Freitag, 1. Mai 2009

Feiertag. Wer feiert warum?

Die meisten meiner Blogbesucher werden heute - genau wie ich - einen arbeitsfreien Tag genießen dürfen. Warum eigentlich?
  • Die Weimarer Nationalversammlung bestimmte am 15. April 1919 den 1. Mai zum gesetzlichen Feiertag. Allerdings nur für das damals aktuelle Jahr.
  • Gesetzlicher Feiertag wurde der 1. Mai erst ab 1933 durch die Nationalsozialisten. Das Reichsgesetz vom 10. April 1933 benannte ihn als „Feiertag der nationalen Arbeit“.
  • Im Jahr 1934 wurde der 1. Mai durch eine Gesetzesnovelle zum „Nationalen Feiertag“ erklärt.
  • Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der 1. Mai 1946 durch den Alliierten Kontrollrat bestätigt: Der 1. Mai ist in der Bundesrepublik Deutschland nach den Feiertagsgesetzen der Bundesländer ein gesetzlicher Feiertag. (Infos von Wikipedia)


Wo ich heute Mittag bin, habe ich ja gestern verraten. Das Foto (von WikiCommons) zeigt den 1. Mai in Berlin Kreuzberg im Jahr 2007. Das Wetter 2009 soll dem Vernehmen nach ähnlich angenehm werden. Schaun mer mol.

Na denn: Ich wünsche allerseits gutes Wetter und - je nach Brauchtum oder Gusto - einen angenehmen, fröhlichen, politischen, spartanischen, friedlichen, opulenten, familiären, nüchtenen, faulen, bierseeligen, fleißigen, weingeschwängerten, ichweißnichtwasnochigen Feiertag!

Donnerstag, 30. April 2009

Mittwoch, 29. April 2009

Moin!

»Moin!« rief Peter fröhlich, als er herein kam.
»Es ist 17:00 Uhr«, erklärte Simon entrüstet, »der Morgen ist lange vorbei!«
Ich war womöglich leicht angeschickert, jedenfalls fühlte sich mein Kopf etwas bräsig an. Dennoch, oder gerade deshalb, fand ich, dass dieser Dösbaddel dringend Aufklärung benötigte. Ich belehrte Simon: »Sei nicht so gnaddelig. So luschig, wie du mit der Sprache umgehst, solltest du nicht so ein Gedöns machen, wenn jemand was sagt, was du nicht verstehst. Moin heißt ja nicht Morgen, sondern gut.«
»O jemine, unser Klabäuser packt wieder seine Döntjes aus«, stöhnte Simon.
Peter grinste breit: »Den Simon brauchst du nicht begöschern. So ein Töffel, noch dazu angetütert wie er ist, kann keinem gepflegten Klönschnack folgen.«
Simon war sofort mucksch. »Töffel?«, schimpfte er, »du kriegst gleich einen Feudel um die Ohren geklatscht!«
Der Wirt runzelte die Stirn und meinte: »Soll ich gleich den Peterwagen holen oder kriegt ihr euch wieder ein?«
Ich beruhigte ihn: »Nee nee, komm lieber in die Puschen und bring uns drei Pötte.«
»Wenn du pieschern willst, musst du auf Tö. Dafür gibt's hier keinen Pott«, antwortete unser Wirt, der olle Drönbüdel.
»Och Murkel, nun sei nicht so muffelig« munterte Peter ihn auf. »Tö ist piefig. Pisspott wäre mal was anderes...«
Simon schaute die ganze Zeit ziemlich kodderig aus. Er rührte mit der Gabel seine Wördeln auf dem Teller um, die Frikadelle hatte er schon vorhin verdrückt. Was Gemüse betraf, war er immer etwas krüsch.
Der Wirt stellte drei Bier hin und erklärte: »Ich fahr euch aber nicht mit dem Trecker nach Hause. Wenn ihr nachher duun seid, schaut selbst, wie ihr wegkommt.«
Ich trank einen Schluck. »Ach ist das heute wieder kommodig hier«, sagte ich, während ich nach Simons Teller luscherte. Ich hatte nämlich bannig Hunger. Und bei dem Schietwetter keine Lust, noch einkaufen zu gehen.
Simon kramte in seinem Büdel und murmelte: »Was ein Tüdelkram, man macht sich ja keinen Begriff.«
Misstrauisch wollte der Wirt wissen: »Hast wieder dein Geld verbaselt?«
»Mach kein Gedöns, das ist hier irgendwo mittenmang.« Aber es klang ziemlich versuust.
Er packte nach und nach seine Habseligkeiten auf den Tresen, darunter ein reizendes Bild von einem lütten Schietbüdel. »Das ist Erwin«, sagte er. Vielleicht sah ich büschen ramdösig drein, jedenfalls erklärte er mir: »Mein Enkel. Sechs Monate alt.«
»Ach so. Enkel.« Mir schien das etwas figgeliensch zu begreifen, da meines Erachtens Simon eingefleischter Junggeselle war, der keine Kinder hatte. »Wie kommst du zu einem Enkel?«
Seine Stimme wurde drömelig. »Mir war damals ziemlich klöterig zumute, bei einem Schulausflug. Zu viel intus. Da war dann Karin. Die hat mich nach Hause gebracht, in der Schiebkarre. Am nächsten Morgen war sie noch da, in meinem Bett. Die Karin. Nicht die Schiebkarre«
»Dumm Tüch«, schaltete sich Peter ein, »wenn du so duun warst, dann ist auch nichts passiert. Schniedels vertragen so was nicht. Nur sehr gekrümmt.«
»Mit dir schnack ich doch gar nicht! Du bist mir viel zu vertüdelt.«
Ich fragte: »Die Karin von der Weststraße? Die mit dem Dutt?«
»Damals hatte sie keinen Dutt«, gab er gnadderig zurück. »Sie konnte endlos klönen, so plietsch, dass man gar nicht merkte, wie sie das Plätteisen auf deine schwächsten Stellen drückte. Und dann, wenn es wehtat, hat sie eben getröstet. Ach, Karin...«
Peter klaute ihm unterdessen die Wördeln vom Teller, weil Simon viel zu sehr in unserem Klönschnack gefangen und nebenbei mit der Geldsuche beschäftigt war, um das zu merken. Bevor ich zugreifen konnte, war alles weg.
»Und das ist dann dein Enkel?« Ich zeigte auf das Foto.
»Muss wohl, es lag in der Schieblade von der Karin. Hinten drauf steht Erwin.«
»Dir sollte man mal mit einem Pömpel das Hirn saubermachen«, schimpfte der Wirt. »Du hast nichts außer einer schietigen Phantasie. Die Karin, die hat gar keine Kinder. Wo soll dann ein Enkel herkommen?«
Ganz sutsche bemächtigte sich Peter nun des Glases, das vor Simon stand und tauschte es gegen sein leeres aus. Der Wirt schaute und weg und fing an, mit seinen Zapfhähnen zu pütschern. Ich blickte auf die Uhr an der Wand. Wenn ich noch was Essbares kaufen wollte, war es an der Zeit, mich auf den Weg zu machen.
»Ich glaube, du hast da was vertüddelt mit dir und der Karin«, meinte ich und legte einen Heiermann auf den Tresen. »Atschüs, ihr lieben Leute.«
»Jau, kann auch sein«, sagte Simon und betrachtete misstrauisch sein leeres Glas. »Ach so«, fiel ihm ein, »ich wollte ja nach meinem Geld suchen...«
Ich ging zum Ausgang.
»Moin!«, rief mir Peter hinterher.
»Es ist 18:00 Uhr...«, hörte ich noch, bevor die Tür hinter mir ins Schloss fiel.


P.S.: Wer sich nun verwundert oder verwirrt fragt, was dieses oder jenes Wort bedeuten mag, und was mich eigentlich bewogen haben könnte, solch einen Unfug zu verzapfen, dem sei verraten: Dies ist das Ergebnis einer selbstauferlegten Fleißübung. Als ich neulich Bastian Sicks Kolumne über norddeutsche Eigentümlichkeiten in der an und für sich doch gemeinsamen Sprache las, der eine Liste von Wörtern und Bedeutungen angefügt ist, reizte mich die Aufgabe, unter Verwendung möglichst aller Begriffe auf der Liste diese Kneipenszene zu schreiben. Mehr nicht.
Wer überprüfen will, was ich ausgelassen und was ich aus eigener Erinnerung an Zeiten in Hamburg und Kiel hinzugefügt habe, darf hier abhaken: Nördlicher Zwiebelfisch

P.P.S.: Nur zur Erinnerung: Der Zwiebelfisch ist regelmäßige Pflichtlektüre für alle, die schreiben oder schreiben wollen.

P.P.P.S.: Ich bin mir recht sicher, dass ich einige Begriffe nicht so verwendet habe, wie sie aus einem norddeutschen Mund kämen. Aber immerhin ist das ja - ich bin und bleibe Berliner - eine Fremdsprache für mich...

Dienstag, 28. April 2009

Ungewohnter Ansturm

Einige treue Besucher haben am Montag langsame Ladezeiten auf meinem Blog beobachtet und berichtet; manche mussten sogar einen zweiten Versuch unternehmen, um hier anzukommen. Das lag an einem internationalen Ansturm, ausgelöst dadurch, dass Expecting Rain meine Zeilen über das neue Album von Herrn Robert Zimmermann, a.k.a. Jack Frost, a.k.a. Bob Dylan auf der Startseite verlinkt hatte - von dort fand der Link ziemlich schnell den Weg in die mir nicht geläufige Twitter-Welt, irgend etwas von wegen Tiny URL und so weiter habe ich zur Kenntnis genommen. Wie auch immer - damit brachen die Scharen herein.


Das Ergebnis waren in Spitzenmomenten bis zu 20 Zugriffe pro Minute auf meinen Blog, zusätzlich zu den »normalen« Besucherzahlen.


Ich bedauere die somit wohl unvermeidliche Verlangsamung beim Zugriff für einige Besucher, kann aber nicht guten Gewissens sagen, dass mich das Interesse an meinem Beitrag nicht freuen würde.

Montag, 27. April 2009

Bob Dylan: Together Through Life

1. »Beyond Here Lies Nothin’«
»Oh well I love you pretty baby, you’re the only love I’ve ever known. Just as long as you stay with me the whole world is my throne. Beyond here lies nothing, nothing we can call our own.« Der erste Song signalisiert, was den Hörer erwartet: Rumba-Blues Rhythmus, Akkordeon, Akustikgitarre, Trompeten und Tony Garniers unvergleichliches Bass-Fundament, als wäre man Gast in einer Bar, draußen sinkt die Sonne gen Horizont, drinnen sitzt man mit Freunden am Tisch, ein Glas Rotwein in der Hand, und hört einer Band zu, die auf einer zusammengezimmerten Bühne voller Hingabe und Begeisterung ihre Lieder spielt. Handgemachte Musik. Mit Freude gespielte Musik. Funken, die auf das Publikum überspringen. Gute Laune, die sich ausbreitet und die Musiker noch weiter anspornt. Entspannung. Ungehobelte Spielfreude, die Band spielt für das Trinkgeld und gelegentlich eine Runde Getränke, weil sie eben mit Herz und Seele Musiker sind. Damit ist auch klar, was das Album nicht ist: Wir hören keine Fortsetzung von »Love & Theft« und »Modern Times«, sondern das, was Bob Dylan in einem Interview kürzlich angekündigt hat, stimmt tatsächlich. »I think we milked it all we could on that last record and then some. We squeezed the cow dry. All the Modern Times songs were written and performed in the widest range possible so they had a little bit of everything. These new songs have more of a romantic edge.« Stimmt genau. »Beyond Here Lies Nothin’« ist ein beschwingter Auftakt zu einem faszinierenden und ganz und gar anderen Album. Der Text: Hier!

2. »Life Is Hard«
Es folgt eine Ballade in Moll: Man erschrickt beinahe, weil Dylan, der in den letzten Jahren meist eher bellen und knurren mochte, eine richtige ausgefeilte Melodie anstimmt: »The Sun is sinking low, I guess it’s time to go. I feel a chilly breeze in place of memories. My dreams are locked and barred, admitting life is hard without you near me.« Mancher mag bei einem Titel namens »Life Is Hard« eine sozialkritische Abrechnung mit den Ungerechtigkeiten des Lebens erwartet haben, eine Art »Workingman Blues #3«, statt dessen geht es um die verlorene Liebe. Ein vertrackter Rhythmus zwingt zum genauen Hinhören. Das Jazz-Schlagzeug scheint ein anderes Lied zu begleiten als der Sänger singt. Betörend. Bezaubernd. Der Text: Hier!

3. »My Wife’s Home Town«
Ironie war schon immer eine der Stärken Bob Dylans. Dieser rollende Blues zeigt, dass er nach wie vor ein Meister der spitzen Worte ist. »She can make you steal, make you rob, give you the hives, make you lose your tongue. Can make things bad, she can make things worse. She got stuff more potent than a gypsie curse«. Das könnte – könnte! – eine Abrechnung mit einer ganz ganz bösen Frau sein. Ist es aber nicht: »There ain’t no way to put me down, I just wanna say that Hell’s my wife’s home town«. Die Frau ist offenbar eine ganz ganz liebe Person, nur die Nachbarn, Verwandten und Bekannten zu Hause… Am Ende des Liedes geschieht Unerhörtes: Bob Dylan lacht schadenfroh. Einen lachenden Bob Dylan hat es meines Wissens noch auf keinem Album gegeben…Der Text: Hier!

4. »If You Ever Go to Houston«
Die Band auf der Bühne in unserer gemütlichen Bar hat eine frische Runde Bier oder Wein bekommen. Die Stimmung wird geradezu heiter. Der Sänger ist ganz offensichtlich bester Laune. »If you ever go to Hooooooouston…« Doch Vorsicht: Der fröhliche Schein trügt. »You better watch out for the man with the shining star, better know where you are going or stay where you are. I know these streets, I’ve been here before. I nearly got killed here during the Mexican War«. Vermutlich kann es in Houston ganz schön ungemütlich werden. Daher wohl auch der Rat an Nancy, »the other sister«: »Pray the sinner's prayer!« In einem Interview wurde Bob Dylan gefragt: »What's the Sinner's Prayer?« Merkwürdige Frage. Auch in Amerika scheinen die grundlegenden Kenntnisse der Bibel zu schrumpfen. Bob Dylan erklärte: »That's the one that begins with Father forgive me for I have sinned.« Doch das nur am Rande. Erneut staunt man: Bob Dylan kann richtig singen. Töne halten, Melodien variieren, Klangfarben modulieren. Der Text: Hier!

5. »Forgetful Heart«
Dieses Lied hat mich spontan an »Heart of Mine« erinnert - allerdings ist es lange nicht so gut. Wenn »Together Through Life« einen schwachen Beitrag enthält, dann ist es für mich diese etwas lustlos wirkende Ballade. Eine Art Lückenfüller, weil einige Gäste in unserer Bar gerade aufs Klo verschwunden oder zum Rauchen vor die Tür gegangen sind. »Forgetful Heart« ist nett, aber mehr auch nicht. Ich gehe auch mal eben raus, eine rauchen. Man hört die Klänge ja trotzdem durch die offene Schwingtür zur Bar. Der Text: Hier!

6. »Jolene«
Nun ist die Band auf der hölzernen Bühne wieder hellwach und begeistert bei der Sache. Also schnell zurück zum Tisch, das will ich nicht verpassen! Unwillkürlich singt man das Gitarrenmotiv nach jedem fröhlich gesungenen »Jolene« mit: »Da da da da dee doo doo.« Es fällt schwer, nicht zu lächeln, und warum sollte man auch bärbeißig dreinschauen? Ein vergnügtes Liebeslied im Blues-Schema. »Baby I am the king and you're the queen, Jolene«. Der Text: Hier!

7. »This Dream of You«
»Romance In Durango« von 1976 war so ein melancholisch-verträumtes Lied. Auch »Nettie Moore« schlug diese Richtung ein. Geige, Akkordeon und der akustische Bass bilden das Gerüst für »This Dream of You«, an dem der Traum sich emporranken darf. »There is a moment where all things become new again, but that moment might have come and gone. All I have and all I know is this dream of you that keeps me moving on«. Mancher in unserer Bar hat feuchte Augen, denn wer hätte solche Momente nicht im eigenen Leben zu spüren bekommen? Der Text: Hier!

8. »Shake Shake Mama«
Bevor jedoch die Stimmung zu sentimental werden könnte, folgt nun ein Lied von der Art, die Bob Dylan für seine Theme Time Radio Hour so gerne aus dem Archiv gefischt hat: Eine alte 45er Single, meinetwegen aus den 50er Jahren, von einem Blues-Musiker, der heute längst vergessen ist. Aber seine Musik wirkt noch immer. »Shake shake Mama, shake like a ship going out to sea. I get the blues for you baby, when I look up at the sun. Come back here, we can have some real fun. Shake shake Mama, shake until the break of day. I’m right here baby. I’m not that far away«. Kein tiefgründig-philosophischer Text, keine Mystizismen, einfach nur gute-Laune-Rock’n’Roll. Gut, dass der Kellner gerade Wein nachschenkt. Zum Wohl, jawohl! Der Text: Hier!

9. »I Feel a Change Comin’ On«
»What’s the use in dreaming, you got better things to do. Dreams never did work for me anyway, even when they are getting true«. Es ist ja wirklich so eine Sache mit den erfüllten Träumen. Man freut sich natürlich, aber die Sehnsucht, das Warten, das Hoffen, die Vorfreude fehlen plötzlich. Ein neuer Traum wird gesucht. Und womöglich findet man keinen mehr? Wenn es auf diesem Album einen Song gibt, der an die vorigen CDs anknüpft, dann wohl dieser. »I feel a change comin’ on, and the fourth part of the day is already gone«. Das erinnert an »If it keeps on raining, the levee’s gonna break, some people say this is the day only the Lord can make.« Oder an »Thunder on the mountain, for the love of God, you ought to have pity on yourselves!« Aber – und das ist erfreulich: Es bleibt bei der eher heiter-melancholischen Stimmung in unserer Bar. Das Lied ist alles andere als drohend oder depressiv. Es stimmt gar hoffnungsvoll und zuversichtlich, denn letztendlich ist dies ein Album mit Liebesliedern – »die Liebe höret nimmer auf«, meinte Paulus, der Apostel einst. Und so gilt auch bei dieser Ballade, was Bob Dylan schon seinerzeit in »I and I« sang: »The world could come to an end tonight, but that’s alright. She should still be there sleeping, when I get back.« Der Text: Hier!

10. »It’s All Good«
Der letzte Song ist dann Ironie oder gar Sarkasmus in Vollendung. Wie in »Everything Is Broken« von 1989 zählt Bob Dylan auf, was alles schief läuft, im Argen liegt, nicht in Ordnung ist. Aber, anders als 1989, kommentiert er jeweils mit einem trockenen »It’s all good«. Schön bitterböse, so richtig bitterböse, dieses Lied. »Wives leaving their husbands, big politicians telling lies, the restaurant kitchen is full of flies, brick by brick they tear you down, a teacup of water is enough to drown, you ought to know: if they could they would…«, jawohl so geht es zu heute in unserer Welt, aber: »Whatever goes down, it’s all good«. Da heben wir in der Bar zu den letzten Klängen die Gläser und prosten den verschmitzt grinsenden Musikanten zu. Der Abend geht zu Ende, wir müssen wieder hinaus in die ruppige Welt, aber wir haben eine wunderschöne Zeit zusammen genossen. »It’s All Good.« Der Text: Hier!

Dieses Album hat einen ganz besonderen Zauber. Es klingt alles wie ein spontaner Mitschnitt, einschließlich gelegentlicher kleiner Fehler an den Instrumenten, unverfälscht, nicht nachbearbeitet, sondern authentisch und direkt. Das Ganze allerdings auf dem klangtechnischen Niveau von heute. Eben wirklich so, als wäre man Gast in einer Bar, draußen sinkt die Sonne gen Horizont, drinnen sitzt man mit Freunden am Tisch, ein Glas Rotwein in der Hand, und hört einer Band zu, die auf einer zusammengezimmerten Bühne voller Hingabe und Begeisterung ihre Lieder spielt.

Zu finden ist die CD zum Beispiel hier bei Amazon: Together Through Life


P.S.: Das Interview, aus dem ich zitiert habe, endet mit der Frage: »A lot of performers give God credit for their music. How do you suppose God feels about that?«
Bob Dylan: »I’m not the one to ask. It sounds like people just giving credit where credit is due.«
Hier gibt es eine von Croz zusammengestellte PDF-Version des kompletten Gesprächs (16 Seiten): Flanagan talks with Dylan

Sonntag, 26. April 2009

US-Car-Mechaniker in Berlin?

Fragen kostet ja nichts. Also frage ich: Kennt zufällig jemand unter meinen Blogbesuchern eine zuverlässige und ehrliche Werkstatt oder einen nicht weniger zuverlässigen und ehrlichen (Hobby-)Mechaniker, der sich mit US-Cars auskennt? Nicht irgendwo, sondern in Berlin!

Dieses Automobil müsste mal durchgesehen werden:

Es handelt sich um einen Chevrolet Cavalier Baujahr 1987, und er hat gewisse wiederkehrende Bauchschmerzen...

Für Hinweise und Kontakte, die zum Erfolg - Heilbehandlung - führen, wird eine Belohnung ausgesetzt: Eins von meinen Büchern nach freier Auswahl.

Samstag, 25. April 2009

Berliner Farbenspiele

Dass Berlin ziemlich bunt ist, hat sich ja herumgesprochen. In den letzten Wochen erblühte vielerorts eine ungewohnte politische Farbenpracht. Rot neben oder gegen Tiefrot, Grün mischt sich mit Schwarz, Gelb-blau hat rosa Tupfen, Berlinrot streitet versus Bundesrot. Und was noch alles.

Die Rede ist von der Aufregung um einen Volksentscheid. Die Wahlberechtigten dürfen am Sonntag darüber abstimmen, ob die Schüler künftig zwischen Ethik- und Religionsunterricht wählen oder ob es beim Pflichtfach Ethik und Religion als freiwilligem Untertrichtsangebot bleibt. Berlin ist neben Bremen und Brandenburg das einzige Bundesland, in dem Religion bisher ein freiwilliges Fach ist. 2006 setzte der Senat durch, dass das neue Fach Ethik als Pflichtfach eingeführt wurde. Damit begann der Streit.

Aufgefallen ist mir im Straßenbild, dass die meisten Plakate der Pro Reli-Aktion beschmiert, zerstört, beschädigt wurden. Die Plakate derjenigen, die sich gegen die Gleichberechtigung der Fächer aussprechen, blieben unbeschädigt. Kann man daraus eigentlich Schlüsse auf Fairness und Toleranz der jeweiligen Seiten in der Auseinandersetzung ziehen?

Diejenigen, um die es eigentlich geht, sind ganz verschiedener Meinung. Ein Schüler der 12. Klasse meinte laut Berliner Morgenpost:
»Wenn Schüler jedes Jahr die Gelegenheit bekommen, neu zwischen Ethik und Religion zu wählen und so unverbindlich verschiedene Religionen und humanistische Wertevorstellungen kennenzulernen, hilft das auf der Suche nach dem eigenen Weg. Außerdem ist es in unserer bunten, multikulturellen Stadt wichtig, den anderen zu verstehen und auch seine Wertegrundlagen kennenzulernen. Mit einem Zwangsfach Ethik ist das kaum möglich.« (Quelle)
Der Schüler mag recht haben, wenngleich ich mir kaum vorstellen kann, dass jemand wegen des Religionsunterrichtes Moslem, Christ oder Humanist wird - den »eigenen Weg« wird wohl jeder anderweitig finden oder gefunden haben.

Gegen Religion als Pflichtfacht äußert sich eine 15jährige laut Bericht im Tagesspiegel:
Schülerin Dilek Sahan findet, dass Religion Privatsache sei. Die Muslimin besucht die 9. Klasse: Die meisten Schüler sind muslimisch. „Hätten wir Religion, gäbe es so viele Diskussionen. Einer ist sunnitisch, einer schiitisch.“ Deshalb sollten die, die wollen, in der Freizeit Religion lernen, wünscht sich Dilek. (Quelle)
Dem könnte man entgegnen: Immerhin schadet es ja nichts, ergänzend zum Elternhaus zu lernen, was »die anderen« glauben oder nicht glauben. Ob nun Sunniten und Schiiten oder Juden und Christen oder Katholiken und Protestanten.

So sehen das wohl auch die meisten Unterstützer von Pro Reli, darunter die Jüdische Gemeinde und der Zentralrat der Muslime, die großen und viele kleine christliche Kirchen, andere Religionsgemeinschaften sowie CDU und FDP; aber auch SPD-Spitzenpolitiker auf Bundesebene wie Kanzlerkandidat und Außenminister Frank-Walter Steinmeier oder Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse. Auch etliche Prominente haben sich auf den Plakaten ablichten lassen, darunter Ehefrauen von Hertha-Fußballprofis und Herr Jauch. Genau. Der aus dem Fernsehen. Er sagt laut Plakat: »In Berlin geht es um die Freiheit - Sagen Sie nicht, Sie hätten nicht die Wahl gehabt.«

Andere äußern Angst vor Fundamentalismus durch Religionsunterricht, befürchten Freiheitsverluste durch eine freie Wahl der Schüler oder rufen einfach zum »Nein« auf, weil sie zum Senat gehören oder mit ihm sympathisieren. Auch einige atheistische, türkische und kleinere religiöse Gruppen haben sich mit unterschiedlichen Argumentationen den Gegnern von Pro Reli angeschlossen, darunter die Deutsche Buddhistische Union und das Kulturzentrum Anatolischer Aleviten. Das Motto von Pro Ethik ist so absurd und jenseits jedes Demokratiegedankens, dass es sicher Sprachgeschichte machen wird: »Nein zum Wahlzwang!« Es wäre ja schlimm, wenn freie Bügerin einem freien Land gezwungen würden, eine Wahl zu treffen...

Ich bin gespannt, ob am Sonntag das Volk die Abstimmung ignorieren, der amtierenden Berliner Regierung einen Freipass ausstellen oder eine rote Karte zeigen wird. Immerhin, und das ist unabhängig vom Ausgang eine gute Sache, ist eine Diskussion über den Zusammenhang von Wertevermittlung und gesellschaftlicher Entwicklung in Gang gekommen. Und das kann ja nie schaden, solange es ein Gespräch bleibt und nicht zur gegenseitigen Verunglimpfung ausartet, was allerdings zur Zeit in Berlin ebenfalls zu beobachten ist.

Hier einige interessante Beiträge zur Diskussion:
P.S.: Falls es für meine Leser von Interesse sein sollte: Ich werde, nicht ohne Bedenken allerdings, mit »Ja« abstimmen.

Freitag, 24. April 2009

YESSSSS! Got It!


15:30 Uhr. Freitag. Jawohlja!

Ehre, wem Ehre gebürt...

...aber hier muss ich doch widersprechen: Wenn man bei Weltbild.de nach Günter J. Matthia sucht, erscheint zwar folgerichtig »Unsere Besten« als Kategorie, aber diese DVDs, die dann angeboten werden, habe ich weder produziert, noch stammen die literarischen Vorlagen von mir.


Etwas wunderlich, diese Software vom Weltbild Verlag. Oder liegt es daran, dass EDV für Ende der Vernunft steht?

Die wirklich guten Bücher aus der Kategorie »Unsere Besten« findet man nach wie vor schön übersichtlich hier: Bücher aus meiner Feder

Zitat der Woche

Man soll Gott für alles danken,
besonders für die Franken!

Kerstin Hack kürzlich in einer E-Mail an meine Wenigkeit.

P.S.: Frankenflagge von Wikipedia
P.P.S.: Ich bin kein Franke.
P.P.P.S.: Wo steht das Zitat eigentlich? In den Psalmen?