Dienstag, 2. Februar 2010

Transforum 2010

Hoffnung wecken statt Resignation, Chancen entdecken statt Probleme zu fixieren

Alle zwei Jahre gibt es in Berlin eine »Transforum«-Tagung. Die beiden letzten habe ich in guter Erinnerung, ich verdanke ihnen etliche wertvolle und bleibende Impulse.
Am 26. und 27. Februar werde ich auch dieses Jahr dabei sein, ich freue mich schon auf interessante Arbeitsgruppen (neudeutsch leider »Workshops« genannt), Seminare und Vorträge sowie Zusammenkünfte im Plenum. 
Ich habe unter anderem einen Moschee-Besuch vorgemerkt - wann hat man schon mal die Gelegenheit, die Besonderheiten des Sufi-Islam aus der Türkei kennen zu lernen und durch eine Moschee geführt zu werden? Ich hoffe, dass die Gruppe noch nicht voll war, als ich mich angemeldet habe...
Doch auch sonst bietet das Programm vielfältige Themen, die sicher auch für den einen oder die andere unter den Blogbesuchern interessant sein könnten.
Ach ja, und für Theologen gibt es am 25. Februar wieder einen Theologentag - vermutlich ist das auch gut so.

Alle Informationen und Anmeldemöglichkeit gibt es hier: Transforum 2010 - Von der Freude, der Stadt zu dienen - Gesellschaftliche Umbrüche als Chance für christliches Engagement

Montag, 1. Februar 2010

Neues E-Book: Zurück nach Korinth?

Gestern ist meine Auseinandersetzung mit dem 1. Korintherbrief und unserer heutigen Situation als Gemeinde erschienen, und zwar als kostenloses E-Book.
Verfügbar in den Formaten EPUB, Mobipocket, Kindle und PDF.
Kurzbeschreibung: Die beiden uns erhaltenen Briefe des Apostel Paulus an die Gläubigen in Korinth sind, wie seine anderen Schriften, alles andere als nüchtern, abgeklärt oder langweilig. Sie sind vielmehr provokativ, spannend, leidenschaftlich und manchmal ganz schön kontrovers, wie wir am Beispiel des ersten Korintherbriefes sehen werden – vorausgesetzt der geschätzte Leser folgt mir durch diese Seiten.
Die Frage lautet: Sind wir womöglich genau in dem Zustand, den Paulus bezüglich der Gemeinde in Korinth beschrieb?

Ob irgendwann eine gedruckte Version folgt, ist noch offen.

Eine Leseprobe gibt es hier: Zurück nach Korinth - die Vorrede
Hier geht es zum Download: Günter J. Matthia: Zurück nach Korinth?

Sonntag, 31. Januar 2010

Gastbeitrag Franz Kafka: Der Mord

image Es ist erwiesen, daß der Mord auf folgende Weise erfolgte:

Schmar, der Mörder, stellte sich gegen neun Uhr abends in der mondklaren Nacht an jener Straßenecke auf, wo Wese, das Opfer, aus der Gasse, in welcher sein Bureau lag, in jene Gasse einbiegen mußte, in der er wohnte. Kalte, jeden durchschauernde Nachtluft. Aber Schmar hatte nur ein dünnes blaues Kleid angezogen, das Röckchen war überdies aufgeknöpft. Er fühlte keine Kälte, auch war er immerfort in Bewegung. Seine Mordwaffe, halb Bajonett, halb Küchenmesser, hielt er ganz bloßgelegt immer fest im Griff. Betrachtete es gegen das Mondlicht; die Schneide blitzte auf; vielleicht nicht genug für Schmar; er hieb mit ihr gegen die Backsteine des Pflasters, daß es einen Funken gab; bereute es vielleicht; und um den Schaden gutzumachen, strich er mit der Schneide violinbogenartig über seine Stiefelsohle, während er, auf einem Bein stehend, vorgebeugt, gleichzeitig dem Klang des Messers an seinem Stiefel, gleichzeitig in die schicksalsvolle Seitengasse lauschte. Warum duldete das alles der Private Pallas, der in der Nähe aus seinem Fenster im zweiten Stockwerk das alles beobachtete? Ergründe die Menschennatur! Mit hochgeschlagenem Kragen, den Schlafrock um den weiten Leib gegürtet, kopfschüttelnd blickte er hinab. Und fünf Häuser weiter, ihm schräg gegenüber, sah Frau Wese, den Fuchspelz über ihrem Nachthemd, nach ihrem Manne aus, der heute ungewöhnlich lange zögerte. Endlich ertönt die Türglocke vor Weses Bureau, zu laut für eine Türglocke, über die Stadt hin zum Himmel auf, und Wese, der fleißige Nachtarbeiter, tritt, in dieser Gasse noch unsichtbar, nur durch das Glockenzeichen angekündigt, aus dem Haus; gleich zählt das Pflaster seine ruhigen Schritte. Pallas beugt sich weit hervor, er darf nichts versäumen; Frau Wese schließt, beruhigt durch die Glocke, klirrend das Fenster. Schmar aber kniet nieder; da er augenblicklich keine anderen Blößen hat, drückt er nur Gesicht und Hände gegen die Steine: wo alles friert, glüht Schmar. Gerade an der Grenze, welche die Gassen scheidet, bleibt Wese stehn, nur mit dem Stock stützt er sich in die jenseitige Gasse. Eine Laune. Der Nachthimmel hat ihn angelockt, das Dunkelblaue und das Goldene. Unwissend blickt er es an, unwissend streicht er das Haar unter dem gelüpften Hut; nichts rückt dort oben zu Buchstaben zusammen, um ihm die allernächste Zukunft anzuzeigen; alles bleibt an seinem unsinnigen, unerforschlichen Platz. An und für sich sehr vernünftig, daß Wese weitergeht, aber er geht ins Messer des Schmar. »Wese!« schreit Schmar, auf den Fußspitzen stehend, den Arm aufgereckt, das Messer mit der Spitze scharf gesenkt: »Wese! Vergebens wartet Julia!« Und rechts in den Hals und links in den Hals und drittens tief in den Bauch sticht Schmar. Wasserratten, aufgeschlitzt, geben einen ähnlichen Laut von sich wie Wese. »Getan,« sagt Schmar und wirft das Messer, den überflüssigen, blutigen Ballast, gegen die nächste Hausfront. »Seligkeit des Mordes; Erleichterung, Beflügelung durch das Fließen des fremden Blutes! Wese, alter Nachtschatten, Freund, Bierbankgenosse, versickerst im dunklen Straßengrund. Warum bist du nicht einfach eine mit Blut gefüllte Blase, daß ich mich auf dich setzte und du verschwändest ganz und gar? Nicht alles wird erfüllt, nicht alle Blütenträume reiften, dein schwerer Rest liegt hier, schon unzugänglich jedem Tritt. Was soll die stumme Frage, die du damit stellst?« Pallas, alles Gift durcheinanderwürgend in seinem Leib, steht in seiner zweiflügelig aufspringenden Haustür. »Schmar! Schmar! Alles bemerkt, nichts übersehn.« Pallas und Schmar prüfen einander. Pallas befriedigt's, Schmar kommt zu keinem Ende. Frau Wese, Volk zu ihren beiden Seiten, eilt mit vor Schrecken ganz gealtertem Gesicht herbei. Der Pelz öffnet sich, sie stürzt über Wese, der nachthemdbekleidete Körper gehört ihm, der über dem Ehepaar sich wie der Rasen eines Grabes schließende Pelz gehört der Menge. Schmar, mit Mühe die letzte Übelkeit verbeißend, den Mund an die Schulter des Schutzmanns gedrückt, der leichtfüßig ihn davonführt.

Quelle: Projekt Gutenberg

Freitag, 29. Januar 2010

The Catcher in the Rye




Jerome David Salinger litt unter dem Ruhm, den ihm sein Roman einbrachte. Seit 1965 hat er nichts mehr veröffentlicht, lebte zurückgezogen.
The Catcher in the Rye wurde in einigen angelsächsischen Ländern zunächst verboten – das Buch enthält 255 mal den Ausdruck »goddam« sowie 44 »fuck«. Das jedoch macht noch keine gute Erzählung aus, ist kein Qualitätsmerkmal. Es ist aber einem guten Buch auch nicht hinderlich, wie dieser große Roman bewiesen hat.
Darüber zu schreiben, halte ich für müßig. Man muss The Catcher in the Rye nur lesen, um den Zauber zu entdecken, dem sich wohl niemand entziehen kann.
Wie zufrieden Salinger mit seinem zurückgezogenen Leben war, weiß ich nicht. Gestern wurde bekannt, dass er im Alter von 91 Jahren in seinem Haus verstorben ist. Er hat die Welt und mich mit einem wunderbaren Roman beschenkt (seine Kurzgeschichten muss ich demnächst noch lesen) - dafür sei ihm posthum gedankt.
Rest in peace, Mr. Salinger.

Donnerstag, 28. Januar 2010

Ich weiß,

dass so manche meiner treuen und untreuen Blogbesucher auf neuen Lesestoff warten. Jedoch gilt: Zuerst die Arbeit, dann das Bloggen. Erstere erlaubt gegenwärtig kein allzu kreatives Letzteres.

Immerhin kann ich vermelden, dass unsere Hertha (=die Guten) gegen Bochum (=die Bösen) gewinnen wird. Das habe ich aus gut unterrichteter Quelle heute erfahren.
Ob sich das Ergebnis meines bisher einzigen Stadionbesuches wiederholen wird, vermag ich nicht zu sagen, aber fest steht: Die Berliner werden die Bochumer sozusagen niedermähen.

Ich kann auch noch vermelden, dass es sich nicht empfiehlt, mich bei leerer Batterie im eigenen Fahrzeug um Starthilfe (englisch jump start) zu bitten, seit ich das neue Auto habe. Die Folgen wären eher unangenehm, wie dieser Tatsachenbericht mit einem baugleichen Dodge Nitro zeigt:



Alles klar? Na klar!

Dienstag, 26. Januar 2010

Mädchen erschossen?



Ja ja, Online-Redakteure und das Sprachvermögen... - ein endloses Glücksspiel. Das Mädchen wurde erschossen, nachdem* offenbar der Angriff** des Wildschweins nicht zum Ziel geführt hat.

Womöglich wurde aber auch das Kaufhaus erschossen - falls so was geht.

Oder wie? Oder was?

*vermutlich ist mit dem Wort »Darufhin« ja »Daraufhin« gemeint.
** vermutlich ist mit dem Wort »attakiert« ja »attackiert« gemeint.

Montag, 25. Januar 2010

Black or White

Am gestrigen Nachmittag galt es, den Geburtstag eines Enkels zu feiern. Zahlreiche der Geburtstagsgäste wurden von meiner Kamera festgehalten, darunter auch diese beiden Teenager. Die Fotos beweisen, dass Michael Jackson recht hatte: Makes no difference if your black or white.

P1240847 P1240848

Schön ist, was gefällt. Mir gefallen beide. Ich würde mir zwar persönlich keinen Ring in die Lippe einbauen lassen wie die junge Dame und auch die Frisur des jungen Mannes ist eher nicht für meine Art von Haaren geeignet, aber was macht das schon. Gerade in der vielfältigen Erscheinungsform der Menschen liegt ja ein großer Teil der Schönheit der Welt begründet.

Freitag, 22. Januar 2010

Pro und Kontra Fleiß und Faulheit

fleissig Ich werde am Samstag und Sonntag etliche Stunden Arbeit (zum Beispiel in der rechts im Bild zu betrachtenden Weise) verrichten, wie neulich hier schon angedeutet, bleibt es vorerst dabei, dass der Blog mit wenig neuen oder aufwändigen Inhalten zu rechnen hat. Ich werde anderweitig Fleiß üben.
Mancher sagt ja, dass zu viel Arbeit gar nicht gesund sei. Also habe ich mal in einem weisen Buch nach dem Pro und dem Kontra gesucht:
Pro: Wer mit lässiger Hand schafft, wird arm; aber die Hand der Fleißigen macht reich. Die Hand der Fleißigen wird herrschen, aber die lässige wird fronpflichtig sein. Nicht erjagt der Lässige sein Wild; aber kostbares Gut eines Menschen ist es, wenn er fleißig ist. Die Seele des Faulen begehrt, und nichts ist da; aber die Seele der Fleißigen wird reichlich gesättigt. Die Gedanken des Fleißigen führen nur zum Überfluss; und jeder, der hastig ist, es ist nur zum Mangel.
Kontra: Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh ihre Wege und werde weise. Faulheit versenkt in tiefen Schlaf, und eine lässige Seele wird hungern. Bis wann willst du liegen, du Fauler? Wann willst du von deinem Schlafe aufstehen? Wie der Essig den Zähnen, und wie der Rauch den Augen, so ist der Faule denen, die ihn senden. Die Seele des Faulen begehrt, und nichts ist da; aber die Seele der Fleißigen wird reichlich gesättigt. Der Weg des Faulen ist wie eine Dornhecke, aber der Pfad der Aufrichtigen ist gebahnt. Faulheit versenkt in tiefen Schlaf, und eine lässige Seele wird hungern. Der Faule spricht: Ein Löwe ist draußen; ich möchte ermordet werden mitten auf den Straßen! Die Begierde des Faulen tötet ihn, denn seine Hände weigern sich zu arbeiten.
Klar. Die Pro-Argumente gefallen mir besser. Also werde ich fleißig sein. Andererseits sind doch gewisse Bedenken dabei: Der Autor der meisten dieser Weisheiten, ein gewisser König Salomo, endete in Wahnsinn und Ausschweifungen recht jämmerlich, so etwa wie es heutzutage manchen Popstars oder Millionenerben ergeht. Hm. Hm hm. Vielleicht waren ja all der Überfluss, sein Herrschen, seine annähernd 1.000 Frauen gar nicht so gut für ihn? Ist er wirklich ein weiser Ratgeber? Oder war sein Rat weise, er selbst hat ihn jedoch ignoriert? Hm Hm. Hm

Donnerstag, 21. Januar 2010

Ich darf Thüringen helfen!

toofast Gestern bekam ich Post aus Thüringen. Selten erreicht mich ein Brief vergleichbaren Inhaltes, der letzte ist so viele Jahre her, dass ich nicht mehr weiß, wann und weshalb ich ihn damals bekommen habe.

Jedenfalls bietet mir dieser Brief die Gelegenheit, dem Land Thüringen mit 20 Euro zu helfen. Wobei? Laut Amtsblatt ist mein Geld vernünftig verplant:

Die Angaben über die Zuweisungen an gemeinnützige Einrichtungen sind aufgegliedert in folgende Bereiche:

Straffälligen- und Bewährungshilfe,
allgemeine Jugendhilfe,
Hilfe für gesundheitsgeschädigte und behinderte Kinder,
Hilfe für Suchtgefährdete,
Alten- und Hinterbliebenenhilfe,
allgemeines Sozialwesen,
Verkehrserziehung und Verkehrssicherheit,
Natur- und Umweltschutz,
Sonstiges.

Nun könnte man trefflich darüber streiten, ob der Herr im Bild, das von zweifelhafter Qualität ist, mir ähnlich sieht oder nicht. Man könnte auch sagen, dass der Herr im Bild, der mir so ähnlich sieht, einen Dodge Nitro fährt und nicht das abgebildete Fahrzeug, bei dem es sich, dem Begleitbrief zum Foto zufolge, um einen »FORD (USA)« handelt. Ford USA – da gibt es ja den Explorer, den Taurus, den Mustang… – von einem Windstar ist jedenfalls im Brief nicht die Rede.

Aber wer würde nicht für die oben aufgezählten guten Zwecke 20 Euro spenden wollen? Man soll ja nicht kleinlich sein, wenn es um so viel Hilfe geht, für Suchtgefährdete, für Alte, für Hinterbliebene, für die Jugend und gar für Kinder…

Na ja. Es ist eines der letzten Fotos vom Ford Windstar, und das einzige in so mieser Qualität. Ich bekomme, da ich mich an Geschwindigkeitsbegrenzungen meist zu halten pflege, so selten Gelegenheit, etwas für die Straffälligenhilfe, allgemeines Sozialwesen oder den Natur- und Umweltschutz zu tun, dass ich dem Land Thüringen in den nächsten Tagen 20 Euro zukommen lassen werde, ohne zu murren.