Sonntag, 16. November 2008

Der Fremde

Gestern abend ist mir überraschend eine kleine Erzählung aus den Fingern in die Tasten geflossen. Daher gibt es eine Abweichung von der Prognose in Form eines weiteren Beitrages. Nämlich dieses Beitrages hier, der darauf hinweisen soll.
Hier ein alles und nichts sagender Ausschnitt:
»Ich hätte nämlich«, meinte der Fremde, »eine Frage zu stellen.«
Die Kurzgeschichte wohnt nebenan auf dem literarisch orientierten Blog. Bittesehr: Der Fremde

Kommentare zur Erzählung bitte freundlicherweise dort, nicht hier, damit sie beim Text stehen, wo sie ja auch hingehören...

Fernsehtipp: Der glückliche Tod

Heute wird zu später Stunde die Tatort-Folge wiederholt, die mich neulich - erstmalig in der Geschichte der Menschheit - dazu veranlasst hatte, über einen Fernseh-Krimi zu schreiben.

Auf 3sat um 22:25 läuft noch einmal »Der glückliche Tod«. Mein Tipp: Aufnehmen (wegen später Sendezeit und falls technisches Gerät zu diesem Zweck verfügbar) oder live anschauen. Taschentücher bereitlegen. Auf Erschütterung einstellen.

Mein Beitrag vom 6. Oktober zu diesem Film: Ein Krimi, der kein Krimi war

Samstag, 15. November 2008

Freitag, 14. November 2008

Prognose für die nächsten 6 Tage

Ein blutiger Downloadtipp


Die »Theme Time Radio Hour with your host Bob Dylan« dieser Woche ist eine ziemlich blutige Angelegenheit. Kein Wunder, stand doch das Thema »Blood«auf dem Programmzettel. Das Cover zur CD zeigt »Ecce Agnus Dei« von Dierick Bouts dem Älteren, entstanden 1464. Johannes der Täufer deutet auf Jesus und sagt: »Siehe, das Lamm Gottes«.

1. Intro
2. Flesh, Blood and Bones - Little Esther
3. Are You Washed In The Blood Of The Lamb? - Da Costa Woltz's Southern Broadcasters
4. Cold Blooded Woman - Memphis Slim
5. Lust Of The Blood - Jerry Lee Lewis
6. She Made My Blood Run Cold - Ike Turner & The Kings of Rhythm
7. Transfusion - Nervous Norvus
8. Bloodstains On The Wall - Honeyboy
9. Go Down You Blood Red Roses - Paul Clayton
10. Blood On The Moon - Danny Barker
11. Bucket O Blood - Big Boy Groves And Band
12. Bloodshot - The String Kings
13. The Blood - Zion Travelers
14. I've Got Blood In My Eyes For You - Mississippi Sheiks
15. Outro

Die Musikmischung ist wie gewohnt vielfältig. Bob Dylan plaudert gut gelaunt über Songs und Künstler, Historisches und Aktuelles, erzählt uns, wie viele Liter Blut durch unseren Leib pulsieren, aus welchen Bestandteilen es zusammengesetzt ist und warum es so wichtig ist. Wir erfahren, wie man eine »Bloody Mary« zubereitet und dass »Horse Reddish« (Horseradish) ein Zungenbrecher ist. Jerry Lee Lewis singt Shakespeare und Bob Dylan fragt sich, warum Muddy Waters eigentlich nicht »Death of a Salesman« aufgenommen hat...
Für mich die bisher beste Sendung in der noch jungen dritten Saison. Ellen Barkin gönnt uns in den ersten Sekunden einen Fünfzeiler statt des üblichen Vierzeilers:

It's nighttime in the big city
The hotel room smells from cigarettes and cheap perfume
A woman shops for food in a trenchcoat
I don't know if this city is more like Sodom or Gomora
It's Theme Time Radio Hour with your host Bob Dylan

Und dann? Selber hören!

Download via Expecting Rain: TTRH - 0305 - 12-11-08

Donnerstag, 13. November 2008

Häufig gestellte Fragen 3

In dieser kleinen Serie greife ich Fragen auf, die mir von Lesern meiner Bücher und Artikel immer wieder gestellt werden. Bei aller Vielfalt der Formulierungen tauchen einige Grundfragen regelmäßig auf; hier möchte ich nun meine Antworten vor- und zur Diskussion stellen. Der erste Beitrag galt dem Thema Glaube versus Verstand. Um den Willen Gottes ging es in der zweiten Folge.

Heute die dritte exemplarische Frage:
Kannst Du mir beweisen, dass es Gott gibt?
Meine Antwort:
Nein.
Ich habe Gottes Realität erlebt, Auswirkungen der Tatsache, dass es ihn gibt, aber ich kann und will keine Beweise liefern.
Warum? Weil, so die Bibel, der Glaube entscheidend ist. Ich lade Dich gerne ein, das »Abenteuer Glaube« zu wagen, aber diese Entscheidung musst Du selbst treffen. Ohne vorher Beweise zu haben. Die Auswirkungen werden sich zeigen.
Kann einer meiner Leser womöglich gar einen Beweis liefern?

Mittwoch, 12. November 2008

Bernhard Victor Christoph Carl von Bülow...

...hat heute Geburtstag und ich sage aus vollstem Herzen:


...für die vielen unterhaltsamen Stunden mit seinen Werken, die auch beim 85sten, 86sten, 87sten... Genießen nicht langweilig werden.

Herzlichen Glückwunsch zum 85sten, Loriot!

Dienstag, 11. November 2008

Elisabeth George: What Came Before He Shot Her

Muss alles, was sich gut verkauft, auch gut sein? Nein. Nie und nimmer. Auch dann nicht, wenn es um Bücher geht.
Elisabeth George ist eine Bestsellerautorin. Ihre ersten Romane habe ich vor etlichen Jahren auch gerne gelesen, da sie mich gut unterhalten haben. Irgendwann aber hat die Autorin begonnen, mich zu langweilen. Die Bücher gerieten mit ihrer wachsenden Popularität immer dicker, aber die Ideen und Handlungsstränge wurden keineswegs ergiebiger. Es gab nur immer ausschweifendere Schilderungen von oft genug belanglosen Nebensächlichkeiten.

Nun war ich angestachelt worden, »What Came Before He Shot Her« zu lesen. Weil es keines der üblichen Werke dieser Autorin sei, kein weiterer Krimi vom Fließband. Weil das Buch überraschende Wendungen und Einsichten gestatten würde. Weil sprachlich so manches Neuland zu entdecken wäre.

Ich habe gelesen. Von der ersten bis zur letzten Seite. Es war ein mühsamer Weg. Ein beschwerlicher Weg. Ein staubiger Weg.

Durchaus sei zugestanden, dass es überraschende Wendungen im Buch gibt. Zweifellos gestattet das Werk auch Einsichten in Funktion und Psyche einer Randgruppe der Gesellschaft, die nicht nur in London, dem Schauplatz des Romans, sondern in ähnlicher Ausprägung auch hierzulande anzutreffen ist. Und es war auch nicht zu verkennen, dass die Autorin sich um authentische Wiedergabe der Sprache ihrer Protagonisten bemüht.
...
You listen good, yellow! You in my face, and dat's exactly where I don't want to see you, y'unnerstan? Piss off and be glad wha's coming ain't come yet. Maybe you still suckin' in your muddah's tit, but I ain't. Got it?
I ain't stupid, I know how t'ings go. The Blade does summik for me, I owe him. I got that, Cal. But what 'f I'm caught? Ain't my fault 'f some guard comes by and hauls me out, innit.
Yo fuckin' crazy or summik?
...
Jedoch: Die erzählte Geschichte hat (nicht nur) Charles Dickens in mehreren Varianten schon längst zu Papier gebracht, auf weitaus gelungenere Weise. Dickens bewies Humor, Gewitztheit und auch Sprengkraft in seinen Erzählungen, die den Leser mitzureißen in der Lage waren. Elisabeth George bietet in diesem Buch nichts dergleichen. Die Schauplätze in »What Came Before He Shot Her« sind die heutigen, haben sich entsprechend gewandelt, aber die Autorin hat es leider nicht geschafft, das Thema auf andere Weise, durch einen neuen Blickwinkel, lebendig werden zu lassen.
Die Erzählung ist weder spannend (was an sich kein Schade wäre, da dies kein Krimi ist), noch interessant (was schon ein erheblicher Schade ist), noch unterhaltsam (was so ziemlich der größte Schade bei einem Buch ist, das als Roman daherkommt). Selbst die Gossensprache wird auf die Dauer und in der hier gebotenen Häufigkeit langweilig, gelgentlich auch unfreiwillig komisch, wenn etwa die Protagonisten so reden, aber ihre das Gespräch begleitenden Gedanken im mitunter doch etwas geschraubten Elisabeth-George-Englisch wiedergegeben werden.
Hätte die Autorin ein Sachbuch mit soziologischem Anliegen verfasst, wüsste man als Leser von vorne herein, dass man nicht unterhalten werden soll. Von einem Roman sollte man das allerdings erwarten dürfen.

Die Handlung: Drei Kinder werden von der Großmutter bei ihrer Tante Kendra abgeladen, die versucht mit Freund Dix zusammen ihr Möglichstes, aber es triumphieren letztendlich die bösen Umstände, mannigfaches Unheil lässt sich nicht aufhalten. Das mag realistisch sein, aber es war mir beim Lesen allzu durchsichtig, worauf alles hinauslaufen würde. Aus dem Schluss des Buches, einem Mord, macht ja schon der Titel des Romans kein Hehl: »He«, der zwölfjährige Joel vermutet man, wird am Ende »her«, ein zufälliges Opfer, wie der Klappentext verrät, erschießen. Dass es sich dabei um die Frau des Serienhelden Inspektor Lynley aus den Krimis von Elisabeth George handelt, ist natürlich geschickt. So bekommt Elisabeth George auch ihre Serien-Fans an die Angel.
Dass »he« am Ende doch ein anderer ist, na ja, das ist immerhin ein geschickter Schachzug der Autorin und die Brücke zu einem weiteren Buch, das genau hier anschließen könnte.

Ein Buch, dessen Ausgang man kennt, kann ja trotzdem unterhaltend, spannend, aufregend, mitreißend sein. Es geht beim Lesen von Romanen und Erzählungen nicht um die letzten Seiten, die eine Überraschung bergen müssen, sondern darum, wie der Weg zu diesen letzten Sätzen gestaltet ist. Dass das funktionieren kann, hat unlängst wieder Nick Hornby gezeigt; in »Slam« ist von vorne herein klar, dass das Baby nicht abgetrieben wird. Dennoch, obwohl keine Überraschung (was den Ablauf der Handlungen betrifft) auf den Leser wartet, ist es ein ganz und gar famoses Werk.

Doch zurück zum Buch, von dem hier die Rede ist. Auf dem Weg durch die mehr als 500 Seiten erzählt Elisabeth George parallel die Erlebnisse von Joel und seiner 15jährigen Schwester Vanessa. Beim Lesen habe ich manches mal den Eindruck gewonnen, dass der Stoff, auf zwei etwas weniger dickleibige Bücher verteilt, mich womöglich eher hätte fesseln können. Unter Verzicht auf ausufernde Rezitationen über diese und jene Randbegebenheit allerdings.
Natürlich spielen eine Menge anderer Personen mit, der traumatisierte kleine Bruder Toby, die im Pflegeheim aufbewahrte geistesgestörte Mutter der drei Geschwister, der zunächst zwielichtige und dann heldenhadfte Literaturliebhaber und Poet, die motivierte aber überlastete Sozialarbeiterin... - im Großen und Ganzen geht es aber um Vanessa und Joel. Ein Vanessa-Buch, ein Joel-Buch - vielleicht wäre das besser gelungen?

Die große Fangemeinde wird sich genau daran nicht daran stören, dass Elisabeth George sich wieder einmal treu geblieben ist: Je mehr Worte, desto besser. Mir dagegen ging es wie einem Kritiker aus Boston, der anmerkte: »In the books 548 pages, Ms. George does save some interesting surprises. But I didn't find those surprises worth wading through the first 250 pages to find.«

Ich will jedoch nicht versäumen, Elisabeth George auch Respekt zu zollen: Ihr Umgang mit der Sprache hebt sich meist wohltuend vom Durchschnitt ab. Wenn sie nicht gerade (siehe oben) den Slang abbildet, sind ihre Formulierungen durchaus gelungen und durchdacht, ihr Wortschatz ist ein beachtlicher und sie weiß, ihn anzuwenden.

Mein Fazit: Für Leser, die gut unterhalten werden wollen oder spannende Lektüre suchen, ungeeignet. Wer Bücher mag, die vom Leser einiges an Durchhaltevermögen und Konzentration fordern, ist womöglich gut beraten, zu diesem zu greifen.

Wie die deutsche Ausgabe mit dem Slang und anderen Eigentümlichkeiten umgeht, entzieht sich meiner Kenntnis. Die von mir gelesene Version des Buches gibt es (inzwischen auch als Taschenbuch) zum Beispiel bei Amazon: What Came Before He Shot Her

Montag, 10. November 2008

Rest in Peace, Miriam Makeba

Eine große Musikerin Afrikas ist nach einem Auftritt in Italien gestorben. Ich wurde damals auf sie aufmerksam, als Paul Simon sie auf die Bühne holte. Eine Frau mit Ausstrahlung, eine wunderbare Stimme, eine herausragende Künstlerin.



Danke für unvergessliche Lieder und unermüdlichen Einsatz für die Freiheit, Miriam Makeba.

Musik und Politik

»Politisch Lied gar garstig Lied« behauptet der Volksmund in Deutschland. In manchen Fällen ist das durchaus nachvollziehbar für mich, es gibt aber auch einige Lieder, die rühmliche Ausnahmen darstellen. In der Regel sind das »Protestsongs«, die zu ihrer Zeit eine Botschaft transportierten, oft auf sehr gelungene Weise - und noch heute mit Genuss hörbar sind.

Gerade amerikanische politische Äußerungen auf musikalischem Wege sind oft durch und durch patriotisch. Als Jimi Hendrix die Nationalhymne spielte, war dies für manche eine Provokation. Aber, so empfinde ich zumindest, es war auch Ausdruck der Liebe zum eigenen Land, als wolle Jimi sagen bzw. spielen: Das ist auch mein - unser - Land.



Mancher von mir geschätzte Musiker trat auch bei Inaugurationen amerikanischer Präsidenten auf. Darunter dieser hier, der für einen sichtlich gut gelaunten Bill Clinton spielte:



Auch wenn die Songs nicht politisch sind, zeigt der Auftritt von Künstlern doch, wohin ihre politische Sympathie tendiert. Jimi Carter hatte während seiner Amtszeit eine ganze Menge illustrer musikalischer Gäste. Croz hält den Mitschnitt vom 7. August 1980 bereit, als Bill Monroe & Doc Watson Bluegrass & Country Music für Jimi Carter auf dem Rasen vor dem Weißen Haus spielten: Zum Download bei Croz