Dienstag, 1. Januar 2008

Til Schweiger, Kinder, Pornographie

Vor ein paar Tagen waren wir im Kino. Angekündigt war eine romantische Komödie, freigegeben für Zuschauer ab 6 Jahren.
Im Lichtspielhaus waren auch zahlreiche Familien mit vielen Kindern. Der niedliche Titel "Keinohrhasen" und die Ausschnitte, die kürzlich bei einer Familien-TV-Sendung anlässlich des Werbebesuches von Herrn Til Schweiger zu sehen waren, ließen einen vergnüglichen Film, eine nette Romanze erwarten.

Was wir zu sehen bekamen, war geschmacklos. Ich bin sicher nicht prüde, meine auch nicht, dass eine Liebesgeschichte ohne Sex auskommen muss, aber in diesem Film hat der Darsteller und Regisseur Til Schweiger sehr bewusst Kinder im Publikum der ordinärsten Pornoographie ausgesetzt und seine Kinderschauspieler als Lockmittel für einen üblen Pornofilm missbraucht. Und das ganze garniert mit einer Gossensprache, die vielleicht im deutschen Film zu Hause sein mag. Wenn das so sein sollte, dann bin ich im Nachhinein froh, deutsche Filme seit Jahren weitgehend gemieden zu haben, von hervorragenden Werken wie beispielsweise "Das Leben der Anderen" einmal angesehen.
  • Ficken, gefickt, fick dich, Fotze, Möse, Schwanz, Arschloch... der normale Umgangston in Deutschland?
  • Sex mit täglich wechselnden Frauen, die ausprobiert und dann verworfen werden... der normale Alltag eines Journalisten in Deutschland?
  • Gespräche, in denen die verschienenen Möglichkeiten beim Oralsex erörtert werden, nachdem vorher ausführlich zu sehen war, wie das vor sich geht... das normale Unterhaltungsprogramm für Kinder ab sechs Jahren in Deutschland?
Sorry, aber da fehlt mir jegliches Verständnis für die Altersfreigabe dieses Films. Und für die Werbung, die das Machwerk in Familiensendungen wie der von Herrn Gottschalk erfahren hat. Und, vor allem, hätte ich von Til Schweiger einen solchen Müll nicht erwartet, engegiert er sich doch öffentlich für Dunkelziffer e.V.:
Dunkelziffer e.V. engagiert sich gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern und Kinderpornographie. Der Verein möchte das Thema in die Öffentlichkeit tragen und enttabuisieren sowie Opfern rechtlich und psychologisch zur Seite stehen. Seit 1993 bietet Dunkelziffer e.V. Opfern präventive und therapeutische Hilfe.
Aber Engagement für eine gute Sache heißt halt nicht, dass jemand Geschmack, Anstand oder auch nur einen Hauch von kulturellem Anspruch haben muss.

Man kann solche Filme drehen und auf den Markt bringen, von mir aus, aber doch bitte mit dem deutlichen Hinweis: Hier erwartet Sie eine gschmacklose Abfolge von Sexszenen, vulgärem Wortschatz, unglaubwürdigen Dialogen und jede Menge nackte Körper, Streit und lächerlichen Drehbuchfehlern, garniert mit ein paar wenigen komischen Szenen und zusammengehalten durch eine dürftig konstruierte unglaubhafte Geschichte. Geeignet für geschmacklose Menschen ab 18 Jahren.

Wer also in den nächsten Tagen oder später mitels DVD eine romantische Komödie sehen möchte, ist gut beraten, diesen Film nicht in Erwägung zu ziehen.

Montag, 31. Dezember 2007

Im Moor verirrt

Statt eines Jahresrückblickes gibt es am letzten Tag des Jahres 2007 etwas Erzähltes für meine Leser. Erzählungen verfassen ist immer noch das (und wird es wohl bleiben), was mir am meisten liegt, wenngleich mich die Sachtexte keineswegs quälen.
Ich habe kürzlich mal ein paar Texte aus meiner Sammlung "work in progress" (ein Euphemismus für "unfinished and almost forgotten") angeschaut, und dabei so einiges gefunden, was ich vielleicht doch wieder aufnehmen und fortführen möchte. Zum Beispiel ein Manuskript, das die Fortsetzung meines vor nunmehr 10 Jahren erschienenen Romans Es gibt kein Unmöglich! darstellen könnte. Es erzählt die Geschichte des Johannes Matthäus alias John Matthews weiter, zum Teil mit Rückblenden in die Kindheit, wie dieses Kapitel:
Kapitel 16

And I asked this God a question and by way of firm reply
He said: I’m not the kind you have to wind up on Sundays.
Jethro Tull

Als Johannes elf Jahre alt war, hatte er sich an einem Herbsttag im Moor verirrt. Es war kein riesiger Sumpf, aus dem es kein Entkommen gegeben hätte, aber für einen Elfjährigen, der allein und orientierungslos die Dämmerung hereinbrechen sieht, war das Benninger Ried, wie das Gebiet hieß, auf jeden Fall groß genug, um in Panik zu geraten.

Er hatte den Nachmittag damit verbracht, für den Biologieunterricht verschiedene Pflanzen zu sammeln, die typisch für ein Feuchtbiotop waren. Bei einigen war er nicht sicher, aber er legte sie trotzdem zwischen die Blätter des dicken Buches, in dem er die Gewächse preßte.

Sein Fahrrad stand an einen Baum gelehnt in der Nähe der Landstraße, die den nahen Ort Benningen mit seinem Wohnort Memmingerberg verband. Wenn auf dieser Straße Verkehr herrschte, dann hauptsächlich landwirtschaftlicher. Gegen Abend wurden die Fahrzeuge auf der Straße immer seltener.

Johannes war tiefer und tiefer in das Ried hineingegangen, die Gummistiefel sanken gelegentlich bis zum oberen Rand ein, so daß seine Füße und Hosenbeine bereits naß waren. Für einen unternehmungslustigen Jungen ist so etwas jedoch kein Grund, womöglich vorzeitig nach Hause zu gehen. Johannes war fasziniert von der Vielfalt, die die Natur hier offenbarte, wenn man sich nur die Mühe machte, geduldig hinzuschauen. Er entdeckte die verschiedensten Tiere, vom schlängelnden nackten Wurm im brackigen Wasser bis zum buntgefiederten Vogel, der mißtrauisch von einer Weide herabäugte.

Als Johannes mit einem Blick auf die Uhr feststellte, daß er bereits vor über zwei Stunden zu Hause zum Abendessen erwartet worden war, erschrak er. Seine Mutter konnte sehr streng sein und verprügelte ihre Söhne bei gegebenem Anlaß mit einem hölzernen Stock, der zu eben diesem Zweck in der Küche aufbewahrt wurde. Eine solche Verspätung konnte durchaus ein Anlaß sein. Also drehte Johannes sich um und begann, zügig durch das Moor zu waten, in die Richtung, in der er sein Fahrrad vermutete.

Daß er tiefer in den Sumpf steuerte, anstatt zum Rand zu gehen, bemerkte er nach einigen Minuten. Daß es dunkel wurde und auch noch leichte Nebelschwaden über der Feuchte entstanden, sah er im gleichen Moment. Er wurde nervös, machte einen Schwenk nach links, stiefelte eine Weile weiter, sah sich erfolglos nach irgend welchen markanten Punkten um, die ihm verraten konnten, wo die Straße lag, wechselte wieder die Richtung und geriet dann in Panik wie eine Küchenschabe, wenn das Licht angeht und sie zu weit vom Schlupfwinkel entfernt ist.

Er irrte kopflos herum. Die Dunkelheit siegte über die bleiche Abendsonne. Der Nebel wurde dichter. Geräusche aus dem Moor narrten ihn. Er lauschte immer wieder auf das Brummen eines Motors, um wenigstens ungefähr die Straße anpeilen zu können, aber auch das war vergebens.

Sei vernünftig. Hör auf, wie verrückt herumzurennen. Bleib stehen und denke nach! befahl er sich selbst.

Nachdenken? Worüber?

Wie du hier rauskommst, du Idiot!

Johannes blieb stehen und schloß einen Moment die Augen. Er versuchte, sich an irgend etwas zu erinnern, was in dieser Situation helfen konnte. Ihm fielen die vielen Geschichten von Karl May ein, die er gelesen hatte. Die Helden dort konnten in der größten Scheiße stecken, sie kamen immer heraus.

Na ja, gut, abgesehen von Winnetou mit der Kugel in der Brust.

Logik und Karl May. Zwei Dinge, die ihm tatsächlich halfen.

Es ist logisch, daß man aus einem Moor herauskommt, wenn man immer genau geradeaus geht. Ob man bei der Straße heraus kommt, ist nicht sicher, aber das erste Problem, der Sumpf, wäre damit immerhin überwunden. Wie aber kann man geradeaus gehen, ohne unmerklich einen Bogen zu machen? Da half Karl May. Irgendwo hatte Johannes gelesen, daß sich Old Shatterhand an der bemoosten Seite der Baumrinde orientierte. Wenn er Glück hatte, fand er hier im Moor ein ähnliches Anhaltszeichen, Bäume jedenfalls gab es nicht.

Hätte er eine Taschenlampe gehabt, wäre es leichter gewesen. Aber man nimmt keine Taschenlampe mit, wenn man vor hat, um 18 Uhr zum Abendessen zu Hause zu sein. Er hielt einen angefeuchteten Finger in die Höhe, um festzustellen, ob es vielleicht einen kleinen Luftzug gab. Tatsächlich war ihm, als verspürte er einen leichten Hauch, Wind wäre übertrieben gewesen, von links.

Er ging zwanzig Schritte geradeaus und machte die nächste Fingerprobe. Damit er ganz sicher war, hielt er den Arm gerade nach oben ausgestreckt. Er spürte den kalten Hauch. So ging er weiter, jeweils zehn oder zwanzig Schritte, anhalten, Fingerprobe, Wind von links, weitergehen. Johannes war sich keinesfalls sicher, ob das ihn tatsächlich geradeaus führte, aber ihm fiel keine Alternative ein. Als er den linken Stiefel verlor, weil der sich so festgesaugt hatte, daß Johannes ihn nicht aus dem Sumpf ziehen konnte, wollte die Panik auf der Stelle wieder die Regie übernehmen.

Ich werde hier versinken und in etwa zwanzig Jahren findet jemand mein Skelett.

Er lachte laut. Das war ein guter Anfang für eine Geschichte. Er mußte sich das zu Hause gleich aufschreiben. Solche Einfälle waren Gold wert.

Er stapfte weiter, links barfuß, rechts mit Stiefel. Daran, worauf er mit seinem bloßen Fuß trat, mochte er nicht weiter denken. Gewürm, womöglich scharfkantige Wurzeln, Schlangen sogar - hier gab es neben den harmlosen Blindschleichen zumindest Kreuzottern, das wußte er aus dem Biologieunterricht. Aber selbst das war immer noch besser, als stehenzubleiben und auf irgend jemanden oder irgend etwas zu warten.

Schließlich hatte trockenen Boden unter den Füßen. Er beschloß, weiter geradeaus zu gehen, und dann, sobald er an einen Weidezaun kam, diesem zu folgen. Die Wiesen hier waren alle eingezäunt, weil die Bauern ihr Vieh dort weiden ließen.

Gegen Mitternacht kam Johannes zu Hause an. Er hatte nach einer langen Wanderung die Straße und sein Fahrrad gefunden. Er war dreckig, naß und todmüde. Und er hatte Angst vor seiner Mutter.

Als sie ihm die Türe öffnete, gab es statt der Prügel jedoch eine Umarmung, die nicht enden wollte. Sie schluchzte, wiederholte immer wieder „Oh mein Gott, danke! Wo warst Du? Mein Gott, vielen Dank! Wo bist du bloß gewesen...“ und wollte ihren Sohn nicht loslassen.

Meint sie jetzt Gott mit ihrem „wo warst Du?“ oder mich? überlegte er. Vermutlich mich. Also gut - tolle Geschichte oder Wahrheit?

Johannes entschloß sich, die Wahrheit zu erzählen, wenn die auch weniger abenteuerlich war als eine tolle Geschichte, die er sich genauso schnell hätte ausdenken können, wie er sie erzählte. Im Geschichten erfinden und erzählen konnte ihn kaum jemand schlagen. Andere verstrickten sich dabei in Widersprüchen, mußten an entscheidenden Stellen kurz nachdenken - und schon war man ihnen auf die Schliche gekommen. Johannes passierte das nicht.

So, das wars auch schon mit dem 16ten Kapitel. Vielleicht schreibe ich das Manuskript ja im Jahr 2008 weiter, mal sehen. Auf jenem Blog, der ausschließlich Artikeln und Texten gewidmet ist, gibt es übrigens eine weitere Erzählung aus der gleichen Schatztruhe auf meiner Festplatte, einen mörderischen ungeschriebenen Aufsatz.

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich einen Jahreswechsel, der genau so ausfällt, wie es den jeweiligen Vorstellungen entspricht und dann ein ausgesprochen frohes und erfolgreiches Jahr 2008.

Sonntag, 30. Dezember 2007

Repräsentatives in Hülle und Fülle

Ich hatte es bereits geahnt, als ich diese Umfrage startete. Meine Leser, zumindest diejenigen, die auf Umfragen klicken, sind grundehrliche und im Leben gefestigte Menschen. Anders ist nicht zu erklären, warum 50 Prozent geklickt haben, dass sie nie und nimmer klicken würden. 22 Prozent der Leserschaft wurde blümerant zumute, während 27 Prozent sich offenbar ausserordentlich freuten, da sie ja stets und immer, mit ausgesprochener Begeisterung auf jedwede Umfrage zu klicken pflegen. Ich hoffe, dass die Blümeranz nachlässt, denn meist ist ja eine Umfrage sichtbar...

Selbstverständlich habe ich, der Leserschaft zuliebe, als ich keine Umfrageidee hatte, trotzdem eine Umfrage gestartet und 43 Prozent gaben mir recht. Bedenklich ist, dass 39 Prozent meinten, ich solle mich was schämen; ist das nicht so etwas wie die Diskriminierung einer Minderheit? Oder bilden Menschen ohne Umfrageideen die Mehrheit in diesem unserem Lande? Nun gut, sei es wie es sein mag, immerhin haben mich ja auch noch 17 Prozent angespornt, mir was auszudenken. Mir fiel was bezüglich der kalendarischen Gegebenheiten ein.

Rechtzeitig vor Weihnachten fragte ich, was man dieses Jahr damit tun sollte, mit dem Fest. 45 Prozent der Leserschaft sind offenbar in ungebremster Feierlaune gewesen, während 31 Prozent sich wohl mit der Verlegung auf den 30. Februar etwas Zeit zum Nachdenken verschaffen wollten. 22 Prozent waren sich bereits sicher: Ausfallen lassen. Nun hat sich, trotz der repräsentativen Umfrage, weder Politik, noch Wirtschaft oder Kirche daran gehalten, dass immerhin 53 Prozent der Leser zumindest am 25 und 26. Dezember kein Weihnachten wollten - es fand dennoch statt.

Dass Kommentare für Blogs notwendig sind, bestätigten satte 92 Prozent der verehrten Leserschar, ich hatte auch nicht die Absicht, Kommentare womöglich nicht mehr zuzulassen. Den 8 Prozent der Klickenden, die Kommentare für überflüssig hielten, hätte ich gerne die Zusatzfrage gestellt, ob nicht gar Blogs überflüssig seien - na ja, vielleicht ein andermal. Kommt Zeit, kommt Umfrage, sagt bekanntlich der Volksmund.

Merkwürdig: 0 Prozent, in Worten Null Prozent, sehen einen Zusammenhang zwischen all den Weihnachtskerzen und dem Anstieg der Erdtemperatur, wiewohl doch zumindest die Weihnachtsgegner diesen Verdacht hegen könnten. Immerhin freuen sich ja wohl die meisten Leser über kuscheligeres Klima und vermissen den guten alten Winter mit all dem Schneematsch, Dreck an den Stiefeln und auf den Kotflügeln, rotgefrorenen triefenden Nasen, der Unmöglichkeit von Grillnachmittagen, klammen Fingern und all den anderen Unbillen nicht. Denen, die immer noch frieren, gilt dieser Rat: Das ganze Jahr viele viele Weihnachtskerzen anzünden, besonders am 30. Februar.

P.S.: Du findest das alles etwas - nun ja - sinnlos? Dann schau mal hier: YIP MINIMAL

Samstag, 29. Dezember 2007

Erbaulichkeiten

Eine Weihnachtsnachlese.

Klare, duraus auch zornige Worte zum Sieg des Kommerz über Christus in der amerikanischen Gesellschaft fand der CNN Jounrnalist Roland S. Martin:
Because of all the politically correct idiots, we are being encouraged to stop saying "Merry Christmas" for the more palatable "Happy Holidays." What the heck are "Seasons Greetings"? Can someone tell me what season we are greeting folks about? A Christmas tree? Oh, no! It's now a holiday tree. Any Christmas song that even remotely mentions Christ or has a religious undertone is being axed for being overtly religious.
Mehr von Roland S. Martin hier: CNN Commentary: You can't take Christ out of Christmas

Lars Broder Keil, Redakteur bei der WELT, gelang zu Weihnachten das von Roland S. Martin Gegeißelte: Ein Artikel, der zwar im ersten Satz behauptet, vom Weihnachtsfest und Heiligabend zu handeln, aber dann geht es um die Tanne, Goethe und Schiller, Mehdorn und Schell:

Einen Sündenfall anderer Art bescherte uns zu Weihnachten ein weiteres Menschenpaar: Es geht um die Bahn. Kindern, die sich so bockig verhalten wie die Tarifparteien, würde man mit einer Rute zur Bescherung drohen. Wie heißt es so schön in einem Weihnachtslied? „Süßer die Glocken nie klingen.“ Bei den älteren Herrschaften Mehdorn und Schell sind es eher die Schellen, die Narrenschellen. Liebe Leute, möchte man rufen: Habt Ihr denn noch alle Nadeln an der Tanne!

Hier der komplete Text: Mythos Tanne - Ein Weihnachtskommentar

Es funktioniert hierzulande wie dortzulande: Eine unbiblische Feier, die man über Jahrhunderte zum "christlichen Hochfest" beschworen und stilisiert hat, kann man nun feiern, ohne Christus zu nennen oder zu kennen.

Ist das nicht erbaulich, ist das nicht prima? Es bedeutet immerhin die Chance, dass die fromme Alibifunktion wegfällt, mit der sich mancher selbst in die Irre führt: "Ich war ja Weihnachten in der Kirche. Ich bin Christ."

Und, lieber Leser, mal ehrlich: Die Weihnachtsandachten / Christvespern / Heiligabendgottesdienste... - wird da denen das Evangelium gebracht, die Jesus nicht kennen? Das dürfte doch wohl die absolute Ausnahme sein. Solche Feiern sind nichts anderes als ein Faktor im Wohfühl-Kuschelclub-Frommsein, bei dem die böse Welt lieber draußen bleiben soll.

Dann doch lieber ein ehrliches, ohne christliches Mäntelchen gefeiertes Familienfest und Christus statt dessen an jedem Tag des Jahres nachfolgen und bezeugen. Das wäre ein möglicher guter Vorsatz für 2008...

Freitag, 28. Dezember 2007

Geschenke umtauschen....

Gestern berichtete die Berliner Abendschau (ein regionales TV-Programm) über die Umtauschwelle am ersten Geschäftstag nach Weihnachten. Falls meine Leser auch was Unbrauchbares zu liegen haben, empfehle ich das Unbrauchbare gegen dieses wunderbare, lehrreiche und emergente Geschenk zu tauschen:


P.S.: Gefunden bei Sacred Sandwich. Warum gibt es eigentlich keine deutschen Satireseiten wie diese? Oder kenne ich die bloß nicht?
P.P.S.: Angestiftet zum Besuch bei Sacred Sanwich wurde ich vom Storch, der hat da nämlich Zombies entdeckt...
P.P.P.S.: Don Ralfo spricht heute auf seinem Blog ein wahres Wort gelassen aus.
P.P.P.P.S.: Warum sollte ich mir bei der Fülle, die sich von P.S. bis P.P.P.S. auftut, heute selbst was ausdenken?

Donnerstag, 27. Dezember 2007

Prophetie auf Bestellung?

Bestellung 1: Einige liebe Mitchristen haben mich gefragt, ob ich den »Shepherd's Rod« auch für 2008 übersetzt hätte. Nein, habe ich nicht. Inhaltlich war nichts dabei, was uns als Europäer speziell ansprechen würde, und für die Erkenntnis, dass der Mensch gut beraten ist, die Bibel zu lesen und sich des Evangeliums nicht zu schämen, bedarf es keiner »Prophetie«. Der Shepherd's Rod 2008 - das ist mein persönlicher Eindruck nach der Lektüre - ist aus der Not geschrieben, dem Erwartungsdruck des Publikums entgegen zu kommen und den Wahlkampf für die »richtigen« Kandidaten in den USA einzuläuten.

Bestellung 2: Es gibt einige »Prophetinnen« und »Propheten«, die regelmäßig nach Berlin kommen und dann in der Gemeinde, die wir besuchen, predigen. Anschließend »dienen sie prophetisch«, das heißt, sie picken sich aus der Besucherschar diesen und jene heraus und sagen öffentlich etwas über die Person, was vom Heiligen Geist inspiriert sein soll. Ich will nicht ausschließen, dass es gelegentlich auch tatsächlich so ist, aber vieles, was ich da über die Jahre gehört habe, ist Unsinn gewesen. Auch einige »allgemeine« Prophetien für die Gemeinde haben sich als Schall und Rauch erwiesen.

Bestellung 3: Ich bekam kürzlich eine Einladung:
“Releasing The Spirit of Prophesy”
Smiths Station, Alabama
Speakers: Pastor Steven Shelley, Randy DeMain & Paul Keith Davis
New Hope Revival Ministries, Pastor Steven L. Shelley
Ich fahre nicht nach Alabama und frage mich: Seit wann bestimmt der Veranstalter einer Konferenz, ob und wann der »Geist der Prophetie« (Offenbarung 19, 9-10) freigegeben und ausgegossen wird? Und warum ausgerechnet vom 6. bis 9. Februar in Alabama?

Das sind nur drei Beispiele für Prophetie auf Bestellung, bei denen ich das Fragezeichen hinter den geistlichen Begriff setze. Es gibt viele weitere Beispiele, wo auch namhafte Propheten und Prophetinnen ganz gehörig daneben lagen und liegen. Es ist zulässig, dass ein Prophet sich irrt, das ist ganz normal (1. Korinther 14, 29).*
Ich habe nichts dagegen, wenn Menschen positive Erwartungen haben. Ich habe auch nichts gegen Prophetie, gerne darf sie in einem Stadion zu Gehör gebracht werden. Aber ich dachte immer, dass Gott seinen Geist ausgießt, wann und wo er will.

Es wäre schön, wenn Propheten vermehrt darauf hinweisen würden, dass sie sich geirrt haben und wieder irren können. Viele, gerade im Glauben noch junge Christen nehmen nämlich jedes Wort aus gewissem Mund als Wort Gotes entgegen und werfen dann später den kompletten Glauben weg, wenn sich eine »Prophetie« als gewaltiger Humbug entpuppt.

*(Mehr darüber habe ich in der Serie Die Tage sind gezählt geschrieben, vor allem im Kapitel Weissage, was nicht eintrifft!)

Dienstag, 25. Dezember 2007

Kottan und Pinguin

Während Haso sich wegen des Tuxes auf den Frühling freut, genieße ich schon mal die ersten acht Folgen der wohl skurrilsten und anarchistischsten Krimi-Satire, die es gibt...


Mich deucht, die beste aller Ehefrauen hat sowohl bei Haso als auch bei mir den Nagel auf den Kopf getroffen. Womit nicht gesagt sein soll, dass Haso und ich uns eine Ehefrau teilen würden.

Montag, 24. Dezember 2007

Begriffsverwirrungen

Gestern war heute noch morgen.

Mein Enkel Niclas (genau, der auf dem Foto mit dem schwebenden Kind im Hintergrund) klärte mich gestern abend auf: "Morgen ist Weihnachten." Ich widersprach und erläuterte, dass zuerst Heiligabend käme, Weihnachten sei dann der Tag danach.

Begriffsverwirrungen überall: Jemand bittet um Nutella, obwohl auf dem Tisch lediglich Nuss-Nougat-Creme eines anderen Herstellers steht. "Reichst Du mir mal die Selters?" hörte ich gelegentlich und muss dann bedauernd verneinen, weil zwar Mineralwasser, aber eben nur aus anderer Quelle vorhanden ist. "Der Soundso hat sich einen Jeep gekauft", erzählte neulich ein Kollegin. Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass es keineswegs ein Jeep war, sondern ein Geländefahrzeug aus japanischer Herstellung. Unlängst hörte ich im Kaufhaus eine Mutter ihrem etwa vierjährigen Kind sagen: "Schau mal, ein Knut." Zu sehen war ein Eisbär unbekannter Namensgebung, der für Winterkleidung werben sollte. Vermutlich erklärt diese Frau auch jeden Hund zum Wauwau...

Mancher hält mich für pingelig oder noch schlimmeres, wenn ich solche sprachlichen Fehlgriffe nicht unkommentiert durchgehehn lasse. Aber andererseits erinnern wir uns beim Christfest eben an Christus, und nicht an Sankt Nikolaus, Santa Claus oder irgendwelche kitschigen pausbäckigen dürftig bekleideten geflügelten Kleinkindfiguren, die man als Engel zu bezeichnen sich nicht scheut. Ein Engel, mit Verlaub, hat nichts mit diesen am Tannenzweig baumelnden Gestalten gemein. Und das scheint vielen Zeitgenossen schon unbekannt zu sein.

Meinen Lesern wünsche ich jedenfalls heute, da ja Weihnachten Heiligabend ist, von Herzen ein frohes und friedliches Weihnachtsfest, bei dem die Erinnerung an den menschgewordenen Gottessohn nicht völlig im Geschenke- und Familientrubel untergeht.

Und morgen ist ja dann wirklich Weihnachten. Denn morgen ist heute schon gestern.

Sonntag, 23. Dezember 2007

A message from Stephen...

Wer auf meinem Blog die Mich-interessiert...-Liste beachtet, findet eine bunte Sammlung von Links, einer davon führt zur eher unspektakulären Webseite von Herrn King, dem ich unzählige Stunden unterhaltsamer, spannender und oft genug humorvoller Lektüre verdanke.

Herr King grüßt in diesen Tagen, wie so viele, zum Ausklang des Jahres:
I had a great year and, as always, it starts with the people who read the books and have been so kind to me over the last 30 or so years that I have been making up stories. It was especially nice to hear from you this year because I turned 60 and finally had to kill my teddy bear. Just joking about the teddy bear, but it's a little traumatic and you guys helped to ease the pain. I hope you will all have a happy holiday season whether you celebrate Christmas, Hanukah, Kwanza, or simply the imminent coming of Great Cthulhu. I hope that all of us will have a happy new year, that you will enjoy Duma Key, and that you vote for all the right candidates in November! Be well and be good to one another.
Gewiss feiere ich nicht das bevorstehende Kommen eines großen Cthulhu, bin auch kein Afro-Amerikaner, zu dem Kwanza passen würde und meines Wissens ohne jüdische Herkunft, also feiere ich nicht Hanukah. Sondern ich erinnere mich an das Kommen Christi, feiere folglich Christmas.
Und freue mich auf Duma Key, das leider erst am 22. Januar 2008 erhältlich sein wird.

Stephen hat also endlich seinen Teddy umgebracht. (Just joking? Yeah right!) Nun gut, anlässlich des 60sten ist das ja verzeihlich. Was mache ich, wenn ich in ein paar Jahren 60 werde? Einen Teddy besitze ich nicht mehr... - hat irgend jemand eine Idee?

Übrigens: Mir geht's wie Stephen:
I have the heart of a little boy. And I keep it in a jar beside my bed.

Samstag, 22. Dezember 2007

Hoffentlich ansteckend...

Das Medienmagazin "pro" berichtet:
"In Deutschland grassiert im Jahre des Herrn 2007 das Bibelfieber", heißt es im "Stern" Nr. 52. "Immer neue Sonderausgaben der Heiligen Schrift kommen auf den Markt, die Bibel gibt´s als dramatisierte Lesung mit Orchester, als Hörbuch, vertont als 'Musikbibel' und in weiteren Spezialvarianten."

...

Heute kann das Neue Testament auf zehn CDs als Hörbuch oder die Luther-Bibel im MP3-Format gehört werden. "Gottes Wort ist überall, wo es ein Abspielgerät gibt", heißt es im "Stern". Das gilt auch für das "Psalmenprojekt", bei dem Prominente wie Nina Ruge oder Xavier Naidoo ihre Lieblingspsalmen lesen, untermalt mit stimmungsvoller Musik. "Chillen mit dem Alten Testament" nenne das die zuständige PR-Agentur. Auch der bekannte Berliner Schauspieler Ben Becker begeistert derzeit mit einer Bühnenshow, bei der er, von Orchester und Band begleitet, das "Beste der Bibel" präsentiert.

In den vergangenen Jahren erschienen zahlreiche Sonderausgaben des Buchs der Bücher: Volksbibel, Immendorff-Bibel, Dürer-Holzbibel, Benedikt-Bibel, Goldbibel, Volxbibel, Musikbibel und eine Comic-Bibel namens "Whoosh". Insgesamt verkauften sich 500.000 Exemplare dieser Versionen. "Selbst das schnöde gedruckte Wort wird wieder feilgeboten, als wäre es eben erst erfunden worden", so der "Stern"
Bleibt zu hoffen, dass dieses heilsame Fieber ansteckend ist und dann die Bibel nicht nur gekauft, sondern auch gehört und gelesen wird.