Freitag, 25. Januar 2008

Die Geschäftsleitung...

...meines Arbeitgebers hat heute daran erinnert, dass auch diejenigen, die wie ich wegen ihrer Arbeitszeiten nicht die Bürgerämter aufsuchen können, eine Chance haben, ihre Stimme für den Erhalt des Tempelhofer Flughafens abzugeben:


Liebe Mitarbeiterinnen,
liebe Mitarbeiter,

die geplante Schließung des Flughafens Tempelhof bedeutet nicht nur für Privatpersonen eine Einschränkung ihrer Mobilität, sondern sie wird auch die Wirtschaft der Stadt deutlich belasten. Die PUK-Gruppe nutzt Tempelhof sowohl für bestimmte (preisgünstige) Flugverbindungen in andere deutsche oder auch europäische Städte als auch im Rahmen des Luftfrachtverkehrs. Die Schließung des Flughafens würde diese Nutzungsmöglichkeiten durch uns oder unsere Tochtergesellschaften endgültig und unwiederbringlich beenden, mindestens jedoch durch Verlagerung auf andere Flughäfen erheblich verteuern und damit zu vermeidbaren zusätzlichen Kosten führen.

Wir bitten Sie daher, soweit Sie als Berlinerinnen oder Berliner stimmberechtigt sind, die Unterschriftensammlung zur Durchführung eines Volksbegehrens zu unterstützen. Da die Bürgerämter aufgrund ihrer beschränkten Öffnungszeiten für uns alle nur schwer erreichbar sind, empfehlen wir die Nutzung des Briefwahlverfahrens. Sie können den Antrag im Internet unter www.wahlen-berlin.de direkt ausfüllen und absenden. Sie erhalten dann per Post Ihre Unterlagen, die Sie unterzeichnet an das Bürgeramt zurücksenden müssen.

Für Ihre Unterstützung wären wir Ihnen sehr dankbar.

Dr. Ulrich Schühle / Dr. Stefan Romberg

Meine Unterlagen sind angefordert. Allen Berlinern unter meinen Lesern gilt meine Bitte, sich ebenfalls zu beteiligen. Denn so, Herr Wowereit, geht es ja nun wirklich nicht.

Geek = Bezeichnung für eine Person, die sich durch großes Interesse an wissenschaftlichen oder fiktiven Themen auszeichnet

57% Geek

Donnerstag, 24. Januar 2008

Denken dürfen

Die beste aller Ehefrauen meinte kürzlich, ich könne ja ruhig mal die Bücher auf den Markt bringen, die so gut wie fertig sind. Daraufhin habe ich in der virtuellen Schublade gekramt und festgestellt, dass ein paar Monate konzentrierter Arbeit reichen würden, um ein oder zwei Bücher fertig zu stellen.
Beim virtuellen Schubladenstöbern habe ich unter anderem in ein Fragment mit großem Interesse hinein gelesen, das (laut Dateiinfo) am 15. Juni 1995 um 8:21 Uhr letztmalig von mir bearbeitet wurde. Die Geschichte einer 15jährigen, die ihre totgeglaubte Mutter in der U-Bahn vorbeifahren sieht und dann in den nächsten Wochen und Monaten...
Im 5. Kapitel schreibt diese Schülerin, einstweilen heißt sie Sophia, oder Hilde, aber doch eher Sophia, einen Aufsatz:
Sophia schrieb den Titel Dürfen wir denken? und verharrte nur einen Augenblick, dann begann der Text aus ihrer Hand auf das Papier zu fließen.
Sie kennen das Lied von den Gedanken, die frei sind, so daß niemand sie ermessen kann. Eventuell kennen Sie auch Paul Simon’s »Maybe I think too much«? Die Gedanken sind nicht frei genug. Sie sind gefesselt durch unsere Prägung, durch das, was wir ungeprüft als Wahrheit akzeptieren. Wir denken nicht zu viel, lieber Paul Simon, sondern viel zu wenig.
In unserem Biologieunterricht waren wir auf ein sachfremdes Thema gekommen, um am Ende doch bei der Biologie, speziell bei der Evolution, zu landen. Eigentlich begann unsere Diskussion durch eine hingeworfene Bemerkung eines Mitschülers: »Ich habe so viel Arbeit, ich kann nicht noch ein Referat bis übermorgen anfertigen.« Unser Lehrer bezweifelte, daß Markus tatsächlich »arbeitete«. Wir beschlossen, der Sache unverzüglich auf den Grund zu gehen, so kamen wir zum Thema: Die Philosophie der Arbeit
Bevor Sophia fortfuhr, fragte sie sich ernsthaft, ob Philosophie nicht ein zu großes Wort sei. Aber der Begriff war in der Diskussion mehrfach gefallen, und sie beschloß, ihn zu verwenden, da auch Gert Werder daran nicht Anstoß genommen hatte.
Die Frage, die Sie berechtigterweise zunächst stellen, ist: »Wozu brauchen wir eine Philosophie der Arbeit?« Die Antwort, die Sie von mir erhalten, ist ein wenig länger, als die Frage. Die Entwicklung meiner Gedanken, die Sie hier mitverfolgen können, birgt die Beantwortung des »wozu« in sich.
Ich fordere Sie heraus, sich durchaus kritisch mit den Vorstellungen, die Ihnen hier begegnen werden, auseinanderzusetzen. Dies ist nicht die absolute Wahrheit (gibt es die?), sondern ein Modell, das darauf wartet, ausgestaltet und mit Leben erfüllt zu werden. Dem Modell darf und soll widersprochen werden, Sie können es ergänzen, gar verwerfen und verreißen, wenn Sie meinen. Solange Sie sich damit auseinandersetzen, werden Sie meiner Meinung nach auch Gewinn für sich persönlich, für Ihre Zukunft, und auch (wie vermessen!) für die ganze Gesellschaft haben. Denn automatisch befassen Sie sich mit Ihrer eigenen Situation und Ihrer möglichen weiteren Entwicklung.
Möglicherweise werden Sie Ihr Leben ein wenig ändern. Erwarten Sie jedoch keine Rezepte nach dem Verständnis einer ärztlichen Verordnung. »Drei Mal täglich zwei Seiten und Ihr Leben blüht.« Das geht nicht gut, und wer immer Ihnen so etwas verspricht (ja, es gibt viele, die das tun), wird von mir wegen fehlender Seriosität öffentlich und hier gescholten.
Erwarten Sie des weiteren bitte keine Wissenschaft. Dazu sind andere berufen, ich bin kein Wissenschaftler. Ich bin einfach jemand, der sich fragt, ob wir uns damit zufriedengeben müssen, was wir vorfinden, oder ob wir nicht eine Verantwortung haben, im Rahmen unserer Möglichkeiten tätig zu werden. Ich bin eine 15jährige Schülerin, die nicht bereit ist, das, was man ihr vorsetzt, ungefragt als Wahrheit zu akzeptieren.
Erwarten Sie zum dritten auf keinen Fall eine neue politische Richtung oder gar die »Sekte der Religion der Arbeit«. Ich werde politische und religiöse Themen ansprechen, aber wie Sie sehen werden, bleibt es Ihre ganz private Entscheidung, was Sie glauben und vertreten wollen und was nicht.
Erwarten Sie jedoch, daß Ihre Vorstellungen in Frage gestellt werden. Ich will Sie nicht von etwas überzeugen, sondern ich möchte, daß Sie sich selbst überzeugen, ob entweder Ihr bisheriges Bild von der Arbeit und damit vom Leben richtig war, oder ob es möglicherweise von Ihnen selbst korrigiert werden sollte.
Wer arbeitet? »Was für eine merkwürdige, dämliche Frage«, wird manch einer, je nach Temperament, sagen. Vielleicht etwas vorschnell, werter Zwischenrufer! Oder können Sie aus dem Stehgreif definieren, ob die Ameise dort hinter dem Tannenzapfen arbeitet? Arbeitet der Mönch im Kloster, wenn er die heiligen Schriften seiner Religion studiert? Arbeitet der Beton, der die Autobahnbrücke zum Einsturz bringt? Fragen Sie mal den Arbeiter am Fließband in der stickigen Werkshalle, ob er der Meinung ist, daß der Inhaber des Unternehmens weiß, was Arbeit ist. Und dann fragen Sie eben diesen Unternehmer, ob der seit acht Wochen krankgeschriebene Kraftfahrer, wegen dessen Fehlens zwei Aushilfskräfte eingestellt werden mußten, arbeitet.
Welche Antworten werden Sie wohl erhalten? Ist die junge Frau, die ihr Baby wickelt und zum Kinderarzt trägt, arbeitslos, nur weil sie alle 14 Tage Geld von der entsprechenden Bundesanstalt auf ihrem Bankkonto vorfindet? Wenn der Popstar vor die Kameras tritt, um seinen Grammy abzuholen, dann verdient er in wenigen Minuten einen beachtlichen Haufen Geld - aber ist das wirklich Arbeit, was da entlohnt wird?
Sie sehen schon, ganz so leicht fällt die Antwort auf die »blöde Frage« nicht, wenn wir unseren persönlichen, subjektiven Blickwinkel verlassen, so gut das eben geht.
Adam und Eva schlendern durch den Garten Eden und benennen Tiere. Dabei pflücken sie Bananen (erlaubt!) für das Abendbrot. Wir schauen ihnen über die unbekleideten Schultern und stellen fest, daß bereits vorher eine ganze Menge an Arbeit erledigt worden ist: Die Physik lehrt uns, daß in der Natur keine Ordnung entstehen kann, ohne daß Energie - Arbeit - von außen in das System eingespeist worden ist. Also hat jemand - der Schöpfer dieses Gartens und seiner Bewohner - bereits sein Pensum geleistet. Wenn wir beim Modell der Schöpfung bleiben (wobei Sie natürlich das unbestrittene Recht haben, einer anderen Theorie anzuhängen), dann haben wir jetzt den gefunden, der die erste Arbeit verrichtet hat: Gott.
Macht sich ja ganz schön tiefschürfende Gedanken, die Sophia. Für eine 15jährige recht erstaunlich. Irgendwie mag ich das Mädchen...

Mittwoch, 23. Januar 2008

Dienstag, 22. Januar 2008

Blogstöckchen: Fasten

Haso hat mir ein Stöckchen zugeworfen - nach längerem Stöckchenfasten mache ich gerne mit.
  • 1. Hast Du schon einmal bewusst gefastet?
Ja. Das längste Fasten dauerte 6 Tage (und Nächte) anlässlich einer Fasten- und Gebetswoche mit John Mulinde. Gelegentlich habe ich zwei oder drei Tage gefastet, häufiger einen (24 Stunden). Fasten heißt für mich: Nur Flüssigkeit zu mir nehmen.
Mit dem sogenannten Teilfasten - keine Genussmittel etc. - habe ich keine Erfahrung, weil ich das nicht für Fasten halte.
  • 2. Was ist der Sinn von Fasten Deiner Meinung nach?
Ich halte das Fasten nicht für ein »magisches« Mittel, um irgend etwas geistlich zu erreichen oder zu erzwingen, wohl aber für ein Zeichen meiner Ernsthaftigkeit, mich ganz und gar auf Gott auszurichten und zu konzentrieren. Die Erfahrungen mit dem Fasten zeigen mir, dass Gott solche Ernsthaftigkeit durchaus bemerkt und belohnt.
  • 3. Wirst Du in diesem Jahr in der Fastenzeit fasten?
Nein. Ich halte wenig davon, Fastenzeiten »anzuordnen«, das riecht mir zu sehr nach Islam. Fasten ist eine sehr persönliche Entscheidung, die natürlich (siehe Antwort 1) nicht ausschließt, mit anderen zusammen zu fasten und zu beten.
  • 4. Ist Fasten ein Thema in der Gemeinschaft, in der Du lebst?
Ja. Es gibt immer wieder »Fastentage« im Gemeindekalender, an denen ich mich aber, siehe Antwort 3, selten mit eigenem Fasten beteiligt habe.

So. Ich werfe weiter: Don Ralfo, wie schaut es aus?

Kann man verstehen?

Ich habe diesen kurzen Text mehrmals gelesen und begreife nicht, was der Urheber damit sagen will.

»Das Training hin zu der Entwicklung unserer neuen Person nach stattgehabter Wiedergeburt, und es geht darum zu lernen, dass wir danach neu denken und neu wollen können und sollen, und dass wir unsere übernatürliche Ausstattung wahrnehmen, was uns starke Wachstumsimpulse für die Entwicklung unseres inneren Menschen, des Geistes, vermitteln wird. Wer das verstanden und ergriffen hat, hat eigentlich fast alles. Er weiß«


Vielleicht kann mir jemand von meinen Lesern erklären, was da steht? (Der Text soll zum Kauf eines Buches anregen.)

Montag, 21. Januar 2008

Bill Gates' Seven-Dollar-Haircut

...a guy who just doesn't believe in paying more than seven dollars for a haircut.

Selten hat sich ein Top-Manager so witzig aus seinem Job veranbschiedet wie Bill Gates. Der Vorgang ist ja überhaupt eine Seltenheit, denn wer verlässt schon freiwillig solch eine Position, um sich fortan ganz denen zu widmen, die sich selbst nicht helfen können? Solche Manager sucht man auch mit der Lupe wohl eher vergeblich.

Wahrscheinlich kennt diesen vergnüglichen Abschied ja schon jeder, aber falls es jemand noch nicht gesehen hat: Das ist ein must-see wie er im U-Tube steht. Mit dabei sind Bono, der zu erklären versucht, dass seine Band (U2) bereits voll besetzt ist, Steven Spielberg, der partout keinen Darsteller finden kann, der Bill Gates spielen würde, Hillary Clinton, die im Wahlkampfteam nicht so recht einen Job freizuhaben scheint und viele andere...


Warum die deutsche Journaille übrigens über die neue Aufgabe von Bill und Melinda Gates überwiegend mit ironischen oder gar sarkastischen Untertönen (Gutmensch, Weltverbesserer...) berichten musste, bleibt mir rätselhaft. Darf man in den Augen deutscher Journalisten nicht erfolgreich sein und dann die Früchte des Erfolges den Armen und Ärmsten zuzgute kommen lassen? Ich jedenfalls habe Hochachtung vor Bill und Melinda Gates (und bin ein kleines bisschen stolz, dass wir alle drei (neben Tausenden anderer Menschen allerdings) der gleichen Organisation angehören: ONE).

Sonntag, 20. Januar 2008

80 Seiten lohnende Lektüre

Wann hast du das letzte mal in einer Predigt diese Bortschaft gehört, dass Jesus der Richter der Lebenden und der Toten ist? ... Wenn ich mir den ganzen Berg von stinkender Sünde und Lauheit gerade auch in unseren sogenannten charismatischen Gemeinden betrachte, (und ich habe festgestellt, dass charismatisches Fleisch genauso eklig und dreckig ist wieevangelikales Fleisch) dann habe ich den Eindruck, dass wir Jesus als Richter wieder ganz neu erkennen müssen.

Das schreibt einer, der eine charismatische Freikirche in Hannover gegründet hat und viele Jahre als Prediger, Ältester und Bibellehrer an einer Bibelschule tätig war. Einer, dessen Biographie der meinen häufig ähnelt, wie ich beim Lesen dieses Buches festgestellt habe. Einer, dessen Blog zu den von mir abonnierten RSS Feeds gehört.

Ralf Förthmann alias Don Ralfo plaudert in diesem Buch auf angenehm entspannte Art über allerlei Facetten des Lebens, bei denen die Gabe der Geisterunterscheidung eine Rolle spielen kann. Seine persönlichen Erlebnisse machen die Lektüre interessanter als ein sachlich-theologisches Manuskript sein könnte. Der Leser »begegnet« dem Alltag des Autors und findet sich, so ging es mir zumnindest, häufig darin wieder.

Meine eigene Biographie spiegelte sich zum Beispiel in solchen Zeilen:

Horst, Harald und ich saßen gemütlich beisammen. Wir hatten Gebetsgemeinschaft. In der letzten Zeit passierte das häufiger. Nachdem meine christlichen Freunde alles versucht hatten, mich zum Glauben zu bekehren, und alle ihre Argumente aufgebraucht waren, und ich auf alle ihre Beweise und Erfahrungen mit Gegenbeweisen und Gegenargumenten geantwortet hatte, blieb das immer als ihr letzter Ausweg: Wollen wir nicht zusammen beten? Ich hatte nichts dagegen. Schließlich wollte ich Gott auch immer besser kennen lernen und stärker erfahren. Zwar hatte ich ein völlig anderes Verständnis und Bild von Gott als sie (mein Gottesbild war von Esoterik, indischer Meditation und Okkultismus geprägt), aber das war für mich kein Problem. Wenn sie mit Jesus sprachen, schloß ich einfach meine Augen und meditierte. Ich dachte an das Mantra, das ich von meinem Guru bekommen hatte, und öffnete mein Herz für Gott.

Das habe ich ähnlich auch erlebt, und so waren die 80 Seiten dieses Buches schnell gelesen und die Lektüre hat mir unter anderem deshalb gefallen, weil Ralf Förthmann nichts schildert, was mir gänzlich fremd wäre. Manches Mal schreibt er eine Sicht der Dinge nieder, die ich nicht unbedingt zu meiner mache, aber nie bin ich über etwas gestolpert, was mich »gestört« hätte. Abgesehen von - nun ja, mir ist so etwas eben nicht völlig unwichtig - der »handwerklichen« Qualität des Buches. Aber darüber will ich gerne (angesichts der Tatsache, dass das Buch im Selbstverlag des Autors und zu einem Preis von nur 7,95 Euro erschienen ist) den Mantel der Liebe ausbreiten.

Fazit: Ein lesenswertes kleines Buch, das »geistliche« Fragen mit dem Alltag so anschaulich verknüpft, dass der Leser zahleiche Aha-Erlebnisse haben wird und manches, was die Bibel zum Thema Geister und Geist sagt, womöglich zum ersten Mal versteht.

Freitag, 18. Januar 2008

Pink Floyd - die B-Seiten

Die guten alten Langspielplatten hatten eine A- und eine B-Seite. Das nur zur Erklärung für Zeitgenossen, die lediglich CDs kennen.

Heute habe ich einen Urlaubstag und gehe (unter anderem) in die Sauna. Ob Pink Floyd auch kommt? Mal sehen. Vielleicht kann ich dann die A-Seiten fotografieren?


Pink Floyd von links nach rechts: Atom Heart Mother - Relics - Dark Side Of The Moon - Wish You Were Here - The Wall - Animals.

Ach nee: Sauna ist zu heiß für meine Kamera.

Ach so: Meine Lieblingsalben: Wish You Were Here und The Wall.


Foto gefunden bei Poster de

Donnerstag, 17. Januar 2008

Leuchtturm 118

Ein Psalm kann ein Leuchtturm sein. Es gibt Zeiten, in denen nichts ist, wie es sein sollte. Im Gegenteil. Die Probleme türmen sich auf, von Tag zu Tag mehr. Enttäuschungen kommen dazu, selbst liebe Menschen tragen zum Schwinden jeglicher Hoffnung bei. Die Orientierung geht verloren, das Leben verliert an Sinn... - da kann ein Leuchtturm helfen, Standort und Kurs wieder zu finden.

König David ist jemand, der in seinem Leben schlimme Umstände erleben musste, depressiv war, lebensmüde wurde, und der dennoch - oder gerade aus dieser Erfahrung heraus - an seinem Gott festhielt. Er hat Leuchttürme hinterlassen, eine ganze Menge Psalmen. Die helfen mir, wenn wieder mal kein Land in Sicht ist. Beispielsweise Psalm 118:
Preist den HERRN, denn er ist gut, denn seine Gnade/Güte währt ewig! Es sage Israel: Ja, seine Gnade/Güte währt ewig! Es sage das Haus Aaron: Ja, seine Gnade/Güte währt ewig! Es sagen, die den HERRN fürchten: Ja, seine Gnade/Güte währt ewig! (Das hebräische Wort bedeutet gleichermaßen Gnade und Güte)
Man könnte annehmen, dass der Autor solcher Zeilen ein behütetes Leben in den besten Umständen verbracht haben muss. Aber:

Aus der Bedrängnis rief ich zu Jah. Jah antwortete mir in der Weite (schuf mir Raum).
David hatte Todfeinde. Er musste sich verstecken, mittellos als Flüchtling in fremden Ländern leben, kannte Hunger, Durst, Schmerzen, Trauer, Verrat und Verleumdung. Aber er schrieb weiter:

Der HERR ist für mich, ich werde mich nicht fürchten. Was könnte ein Mensch mir tun? Der HERR ist für mich unter denen, die mir helfen. Ich werde herabsehen auf meine Hasser.
Solche Zuversicht kann nur jemand haben, der unerschütterlich um die Gnade und Güte Gottes weiß, egal, wie die Umstände aussehen. Menschen, denen im Leben nichts Schlechtes widerfahren ist, können sich kaum in solche Situationen hineinversetzen.

Wir neigen wohl alle dazu, uns erst einmal an den Haaren aus dem Sumpf ziehen zu wollen. Ich jedenfalls weiß um meinen Hang zur Selbsthilfe - und ich kenne viele, die ähnlich auf Not reagieren. Wenn beispielsweise die Schulden wachsen, dann leisten wir noch mehr Überstunden, rackern uns mit noch mehr Nebenjobs ab, suchen Hilfe bei Kreditinstituten, bei Freunden...

David gibt eine andere Empfehlung:

Es ist besser, sich bei dem HERRN zu bergen, als sich auf Menschen zu verlassen. Es ist besser, sich bei dem HERRN zu bergen, als sich auf Edle zu verlassen.
Es fällt schwer, das normale Muster zu durchbrechen. Meistens reagieren wir doch so: Es existiert eine Not. Wir nehmen sie zur Kenntnis. Wir bitten Gott um sein Eingreifen. Dann werden wir selbst tätig. Dazu stacheln uns liebe, wohlmeinende Mitmenschen oft noch an: »Tu doch endlich was...«

Aber ist das ein »sich beim Herrn bergen«, wie David es ausdrückt? Der König machte folgende Erfahrung:

Alle Nationen hatten mich umringt. Im Namen des HERRN - ja, ich wehrte sie ab. Sie hatten mich umringt, ja, mich eingeschlossen. Im Namen des HERRN - ja, ich wehrte sie ab. Sie hatten mich umringt wie Bienen. Sie sind erloschen wie Dornenfeuer. Im Namen des HERRN - ja, ich wehrte sie ab. Hart hat man mich gestoßen, um mich zu Fall zu bringen. Aber der HERR hat mir geholfen.
Wie sah die Stärke Davids aus? Waren es Soldaten, Verbündete, Waffen? Keineswegs. Auf solche Hilfe und Stärke vertraute er nicht, denn er war überzeugt von der Gnade und Güte Gottes:

Meine Stärke und mein Gesang ist Jah. Er ist mir zur Rettung geworden.
Die Weigerung, sich selbst zu helfen, führt dazu, dass wir uns auch nicht selbst rühmen können, wenn eine Not gewendet ist. Statt dessen bekommt Gott die Ehre:

Klang von Jubel und Heil ist in den Zelten der Gerechten. Die Rechte des HERRN tut Gewaltiges. Die Rechte des HERRN ist erhoben, die Rechte des HERRN tut Gewaltiges. Ich werde nicht sterben, sondern leben und die Taten Jahs erzählen.
Im nächsten Vers kommt David darauf zurück, dass ihm Schwierigkeiten und Not nicht von vorne herein erspart geblieben sind. Er sagt:

Hart hat mich Jah gezüchtigt, aber dem Tod hat er mich nicht übergeben.
Hier stutzen viele Christen. Straft Gott also doch? Züchtigt er mit Unglück und Not seine Kinder? Ist es doch Gott, der Krankheit, Leid und Not verursacht?
Nein, denn dann würde er sich selbst widersprechen. Allein die Aufforderung Jesu an uns als seine Nachfolger, die Kranken zu heilen, wäre unsinnig, wenn Gott Krankheiten als Erziehungsmaßnahmen anwenden würde.

Gott kann und wird allerdings Sünde nicht gutheißen, schönreden oder tolerieren. Das geht einfach nicht. Der Mensch verlor das Paradies, als die Sünde auftrat. Dass wir sterben müssen ist eine Konsequenz daraus. Das ewige Leben ist wiederum eine Konsequenz des Glaubens.

Gott ist unveränderlich gnädig und gütig. Er ist die Liebe selbst. Er ist daran interessiert, dass seine Kinder durch die Not hindurchkommen und triumphieren. Und hier sind wir gefragt: Ohne unsere Mitwirkung wird sich nichts ändern. Allerdings ist nicht die Selbsthilfe gefragt, sondern die Besinnung auf den, der helfen will und kann. Die Band U2 bringt es in dem Song Vertigo auf den Punkt:

I’m at a place called vertigo. It’s everything I wish I didn’t know ... but your love is teaching me how to kneel.
Wer nicht Gott um Hilfe bittet, sondern menschlichen Hilfsmitteln vertraut, kann und wird den Sieg nicht erleben, den David beschreibt. Wenn David hier also sagt, dass der Herr ihn »hart gezüchtigt« hat, dann kann uns das nicht als Argument gegen die Güte und Gnade Gottes dienen. David hatte gesündigt - einen Mord begangen um einen Ehebruch zu vertuschen - und er erntete die Frucht dieser Saat. Aber er erlebte, dass Gottes Gnade selbst in dieser Situation triumphierte, als er die Sünde bereute und bekannte.

Aus notvollen Situationen dürfen wir nicht schließen, dass Gottes Güte und Gnade Pause machen würden. (Und in den seltensten Fällen hat unsere persönliche Not irgend etwas mit Züchtigung - Folge von Sünde - zu tun.)

David hat klar erkannt, was aus den Schwierigkeiten erwachsen wird, nämlich Lobpreis und Anbetung:

Öffnet mir die Tore der Gerechtigkeit! Ich will durch sie eingehen, Jah will ich preisen. Dies ist das Tor des HERRN. Gerechte ziehen hier ein. Ich will dich preisen, denn du hast mich erhört und bist mir zur Rettung geworden.
Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden. Vom HERRN ist dies geschehen, es ist ein Wunder vor unseren Augen. Dies ist der Tag, den der HERR gemacht hat! Seien wir fröhlich und freuen wir uns in ihm!
Dies ist der Blick in die Zukunft. Denn noch steht David den Problemen gegenüber, und er nimmt sie im nächsten Vers noch einmal zur Kenntnis:

Ach, HERR, hilf doch! Ach, HERR, gib doch Gelingen!
David sieht die Not, in der er im Augenblick noch steckt, aber er bekennt mit seinem Mund bereits den Sieg:

Gesegnet sei, der kommt im Namen des HERRN. Vom Haus des HERRN aus haben wir euch gesegnet. Der HERR ist Gott. Er hat uns Licht gegeben. Bindet das Festopfer mit Stricken bis an die Hörner des Altars! Du bist mein Gott, ich will dich preisen! Mein Gott, ich will dich erheben.
Am Schluss kommt er noch einmal auf die bereits in den ersten Versen mehrfach festgestellte Güte Gottes zurück, an der es trotz der Schwierigkeiten keinen Zweifel geben kann:

Preist den HERRN, denn er ist gut! Ja, seine Gnade währt ewig!