Donnerstag, 29. Mai 2014

Eine ungewohnte Fremdsprache

Fremdsprachen lernen - dem einen fällt es leicht, dem anderen schwer. Die eine versteht zügig viele Worte, die andere müht sich lange mit dem Lernen von Vokabeln ab. Und nicht jede Sprache lernt sich gleichermaßen mühelos oder ähnlich beschwerlich.

Mir geht es mit der Fremdsprache, in der ich mich seit rund zwei Jahren zurechtzufinden versuche, unterschiedlich. Vieles erschließt sich sehr leicht, weil die schulischen Kenntnisse aus dem Lateinunterricht erstaunlicherweise noch recht präsent und daher abrufbar sind. Bei manchen Begriffen und Formulierungen muss ich allerdings die Bedeutung nachschauen - was dank Internet ja heutzutage ein Kinderspiel geworden ist.

ärztischUm welche Sprache es hier geht, fragt sich und mich der irritierte Blogbesucher womöglich an dieser Stelle. Da sei mit einer Antwort nicht länger hinter dem Berg gehalten: Ich versuche, mehr und mehr Ärztisch zu verstehen. Weil ich all die Befunde und Analysen gerne so lesen möchte, dass ich auch begreife, was da über mich beziehungsweise meinen Körper geschrieben wird. Die Mediziner wissen am besten, welche Schlüsse aus den Befunden zu ziehen sind, und da vertraue ich mich den Ärzten auch gerne an. Aber verstehen, was gegebenenfalls gefunden und diagnostiziert wurde, möchte ich schon.

Ein Beispiel aus der ärztischen Geheimsprache? Bitteschön:

Z.n. Resektion von zwei Leberfiliae bei Z.n. Colon-CA

Manches im ärztischen Wortschatz ist (wie bei abkürzungswütigen Schreiberlingen in anderen Sprachen gleichermaßen) pure Faulheit. Wenn ich »Z.n.« oder gar »Zn« lese, dann weiß ich: »Zustand nach« ist gemeint. In obigem Beispiel ist sogar von einem »Z.n. bei Z.n.« die Rede, also vom Zustand nach einem Ereignis beim gleichzeitigen Zustand nach einem anderen Ereignis. Eine hübsche Konstruktion, das muss ich anerkennen.

»Resektion«, das weiß der Latein gelernt habende Mensch, bedeutet Zurückschneiden und auch die »filia«, die Tochter, kennt man auch noch aus dem Unterricht auf dem Gymnasium. Der Plural bei lateinischen Vokabeln, die auf a enden, wird bekanntlich mit ae gebildet; »filiae« sind also Töchter, das ist ganz leicht. Kombiniert man nun die deutsche Leber mit den lateinischen Töchtern, hat man im zitierten Satz »Lebertöchter« und einen »Zurückschnitt« beim primären »Zustand nach«.

Nun hat allerdings nicht etwa meine Leber zwei kleine Lebermädchen auf die Welt gebracht. Es handelte sich vielmehr um Töchter aus dem anderen »Z.n.«, dem Zustand nach »Colon-CA«.

Was ein Semikolon ist, weiß man ja. Wenn man ihm nun das Semi wegstreicht und den Rest, das kolon beziehungsweise colon, vom Lateinischen ins Deutsche übersetzt, bleibt der Darm übrig. »CA« steht im Ärztischen nicht für die Texitlvertriebskette C&A und auch meist nicht für das chemische Element Calcium, sondern für Carzinom - Krebs. Zusammenfassend heißt also »Z.n. Resektion von zwei Leberfiliae bei Z.n. Colon-CA«, dass ich mich im »Zustand nach der Entfernung zweier Tochtertumore des Darmkrebs aus der Leber« befinde.

So weit, so simpel - alles ohne Nachschlagen zu verstehen. Wenn ich aber dann weiter unten im Befund auf den Begriff »Suszeptibilitätsartefakte« stoße, komme ich ins Grübeln und an meine sprachlichen Grenzen. Natürlich ist mir der Begriff Artefakt geläufig und verständlich, aber was eine Suszeptibilität sein soll - … keine Ahnung. Ein Rezeptor wäre ein Empfänger - doch was ist ein Suszeptor? Fängt der auch irgend etwas?

In diesem Fall ist die ärztische Zunge also nicht so einfach zu verdolmetschen. Aber Tante Google hilft wie meist und ich lese:

»Verschiedene Ursachen können das Entstehen eines MRT-Bildes stören. Vor allem eisenhaltige Metalle können zu dieser Bildstörung führen. Diese Bildstörung heißt auch Suszeptibilitätsartefakt. Suszeptibilitätsartefakte können die Auswertung der MRT-Bilder schwieriger machen. Sie können aber auch nützlich sein. So können beispielsweise kleinste Blutungen im Gehirn gefunden werden, weil eisenhaltiges Material beim Abbau von Blut im Gewebe zurückbleibt.«

Aha. So so. Danke, Tante Google und Onkel Wikipedia.

Endlich verstehe ich, dass es in diesem Befund darum geht, dass an den beiden Stellen, an denen aus der Leber Stücke herausgeschnitten wurden, Reste kleiner Blutungen zu sehen sind. Und das ist ja nun vollkommen normal und kein Grund zur Beunruhigung.

Wir sehen, liebe Blogbesucher, so kann man sich recht unterhaltsam und durchaus horizonterweiternd mit Dokumenten befassen, die auf Ärztisch verfasst sind. Man lernt eben im Leben nie aus – und das ist auch gut so.

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Sonntag, 25. Mai 2014

Joggathon 2014–(m)ein Rekord

Natürlich steht im Mittelpunkt des Joggathon-Festes Jahr für Jahr die Stunde, in der die Läufer ihre Runden drehen, damit über die Sponsoren eine spürbare Summe für den guten Zweck zusammenkommt. Das war auch 2014 nicht anders, obwohl schon der Auftakt, ein Konzert der Madrigalians aus Nashville unter freiem Himmel, etwas Besonderes war. Wer bei »Chor« und »USA« unweigerlich an Gospelmusik dachte, lag in diesem Fall allerdings reichlich daneben, denn Madrigale sind und bleiben nun einmal Musikstücke der Renaissance und des Frühbarock, auch wenn sie heute dargeboten werden.

The Madrigalians

Die rund 30 jungen Sänger treten normalerweise (und das hat bei ihrer Musik durchaus gute Gründe) in Kathedralen oder großen Kirchengebäuden auf, um deren Akustik zu nutzen. Madrigale an der frischen Luft ... das war schon eine Herausforderung. Doch der Auftritt begeisterte die zahlreich auf dem Grundstück der Lydia-Gemeinde versammelten Gäste, dem Applaus nach zu schließen. Neben der Musik gab es Informationen zu den durch den Sponsorenlauf unterstützten Projekten.

Um 12:38 Uhr startete dann der Joggathon, der Dauerlauf auf einem Rundkurs. 2013 war dies eine Wasserschlacht gewesen, mit tiefen Pfützen, aufgeweichtem Lehmboden und unerschöpflichen Regengüssen aus schweren Wolken - 2014 machten eher die Hitze (in der prallen Sonne) den Akteuren zu schaffen. Aber - und das macht dieses Fest zu etwas Besonderem – es kam die Rekordsumme von sagenhaften 14.000 Euro zusammen - so etwas gab es noch nie. Ob es wiederholbar ist, bleibt abzuwarten.

Mein Freund Jens und ich und die pralle SonneIch hatte mir mindestens acht, hoffentlich neun Runden vorgenommen - zehn wurden es. Meinen Sponsoren möchte ich an dieser Stelle ganz herzlich danken, dass sie mir Antrieb und Rückenwind gegeben haben und meinem Freund Jens ein besonderes Dankeschön, dass er wie im Vorjahr vor dem Fest mit mir trainiert und mich dann Runde um Runde beim Lauf begleitet hat.

Für mich ist jedoch bekanntlich der Joggathon neben der sportlichen Herausforderung an und für sich auch in ganz persönlicher Hinsicht von Bedeutung: Eine Etappen-Siegesfeier über den Krebs. Zum zweiten Mal, trotz Lebermetastasen im Herbst 2013. Dass ich nach der fünfeinhalbstündigen schweren Operation und Beschädigung der Leber sowie des Dünndarms innerhalb von knapp acht Monaten wieder so gut in Form sein würde, hätte ich mir in den ersten Wochen und Monaten nach der Operation nicht vorstellen können. Zwar waren die Runden wohl nicht ganz einen Kilometer lang, aber auch das wäre heute gelungen. Und das ist keineswegs selbstverständlich.

105 Teilnehmer waren auf der Rennstrecke unterwegs, darunter erstmalig auch die beste aller Ehefrauen, am Wegesrand jubelten zahlreiche Zuschauer, die nicht müde wurden, Läufer und Wanderer anzufeuern, fleißige Helfer zählten die Runden und reichten Wasser, ab und zu kam ein erfrischender Windhauch sehr gelegen und nach 60 Minuten war es dann geschafft - rechtschaffen erschöpft und verschwitzt strömten die Teilnehmer wieder zum Gemeindegelände.

Eher unerfreulich ist auch beim 16. Joggathon nach wie vor die Tatsache, dass es weder Duschen noch (zumindest für die Männer) ausreichend dimensionierte Umkleideräume gibt. So schön die Strecke am Lolopfuhl auch ist und so gut das Grundstück der Lydiagemeinde samt Haus auch für größere Veranstaltungen geeignet ist - hier sollte der Veranstalter, nachdem der Berliner Joggathon von Jahr zu Jahr größer geworden ist, doch vielleicht einmal Abhilfe schaffen. Man kann ja schließlich Zelte als Umkleideräume anmieten und auch mobile Duschen kosten kein Vermögen. Notgedrungen blieb den Teilnehmern nichts übrig, als ungewaschen in trockene Kleidung zu schlüpfen und den weiteren Festverlauf in der Hoffnung zu genießen, dass sich die zwangsläufige Geruchsentwicklung in erträglichen Grenzen hält. Recht unangenehm war auch die Tatsache, dass es nur zwei Dixi-Toiletten gab – bei so vielen Teilnehmern und Gästen ist das deutlich zu knapp bemessen.

Köstlichkeiten vom GrillEs gab – und das ist nun wieder erfreulich – wiederum zu günstigen Preisen Gegrilltes; Kuchen und Kaffee waren kostenlos zu haben. Man plauderte und genoss das angenehme Wetter, hatte Gelegenheit, sich miteinander bekannt zu machen und die Muße zu genießen.

Zum Abschluss wurden dann den Läufern ihre Urkunden ausgehändigt, hinter den Kulissen wurde nämlich die ganze Zeit über gerechnet und gedruckt, damit die fröhliche Siegerehrung am gleichen Tag stattfinden konnte.

Im Ganzen also sehr gelungen war das Joggathon-Fest 2014 - und wenn es 2015 wenigstens Zelte zum Umkleiden, Toiletten in ausreichender Zahl und vielleicht sogar Duschen gibt, könnte die Rekordveranstaltung unter Umständen noch einmal übertroffen werden, weil es dann noch leichter wäre, Mitläufer für die Sache zu gewinnen. Ich bin gespannt. Und vor allem aber rundum froh und dankbar, dass ich zehn Runden geschafft und damit dank meiner Sponsoren 245,00 Euro zum guten Zweck beigetragen habe.

Ordentlich was geschafft!Herzlichen Dank auch an Sam, der fotografiert hat wie ein Weltmeister – sonst hätte ich jetzt hier keine Bilder zeigen können. Smiley.

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Freitag, 23. Mai 2014

Von einem armen Wanderer und einem magischen Baum

Ein armer Mann wanderte durch einen Wald und dachte über all seine Mühsal und Beschwernisse nach. Davon wurde er müde und schließlich lehnte sich an einen Baum, um auszuruhen. Es war nun dieser eine ausgerechnet ein magischer Baum, der jedem, der ihn berührte, augenblicklich alle Wünsche erfüllte. Der ermüdete Wanderer hatte Durst und wünschte sich, er hätte etwas zu Trinken bei sich. Augenblicklich hielt er ein Glas Wasser in der Hand. Erschrocken betrachtete er das Getränk, schnupperte misstrauisch daran und stillte dann, nachdem er zu der Ansicht gelangt war, dass das Getränk genießbar sein müsste, seinen Durst. Und siehe da: Nichts Böses widerfuhr ihm durch das Wasser. Zufrieden seufzte der arme Mann und lehnte sich wieder an den Stamm.

Bei Wehlen an der ElbeNach einer Weile stellte sich Hunger ein und der Mann wünschte, er hätte etwas zu Essen. Auch diesen Wunsch erfüllte der magische Baum schneller, als ein menschliches Auge folgen kann: Eine gesunde und reichlich bemessene Mahlzeit erschien in schönen Porzellangefäßen säuberlich angerichtet auf dem Waldboden. Misstrauisch überlegte der trotz des Wasserglases erneut überraschte Mann: Erfüllen sich hier alle Wünsche?

Er ließ sich die Mahlzeit schmecken, während er über diese merkwürdigen Materialisierungen nachdachte. Einen Versuch ist es ja wert, dachte er schließlich, nachdem sein Hunger gestillt war. Daher rief er in den Wald hinein: »Ich hätte gerne ein hübsches Haus für mich allein!« Sofort erschien auf einer Lichtung einen Steinwurf von dem Baum entfernt ein Haus, ganz nach seinen Vorstellungen von Schönheit und seinem Geschmack bezüglich der Architektur.

Der Mann fing an zu lächeln und wünschte sich Bedienstete, die sich um alle notwendigen Arbeiten am und im Haus kümmern sollten. Auch diese erschienen unverzüglich und gingen ihrer jeweiligen Arbeit nach, als seien sie nicht soeben erst aus dem Nichts angekommen.

Nun war der Wandersmann von seiner unglaublichen Machtfülle so gut wie überzeugt. Einen allerletzten Test wollte er noch durchführen. Er wünschte sich eine hübsche, liebenswerte, intelligente und treue Frau, die das unverhoffte Glück fortan mit ihm teilen sollte.

Sie stand augenblicklich vor ihm. Da murmelte der Mann: »Moment mal ... das ist doch lächerlich! So viel Glück kann ich gar nicht haben.« Er schüttelte den Kopf und sagte entschlossen: »Das passiert alles gar nicht.«

Als er diese Worte sprach, verschwanden Haus, Bedienstete und auch die wunderschöne junge Frau. Der Mann stand auf, zuckte mit den Schultern und sagte: »Ich wusste es ja!«

Dann ging er davon und dachte weiter über all seine Mühsal und Beschwernisse nach.

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Gedanken sind Dinge, die Realitäten erschaffen.
Oder vernichten.

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~frei nach Richard Sutphen, The Oracle Within // Foto: eigene Aufnahme

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Mittwoch, 21. Mai 2014

Café au lait mit ganz viel E

Man möchte ja meinen, dass Milch in einem Milchkaffee wäre. Das mag auch zutreffen, je nachdem, wo man den Milchkaffee erwirbt. Wer ihn selbst zubereitet, weiß ja sowieso, was er tut. Aber wie sieht es unterwegs aus?

kaffeetastenBei Kaffeeautomaten kann man ziemlich sicher sein, dass Milch weit und breit Mangelware und schon gar nicht im Kaffee zu finden ist. Das ist ja so logisch, dass alles andere an ein Wunder grenzen würde. Milch müsste ja gekühlt werden, da müsste regelmäßig gründlich und hygienisch gereinigt und frische Ware nachgefüllt werden ... das wird kein Automatenaufsteller seinem Personal beziehungsweise seiner Kalkulation zumuten. Wo bliebe denn da der Gewinn aus dem Verkauf!

Es ist also nur logisch, dass auch in dem »Café au lait«, der in einer mir nicht unbekannten Kantine angeboten wird, keine Milch enthalten ist. Was als Milchersatz dient, wollte ich schon lange wissen. Auf dem Automaten sucht man ja eine Auflistung der Inhaltsstoffe vergebens. Nun bot sich mir die Gelegenheit, die Verpackung des so genannten Kaffeeweißers in Augenschein zu nehmen. Mit der Folge, dass ich zukünftig den bisher schon seltenen Kaffeebezug aus der Maschine wohl ganz einstellen und mir lieber eine größere Thermoskanne für selbst mitgebrachten Kaffee zulegen werde.

kaffeeweißerNeben Glucosesirup (eine Lösung, die aus Traubenzucker und Fruchtzucker besteht), gehärtetem pflanzlichen Fett (Fetthärtung ist ein Verfahren, bei dem fette Öle verfestigt werden; dabei werden durch Hydrierung die Doppelbindungen der ungesättigten Fettsäuren-Reste mit Wasserstoff – in Gegenwart geeigneter Katalysatoren (Nickel) – abgesättigt) und einer nicht weiter spezifizierten Menge an Milcheiweiß werden nämlich Becher für Becher im sogenannten Milchkaffee beziehungsweise Café au lait die folgenden leckeren Zutaten ausgeschenkt:
  • E340 und E452: Chemisch erzeugte Phosphate. Beim Verzehr größerer Mengen wurden ein Abfall des Calcium-Spiegels sowie ein Anstieg des Parathormonspiegels beobachtet. Es wird diskutiert, ob ein Zuviel an Phosphat auch mit einem erhöhten Risiko für Knochenbrüchigkeit im Kindes- und Jugendalter einhergeht. Verbraucherschützer raten von einem häufigen Verzehr ab.
  • E471: Ein Emulgator. Emulgatoren sind Stoffe, die es ermöglichen, eigentlich nicht miteinander mischbare Komponenten in eine beständige Emulsion zu bringen. Emulgatoren zeichnen sich durch die Eigenschaft aus, sowohl in Wasser als auch in Fett löslich zu sein. Achtung! Wenn Sie Allergiker sind und/oder tierische Produkte meiden und/oder Gentechnik in Ihren Lebensmitteln ablehnen und/oder einen hohen Verzehr von Lebensmitteln mit diesem Zusatzstoff haben, beachten Sie bitte folgende Hinweise: Kann auch gentechnisch produziert werden, kann tierischen Ursprungs sein. Auch für Kosmetika zugelassen.
  • E551: Der Zusatzstoff Siliciumdioxid gilt als gesundheitlich unbedenklich, da diese chemische Verbindung vom menschlichen Organismus nicht aufgenommen und unverdaut wieder ausgeschieden wird. Diskutiert wird allerdings, ob dieser Zusatzstoff in Nano-Form schädlich sein könnte. Verbraucherschützer raten daher zu erhöhter Vorsicht bei Produkten mit Siliciumdioxid.
  • Farbstoff E160a: Carotine gelten zwar weitestgehend als unbedenklich, stehen jedoch im Verdacht, das Risiko für einige Krebsarten zu erhöhen. Ein erhöhter Verzehr kann auch zu Ablagerungen im Gewebe und in der Haut führen.
Was nun »häufiger Verzehr« ist, wo »größere Mengen« beginnen, wie viel von welchem Stoff pro Becher Kaffee enthalten sein mag ... das sei dahingestellt. Bekanntlich höhlt ja der klitzekleine stete Tropfen irgendwann auch den Stein. Meiner Gesundheit zuliebe werde ich lieber Geld in eine größere Thermoskanne investieren, anstatt auch zukünftig am Kaffeeautomaten in der Kantine (oder sonstigen derartigen Maschinen irgendwo unterwegs) auf die Taste »Café au lait« zu drücken.

P.S.: Auf die Gelegenheit, auch einen ungestörten Blick auf die Verpackung des Stoffes, der als »Kaffee« in dem Automaten landet, zu werfen, warte ich noch. Was da wohl alles drin sein mag?

Quellen der Informationen über die Inhaltstoffe: lebensmittellexikon.de, das-ist-drin.de und wikipedia.de. Hier gekürzt/auszugsweise wiedergegeben.
Foto: Selbst angefertigt am Tatort des Kaffeeverkaufs.

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Dienstag, 20. Mai 2014

Von angepriesenen Healing Codes und von gesunder Skepsis

Aus Erfahrung, sagt der Volksmund, wird der Einsichtsreiche klug. Um Erfahrungen zu machen, muss man natürlich erst einmal etwas unternehmen, ausprobieren, wagen, versuchen. Wenn jemand von vorne herein sagt »das hilft nicht, das geht nicht, das funktioniert nicht«, dann wird er nie wissen, ob er nicht doch eine Chance verpasst hat.

hecoAls mir eine Dame, die an meinem und unserem Ergehen seit der Krebsdiagnose sehr Anteil nimmt, das Buch »Der Healing Code – die 6-Minuten Heilmethode« auslieh, war ich sehr skeptisch, mehr als skeptisch sogar. Denn wenn es ein Mittel gäbe, mit dem so gut wie jede Krankheit, Krebs eingeschlossen, heilbar ist, und das so gut wie bei jedem Menschen, dann wäre das ja wohl bekannt. Weithin bekannt, bei Ärzten und Patienten. Allzu viele angebliche Wunderheiler treiben ihr Unwesen, indem sie für viel Geld leidenden Menschen Gesundheit und noch viel mehr versprechen. Wenn der Patient dann nicht gesund wird, rückt natürlich keiner dieser Scharlatane das Geld an die Hinterbliebenen wieder heraus.

Einerseits war ich also nicht geneigt, das Buch überhaupt zu lesen.

Andererseits neige ich (aus Erfahrung!) nicht dazu, etwas von vorne herein auszuschließen, bloß weil die chemisch-technisch-biologische Schulmedizin nichts davon weiß oder wissen will. Im Zweifelsfall probiere ich lieber aus, ob sich Erfolge einstellen.

Regelmäßige Leser werden sich erinnern, dass ich der durch die Chemotherapie ausgelösten Impotenz durch eine Methode außerhalb der Schulmedizin entkommen konnte - auf Anraten meines Onkologen (also eines Schulmediziners), der (wiederum aufgrund seiner Erfahrungen) traditionellen Heilmethoden gegenüber aufgeschlossen war.

Also las ich das Buch, Seite um Seite. Skeptisch. Manchmal innerlich etwas widerwillig, wenn es gar zu »amerikanisch« wurde. Das will ich erklären:

Es handelt sich bei der Lektüre um eine zweitweise recht mühselige und zwiespältige Angelegenheit. Da werden von der ersten bis zur 249sten Seite überwiegend Berichte von angeblich durch die Healing Codes von ihren diversen Krankheiten geheilten Menschen dargeboten, die zu überprüfen ich als Leser natürlich keine Möglichkeit habe. Gleichzeitig wird regelmäßig darauf hingewiesen (wohl eine Vorsichtsmaßnahme wegen drohender Haftung), dass mit den Healing Codes keine Methode zur Heilung von Krankheiten angeboten wird. Zwischendurch werden ein paar Grundlagen erläutert, die Zusammenhänge zwischen Energie, Atomen, Körperzellen und Krankheiten betreffen. Wer schon beim Gedanken, dass es außer biologisch-chemischen Wirkungen und Wechselwirkungen im Körper noch andere Vorgänge gibt, die sich der westlichen Wissenschaft entziehen, wird das Buch als unbrauchbar beiseite legen, wenn er zum x-ten Mal liest, dass Einsteins Energieformel etwas mit Krebs und Herzkrankheiten zu tun haben soll.

Aber - und da ist man als Betroffener vermutlich wesentlich offener als jemand, der nur über tödliche Krankheiten theoretisiert - aber es gibt sie nun mal, die Erfolge von traditioneller chinesischer Medizin, Akupunktur, indischen und anderen Heilmethoden, die nicht im Lehrbuch der modernen Medizin verzeichnet sind. Nicht ohne Grund bezahlen die meisten Krankenkassen Akupunkturbehandlungen und beispielsweise Qi Gong Kurse. Wenn es keine messbaren Erfolge gäbe, würde dafür kein Cent locker gemacht. Garantiert.

Und es gibt, abseits von allen Showbusinessveranstaltungen der Benny-Hinn-Liga, auch nachgewiesene und dokumentierte Heilungen durch Gebet, durch göttliches Eingreifen. Nicht bei jedem Gebet und nicht in jedem Fall, aber immerhin, es gibt sie.

Die beiden Autoren sind ausgebildete Mediziner und bezeichnen sich als Christen. Sie hängen auch dem bis zur 249sten Seite gehüteten Geheimnis, was es mit dem Healing Code auf sich hat, ein christliches Mäntelchen um, obwohl sie gleichzeitig versichern, dass die Methode bei Atheisten oder Andersgläubigen genauso funktioniert wie bei Christen. Es käme, so Alex Loyd und Ben Johnson, nicht darauf an, ob man an den Erfolg glaubt oder nicht. Der stelle sich so oder so ein.

Schließlich erfährt der Leser dann im letzten Teil des Buches, was es mit der so wundersam heilsamen Methode auf sich hat: Eine Meditationsübung mit vier Gesten, die sechs Minuten lang wiederholt werden. Drei Mal täglich. Und dann, versprechen die Autoren, werden sich gesundheitliche und gleich auch andere Probleme verflüchtigen, früher oder später.

Meine Skepsis ist durch die Lektüre des Buches nicht geringer geworden. Im Gegenteil. Da die Autoren, typisch amerikanisch möchte man sagen, auch materiellen Segen, Wohlstand und beruflichen Aufstieg durch die Healing Codes versprechen, bin ich um so mehr geneigt, das Buch der charismatisch-esoterischen Gedlverdienerecke zuzuordnen. Auf der zugehörigen Webseite von Loyd und Johnson geht es auch überwiegend darum, für eine Menge Geld zusätzliche Geheimnisse und Vertiefungen zu verkaufen. Da schrillen denn doch bei mir so einige Alarmglocken.

Andererseits sage ich mir: Es kann ja nichts schaden, das Verfahren an und für sich auszuprobieren. Genauso wie ich in der Rehabilitationsklinik am ärztlich verordneten Qi Gong teilgenommen habe (ohne für mich erkennbaren Gewinn), kann ich durchaus ein paar Wochen lang die Healing Codes ausprobieren und mal sehen, ob sich zum Beispiel der Tinnitus bessert.

Dass Entspannung, zur Ruhe kommen, Stress abbauen und Meditation dem Körper wie dem Geist gut tun, wird auch hierzulande von der Medizin nicht mehr bezweifelt. Die in diesem Buch propagierte Methode dienst letztendlich dem zur Ruhe kommen, drei Mal täglich. Loyd und Johnson empfehlen, mit einem Gebet zu beginnen:

Ich bete darum, dass alle bekannten und unbekannten negativen Bilder, ungesunden Glaubenssätze, destruktiven Zellerinnerungen und meine körperliche Beeinträchtigung durch __________ (hier nennt man das Problem, zum Beispiel Kopfschmerzen, Erinnerung als Kind ...) aufgespürt, erschlossen und geheilt werden mögen, indem mich das Licht, das Leben und die Liebe Gottes erfüllen. Ich bete darum, dass sich die Wirkkraft dieser Heilung um das Hundertfache oder mehr steigern möge. (Quelle: Buch »Der Healing Code«)

Die Autoren betonen, dass es auch ohne Gebet – und ohne Glauben – geht, hilfreich wäre das Gebet aber auch für Ungläubige allemal.

hecopanoAnschließend werden die vier Übungen ausgeführt. Man zielt mit den Fingerspitzen beider Hände auf vier Regionen an Kopf und Hals:

  • Erste Haltung – Brücke. In der Mitte zwischen Nasenwurzel und der Mitte der Augenbrauen zur Stimulation der Hypophyse und der Zirbeldrüse.
  • Zweite Haltung - vorne in Höhe des Kehlkopfes (Stimulation von Rückenmark, zentralem Nervensystem und Schilddrüse).
  • Dritte Haltung - zu beiden Seiten des Kopfes hinter dem Kieferknochen (Stimulation des reaktiven emotionalen Gehirns, inkl. Amygdala und Hippocampus sowie Rückenmark und zentralem Nervensystem)
  • Vierte Haltung - zu beiden Seiten des Kopfes, etwa 1 Zentimeter oberhalb der Schläfen und 1 Zentimeter Richtung Hinterkopf (Stimulation von rechter und linker Gehirnhälfte, sowie Hypothalamus).

Zwischendurch kann man, wenn die Arme ermüden, die Hände auch auf die entsprechenden Regionen legen. Bevor man anfängt, soll man sich ein Problem herausgreifen und auf einer Skala von 1-10 (1 wenig intensiv, 10 sehr intensiv) einschätzen. Dann soll das Gefühl ermittelt werden, mit dem das Problem verknüpft ist. Während der Durchführung der Übungen soll man seine Gedanken auf etwas Positives richten (Heilung, Gesundheit, Ruhe, Frieden…) – und nach der Durchführung dann wiederum die Skala von 1 bis 10 bezüglich der Gefühle betrachten.

Mit dieser Skala kann ich nichts anfangen. Mein Problem, zum Beispiel Tinnitus, ist ein Problem. Nicht lebensbedrohend, aber auch kein Mückenstich. Welche Gefühle damit verbunden sein sollen und wie ich die auf einer Skala unterbringen soll, ist mir schleierhaft.

Jedoch hindert auch das – so die Autoren – nicht die Wirksamkeit des Healing Code. Es muss wohl noch mehr Menschen wie mich geben, denen solche Gefühlsskalen böhmische Dörfer sind und bleiben.

Schaden kann es ja nicht anrichten, im Verlauf des Tages drei Mal für jeweils sechs bis zehn Minuten zur Ruhe zu kommen. Drei Monate habe ich (aufgrund der vielen sogenannten Heilungsberichte im Buch) dafür angesetzt. Wenn sich Mitte August nichts verbessert hat, dann weiß ich wenigstens, dass ich keine Chance versäumt habe. Wenn der Tinnitus verschwindet, dann kann ich darüber nachdenken, ob an den Healing Codes doch etwas dran ist. Denn nur aus Erfahrung wird der Einsichtsreiche klug.

Die ersten drei Wochen des Experiment liegen bereits hinter mir - ohne spürbare Ergebnisse. Doch wie sagt der Volksmund ebenfalls so treffend? Geduld ist die Mutter aller Tugend.

Na denn, schaun mer mol. P.S.: Falls jemand sich für das Buch, das ich weder empfehlen noch verwerfen mag, interessieren sollte: Der Healing Code: Die 6-Minuten-Heilmethode

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P.S. vom August 2014: Inzwischen ist der Test für mich abgeschlossen. Das Ergebnis: [Keine nachweisbare Wirkung]

Bildquelle: Buch »Der Healing Code«.

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Mehr zum Thema gesünderes und glücklicheres Leben aus persönllichem Erleben steht in diesem Buch:
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Freitag, 16. Mai 2014

Conchita Wurst. Aha. So so.

Da ich mir solche Sendungen wie den europäischen Schlagerwettbewerb nicht anschaue, musste ich mir erst einmal via YouTube einen Eindruck verschaffen, worüber sich manche Zeitgenossen öffentlich so begeistern oder aufregen. Conchita Wurst. Aha. So so.

Conchita-Wurst-OhneBart_h_img_308x0Da hat also eine Kunstfigur aus Österreich gewonnen, deren Erscheinungsbild offenbar polarisiert. Der junge Mann, der hinter der Maske Conchita Wurst steckt, sieht ja recht normal und nett aus. Da das von ihm dargebotene Lied ein eher durchschnittlicher Schlager ohne nennenswerte musikalische Finessen ist, hätte er vermutlich auf den Sieg im Wettbewerb wenig Chancen gehabt, wenn er als Thomas Neuwirth aufgetreten wäre. Mit Bart aus der Maske, Perücke und in Frauengewänder gehüllt hat er es allerdings auf den ersten Platz geschafft.

Mir gefällt die Kunstfigur Conchita Wurst nicht. Die Geschmäcker sind ja nun einmal verschieden. Hape Kerkeling als Königin Beatrix fand ich viel unterhaltsamer und witziger, auch die legendären Mary & Gordy aus vergangenen Dekaden hatten mehr Witz und Charme - aus meiner Sicht. Mir gefallen auch Tätowierungen nicht, während andere Menschen darüber ins Schwärmen geraten. Das macht ja alles nichts. Der eine hört gerne Volksmusik mit viel Tschingderassabums, der andere schwärmt für solide Rockmusik. Prima so. Sonst wären entweder Hansi Hinterseer oder Bruce Springsteen ohne Einkommen.

Was mir aber übel aufstößt, sind die öffentlichen Kommentare und Gehässigkeiten mancher Zeitgenossen zur Kunstfigur Conchita Wurst. Dass der rechte Rand der Gesellschaft Amok läuft, wenn jemand nicht arisch daherkommt, mag man ja noch als unverbesserlich hinnehmen. Aber auch solche, die sich gerne als »christlich« präsentieren, tun sich da mit Hasstiraden hervor. Und davon möchte ich mich deutlich distanzieren.

eurovision-song-contest-conchita-wurst-als-bondgirl-41-51776739Denn ich als Christ sehe das so: Es geht mich überhaupt nichts an, ob jemand hetero-, homo-, bi- oder asexuell ist oder aussieht. Ich habe das weder zu kommentieren, noch zu bewerten, denn nach dem Splitter im Auge eines Mitmenschen Ausschau zu halten und diesen öffentlich hinauszuposaunen macht blind für den Balken im eigenen Auge. Oder es gelingt sowieso nur, wenn man angesichts des eigenen Augenbalkens schon völlig blind geworden ist. (Ganz abgesehen davon, ob es sich überhaupt um einen Splitter handelt.) Es geht mich auch nichts an, was andere Menschen für schön oder unschön erachten. Was mir eine Eule ist, mag dem anderen gerne als Nachtigall daherkommen. Und umgekehrt.

Liebe Leute, die ihr euch »christlich« und »bibeltreu« nennt und dann öffentlich über Menschen herzieht, die ihr überhaupt nicht kennt und über die zu urteilen ihr keinerlei Veranlassung habt (außer euch in Selbstgerechtigkeit zu suhlen): Pfui. Pfui Teufel.

Übrigens: Die meisten, die sich da so gehässig und verurteilend geäußert haben, scheinen ja noch nicht einmal begriffen zu haben, dass es sich bei Conchita Wurst um die künstlerische Schöpfung eines Thomas Neuwirth handelt ... ein Schauspieler schlüpft in eine Rolle, für die er entsprechend zurechtgemacht wird. So wie Herr Liefers regelmäßig den Gerichtsmediziner Börne spielt und sich dafür jedes mal ein albernes Bärtchen zulegt. Aber vielleicht wären die Schreihälse ja damit überfordert, erst zu recherchieren, worüber sie zu zetern sich vorgenommen haben.

Conchita Wurst gefällt mir nicht. Ich muss und werde kein Fan von Herrn Neuwirth sein. Andere sehen das ganz anders. Und das ist auch gut so. Mehr muss über diesen Schlagerbeitrag nicht gesagt werden.

(Foto ohne Bart: WENN.com; Foto mit Bart: SALZBURG.com)

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Mittwoch, 30. April 2014

Eine herzliche Bitte

Der Anmeldeschluss naht demnächst, daher will ich noch einmal meine Blogbesucher und Facebook-Freunde herzlich bitten, sich an einer guten Sache zu beteiligen. Die Fakten, kurz und knapp:

  • clip_image002Ich laufe am 25. Mai 2014 beim Joggathon mit. Die Teilnahme ist für mich ein weiterer Zwischensieg im Kampf gegen den Krebs, eine Feier der Tatsache, dass ich im März 2012 nicht gestorben bin, sondern gerettet wurde. Und dass ich trotz des Rückschlags der Lebermetastasen-Operation im Oktober 2013 jetzt wieder so gesund geworden bin, dass ich 60 Minuten am Stück rennen kann.
  • Der Joggathon ist ein Benefizlauf - daher suche ich noch weitere Unterstützer (Sponsoren genannt). Diese versprechen eine Summe eigener Wahl pro Kilometer, den ich in der vorgegebenen Zeit (eine Stunde) schaffe.
  • Das Geld geht weder an mich noch habe ich es überhaupt in den Händen. Die Sponsoren bekommen nach dem Lauf eine Rechnung über die Spendensumme mit Bankverbindung direkt vom Veranstalter. Die Spenden gehen ohne Abzüge an gemeinnützige Zwecke. Eine Spendenquittung für das Finanzamt stellt der Veranstalter auch aus.
  • Damit die Rechnung und die Spendenquittung verschickt werden können, brauche ich Namen, Adresse und Betrag pro Runde von meinen Sponsoren. Die Angaben übertrage ich dann auf meine Teilnehmerliste.

Nun bin ich gespannt. Wer ist neben denen, die sich bereits gemeldet haben (vielen herzlichen Dank!) noch bereit, mich als Sponsor zu beflügeln? Ich freue mich wirklich über jeden Euro, der durch meinen Lauf (voraussichtlich neun Kilometer) dem guten Zweck zugute kommt. Lass mich einfach per E-Mail (gjmatthia@gmail.com) oder Brief (G. Matthia, Soester Str. 21-23, 12207 Berlin) oder Facebook-PN (da weiß ja jeder, wie es funktioniert) Name, Anschrift und Euro/Kilometer wissen. Danke!

Details zum Joggathon hier: [Joggathon 2014]

P.S.: Wer mag, kann auch die beste aller Ehefrauen als Sponsor anfeuern – Eva läuft dieses Jahr erstmals mit. Dann einfach »für Eva« beim Betrag pro Kilometer dazu schreiben.

P.P.S.: Auch Frau Punk rennt erstmals für den guten Zweck! Wer sie anfeuern will, kann sich direkt bei ihr eintragen: [Frau Punk joggt für den guten Zweck!]

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Dienstag, 29. April 2014

Was heißt hier »nur«?–Gedanken zu einem Suizid

Wir müssen nicht klagen, dass alles vergänglich sei. Das Vergänglichste, wenn es uns wahrhaft berührt, weckt in uns ein Unvergängliches. -Christian Friedrich Hebbel

Wenn ein Mensch, den man über viele Jahre kannte, den man regelmäßig in der Kirche getroffen und mit dem man die üblichen freundlichen Worte hier und dort gewechselt hat, sich das Leben nimmt, sind Erschrecken und Ratlosigkeit die ersten Reaktionen. Vor allem dann, wenn kein ersichtlicher »Grund« für die Selbsttötung gegeben war. So ist es mir in der vergangenen Woche ergangen.

Bild von rgbstock - http://www.rgbstock.com/photo/2dQ1ISR/AloneErschrecken war die erste Reaktion: Wie kann das sein? In einem (zumindest von außen betrachtet) »heilem« Umfeld, in anscheinend geordneten Verhältnissen? Waren wir, die Mitmenschen, nicht aufmerksam genug? Hätten wir Warnsignale bemerken können und müssen? Sollte man das nicht irgendwie merken, wenn jemandem der Lebenswille dermaßen abhanden kommt, dass schließlich ein konkreter Plan zur Selbsttötung geschmiedet und ausgeführt wird?

Auch Ratlosigkeit stellte sich ein. Die alte, bei Schicksalsschlägen ewig offene Frage tauchte auf: Warum? Sie wird auch in diesem Fall unbeantwortet bleiben. Natürlich gab es Gründe, zumindest für die Person, die das Leben nicht mehr ertragen konnte. Zu beurteilen, ob diese Gründe stichhaltig sind, steht mir nicht zu, dazu wäre ich auch gar nicht in der Lage, denn ich stecke ja in einer anderen Haut als sie. Ich sehe die Gründe nicht, kann die Entscheidung nicht nachvollziehen. Vielleicht fiele es mir leichter, den Auslöser für den Suizid mehr oder weniger zu begreifen, wenn es offensichtliche, sozusagen handfeste Gründe gegeben hätte: Eine unheilbare, schmerzhafte Erkrankung zum Beispiel oder gewaltige finanzielle Schulden oder irgend etwas Greifbares. Nichts dergleichen hatte es gegeben, nur die Niedergeschlagenheit, die wachsende Depression.

Aber was heißt hier »nur«? Genau das ist der springende Punkt. Wenn es aus dem tragischen Geschehen etwas für mich zu lernen gibt, dann zumindest dies: Eine psychische Erkrankung kann genauso tödlich sein wie eine physische. Und wie verzweifelt ein Mensch im Inneren sein mag, kann man anhand alltäglicher Plaudereien hin und wieder bei einer Tasse Kaffee nicht erahnen.

Für mich bleibt aus dem traurigen Ereignis die Einsicht, dass es gut und wichtig ist, nicht nur jeden neuen Tag bewusst und dankbar anzunehmen, sondern auch den Menschen um mich herum wirklich mit Aufmerksamkeit zu begegnen. So schnell kann jemand, der über Jahre wie selbstverständlich zum Kreis der Bekannten gehörte, nicht mehr da sein. So zerbrechlich ist das Leben. So unvorhersehbar ist die unmittelbare Zukunft.

Sich auf jeden neuen Tag, auf jede Begegnung bewusst einzulassen, sich berühren lassen ... daraus entsteht in uns etwas Unvergängliches, was auch der Tod nicht rauben kann.
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Freitag, 25. April 2014

Geld her!

Längere Texte sind ja nicht jedermanns Sache. Ob ein Text lang oder kurz ist, bleibt dem subjektiven Empfinden des Einzelnen vorbehalten. Ich versuche mal, einen kurzen Text zu schreiben (den manche Mitmenschen wiederum lang finden werden).

Bittesehr:

geldherBeim Benefizlauf »Joggathon 2014« mache ich mit. Dass ich in der Lage bin, eine Stunde Dauelauf zu absolvieren, ist einerseits ein Etappensieg über die Krebserkrankung für mich, andererseits dienen die Einkünfte aus der Veranstaltung gemeinnützigen Zwecken. Also hat die Sache zwei gute Seiten.

Die Teilnehmer laufen 60 Minuten einen Rundkurs, der einen Kilometer lang ist. Meinen Lauf beflügeln können Freund und Feind, indem sie sich als meine Sponsoren melden. Dann wird nämlich der Erlös für den guten Zweck größer, und das spornt mich an. Einfach bis spätestens 17.05.2014 eine E-Mail (gjmatthia@gmail.com) oder eine Facebook-Nachricht oder ein Fax (030 36467910) an mich schicken mit Name, Anschrift und Spendenbetrag pro Runde. Name und Anschrift sind notwendig, weil der Veranstalter nach dem Lauf den Sponsoren die Spendensumme samt Bankverbindung mitteilt und Anfang 2015 Bescheinigungen über die Zuwendung (steuermindernd!) verschickt.

Also, liebe Leser, kurz und knapp: Geld her! Nicht für mich, sondern für den guten Zweck durch meine sportliche Betätigung.

So. Das war kein langer Text, oder? Wer ausführlichere Informationen will, wird hier fündig: [Joggathon 2014]
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Freitag, 18. April 2014

Fünf weitere Einführungen

Manche meiner Blogbesucher wissen, dass ich in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen als Moderator durch die Gottesdienste unserer kleinen und von mir hochgeschätzten Kirchengemeinde führe. Ich hatte vor einer Weile hier fünf meiner Einleitungen dargeboten. Hier folgen anlässlich der bevorstehenden Feiertage weitere fünf aus den letzten Jahren – einschließlich der vom kommenden Ostersonntag. Welche das ist, verrate ich aber nicht. Das ist nämlich leicht zu erraten.

Einführung 1

Guten Morgen, und herzlich willkommen zum Gottesdienst am vierten Advent.

Bitte mal recht freundlich … (an dieser Stelle machte ich ein Foto der Gemeinde mit meinem mobilen Telefon) … Dankeschön!

So ein mobiles, womöglich auch noch schlaues Telefon ist ja weit mehr als ein Telefon. Man kann damit Bilder aufnehmen, durch fremde Städte navigieren, soziale Netzwerke heimsuchen, sich die Zeit damit vertreiben, auf dem Bildschirm virtuelle Ameisen zu zerquetschen, Musik hören, Predigten oder sonstige Ansprachen aufnehmen, Bücher einkaufen, Nachrichten lesen und sehen, und sogar – man ahnt es kaum – telefonieren!

Nun stell dir einmal vor, du bekommst ein solches Gerät zu Weihnachten geschenkt. Wenn das der Fall ist, dann gibt es mehrere Möglichkeiten, wie du darauf reagierst:

1. Du nimmst es zur Kenntnis – aha, Tante Erna oder Onkel Paul hat mir ein Mobiltelefon geschenkt. Feine Sache. Und dabei belässt du es dann.

2. Du packst das Gerät aus, nimmst es in Betrieb, freust dich daran, dass der Bildschirm so schön bunt aufleuchtet und legst es dann beiseite, um dich mit anderen Dingen zu beschäftigen.

3. Du machst dich mit dem Geschenk vertraut, beschäftigst dich mit der Anleitung, lernst es richtig kennen und verwendest es fortan als hilfreichen und Freude machenden Begleiter im Alltag.

Nun mag sich mancher frage, ob das hier eine Werberede für ein neues Mobiltelefon werden soll … nein, keine Angst!

Zu Weihnachten feiern wir, dass Gott uns ein Geschenk gemacht hat – er hat seinen Sohn Mensch werden, unter uns Menschen leben und für uns Menschen sterben lassen.

Natürlich hinkt der Vergleich wie alle Vergleiche hinken, aber wir können auch auf dieses Geschenk Gottes verschieden reagieren:

1. Man nimmt es zur Kenntnis – aha, Gott hat seinen Sohn gesandt. Feine Sache. Hat aber nichts mit meinem Leben und mir zu tun.

2. Man nimmt das Geschenk an, freut sich daran, dass Jesus Mensch geworden ist und legt diese Erkenntnis dann gedanklich beiseite, um sich mit anderen Dingen zu beschäftigen.

3. Oder man macht sich mit dem Geschenk vertraut, lernt Jesus richtig kennen, was seine Zeit dauert und auch nicht so ganz einfach gelingt. Aber dadurch wird Jesus zu unserer Hilfe, Freu-de und Hoffnung, zu unserem Begleiter im Alltag.

Ich wünsche uns allen an diesem Morgen, dass Gottes Geschenk uns wieder ganz neu bewusst und wert-voll wird. Ich bin ziemlich sicher, dass wir auch nach Jahren noch neue Facetten des Glaubens entdecken und erleben können. Dann wird es uns nämlich möglich, uns tatsächlich über Weihnachten als Erinnerung an die Geburt Jesu zu freuen, völlig losgelöst von mehr oder weniger kitschigen Liedern, pausbäckigen Engeln oder rot bemantelten weißbärtigen dicken Männern, die alle behaupten, der Weihnachtsmann zu sein, den es – die Kinder halten sich bitte mal kurz die Ohren zu – ja gar nicht gibt.

Freuet euch – das wird auf einmal ganz leicht, wenn wir Gottes Geschenk der Menschwerdung bedenken, und diese Freude ist dann unabhängig von unseren womöglich sogar sehr unerfreulichen Umständen.

Einführung 2

Guten Morgen, und herzlich willkommen zum Gottesdienst in der Wrangelstraße. Dass unsere Gemeinde hier beheimatet ist, dient mir als willkommener Aufhänger für eine kleine Episode aus der Geschichte.

Otto von Bismarck hat in seinem Buch „Gedanken und Erinnerungen“ geschildert, wie ein langjähriges Zerwürfnis in der Beziehung zu seinem alten und väterlichen Freund, Feldmarschall Friedrich von Wrangel, beendet wurde.

Während des Deutsch-Dänischen Krieges hatte Wrangel zunächst den Oberbefehl über die preußisch-österreichischen Truppen. Er wurde im Kriegsverlauf aber auf Betreiben Bismarcks schnell abgelöst, da er eigenmächtig vorging. Wrangel verzögerte nämlich die militärischen Operationen und verbot die Verfolgung der geschlagenen dänischen Truppen.

Der noch immer darüber erboste Bismarck saß dann Jahre später an einer Tafel dem alt geworden Wrangel gegenüber. Die beiden redeten kein Wort miteinander, bis Wrangel zu Bismarck sagte: „Mein Sohn, kannst Du nicht vergessen?“

Bismarck antwortete abweisend: „Nein!“

Dann schwiegen beide wieder lange, bis Wrangel erneut anfing: „Mein Sohn, kannst Du nicht vergeben?“

Da streckte Bismarck ihm die Hand über den Tisch entgegen und sagte: „Von Herzen gern!“

Manchmal fällt es uns sehr schwer, um Vergebung zu bitten, stimmt’s? Es wäre uns viel lieber, wenn unsere Schuld einfach in Vergessenheit geraten würde … anstatt zuzugeben, dass wir schuldig geworden sind. Das passiert im zwischenmenschlichen Bereich und es passiert auch in unserer Beziehung zu Gott.

Daniel, um den es heute in der Predigt noch einmal gehen wird, hat nicht still vor sich hin gehofft, dass Gott die Schuld der Menschen irgendwann einfach vergessen würde. Er sagt statt dessen unter anderem in seinem Gebet: „Ja, wir haben gesündigt, wir sind gottlos gewesen!“

Dazu später mehr in der Schriftlesung. Ich wünsche mir und uns, dass wir öfter wie Wrangel, nach dem die Straße, in der wir uns jeden Sonntag versammeln benannt ist, darauf kommen, dass es möglich ist, um Vergebung zu bitten – und dass Vergebung die Schuld tatsächlich beseitigt.

Einführung 3

Guten Morgen, und herzlich willkommen zum Gottesdienst.

Wer von euch hat schon einmal Kartoffeln geerntet? Oder Weintrauben, Spargel, Melonen, Weizen …

Wir Berliner gehen ja eher in ein Geschäft und erwerben die benötigten Nahrungsmittel, als selbst zu säen und zu ernten. Wir haben oft noch nicht einmal eine klare Vorstellung, was eigentlich alles notwendig war, bevor die Nahrung in unserer Küche zubereitet oder im Restaurant bestellt werden kann.

Das Motto des heutigen Gottesdienstes und der Predigt ist Bittet den Herrn der Ernte - für eine neue Ernte in Deutschland.

Jesus hat gerne Bilder aus dem Alltag der Menschen verwendet, um geistliche Dinge zu erklären. Eine Ernte, das wussten seine Zeitgenossen, erfordert Arbeit, Mühe, Einsatz, kostet Kraft. Ich habe mal als junger Mensch, mit 17 Jahren etwa, Kartoffeln geerntet, einen Tag lang, und zwar per Hand, nicht mit einer Maschine. Die Rückenschmerzen haben ein vielfaches der Zeit angehalten, die ich auf dem Acker verbracht habe.

Eins habe ich damals verstanden: Die Kartoffeln wandern nicht von selbst in unseren Keller. Man muss sie aus der Erde holen, und das ist Arbeit.

Jesus sagt in unserem heutigen Predigttext unter anderem: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet deshalb den Herrn der Ernte, mehr Arbeiter auf seine Felder zu schicken. Geht!

Das ist unangenehm, dass er noch dieses Geht! hinzufügt. Eine Bitte an den Herrn der Ernte, Arbeiter auszusenden, das lässt sich ja noch ohne großen Aufwand machen. Da kann man sogar auf dem Sofa sitzen bleiben. Dumme Sache, dieses Geht!

Ich bin gespannt auf die Predigt, auf den ganzen Gottesdienst und ich wünsche mir, dass es mir, dass es uns gelingt, nicht nur von der Ernte zu reden, sondern sie tatsächlich einzubringen.

Einführung 4

Guten Morgen und herzlich willkommen zu unserem Ostergottesdienst.

In der Predigt am vergangenen Sonntag haben wir unter anderem gehört, wie viel Aufruhr und Aufregung die Auferweckung des Lazarus in Jerusalem ausgelöst hat. Dass jemand von den Toten aufersteht - das ist tatsächlich ein für den menschlichen Verstand kaum fassbares Ereignis, das ist etwas Unglaubliches.

»Als aber Jesus auferstanden war früh am ersten Tag der Woche, erschien er zuerst Maria von Magdala, von der er sieben böse Geister ausgetrieben hatte. Und sie ging hin und verkündete es denen, die mit ihm gewesen waren und Leid trugen und weinten. Und als diese hörten, dass er lebe und sei ihr erschienen, glaubten sie es nicht« heißt es im ältesten uns überlieferten Evangelium, in Markus 16.

Letztes Jahr habe ich zur Einführung in den Ostergottesdienst Margot Käßmann mit ihrer Geschichte vom Pfarrer, der sich auf der Kanzel rasierte, zitiert, um das Unglaubliche am Ostergeschehen zu illustrieren. Dieses Jahr habe ich mir ausgedacht, selbst etwas Unglaubliches zu tun. Allerdings packe ich jetzt keine Utensilien zum Rasieren aus. Aber genau wie der Maria, die vom leeren Grab Jesu kam und berichtete, niemand glauben wollte, wird euch auch kaum jemand glauben, dass heute hier im Gottesdienst zum Ostergeschehen ausgerechnet Friedrich Nitzsche zitiert wurde.

Foto von WikipediaGelegentlich lese ich klassische Literatur erneut, mit deren Lektüre ich mich in jungen Jahren schon einmal beschäftigt habe. Goethe, Schiller, Ernest Hemingway, Heinrich Böll, Karl May sogar. In den letzten Wochen habe ich mich durch den Wälzer »Also sprach Zarathustra« von Friedrich Nietzsche gearbeitet. Ich fand das Buch schon als Jugendlicher nicht sonderlich gut, jetzt beim erneuten Lesen fiel mein Urteil noch vernichtender aus: Manche Menschen schätzen es hoch, das Buch, und das will ich ihnen auch gar nicht ausreden, aber für mich persönlich gilt, dass das Werk nichts taugt. Es ist immerhin gelegentlich literarisch interessant, aber der Inhalt ist durchgehend hanebüchener Unfug. Dennoch stieß ich ab und zu in all der wirren Pseudophilosophie auf einen oder zwei Sätze, die als Anstoß zum Nachdenken ganz trefflich geeignet sind. Zum Beispiel legt Nietzsche seinem Zarathustra folgendes in den Mund:

Also sprach der Teufel einst zu mir: »Auch Gott hat seine Hölle: das ist seine Liebe zu den Menschen.« Und jüngst hörte ich ihn dieses Wort sagen: »Gott ist tot. An seinem Mitleiden mit den Menschen ist Gott gestorben.«

Das heißt im Grunde genommen nichts anderes, als der uns wohlbekannte Satz: »So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab.« Die Liebe Gottes zu seinen Geschöpfen hat ihm wirklich eine Hölle verursacht. Sein Sohn musste sterben, weil die Liebe Gottes für den Menschen so übergroß und so überwältigend war. Gott ist in der Person Jesus Christus tatsächlich gestorben, und zwar, wie Nietzsche formuliert, an seinem Mitleiden mit den Menschen.

Allerdings ist es nicht dabei geblieben. Heute feiern wir, weil wir uns an die Auferstehung erinnern. Dass Christus auferstanden ist, gibt uns mehr als zweitausend Jahre später noch immer Grund zur Freude und zur Dankbarkeit. Das gibt uns Hoffnung und Kraft. Die Auferstehung von den Toten bleibt aber dennoch dem menschlichen Verstand schwer vorstellbar.

Vielleicht fällt es euren Bekannten, falls ihr von diesem Gottesdienst erzählt, wirklich leichter zu glauben, dass der Nihilist Nietzsche zitiert wurde als dass Jesus Christus tatsächlich an seinem Mitleiden mit uns Menschen gestorben ist, aus Liebe zu den Menschen Höllenqualen auf sich genommen hat und zu unserer Errettung auferstanden ist. Unglaublich oder nicht - der Wahrheit entspricht beides, Nietzsche im Gottesdienst und Auferstehung Christi. Und weil das letztere ein Grund zur Freude ist, feiern wir heute.

Einführung 5

Guten Morgen, und herzlich willkommen zum Gottesdienst.

Wenn der Wind weht, bauen die einen Schutzmauern, die anderen bauen Windmühlen, sagt ein Sprichwort. Wie gehen wir mit Gegenwind, mit Widerständen und Schwierigkeiten in unserem Leben um?

Um diese Frage wird es heute unter anderem in der Predigt gehen. Wir haben eben gesungen »du bist der Herr über Tag und Nacht«, was an einem hellen, sonnigen Frühlingstag leicht über unsere Lippen geht. Aber wenn es dunkel wird, wenn uns Krankheit, Not, Angst überfallen, dann ist es gar nicht mehr so leicht, an solchen Aussagen über Gott festzuhalten.

»Und Israel zog wohlgeordnet aus Ägyptenland« heißt es ein paar Absätze vor dem Text, den wir nachher als Schriftlesung hören. Der Knechtschaft entronnen meinte das Volk, nun schnurstracks in die versprochene Heimat zu ziehen, voller Gottvertrauen und das Lob Gottes auf den Lippen.

Wir wissen, dass die Euphorie von kurzer Dauer war. Auf einmal reden sie dann ganz anders: »Haben wir's dir nicht schon in Ägypten gesagt: Lass uns in Ruhe, wir wollen den Ägyptern dienen? Es wäre besser für uns, den Ägyptern zu dienen, als in der Wüste zu sterben.«

Ich wünsche mir und uns, dass auch dieser Gottesdienst heute dazu beiträgt, uns auf Kraftquellen aufmerksam zu machen, die wir bitter nötig haben, wenn einmal nicht eitel Sonnenschein in unserem Leben herrscht. So angenehm der Zustand auch ist, wenn alles gut und schön und gesund und voller Segen und Sieg ist, aus eigener Erfahrung weiß nicht nur ich, wie schnell und unerwartet plötzlich alles anders aussehen kann. Und dann, wenn das ägyptische Heer am Horizont auftaucht, dann brauchen wir Kraftquellen in der Wüste.

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P.S.: Wer nicht herausbekommen hat, welche Einführung die vom Ostersonntag sein wird, ist wie alle anderen herzlich willkommen um 10:30 zum Gottesdienst der Johannes-Gemeinde in der Wrangelstraße 6 in 12165 Berlin. Dort erfolgt dann die Auflösung.

Foto: [Friedrich Nietzsche / Wikipedia Common License].

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