Donnerstag, 12. März 2009

Wohltuend: Natürlich wachsen

Kerstin Hack, meine Freundin und Autoren-Kollegin, hat ihrer stetig wachsenden und erfolgreichen Serie von Impulsheften ein wohltuendes weiteres Werk hinzugefügt. Es geht darin um Reife und Unreife, vor allem darum, wie man natürlich - also unverkrampft und ohne Zwangsvorstellungen - wachsen kann. Ein interessantes Thema, denn wer aufhört, zu wachsen, zu reifen, der hört auf zu leben.

Das Heft hebt sich wohltuend von anderer Lektüre, die ich zum Thema »Reife« schon gelesen habe, ab. Häufig begegnete ich in anderen Ratgebern irgendwelchen Anleitungen, wie durch sogenannte Reife Probleme, Leid, Schwierigkeiten umgangen werden können (was natürlich in der Regel Unfug ist). »Natürlich wachsen« zeigt dagegen unter anderem, wie man mit schweren Erfahrungen umgeht, anstatt eine heile Welt vorzugaukeln:
Auch reife Menschen erleben Leidvolles. Im Kontrast zu unreifen Menschen bewerten sie Krisen jedoch nicht als »Ungerechtigkeit des Schicksals«, sondern als unvermeidlich im Leben und als wichtig für die eigene Entwicklung. Sie leugnen Schweres nicht, sondern nehmen es an und gestalten das Leben damit weiter.
Man wird angeregt darüber nachzudenken, was die größten Krisen im eigenen Leben waren, und welche Stärke in oder durch diese Krisen entwickelt werden konnte.

Wachsen kann und sollte der Mensch auf ganz verschiedenen Gebieten. Wie wäre es mit einem Wandel von der (kleinkindgemäßen) Ich-Bezogenheit hin zu einem Blick für die Bedürfnisse anderer Menschen?
Ein reifer Mensch erlebt sich selbst als derjenige, der am meisten beschenkt wird, wenn er mit dem, was er hat und kann, das Leben anderer bereichert. Er ist auf angenehme Art und Weise selbstlos und gleichzeitig ganz bei sich selbst. Er erlebt tiefe Erfüllung dabei, das auszudrücken und zu geben, was er hat. Er erwartet keinen Dank, sondern ist durch das Geben selbst am meisten beschenkt.
Dieses Impulsheft regt an zum Überdenken des Lebens, aber auf eine wohltuende, entspannende Weise. Statt 10-Schritte-zur-Reife-Anleitungen, die im wirklichen Leben des Lesers vermutlich versagen würden, gibt es Impulse (nomen est omen), stellt Alternativen vor und lädt so den Leser ein, ganz natürlich, im eigenen Tempo, in der eigenen Situation, zu wachsen und zu reifen.

Mein Fazit: Empfehlenswert, und angesichts des Preises von nur 2 Euro geradezu ein »must-have« (man verzeihe mir ausnahmsweise den Anglizismus).

Hier geht es zum Shop: »Impulsheft Nummer 30 - Natürlich wachsen«

Mittwoch, 11. März 2009

Damaskus oder Emmaus?

Der F.A.Z. liegt regelmäßig das Magazin »chrismon« bei, das auch online zu lesen ist. In der aktuellen Ausgabe ist ein interessantes Gespräch mit Joachim Kosack, Serienchef bei Sat.1 und Kai Sutrisno Scheunemann, Theologe, abgedruckt. Beide sind Missionarssöhne, also in einem »geistlichen Elternhaus« aufgewachsen.
In charismatisch geprägten Kreisen bestehen viele Gläubige (und auch Pastoren) darauf, dass ein »Bekehrungserlebnis«, ein bestimmter, möglichst dramatischer Moment der »Lebensübergabe« notwendig sei, um Christ zu werden. Diese Annahme war und ist mir schon lange suspekt. Ich meine, dass sowohl Damaskus als auch Emmaus ausreichen. Kosack und Scheunemann antworten so:
Braucht man denn ein Erweckungserlebnis?
Scheunemann:
Nicht im klassischen Sinne, wie Sie sich das vielleicht vorstellen, so mit einem Lichtstrahl, der von oben kommt.
Kosack: Aber nennen wir es mal das klare Ja.
Scheunemann: Es gibt zwei Bekehrungsformen: vom Saulus zum Paulus ist eine. Es gibt Menschen, die sagen: »Ich bin vom Pferd gefallen, und seitdem bin ich Christ.« Und es gibt den »Emmausweg«: Man geht lange mit jemandem mit, und die Lebensrichtung verändert sich mit der Zeit. Das Erleuchtungserlebnis fehlt? Das kann gut sein. Aber letztendlich ist die Frage: Ist mein Leben auf Gott ausgerichtet? Oder sage ich: Gott ist ganz nett, aber ich habe in meinem Leben allein das Sagen. Da sehe ich den Unterschied.
Bei mir persönlich war es Damaskus. Bei dir, lieber Leser, war es vielleicht Emmaus. Ich halte dich deswegen keineswegs für weniger gläubig oder weniger errettet. Im Gegenteil. Du hast womöglich mehr über Gott und die Welt nachgedacht, bevor du »das klare Ja« gefunden hast als jemand, der bei einer erwecklichen Veranstaltung im Rausch der Gefühle zum »Übergabegebet« antritt.
Und mancher Leser ist womöglich noch unterwegs? Auch nicht schlecht.

Das Interview gibt es hier: Alles nur Show?

Dienstag, 10. März 2009

Wassermelonen

Kürzlich wurden nach dem Mahl bei Freunden Wassermelonen gereicht. Ich lehnte wie immer, wenn mir ein solches Angebot begegnet, dankend ab, denn ich esse keine Wassermelonen. Auch nicht rund 40 Jahre danach ...

Wir waren zum ersten Mal anlässlich der Ferien ins Ausland verreist. Ich war wohl zehn Jahre alt, womöglich auch etwas jünger oder älter, aber nehmen wir einmal an, dass mich die Erinnerung nicht allzu sehr trügt. Im Grunde spielt es auch nicht unbedingt eine entscheidende Rolle. Wir waren zur Mittagszeit in Italien angekommen, mein Bruder und ich teilten uns das eine, meine Mutter und Großmutter das andere Zimmer einer Ferienwohnung in einem kleinen Ort am Lago di Caldaro. Vor uns lagen, meinte ich, fünf abenteuerliche Tage. Nachdem die Koffer ausgepackt waren, unternahmen wir einen nachmittäglichen Spaziergang, um die nähere Umgebung zu erkunden.
Unweit des Ufers war Aufregendes zu sehen. Ein Lastwagen lag umgekippt im Straßengraben, an und für sich schon Grund genug für einen abenteuerlustigen Jungen wie mich, sich mit Begeisterung dem Ort des Geschehens zu nähern. Vom Fahrzeug hatte sich auf einen Teil der Straße und den Rand des daneben liegenden Weinberges eine Flut von Wassermelonen ergossen, meist unversehrt, nur zum Teil aufgeplatzt oder zerquetscht.
Einige Einheimische betrachteten im Schatten eines Baumes stehend das Spektakel, das die Kinder aus dem Dorf veranstalteten. Diese sammelten Melonen in gewaltige Körbe, wobei sie jedoch auch den herzhaften Biss in die eine oder andere Frucht nicht verschmähten. Ein paar Polizisten sahen, an ihr Fahrzeug gelehnt, zu und kommentierten aufmunternd das Geschehen. Zumindest meinte mein Bruder, dass dies der Inhalt ihrer Zurufe und Bemerkungen sei, und mein Bruder, drei Jahre älter als ich, wusste meist das meiste viel besser als ich. Er hatte sich auf diese Reise schon zu Hause vorbereitet, indem er ein Taschenbuch mit den gebräuchlichsten italienischen Redewendungen aus der Bücherei ausgeliehen und dieses ausgiebig studiert hatte. Außerdem war er der Klassenbeste in Latein - er meinte, das reiche zusammen mit dem Reiseführer, um in Italien zumindest alles zu verstehen und das meiste ausdrücken zu können. Er konnte tatsächlich schon bei der Anreise für die ganze Familie Wegbeschreibungen, Hinweistafeln und diese oder jene Bemerkung Mitreisender übersetzen.
Ein Traktor kam über einen Feldweg, auf dem Anhänger lagen weitere leere Körbe. Der Fahrer rief uns etwas zu, was mein Bruder erwartungsgemäß verstand.
»Wir sollen beim Aufsammeln helfen«, erklärte er.
Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen. Ich schnappte mir einen Korb und begann mit dem Auflesen. Als der Behälter voll war, brachte ich ihn, wie es die anderen Kinder taten, zurück zum Anhänger. Dort wurde er von einem fröhlichen Mann auf die Ladefläche entleert und zurückgereicht.
Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen, mir während der Arbeit fleißig den Bauch mit beschädigten Melonen zu füllen. Ohne Unterlass. Mein Bruder meinte nach einer Weile: »Hör auf zu essen, sonst wird dir schlecht.« Natürlich wusste ich es besser, es war ja mein Magen, nicht seiner.

Eine halbe Stunde später war der Anhänger gefüllt. Der Bauer, der den Traktor steuerte, sagte etwas, was ich nicht verstand. »Wir dürfen«, dolmetschte mein Bruder, »vom Rest mitnehmen, so viel wir tragen können.«
Mir war bereits etwas merkwürdig zumute, vom Bauch her breitete sich ein Gefühl aus, das ich nicht sonderlich schätzte. Aber andererseits gab es bei uns zu Hause kaum einmal frisches Obst so viel man wollte, da unsere Haushaltskasse durch die Teilzeittätigkeit meiner Mutter nur unzureichend gefüllt wurde. Also aß ich noch ein paar Stücke und schichtete mir dann so viele Melonen aufeinander, wie ich mit den Armen halten konnte. Meine Beute brachte ich im Zimmer der Pension erst einmal in Sicherheit.
Ich warf die Früchte auf mein Bett und rannte zur Toilette. Ich wusste nicht, was ich zuerst tun sollte: Die Hosen herunter oder den Mund über die Kloschüssel, denn beides war äußerst dringlich. Ich entschied mich, dass die volle Hose die unappetitlichere Alternative wäre und saß kaum, als auch schon die Bescherung aus beiden fraglichen Körperöffnungen entwich.
Ich will den geschätzten Lesern die Details der nächsten halben Stunde ersparen. Jedenfalls lag ich danach ziemlich bleich und kraftlos im Bett. Dort blieb ich auch die nächsten Tage, wenn ich nicht gerade im Badezimmer war.
Ein Arzt hatte nach mir geschaut, einer mit Deutschkenntnissen. Fiebermessen, Bauch abhören, Kopfschütteln. Und womöglich, ganz sicher war ich nicht, ein mühsam unterdrücktes Grinsen, jedenfalls presste er die Lippen etwas auffällig zusammen, als ich berichtete, dass ich wohl insgesamt so etwa 10 oder mehr Melonen verspeist hatte. Auf relativ nüchternen Magen. Und dann, als es mir ein wenig besser ging nach drei Stunden im Bett, noch mal zwei aus meiner Beute.
Er murmelte etwas, was wie »stolto bambino« klang, und erklärte, was »riposo a letto« für meine Ferienwoche bedeutete. Er behielt leider recht. Erst am Abend vor der Abreise wichen Dauerdurchfall und Dauerübelkeit. Selbst Zwieback und Tee vertrugen sich in jenen Tagen des italienischen Abenteuers nicht sonderlich gut mit meinen Innereien.

Kürzlich, etwa 40 Jahre später, wurden nach dem Mahl bei Freunden wieder Wassermelonen gereicht. Ich lehnte wie immer dankend ab, denn ich esse keine Wassermelonen.

Sonntag, 8. März 2009

Gastbeitrag Bert Brecht: Eine gute Antwort

Eine gute Antwort

Ein Prolet wurde vor Gericht gefragt, ob er die weltliche oder die kirchliche Form des Eides benutzen wolle. Er antwortete: »Ich bin arbeitslos.«
»Dies war nicht nur Zerstreutheit«, sagte Herr K. »Durch diese Antwort gab er zu erkennen, daß er sich in einer Lage befand, wo solche Fragen, ja vielleicht das ganze Gerichtsverfahren als solches keinen Sinn mehr haben.«

Freitag, 6. März 2009

Arnie und Angie...

...machen Android-Werbung. Fragt sich, wer den beiden den Kanzler-Podcast zum Hochhalten eingestellt hat. Oder können die so was selbst?

In Ermangelung eines solchen Gerätes kann ich leider nicht überprüfen, wie leicht oder schwer das Verfahren ist. Viel interessanter für mich wäre sowieso ein ganz anderes Gerät. Das gibt es auf der Cebit nicht. Auch sonst nirgends. Nur da, wo Arnie zu Hause ist...

Kindle, Kindle, komm doch bald
zu uns in Stadt, Land, Feld und Wald.
Wir möchten gerne virtuelle
Bücher lesen auf die Schnelle.
Und die gute F.A.Z.
gibt's dazu umsonst. Wie nett.
O Kindle, wie lang muss ich warten,
bis ich dann endlich mal im Garten
so eins zwei drei, sekundenfix
Bücher aussuch', lad' wie nix.
»O Kindle, komm. Du kommst doch? Wann?«
fragt der, der nicht mehr warten kann.

Donnerstag, 5. März 2009

...wo Gott schon lange vor ihr war.

Aus einem sehr lesenswerten Beitrag auf PastorBuddy:
3. Geh-Struktur statt Komm-Struktur
Zu den Webinhalten der Vergangenheit musste ich hingehen. Ich musste die URL-Adresse wissen, diese in mein Browserfenster eintippen und konnte mir dann die Inhalte der entsprechenden Seite zu Gemüte führen.
Im Web 2.0 kommen die Inhalte der RSS-Feed zu mir. Jeder einigermaßen ambitionierte Blogger ist interessiert daran, es seinen Lesers möglichst leicht zu machen, seine Beiträge zu lesen.
Kirche hat vielfach darauf gehofft, dass die Leute zu ihr kommen. Sie hat sich viel Mühe gegeben mit attraktiven Gästegottesdiensten, kreativen Plakaten u.v.m. Die Kirche der Zukunft wird nicht darauf warten, dass die Leute zu ihr ins christliche Ghetto kommen, sondern sie wird die Menschen in deren Welt aufsuchen und sich aus Liebe zur Welt mitten in sie hinein begeben. Und dann wird sie genau an dem Ort sein, wo Gott schon lange vor ihr war.
Quelle: 10 Dinge, die Kirche vom Web 2.0 lernen kann

Mittwoch, 4. März 2009

Jeremy Camp und David Crowder

Jeremy Camp und David Crowder kommen nach Berlin. Am 10. Juni um 19:00 Uhr treten sie im C-Campus auf. »Mitbringen von Waffen ist generell untersagt«, lese ich und überlege, ob die Musik womöglich eine derartige Zumutung ist, dass sie den Waffengebrauch nahelegen könnte. Also schaue ich bei YouTube nach und finde dort den einen wie den anderen Musiker:





Keiner von beiden muss, meine ich, erschossen werden. Wer solche Musik nicht mag, braucht ja nicht zum Konzert zur »Worshipnight« gehen. Alle anderen bekommen einstweilen im Vorverkauf vergünstigte Eintrittskarten: C-Campus

Ich mag eher Konzerte zum Zuhören als Auftritte mit Funktionen wie »Worshipnight«. Daher freue ich mich auf den 1. April, zu abendlicher Stunde gibt sich Bob Dylan mit seiner unvergleichlichen Band die Ehre, uns Berliner und sicher wieder zahlreiche extra angereiste Gäste bestens zu unterhalten. Und vielleicht bin ich dann im Juni auch bei Jeremy Camp und David Crowder. Ohne Waffe...

Dienstag, 3. März 2009

Männer duschen anders. Frauen auch.

Zur Feier des 700sten Beitrages auf diesem Blog gibt es heute, am 3.3. um 3:33 Uhr, einen Kurzfilm über das angemessene Verhalten rund um die tägliche Körperpflege für Frauen und Männer:



Na denn, frohes Planschen!

Montag, 2. März 2009

Und das ist auch gut so

EU: Zappenduster?

EU-Industriekommissar Günter Verheugen:
»Es gilt zu verhindern, dass große Mengen von Quecksilber in die Abfallentsorgung gelangen: Damit leisten wir einen Beitrag zu einem hohen Niveau des Umweltschutzes und des Schutzes der menschlichen Gesundheit.«
Folgerichtig hat die EU dafür gesorgt, dass Fieberthermometer mit Quecksilber nicht mehr hergestellt werden dürfen. So weit, so gut. Es gibt ja Alternativen, die nicht weniger genau die Körpertemperatur anzeigen.

Die EU sorgt aber dafür, dass uns das Quecksilber im Haushalt nicht nur erhalten bleibt, sondern dass es erheblich an Menge zunimmt. Man hat nämlich ebenso beschlossen, die gute alte Glühlampe zu verbieten. Ersetzt werden soll sie durch die sogenannten Energiesparlampen. Und die enthalten Quecksilber. Fazit: Die gleichen Leute, die den Stoff gerade verbannt haben, haben gleichzeitig Vorschriften zu seiner möglichst flächendeckenden massenhaften Verbreitung erlassen.

Bereits im September 2009 sollen die ersten giftfreien Leuchtmittel (alle matten Glühlampen, alle Glühlampen über 75 Watt) nicht mehr in den Regalen des Einzelhandels stehen, die anderen Stärken verschwinden nach und nach.
Die weit teureren Energiesparlampen müssten wegen des Quecksilbers als Sondermüll behandelt und entsorgt werden. Fraglich ist, ob die Verbraucher in Europa die Dinger nicht einfach in den Hausmüll werfen, wenn sie defekt sind. Und wenn so ein Teil herunterfällt und zersplittert, holt man dann das technische Hilfswerk, die Feuerwehr oder die GSG9? Vielleicht kann man ja einen Notfallplan den Verpackungen beilegen und Warnhinweise nach dem Muster der Zigarettenpackungen aufdrucken: Licht anmachen kann tödlich sein. Energiesparlampen können zu einem langsamen und schmerzhaften Tod führen. Oder so ähnlich...

Ich werde mit beizeiten einen Vorrat an konventionellen Glühlampen zulegen und prüfen, welche Partei bei der anstehenden Europawahl zu wählen ist, damit solchem EU-Schwachsinn zukünftig ein Riegel vorgeschoben wird.