den Blogger heute unterscheidet, ist natürlich auch die Möglichkeit der Leser, das Geschriebene zu kommentieren. Ich schätze die Kommentare meiner Blogbesucher sehr, fordere sie manchmal geradezu heraus. Das war Thomas Mann nicht möglich. Ob er es gewollt hätte, sei dahingestellt, aber er war, den Tagebüchern zufolge, begierig, jegliche Kritik zu seinen Werken zu lesen.

  • Es gibt Blogs, die eigentlich eine Litfaßsäule sind, weil der Blogger zwar Kommentare haben möchte, aber nie und nimmer darauf reagiert. Ein solcher Blog wird an abnehmenden Besucherzahlen und versiegender Beteiligung der Leser leiden. Ein anschauliches Beispiel dafür ist das (narzisstische? beruflich bedingte?) Experiment eines hiesigen Politikers: Pflügers Litfaßsäule.
  • Es gibt andere, die vom regen Austausch zwischen Leser und Autor profitieren, selbst wenn der Autor sich den Namen eines flugunfähigen Vogels zulegt wie der Storch.
  • Und dann gibt es Blogs, die eine bestimmte Zielgruppe ansprechen wollen, zum Beispiel die männliche Häfte der Bevölkerung: Männer auf dem Weg.
  • Wiederum andere dienen überwiegend der Familien- und Hobbychronik für Freunde und Verwandte: SamPix.

Die Vielfalt an Blogs, die zu finden sind, ließe noch eine lange Liste zu, doch soll das genügen. Den eigenen Blog hier aufzuführen wäre ja nar... - äh, na ja.

Also wie ist das jetzt, sind wir Blogger Narzissten? Ich stelle fest, dass mir eine Antwort nicht gelingt. Vielleicht kommt ja über die Kommentarfunktion Erleuchtung zustande?

Donnerstag, 20. September 2007

Hut ab!

Als Mensch, der tatsächlich Hut trägt, kann ich das nicht nur im übertragenen Sinne sagen, aber egal wie: Hut ab vor Thomas Aders!

Wer das ist? Es ist der Autor des Weltspiegel-Beitrages Das Geschäft mit den Kinderpredigern, über den ich am Montag hier geschrieben habe.
Ich hatte meine Enttäuschung über den Umgang mit dem Thema selbstverständlich auch der Redaktion mitgeteilt. Gestern kam ein langes Schreiben (2 ganze Seiten) vom Autor Thomas Aders bei mir an, in dem er einiges an Sachzwängen durch das Medium Fernsehen erläutert, das Zustandekommen der Sendung schildert und - es ist kein Formschreiben sondern eine persönliche Auseinandersetzung mit der Kritik - seine Sicht näher erläutert, als das in sechs Minuten Sendung möglich wäre.

Hut ab deshalb, weil er sich die Zeit genommen hat, wirklich auf einzelne Punkte einzugehen und etliches zu erklären, zu erläutern und zu ergänzen. Ich zitiere hier nicht aus dem Schreiben, da es ungehörig wäre, einen persönlichen Brief öffentlich zu machen. Ich werde ihm aber persönlich antworten.

Wir sind auch nach seinem Schreiben nicht einer Meinung, aber ich verstehe besser, warum die von mir in dem Beitrag wahrgenommene Schieflage entstanden ist und kann seinen Zeilen entnehmen, dass er besser versteht, was Zuschauer empfinden, denen Evangelisation und Jesus Christus als einziger Retter mehr bedeuten als exotisches religiöses Brauchtum.

Daher Hut ab vor einem Journalisten, der die Zuschauer und ihre Kritik ernst nimmt.

Mittwoch, 19. September 2007

Neue Anzeige gegen Gott

Bereits im Juli gab es eine Anzeige gegen Gott, von einem Rumänen, mein damaliger Bericht steht hier: Ein moderner Hiob?
Nun berichtet unter anderen ProBlog von einem weiteren juristischen Vorgehen gegen Gott, in Amerika wurde Klage eingereicht.

Komisch, dass bisher wohl noch keiner auf die Idee gekommen ist, Satan anzuzeigen. Das wäre vor einem Gericht auf dieser Welt ähnlich erfolgversprechend, aber zumindest der richtige Beschuldigte.

Dienstag, 18. September 2007

This Pastor's Got The Blues

Am kommenden Samstag gibt es Blues aus Texas. Da ich dieses Mal kein Ordner bin, sondern ganz normaler Zuschauer, wird es kein Konzert verkehrt herum, sondern ich wende meine Aufmerksamkeit der Bühne zu.

Der unter dem Künstlernamen Sleepy Ray bekanntgewordene Raymond McDonald ist ein Pionier christlich kontemporärer Bluesmusik. Seit nunmehr 20 Jahren tritt er weltweit unter dem Vineyard Music Lable auf. In Berlin wird er von seinem Bassisten, Bobby McDonald und Schlagzeuger Joel Knox begleitet.

Rays Spielweise und Bandbreite ist atemberaubend: Von Chuck Berry über George Benson bis hin zu Stevie Ray Vaughan zelebriert er den Blues. Sein Timing und seine Technik sind fehlerlos, sein Gesang kraftvoll und tief bewegend.

In einem Interview sagte er:

...I got involved with the music of the day. Jimi Hendrix, that kind of thing. Bob Seger. Back then the rock and roll was generated more by some of the older stuff. But I gave up guitar after a while, and just started singing. Everyone in Texas plays guitar, few of them sing, and somebody had to sing, so that's what I started doing. I did that for about two years, then went back to playing guitar. By this time I was back in the church, and they told me if I played that kind of music I was going to hell, so I kinda had to refrain from playing the wilder stuff, I started playing bluegrass, which was good but also acceptable. As long as you didn't sing about drinking. But I really was just into the blues side of rock. I'd get into trouble 'cause we'd be playing bluegrass and I'd start playing the honky-tonk sort of stuff, which I loved...

Gut, dass er das mit dem "going to hell" nicht geglaubt hat...

Seit den späten 90’ger Jahren ist Raymond hauptamtlich Pastor einer Vineyard Kirche in der Nähe von Houston, tritt aber weiterhin in den gesamten USA auf Gastkonzerten auf. Der Auftritt in Berlin ist Raymonds erstes Konzert in Europa seit 10 Jahren.

Ich bin gespannt auf den Pastor, der den Blues hat. Erfreulich: Eintritt frei, einfach kommen und genießen. Samstag, 22. September, 20 Uhr im C-Campus, Waidmannsluster Damm 7c-e, 13507 Berlin

P.S.: Foto von ChristianbluesNet

Montag, 17. September 2007

Die Erweckung fällt doch nicht aus

Wenn wir uns darauf einigen, dass mit dem unbiblischen Begriff Erweckung gemeint ist, dass eine in Form und Ritual erstarrte Kirche sich wandelt und lebendig wird, wodurch sie wiederum das Diesseits entscheidend verändert, dann ist zu beobachten, dass die Erweckung zwar in Deutschland und Europa ausfällt, jedoch andernorts stattfindet.

"Wiedergeburt im Glauben" – der Kernsatz des heutigen evangelistischen Gottesdienstes. In dieser Nacht hat die Gemeinde in Sao Paulo einen Superstar eingeladen: den Kinderpriester Alex Silva, 14 Jahre.

So begann der gestrige Bericht im Weltspiegel (ARD) über Erweckung in Brasilien. Natürlich zeigt der Bericht, was dabei herauskommen muss, wenn ein farbenblinder Mensch ein Gemälde beschreibt. Unweigerlich, es ist ja die ARD, muss das Geschehen mit Zynismus und Verkürzungen so dargestellt werden, dass der Zuschauer den Eindruck gewinnt, es ginge den jungen Evangelisten und ihren Familien nur ums Geld.

Immerhin werden ein paar Fakten nicht verschwiegen:

  • Dämonen werden ausgetrieben
  • Kranke werden geheilt
  • Die Kinder haben direkten Zugang zum Wort Gottes (für Katholiken wohl unvorstellbar?)
  • Jesus ist die Rettung
  • Ehen werden geheilt
  • Nirgendwo auf der Welt wachsen die Gemeinden schneller als in Brasilien. Es gibt mittlerweile circa 24 Millionen wiedergeborene Christen
  • Auch Kinder, die evangelisieren, sind ganz normale Kinder
  • "Ich und Alex, wir machen nichts. Gott macht etwas mit uns."
  • DVDs mit Gottesdienstmittschnitten haben inzwischen die gleichen Verkaufszahlen wie Volksmusik

Schade, dass es kein sachlicher Bericht geworden ist, sondern wieder mal von der Redaktion in Schieflage gebracht werden musste. Verwunderlich ist das vielleicht nicht, denn der BR ist nun mal katholisch geprägt und der katholischen Kirche laufen die Basilianer weg, wenn sie gläubig werden. Schon die Wortwahl im Bericht offenbart diesen Hintergrund, kaum ein Gläubiger ausserhalb des Katholizismus würde wohl den Begriff Kinderpriester benutzen.
Bei aller Kritik am finanziellen Segen der Gemeinden und Prediger ist der Redaktion auch nicht eingefallen, dass die katholische Kirche wahrlich kaum am Hungertuch nagt.

Immerhin: Bei allen Schwächen des Fernsehbeitrages wurde laut und deutlich im Ersten Deutschen Fernsehen ausgesprochen, dass Jesus die einzige Rettung ist und dass er nichts von seiner Kraft und Vollmacht eingebüßt hat. Das ist erfreulich.

Sonntag, 16. September 2007

Buddelschütte

Heute widme ich mich, wenn neben Gottesdienst, Familie und Entspannen Zeit bleibt, dem letzten Schliff an einer männlich geprägten Buddelschütte.

Samstag, 15. September 2007

Über das Schreiben 2

Vor kurzem habe ich als Beteiligung an einer Ausschreibung einen Auszug aus einem Buch übersetzt, das ich freiwillig nicht lesen würde. Das Genre war mir fremd und meine Frau kommentierte meine Übersetzung sinngemäß so:

Du schreibst auf einem zu hohen sprachlichen Niveau. Du musst beim Übersetzen an BZ und Bild-Zeitung denken, wer solche Bücher liest, ist mit Literatur überfordert.


Eva hatte recht, wie immer, sie ist meine beste Kritikerin. Die Vorlage war ein lupenreiner Schundroman, sogenannte Frauenliteratur mit dem niedrigsten Niveau, das denkbar ist – nein, ohne jegliches Niveau. Ich wäre der falsche Übersetzer für solche Texte gewesen, das hat wohl auch der betreffende Verlag festgestellt und den Auftrag anderweitig vergeben. Ich bin überhaupt nicht böse darüber, im Gegenteil, jetzt muss ich mir nicht die übrigen 150 Seiten antun...

Damit sind wir beim zweiten Thema der Serie über das Schreiben:

Herausfinden, was man kann

Ich ernte nicht ungern Lob für meine Arbeiten und freue mich über zahlreiche Leser. Ob das Narzissmus ist, darüber schreibe ich demnächst eine Glosse, der Titel steht schon fest: Ein Narzisstenstrauß. Da geht es dann den Bloggern an den Kragen, und ich bin ein solcher. Mir schwant schon Schlimmes...
Doch zurück zum Thema dieser Zeilen. Eine angehende Autorin erklärte kürzlich zu einer misslungenen Kurzgeschichte:

Ich versuche rauszufinden, was ich überhaupt schreiben kann. Bei Krimis sollte immer eine Portion Sex drin sein, hat mal irgendwer gesagt. Ich komme aus Norddeutschland, da macht man das zwar, aber man spricht nicht drüber.


Ganz abgesehen davon, dass auch ein Krimi ohne eine Portion Sex die Leser durchaus fesseln kann, wenn er gut geschrieben ist, macht sie genau das Richtige: Sie testet sich, indem sie schreibt und das Ergebnis der kritischen Betrachtung von Fremden aussetzt. Nur so kann man besser werden und herausfinden, was man kann und was man lieber sein lassen sollte.

Ich habe viel hilfreiche Kritik in einem Kurzgeschichtenforum bekommen. Von sachlichen Hinweisen (vertauschte Namen im Lauf der Erzählung, Unmöglichkeiten auf der Zeitachse, Irrtümer geographischer Natur) bis zu der Erkenntnis, dass manche Kurzgeschichte misslungen war. Wenn ich nämlich den Lesern die Handlung hinterher erklären muss, dann taugt die Geschichte einfach nichts. Sie muss neu geschrieben oder verworfen werden.
Wer es ernsthaft mit Kurzgeschichten, ob nun Liebesgeschichte, Krimi oder sonst ein genre, versuchen möchte, dem kann ich das Forum und die zugehörige Geschichtensammlung nur empfehlen. Hier die Homepage mit Hinweisen, wie man eine Geschichte einreicht, dort das Forum, wo die Kritiker sich tummeln. Angemerkt sei lediglich, dass manche Mitglieder im Forum wirklich fundiert kritisieren, andere dagegen kaum Hilfreiches beizutragen wissen und trotzdem ihren Senf beisteuern. Wie im richtigen Leben eben.

Nach einer gewissen Probierphase kommt eigentlich jeder Autor bei sich selbst an. Das soll heißen, dass er seinen Stil und seine Inhalte findet, sich darin wohlfühlt und dann – fortgesetzte Belehrbarkeit vorausgesetzt - immer sicherer wird. Das heißt nicht, dass er sich künftig auf ein einziges Gebiet beschränkt, sondern dass er aus seinen eigenen schlechten Geschichten gelernt hat. Kreative Menschen werden immer wieder Neues ausprobieren.
Ich habe mit Science Fiction experimentiert und festgestellt, dass ich da nichts Ansehnliches zustande bringe. Auch kafkaeske Szenen liegen mir nicht. Anderes gelingt mir besser und macht mir Freude.

Mein Tipp Nummer 2 zum Schreiben: Verschiedenes Ausprobieren!

Man weiß nur, ob etwas gelingt, wenn man es ausprobiert hat. Wer nicht wagt, kann weder gewinnen noch verlieren.

Frage vornehmlich an die Leser, die selbst Autoren sind: Schon mal was ausprobiert und grandios gescheitert? Nichtautoren dürfen natürlich ebenfalls antworten, sie können ja über das grandiose Scheitern von Autoren plaudern...

Freitag, 14. September 2007

Konzert verkehrt herum


Gestern war ich im Einsatz und im Konzert, dadurch war das Konzert verkehrt herum. So was hatte ich früher öfter, um die Studentenkasse aufzufrischen, gestern war's ehrenamtlich.

Ich war ab 16 Uhr vor Ort, bekam einen schönen Ausweis der mir allerlei Türen öffnete und mich ermächtigte, ausweislosen Menschen allerlei Türen zu verbieten. Bis kurz vor 18:00 Uhr schlenderte ich prüfenden Blickes durch die zügig anwachsende Menschenmenge und wurde von jemandem angesprochen: "Sind Sie nicht Günter Matthia?" Ich war es, so weit meine Kenntnisse reichten. Er hatte mich anhand der Blogphotos erkannt. Und wollte tatsächlich, dass ich eine Widmung samt Autogramm in mein Buch für ihn schreibe. Das Buch hatte er in der Hoffnung mitgebracht, dass er mich (unter 3.500 Menschen) finden würde. Ich freute mich, dass wir uns ein paar Minuten unterhalten konnten und schrieb was ins Buch.
Ein paar Minuten später strahlte mich eine etwa 16jährige an: "Äh, Entschuldigung, ich bin xxx - wir kennen uns von Glaube.de und von deinem Blog." Nun ja, kennen ist wohl nicht ganz das richtige Wort, aber es machte Spaß, auch mit dem Mädchen ein paar Minuten zu plaudern. Und mit weiteren Besuchern, die mich nicht kannten.

Dann schlenderte ich in die Halle, während alle ausweislosen Menschen noch draußen bleiben mussten. Es war Zeit für den Soundcheck.
Der wurde so was wie ein Privatkonzert. Hillsong United in bester Spiellaune und ausser mir noch ein paar Tontechniker und meine vier Ordnerkollegen für den Abend, dazu ein paar andere Menschen, die irgend welche Gründe hatten, da zu sein. Wir bekamen vier ganze Songs und ein paar halbe, mir hat es nicht zuletzt in Erinnerung an eigene Zeiten auf Bühnen Spaß gemacht. Soundcheck ist was feines, wenn man nicht selbst aktiv sein muss.
Anschließend plauderte ich backstage ein bisschen mit einigen der Musiker, nichts Weltbewegendes, eben Fachsimpeleien über Gitarren, technische Tücken, Kaffee kurz vor dem Auftritt...

Dann, mit gehöriger Verspätung, wurden die Saaltüren geöffnet und meine Arbeit begann, die aus dem Auftritt von Hillsong United ein Konzert verkehrt herum machte. Ich stand nämlich am Bühnenrand um einerseits Besucher daran zu hindern, vor lauter Begeisterung auf die Bühne zu klettern und andererseits darauf zu achten, dass der Fluchtweg direkt vor der Bühne frei blieb. Ausserdem ständig aumerksam die Gesichter betrachten, um Schwächeanfälle rechtzeitig vorauszuahnen, bevor womöglich jemand in der Menge umkippt. Also zwei Stunden Konzert mit Blick aufs Publikum statt auf die Bühne. Verkehrt herum.
Ich konnte das Konzert trotzdem genießen. Ich bin kein Hillsong United Fan, aber mir hat die Musik gefallen. Das ausgesprochen junge Publikum war ausserordentlich diszipliniert, lieb, einfach toll, kaum Geschubse und Gedrängel, dafür viele nette Gespräche mit lauter Teenagern*, Overteenagern* und Underteenagern*.

Ein paar Sätze aus der kurzen Ansprache von Phil gefielen mir besonders, ich zitiere sinngemäß, da ich den Wortlaut nicht mitgeschrieben habe:

...and go find a church to go to. You say: "Well I've been there, it was boring." I tell you: It's up to you! You are the church, go ahead and make it interesting, exciting and fun!


Eben! Macht was aus der Kirche, wir alten und älteren Gläubigen brauchen euch!

*Ich hatte das Wort "Twentyager" erfunden, aber das stieß auf vehementen Widerspruch der besten aller Ehefrauen. Wer das Unwort "Handy" nicht benutzt, darf auch keine "Twentyager" erfinden. Nun gut, das sehe ich ein...

P.S.: Foto gegoogelt, Kameras waren tabu.

Donnerstag, 13. September 2007

Erfreuliches über Ben Becker

Ich bin erfreut, dass FOCUS-Online mit unverkennbarer Sympathie, ganz ohne Häme oder Sarkasmus, berichtet, wie Ben Becker gestern in Berlin sein Bibel-Projekt vorgestellt hat. Sogar sein zitiertes Psalmwort wird zitiert.
Zur Lektüre wärmstens empfohlen: Ben Becker wieder auf der Bühne.