Dienstag, 10. März 2009

Wassermelonen

Kürzlich wurden nach dem Mahl bei Freunden Wassermelonen gereicht. Ich lehnte wie immer, wenn mir ein solches Angebot begegnet, dankend ab, denn ich esse keine Wassermelonen. Auch nicht rund 40 Jahre danach ...

Wir waren zum ersten Mal anlässlich der Ferien ins Ausland verreist. Ich war wohl zehn Jahre alt, womöglich auch etwas jünger oder älter, aber nehmen wir einmal an, dass mich die Erinnerung nicht allzu sehr trügt. Im Grunde spielt es auch nicht unbedingt eine entscheidende Rolle. Wir waren zur Mittagszeit in Italien angekommen, mein Bruder und ich teilten uns das eine, meine Mutter und Großmutter das andere Zimmer einer Ferienwohnung in einem kleinen Ort am Lago di Caldaro. Vor uns lagen, meinte ich, fünf abenteuerliche Tage. Nachdem die Koffer ausgepackt waren, unternahmen wir einen nachmittäglichen Spaziergang, um die nähere Umgebung zu erkunden.
Unweit des Ufers war Aufregendes zu sehen. Ein Lastwagen lag umgekippt im Straßengraben, an und für sich schon Grund genug für einen abenteuerlustigen Jungen wie mich, sich mit Begeisterung dem Ort des Geschehens zu nähern. Vom Fahrzeug hatte sich auf einen Teil der Straße und den Rand des daneben liegenden Weinberges eine Flut von Wassermelonen ergossen, meist unversehrt, nur zum Teil aufgeplatzt oder zerquetscht.
Einige Einheimische betrachteten im Schatten eines Baumes stehend das Spektakel, das die Kinder aus dem Dorf veranstalteten. Diese sammelten Melonen in gewaltige Körbe, wobei sie jedoch auch den herzhaften Biss in die eine oder andere Frucht nicht verschmähten. Ein paar Polizisten sahen, an ihr Fahrzeug gelehnt, zu und kommentierten aufmunternd das Geschehen. Zumindest meinte mein Bruder, dass dies der Inhalt ihrer Zurufe und Bemerkungen sei, und mein Bruder, drei Jahre älter als ich, wusste meist das meiste viel besser als ich. Er hatte sich auf diese Reise schon zu Hause vorbereitet, indem er ein Taschenbuch mit den gebräuchlichsten italienischen Redewendungen aus der Bücherei ausgeliehen und dieses ausgiebig studiert hatte. Außerdem war er der Klassenbeste in Latein - er meinte, das reiche zusammen mit dem Reiseführer, um in Italien zumindest alles zu verstehen und das meiste ausdrücken zu können. Er konnte tatsächlich schon bei der Anreise für die ganze Familie Wegbeschreibungen, Hinweistafeln und diese oder jene Bemerkung Mitreisender übersetzen.
Ein Traktor kam über einen Feldweg, auf dem Anhänger lagen weitere leere Körbe. Der Fahrer rief uns etwas zu, was mein Bruder erwartungsgemäß verstand.
»Wir sollen beim Aufsammeln helfen«, erklärte er.
Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen. Ich schnappte mir einen Korb und begann mit dem Auflesen. Als der Behälter voll war, brachte ich ihn, wie es die anderen Kinder taten, zurück zum Anhänger. Dort wurde er von einem fröhlichen Mann auf die Ladefläche entleert und zurückgereicht.
Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen, mir während der Arbeit fleißig den Bauch mit beschädigten Melonen zu füllen. Ohne Unterlass. Mein Bruder meinte nach einer Weile: »Hör auf zu essen, sonst wird dir schlecht.« Natürlich wusste ich es besser, es war ja mein Magen, nicht seiner.

Eine halbe Stunde später war der Anhänger gefüllt. Der Bauer, der den Traktor steuerte, sagte etwas, was ich nicht verstand. »Wir dürfen«, dolmetschte mein Bruder, »vom Rest mitnehmen, so viel wir tragen können.«
Mir war bereits etwas merkwürdig zumute, vom Bauch her breitete sich ein Gefühl aus, das ich nicht sonderlich schätzte. Aber andererseits gab es bei uns zu Hause kaum einmal frisches Obst so viel man wollte, da unsere Haushaltskasse durch die Teilzeittätigkeit meiner Mutter nur unzureichend gefüllt wurde. Also aß ich noch ein paar Stücke und schichtete mir dann so viele Melonen aufeinander, wie ich mit den Armen halten konnte. Meine Beute brachte ich im Zimmer der Pension erst einmal in Sicherheit.
Ich warf die Früchte auf mein Bett und rannte zur Toilette. Ich wusste nicht, was ich zuerst tun sollte: Die Hosen herunter oder den Mund über die Kloschüssel, denn beides war äußerst dringlich. Ich entschied mich, dass die volle Hose die unappetitlichere Alternative wäre und saß kaum, als auch schon die Bescherung aus beiden fraglichen Körperöffnungen entwich.
Ich will den geschätzten Lesern die Details der nächsten halben Stunde ersparen. Jedenfalls lag ich danach ziemlich bleich und kraftlos im Bett. Dort blieb ich auch die nächsten Tage, wenn ich nicht gerade im Badezimmer war.
Ein Arzt hatte nach mir geschaut, einer mit Deutschkenntnissen. Fiebermessen, Bauch abhören, Kopfschütteln. Und womöglich, ganz sicher war ich nicht, ein mühsam unterdrücktes Grinsen, jedenfalls presste er die Lippen etwas auffällig zusammen, als ich berichtete, dass ich wohl insgesamt so etwa 10 oder mehr Melonen verspeist hatte. Auf relativ nüchternen Magen. Und dann, als es mir ein wenig besser ging nach drei Stunden im Bett, noch mal zwei aus meiner Beute.
Er murmelte etwas, was wie »stolto bambino« klang, und erklärte, was »riposo a letto« für meine Ferienwoche bedeutete. Er behielt leider recht. Erst am Abend vor der Abreise wichen Dauerdurchfall und Dauerübelkeit. Selbst Zwieback und Tee vertrugen sich in jenen Tagen des italienischen Abenteuers nicht sonderlich gut mit meinen Innereien.

Kürzlich, etwa 40 Jahre später, wurden nach dem Mahl bei Freunden wieder Wassermelonen gereicht. Ich lehnte wie immer dankend ab, denn ich esse keine Wassermelonen.

Sonntag, 8. März 2009

Gastbeitrag Bert Brecht: Eine gute Antwort

Eine gute Antwort

Ein Prolet wurde vor Gericht gefragt, ob er die weltliche oder die kirchliche Form des Eides benutzen wolle. Er antwortete: »Ich bin arbeitslos.«
»Dies war nicht nur Zerstreutheit«, sagte Herr K. »Durch diese Antwort gab er zu erkennen, daß er sich in einer Lage befand, wo solche Fragen, ja vielleicht das ganze Gerichtsverfahren als solches keinen Sinn mehr haben.«

Freitag, 6. März 2009

Arnie und Angie...

...machen Android-Werbung. Fragt sich, wer den beiden den Kanzler-Podcast zum Hochhalten eingestellt hat. Oder können die so was selbst?

In Ermangelung eines solchen Gerätes kann ich leider nicht überprüfen, wie leicht oder schwer das Verfahren ist. Viel interessanter für mich wäre sowieso ein ganz anderes Gerät. Das gibt es auf der Cebit nicht. Auch sonst nirgends. Nur da, wo Arnie zu Hause ist...

Kindle, Kindle, komm doch bald
zu uns in Stadt, Land, Feld und Wald.
Wir möchten gerne virtuelle
Bücher lesen auf die Schnelle.
Und die gute F.A.Z.
gibt's dazu umsonst. Wie nett.
O Kindle, wie lang muss ich warten,
bis ich dann endlich mal im Garten
so eins zwei drei, sekundenfix
Bücher aussuch', lad' wie nix.
»O Kindle, komm. Du kommst doch? Wann?«
fragt der, der nicht mehr warten kann.

Donnerstag, 5. März 2009

...wo Gott schon lange vor ihr war.

Aus einem sehr lesenswerten Beitrag auf PastorBuddy:
3. Geh-Struktur statt Komm-Struktur
Zu den Webinhalten der Vergangenheit musste ich hingehen. Ich musste die URL-Adresse wissen, diese in mein Browserfenster eintippen und konnte mir dann die Inhalte der entsprechenden Seite zu Gemüte führen.
Im Web 2.0 kommen die Inhalte der RSS-Feed zu mir. Jeder einigermaßen ambitionierte Blogger ist interessiert daran, es seinen Lesers möglichst leicht zu machen, seine Beiträge zu lesen.
Kirche hat vielfach darauf gehofft, dass die Leute zu ihr kommen. Sie hat sich viel Mühe gegeben mit attraktiven Gästegottesdiensten, kreativen Plakaten u.v.m. Die Kirche der Zukunft wird nicht darauf warten, dass die Leute zu ihr ins christliche Ghetto kommen, sondern sie wird die Menschen in deren Welt aufsuchen und sich aus Liebe zur Welt mitten in sie hinein begeben. Und dann wird sie genau an dem Ort sein, wo Gott schon lange vor ihr war.
Quelle: 10 Dinge, die Kirche vom Web 2.0 lernen kann

Mittwoch, 4. März 2009

Jeremy Camp und David Crowder

Jeremy Camp und David Crowder kommen nach Berlin. Am 10. Juni um 19:00 Uhr treten sie im C-Campus auf. »Mitbringen von Waffen ist generell untersagt«, lese ich und überlege, ob die Musik womöglich eine derartige Zumutung ist, dass sie den Waffengebrauch nahelegen könnte. Also schaue ich bei YouTube nach und finde dort den einen wie den anderen Musiker:





Keiner von beiden muss, meine ich, erschossen werden. Wer solche Musik nicht mag, braucht ja nicht zum Konzert zur »Worshipnight« gehen. Alle anderen bekommen einstweilen im Vorverkauf vergünstigte Eintrittskarten: C-Campus

Ich mag eher Konzerte zum Zuhören als Auftritte mit Funktionen wie »Worshipnight«. Daher freue ich mich auf den 1. April, zu abendlicher Stunde gibt sich Bob Dylan mit seiner unvergleichlichen Band die Ehre, uns Berliner und sicher wieder zahlreiche extra angereiste Gäste bestens zu unterhalten. Und vielleicht bin ich dann im Juni auch bei Jeremy Camp und David Crowder. Ohne Waffe...

Dienstag, 3. März 2009

Männer duschen anders. Frauen auch.

Zur Feier des 700sten Beitrages auf diesem Blog gibt es heute, am 3.3. um 3:33 Uhr, einen Kurzfilm über das angemessene Verhalten rund um die tägliche Körperpflege für Frauen und Männer:



Na denn, frohes Planschen!

Montag, 2. März 2009

Und das ist auch gut so

EU: Zappenduster?

EU-Industriekommissar Günter Verheugen:
»Es gilt zu verhindern, dass große Mengen von Quecksilber in die Abfallentsorgung gelangen: Damit leisten wir einen Beitrag zu einem hohen Niveau des Umweltschutzes und des Schutzes der menschlichen Gesundheit.«
Folgerichtig hat die EU dafür gesorgt, dass Fieberthermometer mit Quecksilber nicht mehr hergestellt werden dürfen. So weit, so gut. Es gibt ja Alternativen, die nicht weniger genau die Körpertemperatur anzeigen.

Die EU sorgt aber dafür, dass uns das Quecksilber im Haushalt nicht nur erhalten bleibt, sondern dass es erheblich an Menge zunimmt. Man hat nämlich ebenso beschlossen, die gute alte Glühlampe zu verbieten. Ersetzt werden soll sie durch die sogenannten Energiesparlampen. Und die enthalten Quecksilber. Fazit: Die gleichen Leute, die den Stoff gerade verbannt haben, haben gleichzeitig Vorschriften zu seiner möglichst flächendeckenden massenhaften Verbreitung erlassen.

Bereits im September 2009 sollen die ersten giftfreien Leuchtmittel (alle matten Glühlampen, alle Glühlampen über 75 Watt) nicht mehr in den Regalen des Einzelhandels stehen, die anderen Stärken verschwinden nach und nach.
Die weit teureren Energiesparlampen müssten wegen des Quecksilbers als Sondermüll behandelt und entsorgt werden. Fraglich ist, ob die Verbraucher in Europa die Dinger nicht einfach in den Hausmüll werfen, wenn sie defekt sind. Und wenn so ein Teil herunterfällt und zersplittert, holt man dann das technische Hilfswerk, die Feuerwehr oder die GSG9? Vielleicht kann man ja einen Notfallplan den Verpackungen beilegen und Warnhinweise nach dem Muster der Zigarettenpackungen aufdrucken: Licht anmachen kann tödlich sein. Energiesparlampen können zu einem langsamen und schmerzhaften Tod führen. Oder so ähnlich...

Ich werde mit beizeiten einen Vorrat an konventionellen Glühlampen zulegen und prüfen, welche Partei bei der anstehenden Europawahl zu wählen ist, damit solchem EU-Schwachsinn zukünftig ein Riegel vorgeschoben wird.

Samstag, 28. Februar 2009

GAA statt GAK

Uns hat ein GAA ereilt; immer noch besser als eine GAK.

Was das ist? Ganz einfach: Für selbständig tätige Menschen, deren Arbeitsmittel ein Computer ist, stellt der Verlust aller Daten eine GAK (größte anzunehmende Katastrophe) dar. Der GAA (größter anzunehmender Ausfall) dagegen ist der Verlust des Arbeitsmittels, des Computers - ohne Verlust der Daten. Wenn beides zusammen kommt, geht sowieso die Welt unter. Dagegen wappnet man sich natürlich mit regelmäßigen Datensicherungen.

Als der Computer sich beim Einschalten weigerte, auch nur einen Piepston von sich zu geben, wusste ich natürlich noch nicht, dass der GAA eingetreten war. Es hätte ja eine Sicherung defekt sein können, oder das Netzteil. Beides ist schnell ausgetauscht. Auch der Schalter selbst wäre kein Problem, da überbrückt man halt die Kabel. Nach rund zwei Stunden Operation und Austausch von Bauteilen war jedoch klar: Hin ist hin.

Die letzte Datensicherung auf eine externe Festplatte war 2 Tage alt - damit bestand die Gefahr, dass rund 20 Stunden Arbeit verloren sein konnten, falls auch die Festplatte des PC beschädigt war. Als der Ersatz-PC lief, schraubte ich die Festplatte in ein externes Gehäuse, verband sie über USB mit dem PC und konnte aufatmen: Alles gesund und munter auf der Platte.

Die Installation aller benötigten Programme und der Transfer der Daten auf den neuen PC hat dann noch mal etwa 9 Stunden in Anspruch genommen, da ich leider so schnell keinen PC mit Windows XP im Handel fand und mit einem VISTA-Rechner vorlieb nehmen musste. Manches funktioniert noch nicht zufriedenstellend, zum Beispiel kann der VISTA-PC auf beide XP-Notebooks zugreifen und Dateien lesen, schreiben, speichern, aber die Notebooks kommen nicht an die Daten auf dem PC heran, Freigabe hin, Freigabe her. Na ja. Zumindest geht die Arbeit weiter ohne Datenverluste - wegen des GAA allerdings nun auch am Wochenende.

Man weiß ja: EDV steht für Ende der Vernunft.

Freitag, 27. Februar 2009

Ein neuer Weg - vorstellbar?

Von Elaine Heath, deutsch von Günter J. Matthia:

Als Lehrerin im Fach Evangelisation an der Perkins School of Theology habe ich häufig die Gelegenheit, in Gemeinden über Evangelisation zu sprechen. Dallas, zentral im »Bible Belt« gelegen, hat mehr große Kirchen und Gemeinden als andere Gegenden unserer Nation. Daher finde ich mich oft in einer gehobenen Vorstadtgemeinde wieder, wo ich über Ekklesiologie spreche.
Wann immer ich darüber rede, wie eine Gemeinde missional wird, ihre Selbstbezogenheit hinter sich lässt, wenn ich über die Hilfsbedürftigen spreche, dann kommt unausweichlich die Antwort: Was Christen wie die »Missionare der Nächstenliebe« tun ist prima für sie, aber für die meisten Menschen nicht umsetzbar. So etwas ist Missionsarbeit in einer Nische, aber nichts für »die Gemeinde«. Man erklärt mir, dass eine normale Kirche in den Vorstädten ein Gebäude ist, in dem eine Menge Programme angeboten werden, die den Bedürfnissen der Mitglieder entgegenkommen. Evangelisation beschränkt sich auf Strategien, mit denen man neue Besucher davon abhält, sich einer anderen Gemeinde anzuschließen. Die meisten dieser Gemeinden haben kurze Missionseinsätze im Sommer, bei denen Jugend und junge Erwachsene kulturübergreifend den Armen das Evangelium bringen. Viele spenden auch Geld an Obdachlosenheime und Essensausgaben für Bedürftige. Diese Form der Einsätze wird als Beitrag der Kirche zur Mission verstanden.

Die Idee, dass Gemeindemitglieder in ihrer eigenen Nachbarschaft als »Missionare der Nächstenliebe« leben, scheint unvorstellbar. Aber muss das so sein? Heißt Gemeinde sein wirklich Gebäude, Programme, Budgets und Spenden? Sollte die »normale Kirche« nicht eine Gemeinschaft von Christen sein, die um der Welt willen lebt? Wie sieht die Basis unserer Kirchenlehre aus?

(Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. - siehe Matthäus 25, 31-46) Die Hermeneutik der Liebe ist in dem Glauben verwurzelt, dass Jesus wirklich in den Menschen um uns herum lebt, dass er in unseren tatsächlichen Nachbarn dürstet. Jesus ist durch ewige Liebe mit jedem Menschen verbunden, dem ich begegne. Das ist der Anfangspunkt. Wenn ich die Menschen auf diese Weise betrachte, dann ändert sich alles. Es verändert meine Art, zu evangelisieren. Es verändert meine Ekklesiologie. Ich sehe jetzt Menschen, die bereits vom Heiligen Geist gerufen werden, bereits von Jesus gekannt werden, bevor ich ihnen überhaupt begegne. Jetzt verstehe ich, dass Freundschaft und Gebet die Grundlagen meiner Beziehung zu anderen sind, im Namen Jesu. Mit einer Hermeneutik der Liebe gebe ich mich den Menschen um mich herum hin in Gebet und Freundschaft, damit ich von ihnen etwas empfangen kann; nicht etwa, dass sie sich meiner Gemeinde anschließen, sondern dass ich Jesus in ihnen dienen kann, dem Jesus, der dürstet.

Um das zu tun, muss ich darüber nachdenken, was es für mich und andere Menschen bedeutet, Sünder zu sein. Ich muss Sünde überdenken, das, was Luther eine in sich gekrümmte Seele nannte. Und ich muss die Beziehung zwischen Wunden und Sünde überdenken. Eine Hermeneutik der Liebe bedeutet, dass Gott die Sünde des Menschen »voller Mitleid, nicht mit Verdammnis« betrachtet, weil Gott die Vielschichtigkeit von Verletzungen und Sünden sieht. Eine Hermeneutik der Liebe schließt die Lehre der Versöhnung ein, die nicht bestrafen will. Warum? Weil Jesus sich entschlossen hat, mit uns Sündern solidarisch zu werden, damit er uns von unserer Sünde befreien kann. Wenn Jesus uns befreit, sind wir wirklich frei. Mit der Hermeneutik der Liebe sehe ich die Sünde anderer Menschen so, wie Jesus sie sieht, und zwar keineswegs als unüberwindliches Hindernis oder permanente Schmutzflecken, sondern als Konsequenzen aus einem Leben in einer kaputten Welt. Ich sehe die vollständige Kraft der Auferstehung in den Menschen, schon bevor sie stattfindet. Darum glaube ich an ihr Potential, geheilt zu werden genauso wie an die Chance der Vergebung. Niemand ist jenseits der Möglichkeit, in Christus erneuert zu werden. Eine Hermeneutik der Liebe ist sich der Verheerung durch Sünde und Böses vollständig bewusst, aber sie weigert sich, der Sünde und dem Bösen das letzte Wort zu lassen.

Der englische Text steht hier im Emergent Village Weblog