Freitag, 29. Februar 2008

Die Pflanze ist blau!

Wenn ein Blinder über Farbe redet, kann ein Sehender ihn dann überhaupt in der Diskussion überzeugen? Herr A. sagt: »Diese Pflanze ist blau.« Herr B. sagt: »Nein, diese Pflanze ist grün.« Der Moderator wirft ein: »Herr A., was würden Sie denn mit einer Untersuchung machen, die zum Ergebnis käme, es gebe eben doch Hinweise auf die Grünheit der Pflanze?« Herr A. ist sich sicher: »Es wird keine wissenschaftliche Untersuchung geben, die zu diesem Ergebnis kommt.«

Herr Beck behauptet: »Homosexualität ist eine Prägung, die ebenso wenig zu therapieren ist wie die Körpergröße eines Menschen.« Herr Parzany entgegnet: »Selbstverständlich gibt es Fachleute, die die Möglichkeit sehen, dass Menschen ihre homosexuelle Neigung verändern und dass da Hilfe möglich ist.« Der Moderator wirft ein: »Herr Beck, was würden Sie denn mit einer neuen Untersuchung machen, die zum Ergebnis käme, es gebe doch Hinweise auf die Veränderbarkeit von Homosexualität?« Herr Beck ist sich sicher: »Es wird keine wissenschaftliche Untersuchung geben, die zu diesem Ergebnis kommt.«

Es steht Aussage gegen Aussage: Herr Beck ist Christ. Herr Parzany ist Christ. Herr Beck ist homosexuell. Herr Parzany ist heterosexuell. Herr Beck hat das Christival in Bremen scharf angegriffen. Herr Parzany hat es vehement verteidigt. Herr Beck sagt, dass Homosexualität unveränderlich sei. Herr Parzany sagt, dass - den Wunsch des Homosexuellen vorausgesetzt - Änderung möglich wäre.

Wirklich klüger bin ich nach der Lektüre des Gespräches nicht geworden. Ich vermag nicht zu sagen, ob die Pflanze nun blau oder grün ist. Immerhin positiv: Die beiden haben endlich mit einander geredet, anstatt über einander.

Der Schaden ist angerichtet, das Christival hat sich nun mit Absagen von bereits versprochenen Veranstaltungsräumen herumzuplagen. Obwohl das fragliche Seminar nicht mehr angeboten wird.

Das komplette Gespräch der Herren Beck und Parzany kann man hier nachlesen: Von „Lustknaben“ und der Freiheit der Wissenschaft

Tilo hat doch recht!

Der Berliner an und für sich...
...hat mit Hilfe seiner Berlinismen die Fähigkeit entwickelt, Situationen derb-humorig zu kommentieren, ohne schwere Schimpfworte einzusetzen oder gar in lautstarke Diskussionen zu verfallen – ein Umstand, der auf neu Zugezogene oft verwirrend wirkt.
(Quelle: Wikipedia)
Ein Politiker, der das ganz besonders gut beherrscht, ist unser Finanzsenator Tilo Sarrazin. Natürlich verstehen ihn manche zugereisten Jornalisten und Politiker nicht. Eine riesige Aufregung gab es kürzlich wegen eines Scherzes:
Nach Angaben der in Würzburg erscheinenden Zeitung »Main-Post« vom Samstag habe Sarrazin bei einer Veranstaltung in der Landesvertretung von Rheinland-Pfalz in Berlin einen Vergleich mit bayerischen Schülern vorgenommen: »Die können aber mehr ohne Abschluss als unsere in Berlin mit Abschluss.«
Quelle: Die WELT
Ich bin in Bayern zur Schule gegangen. Das ist zwar lange her, aber schon damals fiel mir als zugezogenem Berliner wegen der deutlich höheren Anforderungen die Eingewöhnung nicht leicht. Dazu kam natürlich, dass ich neben Englisch und Latein gleich noch eine weitere Fremdsprache lernen musste, um Lehrer und Schüler zu verstehen: Bayerisch.

»Wann i nimmer megn dat, gangat i hoam.« »Heit gemma net ins Bad, s iss fui z'kolt..« »A so a Seckel, du Hirsch, du damischer, homms dir ins Ghirn eini gschissn?«
Das war für mich, waschechter Berliner Junge im zarten Alter von rund 11 Jahren, nicht wesentlich leichter zu verstehen als »Gallia est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt Belgae, aliam Aquitani, tertiam, qui ipsorum lingua Celtae, nostra Galli appellantur.«

Zurück zum Berliner Finanzminister. Es fehlt in all dem aufgeregten Gejohle und Gebrülle über seine Worte der Beweis, dass Herr Sarrazin mit seinem Scherz nicht die Wahrheit ausgesprochen hätte. Alle lautstarken Kritiker in den letzten Tagen haben - warum wohl? - zur Sache überhaupt nichts gesagt, sondern nur den Senator auf völlig unberlinische Art und Weise verbal verprügelt.

Die Berliner Schulen sind in der Tat auch heute nicht sonderlich lehrreich. Ich bekomme zur Zeit Dutzende von Berwerbungsunterlagen von Abiturienten (!) auf den Tisch, in denen es nur so von Rechtschreib- und Ausdrucksfehlern wimmelt.
  • »Ich Arbeite gerne am Computer...« - da die Arbeit ein Substantiv ist, muss man wohl auch die Verbform groß schreiben?
  • »Im Sommer 2007 habe ich auf der Hermann- Hesse- Gymnasium Mein Abitur gemacht...« Leerzeichen zwischen Bindestrich und Folgewort und natürlich muss man mein groß schreiben, weil es ja nun das persönliche Abitur ist. Ganz abgesehen davon, dass das Gymnasium zu die Gymnasium geworden ist. Der Lateiner in mir würde zur Gymnasia tendieren...
  • »Diese drei Stichwörter gehören zu meinen persönlichen Eigenschaften.« Aha. Ich wusste noch nicht, dass Stichwörter Eigenschaften sein können. Man lernt ja nie aus.
Diese Bewerber haben Abitur. Im Fach Sport haben sie fast alle 13 Punkte erreicht. Sie sind überwiegend Deutsche. Sie wollen Industriekaufleute werden. Man müsste ihnen im Betrieb aber neben dem Fachwissen auch noch grundlegende Sprachkenntnisse in Deutsch vermitteln, bevor sie mit Kunden, Geschäftspartnern und Auftraggebern korrespondieren. Daher wächst der Stapel im Fach »Absagen« täglich ganz erheblich an.

Wer eine Bewerbung für einen Ausbildungsplatz schreibt, sollte sich doch - so meine altmodische Auffassung - mehr Mühe geben als bei der SMS an den Freund. Da ist es doch wohl angebracht, einen möglichst fehlerfreien Text zu schreiben? Und wenn sie, wie fast alle behaupten, sich so gut mit dem Computer auskennen... - warum haben sie dann noch nicht die Rechtschreibkorrektur entdeckt? Oder wollen sie gar nicht ernsthaft einen Ausbildungsplatz, sondern bewerben sich nur, um Absagen zu sammeln? Tatsache ist jedenfalls: Von bisher gelesenen 147 Bewerbungen waren ganze 3 (in Worten: drei) ohne solche Fehler.

Vermutlich hat Herr Sarrazin also nicht ganz Unrecht. Dass jemand ein Berliner Abitur absolviert hat, heißt noch lange nicht, dass er auch sonderlich viel gelernt haben muss.

P.S.: Vielleicht sollten wir die Stellenangebote nur noch in Bayern ausschreiben?
P.P.S.: Bild von nichtlustig.de

Donnerstag, 28. Februar 2008

Wo bleibt das Raucherschutzgesetz?

Raucher werden zunehmend diskriminiert und ausgegrenzt. Sie sind eine bedrohte Minderheit, wie die WELT berichtete:
Deutschlands Raucher werden überschätzt. Zumindest, was ihre Zahl betrifft. So glaubt die mehrheitlich nicht rauchende Bevölkerung, dass fast die Hälfte (46 Prozent) der Deutschen raucht. Der tatsächliche Anteil der Raucher in Deutschland liegt jedoch mit 29 Prozent der Bevölkerung erheblich niedriger.
Quelle: Die WELT
Minderheiten haben es in diesem unserem Lande schon aus Tradition und Prinzip schwer. So auch die Raucher. Man bürdet ihnen beispielsweise eine Tabaksteuer auf, die dem Staat jährlich rund 15 Milliarden Euro beschert, wie die Statistik belegt.

Die Minderheit der Raucher leistet damit einen ganz erheblichen Beitrag zum Anti-Terror-Kampf:
Beispielsweise wurde in den Jahren 2002 und 2003 die Steuer jeweils um 1 Cent pro Zigarette erhöht, um das erste Anti-Terror-Paket zu finanzieren.
Quelle: Wikipedia
Dieser selbstlose Einsatz der 29 Prozent Raucher für das Gemeinwohl der 100 Prozent wird nicht etwa belohnt, sondern die Diskriminierung nimmt ständig zu. Vermutlich wird es, nachdem öffentliche Gebäude und Gaststätten inzwischen zu raucherfreien Zonen geworden sind, demnächst Ghettos Wohngebiete speziell für Raucher geben. Die Raucher müssen, wenn sie ihre Zone verlassen wollen, ein Symbol an der Kleidung tragen, damit sie auch ausserhalb ihrer Stadtviertel zu erkennen und angemessen zu beschimpfen sind. Denkbar sind dann Geschäfte, in deren Fenster ein Schild hängt: »Raucher werden hier nicht bedient« oder »Eintritt nur für Nichtraucher«.

Auch am Arbeitsplatz schreitet die Diskriminierung ungehindert fort. Das Landesarbeitsgericht Schleswig Holstein hat in einem Urteil - 4 TaBV 12/07 - nun auch die bezahlte Raucherpause am Arbeitsplatz vereitelt. In der Urteilsbegründung heißt es unter anderem:
Selbst wenn der Fall denkbar sei, dass ein Raucher nach einer bestimmten Zeitspanne ohne den Genuss einer Zigarette nicht mehr weiterarbeiten können, müsse im Einzelfall eine entsprechende Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorgelegt werden.
Im Klartext: Erst zum Arzt, der stellt fest, dass der Raucher ohne Zigarette nicht weiterarbeiten kann, dann mit dem Attest zurück in die Frima und dieses dem Chef auf den Tisch legen. Dann erst darf (draußen vor der Tür) geraucht werden. Was nicht geklärt wurde, ist die Frage, ob der Arzt die Arbeitsunfähigkeit sozusagend vorausschauend für den ganzen Tag ausstellen darf, oder ob für jede neue Zigarettenpause ein neuer Arztbesuch notwendig ist.

Allerdings ist das sowieso nur begrenzt möglich. Denn das LAG Schleswig-Holstein fügte hinzu:
Der Anspruch auf Entgeltfortzahlung wäre auch in diesem Fall auf die ersten sechs Wochen beschränkt.
Wo also bleibt das Raucherschutzgesetz? Die Minderheit, die unsere Gesellschaft mit 15 Milliarden Euro jährlich vor den Terroristen schützen hilft, bedarf dringend eines Anti-Diskriminierungs-Gesetzes. Welche Partei nimmt sich der Sache an? Die Schwarzen? Die Brauen? Die Grünen? Die Gelb-Blauen? Die Roten? Die ganz roten Roten? Die Grauen? Ach nee, die gibt es ja nicht mehr. Ob die wohl zu viel geraucht haben?

Mittwoch, 27. Februar 2008

Transformatorischer Pinguin

Ich habe mal eben per Google-Bildersuche nachgeschaut, ob schon Fotos vom TransForum letzte Woche im Netz zu finden sind.
Der Erfolg der Suche: Ich weiß jetzt, dass Linux transformierende Qualitäten hat. Das müsste Haso eigentlich freuen...


Vielleicht sollte ich mir doch so ein Haso-Baby mit Pinguin zulegen?

Skandal: Jesus liebt Ehebrecherin!

Die Schriftgelehrten und die Pharisäer aber bringen eine Frau, die beim Ehebruch ergriffen worden war, und stellen sie in die Mitte und sagen zu ihm (Jesus): Lehrer, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen worden. In dem Gesetz aber hat uns Mose geboten, solche zu steinigen. Du nun, was sagst du?
(Johannes 8, 3-5)
Hatten diese Pharisäer und Schriftgelehrten nicht recht? Es existierte zweifellos ein solches Gesetz:
Wenn ein Mann mit einer Frau Ehebruch treibt, wenn ein Mann Ehebruch treibt mit der Frau seines Nächsten, müssen der Ehebrecher und die Ehebrecherin getötet werden.
(3. Mose 20, 10)
Aber die anklagenden Herren hatten etwas vergessen. Wenn sie tatsächlich die Frau auf frischer Tat ertappt hatten, wo war dann der Mann, mit dem sie inflagranti erwischt wurde? War er gerade unabkömmlich? Auf Geschäftsreise? War ihm nicht wohl und er musste nun vor der Steinigung das Bett hüten? Oder war er ein so angesehener und wichtiger Bürger, dass man mal eben die andere Hälfte des Gebotes ausser Acht lassen musste? Womöglich gar ein Politiker oder ein Schriftgelehrter?

Jesus antwortete zunächst nicht, sondern schrieb mit dem Finger auf die Erde. Manche deuten das Schreiben mit dieser Prophetie aus Jeremia:
Und die von mir abweichen, werden in die Erde geschrieben werden (so, daß die Schrift bald verwischt oder verweht wird); denn sie haben den HERRN, die Quelle lebendigen Wassers, verlassen.
(Jeremia 17, 13)
Könnte man so sehen. Ich bin kein Theologe, aber da Jesus »die Schriften« kannte, ist das für mich nachvollziehbar. Andere Erklärungen habe ich auch schon gehört, die mir nicht widersinnig scheinen, zum Beispiel dass Jesus die entsprechenden Sätze aus dem mosaischen Gesetz in den Sand notierte. Aber soooo wichtig ist es ja gar nicht, warum oder was Jesus da schrieb. Sonst wäre es in dem Bericht sicher enthalten.
Als die Ankläger weiter nervten, bekamen sie schließlich doch noch eine Antwort:
Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie.
(Johannes 8, 5)
Darauf hin machten sich die Herren aus dem Staub; die Frau verschwand jedoch nicht, als sie die Gelegenheit gehabt hätte.
Jesus aber richtete sich auf und sprach zu ihr: Frau, wo sind sie? Hat niemand dich verurteilt?
Sie aber sprach: Niemand, Herr. Jesus aber sprach zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh hin und sündige von jetzt an nicht mehr.
(Johannes 8, 10-11)
Interessant scheint mir hier, dass von Sündenbekenntnis, Umkehr, Bekehrung nicht die Rede ist. An der Tatsache des Ehebruchs gab es wohl keinen Zweifel, aber Jesus hielt keine Bußpredigt und führte keinen Befreiungsdienst durch, nachdem ein »Übergabegebet« aufgesagt worden war. Sondern er sprach der Frau seine Vergebung zu und forderte sie auf, zukünftig nicht mehr zu sündigen.

Könnte es sein, dass wir viel zu oft viel zu viel von den Menschen verlangen, bevor wir ihnen Gottes Liebe und Vergebung versichern?

Jesus ist nicht gegen Ehebruch oder gegen Homosexualität oder gegen Moslems oder gegen sonst etwas gestorben, sondern für uns alle. Ein Problem mit solcher bedingungslosen Liebe und Annahme können doch eigentlich nur selbstgerechte Menschen haben. Die brauchen nämlich keine Erlösung.

Bild: Gustave Dore

Dienstag, 26. Februar 2008

Stephen King: Duma Key

Ein Buch mit Stärken und Schwächen - aber auch Stephen King kann nicht nur »beste Bücher« schreiben. Ich bin, das sei vorausgeschickt, seit vielen Jahren treuer Leser seiner Werke und wurde nur ein einziges Mal wirklich enttäuscht, von »Hearts in Atlantis« nämlich. Doch jetzt geht es um »Duma Key«.

My name is Edgar Freemantle. I used to be a big deal in the building and contracting business. This was in Minnesota, in my other life. I learned that my-other-life thing from Wireman.
I want to tell you about Wireman, but first let's get through the Minnesota part.

So beginnt der Held der Erzählung seinen Bericht. Er ist ein ganz normaler amerikanischer Geschäftsmann, bis er bei einem Unfall fast zu Tode kommt. Er überlebt, allerdings verliert er seinen rechten Arm. Wäre das nicht passiert, hätte Stephen King jemand anderen erfinden müssen, um die Geschichte der Mädchen auf Duma Key zu erzählen. Um die geht es nämlich im Grunde, nicht so sehr um Edgar Freemantle oder Wireman - obwohl Stephen King mittels dieser beiden Personen eine wunderbare Freundschaft schildert. Eine Freundschaft im biblischen Sinne, einer trägt des anderen Last, ist zu jedem Opfer für den Freund bereit (und bringt es auch), die Freundschaft ist auf Ehrlichkeit, Offenheit und Liebe zum Freund gegründet. Keine Spur von Eigennutz. So etwa wie Freemantle und Wireman miteinander umgehen, stelle ich mir vor, dass Jesus und Johannes miteinander umgegangen sind.

Ein Romanheld, der ein ganz normaler Geschäftsmann ist, taugt nicht viel, wenn der Kampf und Sieg über das Böse beschrieben werden soll. Also lassen wir Autoren uns etwas einfallen, um unsere Figuren auszustatten oder zu berauben. Stepehn King fiel ein grausamer Unfall mit anschließender Amputation ein. Man möchte fast meinen, dass der Autor selbst einen Arm verloren hat, so eindrücklich beschreibt er die Gefühls- und Empfindungswelt seines Helden.

Or maybe the question was why I'd been so hungry afterward.
Maybe that was the question.
So hungry for meat.
"I took him in my arms," I whispered.
Your arm, you mean, because now one is all you've got. Your good left.
But my memory was taking him in my arms, plural. Channeling my anger
(it was RED)
away from that foolish woman with her cigarette and cell phone and somehow back into myself, in some kind of crazy closed loop . . . taking him in my arms . . . surely a hallucination, but yes, that was my memory.
Taking him in my arms.
Cradling his neck with my left elbow so I could strangle him with my right hand. Strangle him and put him out of his misery.
I slept shirtless, so it was easy to look at my stump. I only had to turn my head. I could wiggle it, but not much more. I did that a couple of times, and then I looked up at the ceiling. My heartbeat was slowing a little.
"The dog died of his injuries," I said. "And shock. An autopsy would confirm that."
Except no one did autopsies on dogs that died after being crushed to bones and jelly by Hummers driven by careless, distracted women.
I looked at the ceiling and I wished this life was over. This unhappy life that had started out so confidently. I thought I would sleep no more that night, but eventually I did. In the end we always wear out our worries.
That's what Wireman says.

Es ist einmal mehr die Erzählkunst, die mir diesen Roman aus vielen gelesenen Büchern herausragend werden ließ, nicht so sehr die Handlung. Ich übersetze selbst Bücher für mehrere Verlage, aber an Stephen King würde ich mich kaum herantrauen. Höchstens für ganz viel Geld. Ich rate jedem, wenn möglich das Original zu lesen. Manches, was Stephen King mit Worten und Redewendungen anstellt, ist im Deutschen einfach nicht ohne Verluste machbar. Warum die deutsche Ausgabe übrigens den unsäglich dämlichen Titel »Wahn« bekommen hat (ein wie auch immer gearteter Wahn spielt im Buch keine Rolle) wird ein ewiges Rätsel bleiben, genau wie der Schwachsinn, »Lisey's Story« in der deutschen Fassung ausgerechnet »Love« zu nennen. Dem deutschen Verleger scheint da jemand ein Brett vor den Kopf genagelt zu haben, auf dem steht, dass ein Roman von Stepehn King in alle Ewigeit nur ein Wort als Titel haben darf...

Die Geschichte von Duma Key wird in dem Moment unglaubwürdig, als Stephen King etwa ab Seite 500 in längt vergangen geglaubte Muster zurückfällt. Er lässt unglaubwürdige Gestalten aus dem Jenseits auftreten. So werden die letzten rund 100 Seiten leider, was die Handlung betrifft, durch Phantasy-Horror-Elemente beeinträchtigt. Das fand ich schade, denn dass er gute und anspruchsvolle Literatur zu schreiben vermag, die spannend ist und den Leser nicht loslässt, ohne in die Kiste mit den Billig-Effekten zu greifen, hat er in den letzten Jahren ja bewiesen. Es spricht überhaupt nichts dagegen, Übernatürliches in einen Roman einfließen zu lassen, aber in Duma Key geht das nach meinem Empfinden am Schluss ziemlich daneben. Das hat Stephen King schon besser gekonnt, sein es in »Desperation« oder in »The Green Mile«, ganz zu schweigen von »The Girl Who Loved Tom Gordon«.

Nun soll ein Leser seinem Autor nicht vorschreiben, wie eine Geschichte erzählt wird, niemand muss ja ein Buch lesen, wenn es ihm nicht gefällt (abgesehen von der Schulzeit, da bestimmt noch der Lehrer einen Teil der Lektüre). Die Schwächen der Handlung am Ende des Buches haben mein Lesevergnügen, das durch Stephen Kings virtuosen Umgang mit Worten schon auf den ersten Seiten entstanden ist, kaum gemindert. Sprachlich gesehen gibt es an »Duma Key« bis zum Schluss nichts auszusetzen. Vor allem Wireman legt er immer wieder herrliche Weisheiten in den Mund...

We fool ourselves so much, we could make a living out of it.

Dreimal auf knapp 600 Seiten unterläuft Stephen King übrigens der Fauxpas, dass sein einarmiger Held doch jemanden in die Arme (Plural) nimmt. Der fehlende rechte Arm spielt häufig eine Rolle, aber an diesen drei Stellen ist es eindeutig ein klitzekleiner Irrtum... Na ja, solche Fundstellen sind amüsant und machen mir einen Erzähler sympathisch. Stephen King ist eben auch nur ein Mensch. Und zwar einer der besten Erzähler unserer Zeit.

Stephen King: Duma Key: A Novel

Euro 18,95
Gebundene Ausgabe: 592 Seiten
Verlag: B&T;
Auflage: Export Ed. (22. Januar 2008)
Sprache: Englisch
ISBN-10: 1416552510
ISBN-13: 978-1416552512

Montag, 25. Februar 2008

Larry Norman hat seinen Besuch beendet

Wer mein Buch »Es gibt kein Unmöglich!« gelesen hat, weiß, dass Larry Norman mir viel bedeutete, weil er mir half, als ich mich durch Ängste, Verwirrung und Widerstände von manchen etablierten Christen zum Glauben an Jesus Christus durchkämpfte.

Only visiting this planat - die LP steht neben seinen anderen Alben in meinem Regal. Larry Normans Besuch auf diesem Planeten endete gestern.

Ich übernehme den Nachruf von Purgatorio:

Larry Norman, christian music pioneer, died Sunday morning. His music was very influential in my early songwriting development. I only saw him perform once in 1977, but I remember it well. He had his challenges, as we all do, but he pressed on for the prize and he will be missed.

Larry’s final message:

I feel like a prize in a box of cracker jacks with God’s hand reaching down to pick me up. I have been under medical care for months. My wounds are getting bigger. I have trouble breathing. I am ready to fly home.

My brother Charles is right, I won’t be here much longer. I can’t do anything about it. My heart is too weak. I want to say goodbye to everyone. In the past you have generously supported me with prayer and finance and we will probably still need financial help.

My plan is to be buried in a simple pine box with some flowers inside. But still it will be costly because of funeral arrangement, transportation to the gravesite, entombment, coordination, legal papers etc. However money is not really what I need, I want to say I love you.

I’d like to push back the darkness with my bravest effort. There will be a funeral posted here on the website, in case some of you want to attend. We are not sure of the date when I will die. Goodbye, farewell, we will meet again.

Goodbye, farewell, we’ll meet again
Somewhere beyond the sky.
I pray that you will stay with God
Goodbye, my friends, goodbye.

Larry


Du fehlst uns, Larry, aber es geht Dir jetzt nach langem schweren Kampf endlich gut. Danke, dass Du den Planeten besucht hast.

Unser Spiegelbild 2

Herr Dr. Tobias Faix, Theologe und Dozent, (es ist durchaus legitim, ihn kurz Toby zu nennen, da er ein liebenswerter und ganz normaler Mensch ist, dessen Blog ja auch nur die Kurzbezeichnung im Namen führt) stellte bei einem Seminar mit dem eher sperrigen Titel »Emerging Church - missionarische Notwendigkeit oder postmoderne Spielerei?« im TransForum 2008 eine Untersuchung aus Amerika vor und leitete eine interessante Frage daraus ab.

Die Untersuchung:
Was hält die heutige Generation von Jugendlichen (der 18 bis 29jährigen) von den Christen?

Die Antwort:
  • 91% halten Christen für antihomosexuell
  • 87% für schnell verurteilend
  • 85% für heuchlerisch (sagen das eine und tun selbst das andere)
  • 78% für altertümlich
  • 75% für zu sehr in Politik verstrickt
  • 72% für realitätsfremd
  • 70% für unsensibel gegenüber Anderen
  • 68% für langweilig
  • 64% akzeptieren keinen anderen Glauben

Die Frage:

Welches Bild haben wohl die jungen Menschen in unserem Land von den Christen? Ich hatte mir diese Frage, was wir tun, wenn wir unser Spiegelbild in den Medien finden, schon im Juli letzten Jahres auf dem Blog gestellt (Unser Spiegelbild)

Zweifellos sind auch solche Umfrageergebnisse nichts anderes als ein Spiegel, in den wir blicken. Nun mag man sich trösten: Amerika ist weit weg. Aber sind die Christen hierzulande auch vor allem gegen etwas, oder gegen vieles - oder kennt man sie als Menschen, die für etwas sind?

Und daraus folgt die Frage: Wie bekomme wir es hin, dass beim Für-die-Menschen-sein biblische Wahrheiten nicht aus dem Blickfeld geraten?

Sonntag, 24. Februar 2008

Nachklang Transforum

Bei Konferenzen, Seminaren, Kongressen und ähnlichen Veranstaltungen frage ich mich vorher immer, was ich erwarte und überprüfe hinterher, ob Erwartung und Realität übereinstimmen. So auch beim Transforum 2008. Meine Erwartungen wurden weit übertroffen.
Ich habe 18 Seiten handschriftliche Notizen mit nach Hause gebracht, einen Schlüssel erhalten, vieles verstanden, was bisher nur Gefühl und Empfinden war, und bin zwei mal ganz persönlich und vollkommen unerwartet von Gott überrascht und beschenkt worden.


Vieles wird in den nächsten Wochen, Monaten, Jahren in meine Beiträge, Artikel und Bücher einfließen, weil es in meinem Herzen / meiner Seele / meinem Geist dauerhaft Platz genommen hat.
Anderes, was eher den Charakter eines Berichtes hat, wird kenntlich sein als Beitrag des Chronisten Günter J. Matthia.
Alles, jede Minute, einschließlich der Pausen hat sich jedenfalls aus meiner Sicht gelohnt. In den Pausen habe unter anderem einige Leser meines Blogs kennen gelernt. Den Mystery Man zum Beispiel. Eine Dame, die anonym kommentiert hat. Einen jungen Mann, der mich immer noch für den Leiter von Glaube.de hielt. Zwei liebenswerte Leserinnen, die nie kommentieren würden, aber immer mitlesen. Einen älteren Herrn, der mir einige Sorgen anvertraut hat...

Euch allen, natürlich auch den Bloglesern, die nicht beim TransForum dabei waren, einen schönen und segensreichen Sonntag!

Samstag, 23. Februar 2008

Keine bissigen Rezensionen

Gestern auf dem Transforum unnterhielt ich mich in einer Pause mit einem Autor über bissige Rezensionen. Er meinte, von mir noch keine solche gelesen zu haben.
Ich stimme ihm zu, denn wenn ich nichts Gutes an einem Buch zu finden vermag, rezensiere ich es eben nicht. Das kann ich mir leisten, weil ich nicht für die Rezension eines bestimmten Buches oder Verlages bezahlt werde.
Wer es nicht glaubt, darf nachlesen:
So nun geht es wieder los zum Transforum. Mehr darüber und welche Blog-Bekanntschaften ich da als »echte« Menschen getroffen habe dann demnächst.