There you go:
Styx - I Am The Walrus
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Not ‘nuff yet? Go sing it yourself!
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Styx - I Am The Walrus
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Not ‘nuff yet? Go sing it yourself!
19 mal 140 Zeichen. Meine zweite Twitter-Erzählung. Ich dachte, es würden 21 Fortsetzungen, aber bei der 19ten war bereits das Ziel erreicht. Bei manchen Teilen gefällt mir der sprachliche Rhythmus nicht so ganz, aber die Beschränkung auf die 140 Zeichen lässt sich eben nicht aufheben. Na denn:
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Blau zeichnen sich da Höhen in der Ferne ab. Du ahnst nicht, welche Schluchten sie durchziehen, welche Steilhänge sie in deinen Weg stellen.
Du denkst noch über das Ziel nach, studierst noch nicht den Weg. Blaue Höhen - weit weg. Du wirst zur Ruhe finden, wenn dann Einsicht kommt.
Alltägliche Verrichtungen, die blauen Höhen rücken unbemerkt ein wenig näher. Tag für Tag. Nichts Besonderes, nur Alltag. Dennoch unterwegs.
Der Weg macht sich dir nun begreiflich, weglos zu sein wird dir Gewinn. Nun zählt der Schritt, es zählt nicht mehr das Ziel. Ist es ein Tor?
Du isst, wenn dich hungert, du schläfst im Fall der Müdigkeit. Du hast die alte Regelmäßigkeit verbannt, du achtest jetzt auf deinen Körper.
Die blauen Höhen rücken nah, als kämen sie zu dir statt du zu ihnen. Du siehst die kleinen Wunder ringsherum. Halt sie fest in deiner Seele.
Zweisamkeit beginnt, der Weg hat dich zu ihr geführt. Das Glück. Du gehst nicht mehr allein. Dennoch musst du, ja wirst du selber schreiten.
Die Bläue weicht, da dich die Höhen nun umfangen. Dir wird erkennbar, was der Dunst verbarg. Du gehst den Weg, und er genügt auch ohne Ziel.
Was mag dich erwarten am Ende deines Weges? Ein Tor wohl - torlos schon jetzt geborgen, weil jeden Augenblick zu fühlen dir bereits gelingt.
Die Wege werden steil, Abgründe klaffen tief. Was gestern galt, muss heute nicht mehr Wahrheit sein. Was morgen stimmt, ist heute Lüge noch.
Was du geglaubt hast, darfst du weiter glauben. Doch Wissen und Erfahrung geben Widerrede deinem Geist. Die Seele ratlos, schweigend, blind.
Ganz ohne Schuld bist du in auswegloser Lage. Ein Freund gibt Rat und Hoffnung dämmert auf. Ein anderer Weg? Dein alter Weg nur neu gedacht?
Der eine rät zu diesem, der andere zu jenem Weg. Sie alle weisen dir ein Ziel, doch keiner einen Weg. Du gehst den nächsten Schritt. Allein.
Nie fragt das Leben, ob etwas dir gefällt. Statt Zweisamkeit nun wieder einzeln schreiten. Erinnerungen bleiben, an kleine Wunder unterwegs.
Zurück willst du? Dort hin, wo alles leichter fiel? Ach, alle sehnen sich nach guten Zeiten, alle könnten wohl verzagen. Doch du bist stark.
Jetzt meisterst du die Steigung, der Aufstieg wird zum Ziel des Tages. Der nächste Tag mag neue Ziele bringen. Das Heute sei sich nun genug.
Du denkst zurück. Wie leicht fiel der Beginn der Reise, denn alles war noch unbekannt. Nun kennst und weißt du, dennoch schreitest du voran.
Die einstmals blauen Höhen hast du nun bezwungen, und neue Höhe schimmert in der Ferne schon. Der Schritt, er zählt; das heute und das hier.
So gehst du eines Tages durch das Tor mit Leichtigkeit trotz all der Schwere. Der Weg, er war das Ziel, das Ziel ist nun erreicht. Zu Hause.
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Vermutlich habe ich den Sinn des Twitterns nicht begriffen, aber das macht ja nichts. Ich schaffe mir meinen eigenen Sinn. Vielleicht fällt mir ja mal wieder was dazu ein…
Unter meinen kostenlos angebotenen Büchern hat »Wer bist du, Jessika?« die Nase vorn. 1.088 mal wurde das Buch bisher heruntergeladen, angeboten wird es seit April 2010. »Die Entblößung«, aus dem Februar 2010, bringt es auf 666. »Doch niemand geht irgendwohin« wurde seit Februar 2010 nur 596 mal abgerufen und das einzige Sachbuch, das ich bei Feedbooks anbiete, »Zurück nach Korinth«, liegt auf Platz 4 mit 580 Downloads. »Neuland« ist erst seit Oktober 2010 im Angebot – also sind die 251 Zugriffe wegen der wesentlich kürzeren Zeit nicht vergleichbar mit den anderen Büchern.
Anders als beim Bloggen und bei Facebook gibt es so gut wie keine Leserreaktionen auf die elektronischen Bücher – das ist vergleichbar mit den gedruckten Werken. »Es gibt kein Unmöglich!« hatte eine erste Auflage von 2.000 Stück – die waren damals nach etwa einem Jahr verkauft. Zuschriften? Ich habe, soweit ich mich erinnere, nur eine einzige bekommen.
Das ist übrigens ganz und gar normal. Ich schreibe ja auch keine Autoren an, um ihnen mitzuteilen, ob und wie mir ihr Buch gefallen hat.
Nun frage ich mich beim Blick auf die Download-Zahlen: Soll Jessika, die offenbar so beliebte, wieder auferstehen? Ich habe sie ja ganz und gar mit Absicht am Leben gelassen, als ich zum Schluss der Erzählung kam. Und das frage ich auch meine Blogbesucher und Facebook Freunde:
Soll Jessika wiederkommen? |
Nie und nimmer! Pfui! |
Na klar, unbedingt! |
Wer ist Jessika? |
Auswertung |
du müsstest bitte noch mal an unserem Haus vorbei fahren, denn
Also auf geht’s. Entweder neues Bild mit aktuellem Auto oder die US-Flagge kenntlich machen! Dalli dalli!
Natürlich ist es töricht, beim Lesen eines Buches den Autor zu bedrohen: »Don’t you dare to hurt Tess any more! She has suffered enough!« Dennoch habe ich genau das (am 16. November via Facebook) getan, wohl wissend, dass die Zeilen darüber, was Tess noch erwarten würde, längst geschrieben und gedruckt waren.
Wenn die Personen so lebendig werden, dass der Leser mit ihnen fühlt, leidet, lacht, hofft und verzweifelt, dann hat man ein gutes Buch in der Hand. Wenn man wütend wird, weil das Leben im Buch so unfair ist wie das wirkliche Leben sich gelegentlich präsentiert, wenn man aufatmet, weil ein drohendes Unheil gerade noch einmal abgewendet werden kann, dann hat der Autor geschafft, was er wollte. Kaum einem gelingt das so perfekt wie Stephen King.
»Full Dark, No Stars« hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt, mit allen vier Geschichten, die Stephen King erzählt. »The stories in this book are harsh«, schreibt er im Nachwort, »you may have found them hard to read in places«. So ist es, kann ich da nur antworten. Der Knoten im Hals hat es mir bewiesen, und es hätte gelegentlich nicht viel gefehlt, dass auch noch feuchte Augen dazugekommen wären. »If so, be assured that I found them equally hard to write in places« - das glaube ich gerne. Denn man merkt es der Lektüre nicht an, wie viel harte Arbeit darin steckt, und genau das ist es, was Stephen King zu einem Meister unter den Erzählern macht.
Die treuen Leser, die der Autor wie stets als seine »Constant Readers« anspricht, werden dieses Buch sowieso lesen und sich wie ich über so manche kleinen Reminiszenzen an frühere Werke freuen, vom »assume makes an ass out of you AND me« über eine Clown-Fratze in Derry und den Schauplatz Hemmingford Home bis zum »Long days and pleasant nights« als Gruß. Das kennen wir, da schmunzeln wir. So soll es sein.
Denen, die nicht zu den Stammlesern gehören, weil sie vielleicht irgendwann mal gehört haben, Stephen King schriebe Fantasy-Horror (oder weil sie eines seiner frühen Werke gelesen haben), sei dieses Buch als Gegenmittel zum Vorurteil empfohlen, vorausgesetzt sie sind bereit, dem Horror des Lebens im ganz normalen amerikanischen Alltag in die Augen zu blicken. Das kann schlimmer sein als der Schrecken in einer Fantasy-Welt.
Für schwache Nerven und empfindliche Gemüter sind diese vier Geschichten sicher nicht geeignet, denn Stephen King nimmt wie üblich eine starke Taschenlampe mit in den finsteren Keller der menschlichen Abgründe: »If you’re going into a very dark place then you should take a bright light and shine it on everything. If you don’t want to see, why in God’s name would you dare the dark at all?«
Eben.
Die vorherigen Folgen: [Teil 1] / [Teil 2] [Teil 3]
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Das tat Nikodemus, und er bewies sich als Schriftgelehrter im besten Sinne des Wortes: »Ich selbst sprach zu den Ältesten, Priestern, Leviten und dem ganzen Volke in der Synagoge: Was habt ihr mit diesem Menschen vor? Dieser Mensch tut viele Zeichen und Wunder, wie sie keiner getan hat oder tun wird. Lasst von ihm ab und plant nichts Böses gegen ihn! Wenn die Zeichen, die er bewirkt, von Gott sind, so werden sie Bestand haben; sind sie Menschenwerk, dann werden sie zunichte werden.
Denn auch Moses wirkte, von Gott gesandt, in Ägypten viele Zeichen, die Gott ihn vor Pharao, dem König von Ägypten, wirken hieß. Und es waren da Diener Pharaos, Jannes und Jambres, und diese wirkten auch nicht wenige von den Zeichen, die Moses vollbracht hatte, und die Ägypter hielten sie wie Götter, den Jannes und den Jambres; doch da die Zeichen, die sie wirkten, nicht von Gott waren, gingen sie selbst und die, welche ihnen glaubten, zugrunde.
Und jetzt lasset ab von diesem Menschen! Denn er verdient den Tod nicht.«
Sofort widersprachen die Ankläger und unterstellten Nikodemus: »Du bist ein Schüler von ihm geworden und trittst deshalb für ihn ein.«
Nikodemus, den man nicht zu Unrecht für einen weisen Lehrer hielt, entgegnete ihnen: »Ist etwa auch der Statthalter sein Schüler geworden, so dass er deshalb für ihn eintritt? Hat ihn nicht der Kaiser auf diesen hohen Platz gestellt?«
Da waren die Ankläger ergrimmt – und sprachlos, sie knirschten mit den Zähnen gegen Nikodemus. Eine Antwort fiel ihnen nicht ein.
Pilatus ergriff das Wort, als er ihre Wut sah: »Warum knirscht ihr mit den Zähnen gegen ihn, wenn ihr die Wahrheit hört?«
Die Pharisäer ignorierten den Statthalter und provozierten Nikodemus erneut: »Nimm doch nur seine Wahrheit an und nimm Anteil an ihm!«
Nikodemus nickte bedächtig: »Mit Gewissheit erkläre ich: genau die nehme ich an, wie ihr es gesagt habt!«
Die Menge der Zeugen im Gerichtssaal hielt gespannt den Atem an. Wenn einer ihrer weisesten Lehrer sich so äußerte, dann hatte das Gewicht. Darüber konnte man nicht einfach so hinweg gehen. Der Mut dieses Mannes war bewundernswert, und mit seiner Aussage trat er gleichsam eine Lawine los. Unter den Pharisäern war Nikodemus der einzige, der für Jesus die Stimme erhob, aber einer aus dem Volk, das bisher dem Verfahren mit Bangen und Tränen in den Augen gefolgt war, fasste ebenfalls Mut und bat den Statthalter ums Wort. Pilatus, der noch immer und nach den Worten des weisen Nikodemus um so mehr auf eine Möglichkeit hoffte, Jesus freizusprechen, erwiderte großzügig: »Wenn du etwas sagen willst, so sage es.«
Der Mann erzählte von seinem eigenen Schicksal: »Ich war 38 Jahre durch ein schmerzvolles Leiden ans Bett gefesselt. Und als nun Jesus auftrat, wurden viele Besessene und an mancherlei Krankheiten Darniederliegende von ihm geheilt. Einige Jugendliche hatten Mitleid mit mir, hoben mich samt dem Bett auf und trugen mich zu ihm. Als Jesus mich sah, fasste ihn Erbarmen, und er sprach zu mir: Nimm dein Bett und wandle! Und ich nahm mein Bett und wandelte.«
Die Ankläger sahen ihre Chance und sagten zu Pilatus: »Frage ihn, welcher Tag es war, an dem er geheilt wurde.«
Die Antwort kam wahrheitsgemäß: »An einem Sabbat.«
Nun hatten die Schriftgelehrten, was sie wollten. Sie fragten den Statthalter: »Haben wir dich nicht dahin gehend unterrichtet, dass er am Sabbat heilt und die Dämonen austreibt?«
Ein anderer Zeuge eilte herbei und sprach: »Ich wurde blind geboren, hörte wohl, wenn einer redete, sah aber sein Gesicht nicht. Und als Jesus vorbeiging, rief ich mit lauter Stimme: Habe Erbarmen mit mir, Sohn Davids! Und er hatte Erbarmen mit mir, legte seine Hände auf meine Augen, und ich konnte sogleich sehen.«
Ein weiterer Mann berichtete nun, ermutigt durch die Geduld des Statthalters, von seinem Erlebnis: »Ich war bucklig, und er hat mich durch ein Wort gerade gemacht.«
Wieder ein anderer sagte: »Ich war aussätzig, und durch ein Wort heilte er mich.«
Nun geschah etwas Ungeheuerliches – für damalige Verhältnisse. Es meldete sich nämlich eine Frau zu Wort. Sie trat nicht etwa vor, wie die anderen Zeugen, sondern sie, eine gewisse Veronika, schrie von weitem: »Ich litt am Blutfluss und berührte den Saum seines Gewandes, und der Blutfluss, der zwölf Jahre angedauert hatte, hörte auf.«
Augenblicklich protestierten die Schriftgelehrten: »Wir haben ein Gesetz, eine Frau nicht zum Zeugnis zuzulassen!«
Damit war die Ordnung einstweilen vorbei. Eine Menge Männer und Frauen schrien durcheinander. In all dem Tumult hörte Pilatus die Worte: »Dieser Mensch ist ein Prophet, und die Dämonen sind ihm untertan!«
Pilatus zeigte auf die wütenden Verkläger und fragte das Volk: »Weswegen sind nicht auch eure Lehrer ihm untertan?«
Sie antworten: »Das wissen wir nicht.«
Nun bezeugten auch noch mehrere Menschen, Jesus habe den toten Lazarus nach vier Tagen aus dem Grab auferweckt.
Je länger er zuhörte, was die Augenzeugen, die Geheilten berichteten, desto mulmiger wurde es dem Statthalter. Er begann zu zittern und sagte beschwörend, um Vernunft bittend, zu der gesamten Menge: »Weshalb wollt ihr unschuldiges Blut vergießen?«
Langsam wurde es wieder etwas ruhiger. Pilatus rief Nikodemus zu sich und die zwölf Männer, die gesagt hatten, dass Jesus nicht aus Hurerei geboren sei. Er fragte diesen kleinen Kreis: »Was soll ich tun? Das Volk wird aufrührerisch.«
Sie antworten ihm ehrlich: »Wir wissen es nicht. Das Volk möge selbst zusehen, wie es zurecht kommt.«
Das hatte Pilatus ja schon mehrfach versucht: Den Angeklagten seinen eigenen Volksgenossen überlassen. Alle Versuche waren vergeblich gewesen, denn die Anführer Annas und Kaiphas mit ihren Getreuen bestanden darauf, dass er als römischer Statthalter ein Todesurteil verhängte.
Pilatus ließ wieder die gesamte Menge herein. Ihm war doch noch etwas eingefallen, was als Lösung taugen mochte, denn es war nun einmal seine Aufgabe, einen Aufruhr im Volk zu verhindern. Er erklärte: »Ihr wisst, dass ihr die Sitte habt, dass euch zum Fest der ungesäuerten Brote ein Gefangener freigelassen wird. Ich habe nun im Gefängnis einen wegen Mordes verurteilten, der Barabbas heißt, und diesen Jesus, der vor euch steht, an dem ich keine Schuld finde. Welchen soll ich euch freigeben?«
Ein lautes Geschrei ertönte: »Den Barabbas!«
Pilatus war entsetzt. Ein verurteilter Mörder musste nun freigelassen werden, da konnte er nicht hinter sein eigenes Wort zurück. Er fragte, wohl schon ohne Hoffnung, hier noch etwas Vernünftiges bewirken zu können: »Was soll ich nun mit Jesus tun, den man den Messias nennt?«
Die Wortführer wiederholten, was sie von Anfang an verlangt hatten: »Er soll gekreuzigt werden.«
Einige fügten noch hinzu: »Du bist kein Freund des Kaisers, wenn du Jesus freilässt. Denn er hat sich Sohn Gottes und König genannt. Du willst also diesen zum Herrscher und nicht den Kaiser.«
Nun griffen sie also ihn an? Er sei nicht seinem Kaiser treu, unterstellten sie? Er, der Statthalter, der sich so um Gerechtigkeit bemühte, anstatt wie andere Stadthalter mit Grausamkeit und eiserner Hand zu regieren, wurde nun zum Verräter gestempelt? Pilatus wurde zornig und schrie sie an: »Immer neigt euer Volk zum Aufruhr und ihr widersprecht euren Wohltätern.«
Sie fragen: »Welchen Wohltätern?«
Pilatus bezwang seine Wut und versuchte es noch einmal mit Vernunft. Seine Frau hatte ihm so manches erzählt über den Glauben, zu dem sie gefunden hatte, und auch über die Geschichte dieses Volkes. Er erklärte: »Wie ich gehört habe, hat euer Gott euch weggeführt aus harter Knechtschaft, aus Ägypten, und euch wohlbehalten durchs Meer geleitet wie durch trockenes Land, und in der Wüste ernährte er euch, gab euch Manna und Wachteln, tränkte euch mit Wasser aus Felsen und gab euch das Gesetz. Und nach alledem erregtet ihr den Zorn eures Gottes: Ihr wolltet ein gegossenes Kalb haben und erbittertet dadurch euren Gott, und er wollte euch vernichten; und Moses flehte um Gnade für euch, und so starbt ihr nicht. Und jetzt bezichtigt ihr mich, dass ich den Kaiser hasse.«
Er stand auf vom Richterstuhl und wollte weggehen. Hier musste er nicht weiter verhandeln, die absurde Situation brauchte er nicht fortzusetzen. Er war immerhin der Stellvertreter des Kaisers und vor ihm standen aufgeregte religiöse Führer eines besetzten Landes.
Als die Juden sahen, dass Pilatus sie stehen ließ und fortging, fingen sie an zu schreien: »Wir kennen als König nur den Kaiser und nicht den Jesus. Freilich, die Weisen brachten ihm aus dem Morgenland Geschenke, als ob er ein König wäre. Und als Herodes von den Weisen hörte, dass ein König geboren wäre, da suchte er ihn, um ihn zu töten. Als aber sein Vater Joseph das erfuhr, da nahm er ihn und seine Mutter, und sie flohen nach Ägypten. Und als Herodes das hörte, da ließ er die Kinder der Hebräer, die in Bethlehem geboren waren, umbringen.«
Als Pilatus diese Worte hörte, bekam er Angst. Er kehrte zu seinem Stuhl zurück und gebot dem Pöbel Schweigen, weil sie noch immer herumbrüllten. Als er sich wieder einigermaßen verständlich machen konnte, fragte er: »Also dieser ist es, den Herodes suchte?«
Sie antworten: »Ja, dieser ist es.«
Der Herodes, von dem hier die Rege war, war inzwischen verstorben, aber seine Schandtaten waren nicht in Vergessenheit geraten. Er entstammte einer wohlhabenden Familie, hielt sich an die jüdischen Riten und Regeln, obwohl er ein Edomiter war. Schon dass er, der Nichtjude, König in Jerusalem war, war vielen ein Dorn im Auge gewesen. Dass er seinen 16jährigen Schwager Aristobulos erst zum Hohepriestern machte und ihn dann nach seinem ersten Auftritt beim Laubhüttenfest im Schwimmbad ertränken ließ, war genauso wenig vergessen worden wie seine mehrfachen Scheidungen und neuen Ehen. Er war mit brutaler Härte gegen die Pharisäer vorgegangen, als diese die nahe Geburt eines Messias verkündet hatten, der statt Herodes König werden sollte.
Inzwischen regierte sein Sohn Herodes Antipas, ein Sprössling aus seiner vierten Ehe, als Herrscher über die Provinz Galiläa. Er stand moralisch seinem Vater nicht viel nach, Johannes der Täufer hatte ihn öffentlich gescholten – und war von Herodes Antipas schließlich umgebracht worden.
Nun wurde in diesem Prozess auf einmal Jesus indirekt die Schuld an den Verbrechen des älteren Herodes zugeschoben. Pilatus sah, dass hier wirklich ein Aufruhr, womöglich von Jerusalem ausgehend im ganzen Volk, zu befürchten war. Er nahm Wasser, wusch sich die Hände vor der Sonne und sagt: »Ich bin unschuldig am Blute dieses Gerechten. Da mögt ihr zusehen.«
Wiederum schrien die Juden: »Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!«
Pilatus beachtete sie nicht mehr, er hatte nun genug gehört und gesehen und alles versucht, was ihm einfallen wollte. Jesus selbst schien ja, seinen Worten gemäß, mit einer Verurteilung zu rechnen, anders konnte sich Pilatus die Worte »Moses und die Propheten haben meinen Tod vorherverkündet, und meine Auferstehung« nicht erklären. Selbst der angesehene Nikodemus war mit seinem Versuch gescheitert, dem Prozess eine andere Wendung zu geben.
Der letzte Versuch von Pilatus, für Gerechtigkeit zu sorgen, hatte nur dazu geführt, dass nun Barabbas, ein verurteilter Mörder auf freien Fuß gesetzt werden musste. War es nicht wirklich sinnvoller, dass ein Unschuldiger starb, anstatt nun auch noch einen Aufstand und dessen blutige Niederschlagung durch die Armee zu riskieren?
Pilatus ließ den Vorhang vor den Richterstuhl ziehen, auf dem er saß, und sprach zu Jesus: »Dein Volk hat dich der Anmaßung des Königsnamens überführt. Daher habe ich entschieden, dass du entsprechend der Satzung der frommen Kaiser zuerst gegeißelt und danach am Kreuze aufgehängt werdest in dem Garten, wo du gefasst wurdest. Und Dysmas und Gestas, die beiden Missetäter, sollen mit dir gekreuzigt werden.«
Damit war der Prozess beendet, Jesus verließ das Praetorium, mit ihm wurden die beiden Missetäter, heute würde man wohl eher Verbrecher sagen, abgeführt.
Nach der Kreuzigung bat Josef von Arimathäa, der ein Jünger Jesu war, aber ein geheimer aus Furcht vor den Juden, den Pilatus, dass er den Leib Jesu abnehmen dürfe. Pilatus hatte nichts dagegen. Josef ging dann unverzüglich zur Hinrichtungsstätte und nahm den Leib Jesu ab, zusammen mit Nikodemus, der zuerst bei Nacht zu Jesus gekommen war und dann mehrfach öffentlich für ihn das Wort ergriffen hatte.
War Nikodemus enttäuscht? Warf er sich vor, versagt zu haben? Oder hegte er eine Hoffnung aufgrund dessen, was Jesus ihm in jener nächtlichen Unterredung gesagt hatte? »Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, ewiges Leben habe.«
Nikodemus hatte eine Mischung von Myrrhe und Aloe mitgebracht, wohlriechende Harze, die zum Einbalsamieren von Toten verwendet wurden, ungefähr 32 Liter – eine ansehnliche Menge. Josef und Nikodemus nahmen den Leib Jesu und wickelten ihn in Leinentücher mit den wohlriechenden Ölen, wie es bei den Juden zu bestatten Sitte war.
Es gab an dem Ort, wo er gekreuzigt wurde, einen Garten und in dem Garten eine neue Gruft, in die noch nie jemand gelegt worden war. Dorthin legten sie Jesus, wegen des Rüsttags der Juden, weil die Gruft nicht weit vom Ort der Kreuzigung entfernt war.
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Mehr ist uns über Nikodemus nicht überliefert, aber ich fand, dass es sich lohnen würde, diese Geschichte wieder einmal zu erzählen. Natürlich will ich, wie eingangs versprochen, die Quellen nicht verschweigen.
Ich wiederhole abschließend, was ich in den einleitenden Sätzen bereits gesagt hatte: Wie viel von diesem Bericht der Wahrheit entspricht, wie viel ersonnen ist, das wollen wir nicht untersuchen. Ich fand die Geschichte spannend und hoffe, meinen Lesern ging es ebenso.
Die vorherigen beiden Folgen: [Teil 1] / [Teil 2]
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Sie antworten ihm: »Ja, das wissen wir.«
Was wussten sie da eigentlich? Der Begriff ist uns kaum geläufig. Man kannte bei den Juden und bei den Besatzern unterschiedliche Götter, das ist ja heute nicht anders zwischen verschiedenen Völkern. Pilatus hatte bereits vorher in dieser Verhandlung auf seine Götterwelt hingewiesen, als es um die Heilungskraft des Asklepios ging. Die Gattin des Statthalters, das können wir aus diesem Begriff »judaisieren« schließen, glaubte dagegen an den Gott der Juden, obwohl sie keine Jüdin war.
Pilatus fuhr fort: »Hört zu, eben schickte meine Frau und ließ mir sagen: Habe du nichts mit diesem Gerechten zu tun! Denn ich habe in der Nacht viel seinetwegen ausstehen müssen.«
Da antworten sie, fast nie um eine neue Anklage verlegen, dem Pilatus: »Haben wir dir nicht gesagt, dass er ein Magier ist? Siehe, da hat er zu deiner Frau einen Traum geschickt.«
Pilatus hatte nun die Nase voll von diesen widerborstigen Synagogenleuten. Er hatte genug von ihnen gehört. Er rief Jesus zu sich und fragte ihn: »Was bezeugen diese wider dich? Sagst du nichts dazu?«
Jesus antwortete: »Stünde es nicht in ihrer Macht, so würden sie nichts vorgebracht haben. Denn jeder hat Macht über seinen Mund, zu reden Gutes und Böses. Da sollen sie selbst zusehen.«
Die Ältesten mischten sich sofort ein: »Was sollen wir sehen? Erstens, dass du aus Hurerei geboren bist, zweitens, dass deine Geburt den Tod der Kindlein von Bethlehem bedeutet hat, drittens, dass dein Vater Joseph und deine Mutter Maria nach Ägypten geflohen sind, weil sie bei den Leuten nichts galten.«
Diese Beleidigungen blieben selbst aus den Reihen der Juden nicht ohne Widerspruch, einige gewissenhafte Männer erklärten: »Wir bestreiten, dass er aus Hurerei stammt; wir wissen, dass Joseph Maria geheiratet hat und er nicht aus Hurerei geboren ist.«
Es ist uns heutzutage nicht mehr so recht nachvollziehbar, warum eine uneheliche Geburt etwas über den Wert des Menschen aussagen soll – aber damals war das ein schwerwiegender Vorwurf. Als könne ein Kind etwas dafür, unter welchen Umständen es geboren wurde. Doch zurück zum Gerichtssaal – hier war nun ein neuer Streitpunkt gefunden.
Pilatus sagte zu denen, die behauptet hatten, er stamme aus Hurerei: »Eure Aussage entspricht nicht der Wahrheit; denn eine Vermählung hat stattgefunden, wie eure eigenen Volksgenossen zugeben.«
Dem widersprachen die beiden Wortführer Annas und Kaiphas: »Wir, die ganze Volksmenge, schreien und finden keinen Glauben, dass er aus Hurerei stammt! Diese da sind Proselyten und Schüler von ihm.«
Pilatus wollte sich keine Blöße geben, daher rief er Annas und Kaiphas zu sich und fragte sie leise: Was ist das, Proselyten?«
Sie antworten: »Proselyten wurden geboren als Kinder von Griechen und sind jetzt Juden geworden.«
Da stimmte zwar sachlich als Erklärung des Begriffes, wobei man ganz allgemein Ausländer oft als Griechen bezeichnete, aber es stimmte eben nicht bezüglich des Vorwurfes. Nun erklärten die, welche gesagt hatten, dass er nicht aus Hurerei stamme, nämlich Lazarus, Asterius, Antonius, Jakobus, Amnes, Zeras, Samuel, Isaak, Phinees, Krispus, Agrippa und Judas: »Wir sind nicht als Proselyten geboren, sondern wir sind Kinder von Juden und reden die Wahrheit. Denn wir sind bei der Hochzeit von Joseph und Maria anwesend gewesen.«
Pilatus rief diese zwölf Männer heran und verlangte: »Ich nehme euch einen Eid ab beim Heil des Kaisers, dass eure Aussage, er sei nicht unehelich geboren, wahr ist.«
Sie waren ja alle fromme Juden, diese zwölf wie die anderen, also galt es, einen klugen Ausweg aus der Zwickmühle zu finden. Sie erklären: »Wir haben ein Gesetz, nicht zu schwören, da es eine Sünde ist. Annas und Kaiphas aber sollen beim Heil des Kaisers schwören, dass es sich nicht so verhält, wie wir es sagten. Dann wollen wir des Todes sein.«
Damit war der schwarze Peter bei den beiden Hohepriestern gelandet. Die konnten nun ihrerseits entweder – was Sünde war – schwören, oder zugeben, dass der Vorwurf der unehelichen Geburt Unfug war. Annas und Kaiphas blieben stumm. Das war ausgesprochen dumm gelaufen.
Pilatus fragte nach einer Weile: »Wie, ihr antwortet nichts darauf?«
Die beiden vermieden eisern den Eid und schimpften missmutig: »Diesen zwölf Männern wird geglaubt, er entstamme nicht der Hurerei. Wir aber, das ganze Volk, schreien, dass er aus Hurerei geboren und ein Magier ist und behauptet, er sei Sohn Gottes und König, aber man glaubt uns nicht.«
Eine ziemlich freche Behauptung, dass die beiden – nicht zum ersten Mal in diesem Prozess – für sich in Anspruch nahmen, lediglich das vorzutragen, was angeblich das ganze Volk schrie. Die Anwesenden wussten es ja schließlich besser. Immerhin war es Annas und Kaiphas gelungen, wieder auf den ursprünglichen Anklagepunkt zurückzukommen statt über den vom Statthalter verlangten Schwur weiter nachzudenken.
Pilatus, der nicht zuletzt wegen der warnenden Botschaft seiner Frau auf keinen Fall etwas falsch machen wollte, schickte die ganze Menge hinaus außer den zwölf Männern, die Jesu uneheliche Geburt bestritten, und auch Jesus ließ er absondern.
Als sie unter sich waren, fragte er: »Aus welchem Grunde wollen diese Leute ihn töten?«
Sie antworten ihm wahrheitsgemäß: »Sie ereifern sich, weil er am Sabbat heilt.«
Pilatus fragte fassungslos nach: »Wegen eines guten Werkes wollen sie ihn töten?«
Sie erwidern schlicht: »Ja.«
Pilatus wurde von Zorn erfüllt, heißt es in dem Bericht, heute würde man vielleicht sagte, er war stinksauer. Das ganze Verfahren, das er weder gewollt hatte noch sinnvoll fand, war ihm inzwischen zuwider. Er ging hinaus aus dem Praetorium und erklärte den wartenden Anklägern in harschem Ton: »Ich nehme den Sonnengott zum Zeugen, dass ich keine Schuld an diesem Menschen finde.«
Sofort hagelte es Widerspruch: »Wäre dieser nicht ein Verbrecher, so hätten wir ihn dir nicht übergeben.«
Pilatus hatte wirklich die Nase voll: »Nehmt ihr ihn und richtet ihn nach eurem Gesetz«, fertigte er die Pharisäer ab.
Die gaben nicht auf. Sie erklärten: »Uns ist es nicht möglich, jemanden zu töten.«
Pilatus blieb nur der Sarkasmus: »Euch hat also Gott verboten zu töten, mir aber erlaubt?«
Er ließ die wütende Meute stehen und ging wieder ins Praetorium, rief Jesus gesondert zu sich und fragte ihn: »Du bist der König der Juden?«
Jesus antwortete: »Fragst du das aus dir selbst, oder haben andere dir das von mir gesagt?«
Pilatus meinte: »Ich bin doch kein Jude! Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überliefert. Was hast du getan?«
Jesus antwortete nicht auf die Frage, denn was er getan hatte, war ja bereits zur Sprache gekommen. Er hatte Kranke geheilt. Am Sabbat. Pilatus wollte im Grunde von ihm hören, ob er ein König sei. Jesus antwortete ihm: »Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Denn wäre mein Reich von dieser Welt, so würden meine Diener für mich streiten, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun aber ist mein Reich nicht von hier.«
Pilatus konnte das Ganze nicht verstehen, ein Reich von dieser Welt oder nicht von dieser Welt, ein König ohne Reich oder wie auch immer, das war alles zu verworren. Er wollte eine klare Antwort und fragte noch einmal nach: »Bist du also ein König?«
Jesus antwortete: »Du sagst es, dass ich ein König bin. Denn dazu bin ich geboren und gekommen, damit jeder, der aus der Wahrheit ist, meine Stimme höre.«
Pilatus, immer mehr von der Unschuld des Angeklagten überzeugt, gewarnt durch die Botschaft seiner Frau, musste sich überlegen, ob er hier womöglich mit Blindheit geschlagen war. Er sah keinen König, kein Reich. Aber er sah einen Gerechten, einen Menschen, der Gutes tat. Machte das einen König aus dem Angeklagten? Irgendwie fehlte es Pilatus an Verständnis. Er fragte: »Was ist Wahrheit?«
Jesus erklärte: »Die Wahrheit stammt vom Himmel.«
Daraufhin wollte Pilatus, weil er sich ja nun wirklich darum bemühte, die Wahrheit zu verstehen und zu einem gerechten Abschluss der Angelegenheit zu kommen, wissen: »Gibt es auf Erden keine Wahrheit?«
Jesus erinnerte ihn an das, was gerade vor sich ging: »Du siehst doch, wie die, welche die Wahrheit sagen, von den irdischen Machthabern gerichtet werden.«
So Unrecht hatte Jesus damit ja nicht, gerade dieser Prozess schien darauf hinauszulaufen. Pilatus ließ Jesus im Praetorium zurück, denn eine Antwort auf diese Bemerkung wollte er nicht geben und ein Urteil schon gar nicht fällen. Er ging hinaus zu den Wartenden und stellte nicht zum ersten Mal fest: »Ich finde keine Schuld an ihm.«
Prompt hatten die Ankläger, da sie mit den bisherigen Vorwürfen offensichtlich nicht weiter kamen, eine neue Variante parat: »Er hat gesagt: Ich kann diesen Tempel zerstören und ihn in drei Tagen wieder aufbauen.«
Der Themenwechsel verblüffte Pilatus: »Welchen Tempel?«
»Den Salomo in 46 Jahren gebaut hat. Er aber sagt, er zerstöre ihn und baue ihn wieder auf in drei Tagen.«
Mehr und mehr hatte Pilatus genug von diesem ganzen Unfug. Er dachte gar nicht daran, diesen hanebüchenen neuen Anklagepunkt auch nur anzunehmen. Niemand hatte den Tempel abgerissen, er stand mitten in der Stadt, und auf die bloße Behauptung hin, das in drei Tagen hinzubekommen, war keine Verurteilung denkbar. Jeder konnte so etwas behaupten, erst der Versuch, den Tempel wirklich abzureißen, wäre strafbar gewesen. Er erklärte: »Ich bin unschuldig an dem Blut dieses Gerechten. Da mögt ihr zusehen!«
Die Schriftgelehrten und Pharisäer erwiderten störrisch: »Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!«
Pilatus ging wieder in seinen Gerichtssaal. Irgendwie musste er ja die Sache zu einem Ende bringen. Er rief die Ältesten, Priester und Leviten zu einer vertraulichen Besprechung und beschwor sie: »Handelt nicht so! Nichts, dessen ihr ihn bezichtigt, ist des Todes würdig. Denn eure Anklage lautet auf Krankenheilung und Sabbatschändung.«
Die Ältesten, Priester und Leviten entgegneten mit einer neuen List: »Wenn einer den Kaiser lästert, ist er des Todes schuldig oder nicht?«
Pilatus kannte die Gesetze: »Er ist des Todes schuldig«, bestätigte er.
Darauf hatten die Ankläger gehofft: »Wenn einer den Kaiser lästert, ist er des Todes schuldig, er aber hat Gott gelästert.«
Darauf befahl der Statthalter entnervt den Anklägern, aus dem Praetorium hinauszugehen, rief Jesus zu sich und fragte ihn: »Was soll ich mit dir tun?«
»Wie es in deine Macht gegeben wurde.«
»Wie wurde es in meine Macht gegeben?«
Jesus blieb ruhig und sagte: »Moses und die Propheten haben meinen Tod vorherverkündet, und meine Auferstehung.«
Die Juden hatten gelauscht und alles gehört. Sie kamen nach diesen Worten prompt in den Saal gestürmt und fragten Pilatus: »Was hast du davon, diese Lästerung anzuhören?«
Pilatus fertigte sie ab: »Wenn diese Rede eine Lästerung ist, so nehmt ihr ihn doch, führt ihn in eure Synagoge und richtet ihn nach eurem Gesetz!«
Sie antworteten: »In unserem Gesetz steht: Wenn ein Mensch sich gegen einen Menschen verfehlt, so soll er 40 Schläge weniger einen erhalten, wer aber Gott lästert, soll durch Steinigung gesteinigt werden.«
Pilatus ging ausschließlich das römische Gesetz etwas an, er wiederholte nur: »Nehmt ihr ihn doch und bestraft ihn nach eurem Belieben!«
Damit kehrte die ganze kafkaeske Veranstaltung zum Anfangspunkt zurück. Die Männer beharrten darauf: »Wir wollen, dass er gekreuzigt werde.«
Pilatus blieb standhaft: »Er verdient den Kreuzestod nicht.«
Er schaute sich die herumstehenden Menschen an. Er sah, wie viele von den Juden weinten, und stellte fest: »Nicht das ganze Volk will, dass er sterbe.«
Die Ältesten aber erklärten stur mit der gleichen Anmaßung wie zuvor: »Deshalb sind wir, das ganze Volk, gekommen, damit er sterbe.«
Ja ja, das ganze Volk seid ihr paar Angeber, mag Pilatus gedacht haben. Einen nach dem anderen Punkt hatten sie vorgetragen, von der Behauptung, Jesus hielte sich für einen König über die Missachtung des Sabbat und die angebliche Fähigkeit, ein riesiges Gebäude in drei Tagen abreißen und aufbauen zu können bis zur unehelichen Geburt. Aber alles, was diese Menschen, die sich für das ganze Volk hielten, gesagt hatten, war keine Bestrafung, schon gar nicht eine Hinrichtung wert. Noch einmal fragte Pilatus die Ankläger: »Weshalb soll er sterben?«
Sie antworten: »Weil er sich Sohn Gottes und König genannt hat.«
Nun trat Nikodemus, der bisher geschwiegen hatte, vor den Statthalter und sagte mit ruhiger, aber fester Stimme: »Ich bitte, Verehrungswürdiger, mir wenige Worte zu gestatten.«
Pilatus war inzwischen kurz angebunden: »Sprich!«
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Na endlich, lieber Nick, du hast ja ganz schön lange nur zugehört. Wir sind gespannt, was du zu sagen hast…
Fortsetzung? Na klar, die folgt.