Dienstag, 14. Juni 2016

Hörenswertes von Paul Simon und Bob Dylan

Bei Musik und Literatur gibt jede Rezension natürlich in erster Linie das subjektive Empfinden wieder. Was dem einen sein Mozart ist, ist dem anderen sein Brian Wilson. Und das ist auch gut so, dass die Geschmäcker sehr verschieden sind.
Zwei der drei großen jüdischen Musiker, die mich schon fast ein ganzes Leben erfreut haben, (Bob Dylan, Leonard Cohen und Paul Simon) lassen in diesen Wochen wieder mal neue Alben hören ... die beide auf ihre Art überraschen.
Meinen Senf dazu dürfen auch meine geschätzten Blogbesucher gerne lesen. Bitteschön:

1. Paul Simon - Stranger to Stranger
Beim ersten Anhören von »Stranger to Stranger« war ich leicht irritiert und sogar ein wenig enttäuscht. Bei den ersten sechs Titeln, vom Werwolf bis zur Parade, ist kaum eine Melodie auszumachen, die Instrumentierung beschränkt sich weitgehend auf Perkussionsinstrumente ... ein sehr ungewohntes Hörerlebnis. Bei Proof of Love schimmert dann erstmals der Paul Simon durch, den man seit Jahrzehnten kennt, aber das ist dann auch schon der melodischste Titel. Okay, zugegeben: Auch der Titelsong »Stranger to Stranger« hat ein Melodie, eine sehr schöne sogar, aber die schwebt melancholisch über elektronischen Klängen ... wie gesagt, leicht irritierend bei der ersten Begegnung mit der Platte. (Jawohl die gibt es auch auf Vinyl.)
Aber schon beim zweiten und dann bei jedem weiteren Hören gewinnt das Album und wird mehr und mehr zu einem in sich geschlossenen Kunstwerk, bei dem alles zusammen passt - wenn man sich auf Ungewohntes einlassen möchte. Das Ausbrechen aus Gewohnheiten war bei Paul Simon ja immer wieder der Fall, von afrikanischer Musik bei »Graceland« bis zu lateinamerikanischen Rhythmen und Instrumenten bei »Rhythm of the Saints«. Und nun überrascht er eben mit Klangteppichen und -gemälden, die überwiegend mit Perkussionsinstrumenten und Samples kreiert werden. Die sparsam geformten Melodien passen letztendlich genau hinein in dieses Gemälde. Und die Texte von Paul Simon sind wieder einmal voller feinem Humor (wie er sich beiläufig über Bob Dylan amüsiert ist köstlich) und perfekten Wortspielen (Saint Peter at the golden ... Wristband!).
Die Extras der Deluxe Edition ... nun ja. Eine aktuelle Version vom alten Duncan (klingt aber nicht wesentlich anders als die alte), eine Live-Aufführung vor fröhlichem Publikum von Wristband und ein paar Klangexpperimente, am Schluss dann Paul Simon (überwiegend) als Background-Sänger von Dion DiMucci bei »New York Is My Home«. Das wirkt wie ein Anhängsel an das in sich geschlossene eigentliche Album. Ganz nett, aber nicht unbedingt notwendig.
Alles in allem ist »Stranger to Stranger« für mich ein ganz und gar überraschendes und bei jedem Anhören kostbareres Album, das ich mit Sicherheit noch oft genießen werde. Daumen hoch! Und die Vorfreude auf das Konzert in Berlin im Oktober wird noch angestachelt.


2. Bob Dylan - Fallen Angels
Die Aufnahmen auf »Shadows in the Night« und auf diesem Album stammen aus der gleichen Zeit - offenbar hatte Bob Dylan mit seinen Musikern genug Material für ein Doppelalbum eingespielt, aber dann 2015 doch nur die erste Hälfte auf den Markt gebracht. »Fallen Angels« wird all denen bestens gefallen, die auch am vorigen Album Freude hatten.
Natürlich darf man eine klassische Interpretation der Jazz-Standards nicht erwarten. Bob Dylan interpretiert die Lieder auf seine Weise und der Musikstil ist eine Mischung aus Country und Folk, genau wie bei »Shadows in the Night«. Sparsam instrumentiert sind die Arrangements, aber das passt sehr gut zur Stimmung von »Fallen Angels«, die ich als heiter-melancholisch bezeichnen würde.
Bob Dylan hat schon immer gemacht, was er für richtig hielt, auch und gerade musikalisch. Das hat den Kritikern und Fans gelegentlich nicht gefallen - was aber an Dylans musikalischen Pfaden nie etwas geändert hat. Wer etwas wie »Like a Rolling Stone« erwartet oder »John Wesley Harding«, der wird von diesem Album enttäuscht sein.
Die Aufnahmen sind, wie zu erwarten, technisch hervorragend, vor allem die Stimme (und man höre und staune: Bob Dylan kann sogar Melodien singen, wenn er will!) ist sozusagen »hautnah« präsent. Gelegentlich ist seine Intonation ein wenig wackelig - aber für den (seinerzeit bei den Aufnahmen 74jährigen) Sänger war das ja schon immer beinahe ein Markenzeichen.
Alles in allem: Es macht (mir) Freude, dieses Album zu hören, auf dem kein einziger von Bob Dylan geschriebener Song zu finden ist. Wer sich auf diese eigenwillige Symbiose von Jazz, Country und Folkmusik einlassen möchte, wird den Kauf nicht bereuen. Für Fans des Bob Dylan aus der Rockmusik oder aus dem Bluesbereich ist dieses Album dagegen völlig ungeeignet - es sei denn, sie sind offen für ungewohnte Hörerlebnisse.


Montag, 13. Juni 2016

Was uns wirklich daran hindert, regelmäßig Sport zu treiben

Es gibt so viele Vorteile durch regelmäßigen Sport, von Krebsprävention und Vorbeugung gegen Herzkrankheiten, Gelenkverkalkung und Knochenbrüchigkeit sowie Gehirnerkrankungen bis zu einer leichteren Gewichtskontrolle, weniger Stress und mehr Glücksgefühlen ... warum ist es dennoch so schwer für manche Menschen, regelmäßiges Training zur festen Gewohnheit zu machen?
Letztendlich gibt es wirklich nur einen Grund. Um den geht es bei diesem Blogbeitrag.

Vielleicht meinen Sie, dass Sie zu beschäftigt sind? Wenn Sie Zeit, sagen wir einmal drei Stunden wöchentlich, mit sozialen Medien wie Facebook, Blogs, Netflix oder Youtube verbringen können ... dann haben Sie Zeit. Sie treffen lediglich die Entscheidung, andere Dinge zu tun.
Vielleicht sagen Sie aber auch, Sie seien zu müde. Das könnte durchaus zutreffen ... aber regelmäßiger Sport führt im Lauf der Zeit zu deutlich mehr Energie. Viele Menschen ziehen die kurzfristige Sicht (ich bin jetzt müde) vor, anstatt der langfristigen Perspektive (ich werde mehr Energie haben) den Vorzug zu geben.
Und das ist wiederum der Kern des Problems: Wir entscheiden uns, etwas anderes zu tun, anstatt Sport zu treiben. Es geht um eine Entscheidung, nicht um einen Mangel an Zeit oder Energie.

Und warum treffen wir diese Wahl gegen die sportliche Aktivität? Wenn wir ein wenig tiefer graben, kommen wir bei einem Glauben an, der unserer Entscheidung zugrunde liegt.
Ich zitiere hier den Clean Slate Blog, der den Mythos von Suchtverhalten anspricht, eine Krankheit zu sein. Stattdessen, so der Blog, sei »Drogen- oder Alkoholkonsum immer eine Entscheidung, der ein Sachverhalt zugrunde liegt: Die Menschen treffen die freie Entscheidung, Drogen und Alkohol zu sich zu nehmen, da sie zu dem Zeitpunkt, an dem sie es tun, glauben, dass es sie glücklich machen wird. Sie glauben in diesem Moment, es sei ihre beste Option, Glück zu finden.«
Und sinngemäß trifft das auch auf unsere Entscheidung zu, keinen Sport zu treiben.

Meine Erfahrung bestätigt das. Wir haben Glaubensüberzeugungen, die unser Verhalten beeinflussen, auch wenn wir nicht immer wissen, wie diese Überzeugungen eigentlich aussehen oder wo sie herkommen. Welche Überzeugungen bezüglich sportlicher Aktivität haben Sie, welche treibende Kraft prägt Ihre Gewohnheiten?

Einige Beispiele:

  • Sie glauben, dass Sport anstrengend ist, während Onlinevergnügungen einfacher und bequemer zu haben sind.
  • Sie glauben, dass Sie mit Ausruhen oder Berieselung durch Unterhaltungsmedien glücklicher sein werden, wenn Sie müde sind, als wenn Sie sich aufraffen und Sport treiben.
  • Sie glauben, dass Sie, weil Sie beruflich viel zu tun haben, glücklicher sein werden, wenn Sie auf körperliche Betätigung verzichten.

Sie werden das alles womöglich nicht laut aussprechen, vielleicht noch nicht einmal sich selbst gegenüber eingestehen. Aber Ihr Herz glaubt das (oder etwas ähnliches), und Sie handeln aufgrund dieser Überzeugungen.
Wenn es darauf ankam, haben Sie Entscheidungen auf diesen Glauben basierend getroffen. Und das ist es, was Sie daran hindert, regelmäßige Trainingsgewohnheiten zu entwickeln.

Hier ist die gute Nachricht: Glauben ist formbar. Glaubensüberzeugungen können durch den Verstand, den Geist geändert werden. Und dadurch, dass man den veränderten Überzeugungen Taten folgen lässt. Wir halten gerne fest an unseren Glaubensgrundsätzen, aber sie sind nicht in Stein gemeißelt. Sie sind nur in Ton geschnitzt.

Hier sind einige neue Glaubensgrundsätze, die Sie (wie ein neues Kleidungsstück) anprobieren können:

  • Ich bin glücklicher, wenn ich draußen bin und mich bewege.
  • Ich bin glücklicher, wenn ich regelmäßig trainiere.
  • Ich fühle mich stärker, leistungsfähiger, empfinde mehr Energie, weil ich regelmäßig Sport treibe.
  • Ich bin mit mir selbst viel zufriedener, nachdem ich trainiert habe.
  • Ich liebe das Gefühl nach einem guten Training, etwas geschafft zu haben.
  • Meine Gesundheit ist mir wichtiger als online zu sein oder vor dem Fernseher zu sitzen.

Falls Sie übrigens meinen, Sie seien zu alt, um beispielsweise mit dem Laufsport anzufangen: Ich bin 1955 geboren. Wirklich regelmäßiger Sport war mir (abgesehen von der Kindheit) bis 2011 fremd, von einigen vorübergehenden Monaten des Aufraffens zwischendurch abgesehen.
Bis 2012 im März, als bei mir Darmkrebs festgestellt wurde, habe ich darüber hinaus geraucht.
Die kleine Grafik zeigt, wie sich in den letzten zweieinhalb Jahren (bis jetzt, Mitte Juni 2016) meine Leistungsfähigkeit beim Laufen entwickelt. Obwohl angeblich mit zunehmendem Alter die Leistungsfähigkeit abnimmt.
Na? Glauben Sie wirklich, sie seien zu alt?

Sprechen Sie sich selbst die neuen Glaubensgrundsätze zu. Schreiben Sie sie auf. Setzen Sie sie in die Tat um, und konzentrieren sich auf die Erlebnisse und Empfindungen, die ihren Wahrheitsgehalt unterstreichen.
Es braucht ein wenig Zeit, um neue Überzeugungen zu schaffen, aber was Sie dabei wirklich tun, ist dass Sie sich selbst als erneuerte Person sozusagen neu erschaffen. Die alten, schädlichen Überzeugungen zu entsorgen und neue zu erschaffen - diese Mühe ist Ihnen Ihr Leben doch bestimmt wert?

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P.S.: Falls Sie an meinen persönlichen Erlebnissen zum Thema gesünderes und glücklicheres Leben Interesse haben, empfehle ich dieses Buch:

Montag, 30. Mai 2016

Herzlichen Dank!

jo20163

Es war ein Joggathon unter erschwerten Bedingungen – und dennoch (oder gerade deshalb?) ein Erfolg. Was so ganz leicht von der Hand geht ist ja nicht unbedingt eine Leistung, an die man sich später erinnern wird.

jo2016Schwüle Hitze (28 Grad Celsius im Schatten, so gut wie keine Luftbewegung), ein fast die ganze Zeit wolkenloser Himmel und dann eine Verzögerung des Starts um 45 Minuten, in denen die Läufer ohne mit Wasser versorgt zu werden in der prallen Sonne warteten … nicht gerade die idealen Bedingungen für die Stunde Laufen auf dem Rundkurs ohne Schatten. Wir waren wohl so gut wie alle schon vor dem Start ziemlich erschöpft. Nun kann natürlich niemand etwas für das Wetter, aber solche Dinge wie rechtzeitig am Start einen Tisch mit Wasser für die Teilnehmer aufstellen oder für einen pünktlichen Beginn sorgen, das wäre vorteilhaft gewesen. Doch will ich nicht meckern – es hat mich ja niemand zur Teilnahme gezwungen und letztendlich überwiegen die positiven Ergebnisse und Erlebnisse an solch einem Tag dann doch trotz der Strapazen.

Geschafft habe ich in der Stunde (plus Auslaufzeit von drei Minuten) lediglich 10 Runden (9.300 Meter), was deutlich hinter meinen aktuellen Leistungen zurückbleibt (mit zwölf Runden hatte ich gerechnet), aber andererseits ist das für einen 60jährigen nach zwei schweren Krebsoperationen und Chemotherapie in den letzten vier Jahren eine respektable Leistung, für die ich dankbar bin wie überhaupt für die mir verliehene Gesundheit und Kraft. Und nach einer solchen Anstrengung um so dankbarer, denn das Durchhalten fiel manch einem gesunden und jungen Menschen deutlich schwerer als mir. Mein Freund Jens lief wieder, zum vierten Mal, an meiner Seite, denn geteilte Anstrengung ist mehr oder weniger halbe Anstrengung. Zumindest fühlt es sich so an. Danke, Jens!

Durch die Zusagen meiner Sponsoren, denen ich hier gerne und ausdrücklich und herzlich danken will, konnte ich mit meinem Lauf immerhin 106,10 Euro zum guten Zweck der Veranstaltung beitragen. Liebe Sponsoren, danke, dass ihr meinen Lauf und meinen Durchhaltewillen in der Hitzehölle durch eure Spendenzusagen angespornt habt.

Insgesamt waren, so der Veranstalter, 125 Läufer am Start und der Spendenerlös beträgt dank der 310 Sponsoren erfreuliche 13.401,96 Euro! Na wenn das kein Erfolg ist angesichts der widrigen Umstände, unter denen ja alle Läufer zu leiden hatten! Der älteste Teilnehmer übrigens war 80 Jahre alt und schaffte, falls ich mich recht erinnere, immerhin acht Runden. Hut ab!

Und nicht zuletzt ein herzliches Dankeschön an die vielen freiwilligen und ehrenamtlichen Helfer … vom Kuchenbacken bis zur Wasserausgabe, vom Rundenzählen bis zum Druck der Urkunden und viele weitere Tätigkeiten – das habt ihr großartig gemacht!

Das Foto oben zeigt uns vor dem Start, als wir noch glaubten, es ginge pünktlich los. Das Foto rechts erklärt sich selbst, hoffe ich: Jeder Tropfen Wasser unterwegs war ein Segen! Und unten (dann wieder halbwegs erholt) der Moment nach der Urkundenverleihung.

Wenn mir weiterhin Gesundheit verliehen wird, werde ich (hoffentlich unter besseren äußeren Bedingungen) wieder dabei sein, wenn es am 28. Mai 2017 heißt: Start frei für den Joggathon Berlin!

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Montag, 9. Mai 2016

Joggathon 2016–wer wird noch Sponsor oder Läufer?

Joggathon 2015Dies ist meine zweite und für dieses Jahr auch letzte Einladung, mich beim Joggathon 2016 wieder als Sponsorin oder Sponsor anzufeuern oder sich selbst das Vergnügen zu gönnen, mitzulaufen. Ich will ja nicht rumnerven … wer mein Sponsor werden mag, ist hiermit erneut eingeladen und damit ist es dann auch gut. Das Geld kommt wie immer nicht mir (oder anderen Läufern), sondern drei guten Zwecken zugute. Die wichtigsten Informationen hatte ich bereits kürzlich auf diesem Blog zusammengestellt: [Sonntag, 29. Mai 2016: Joggathon]

Inzwischen sind auch die begünstigten Projekte des diesjährigen Spendenlaufes bekannt, die kann man in der Broschüre nachlesen, die leider vom Veranstalter »Flyer« genannt wird, aber trotzdem in deutscher Sprache informativ ist: [Joggathon 2016 – alle Informationen]

Wer selbst mitlaufen möchte, kann sich die Anmeldeliste herunterladen und dann per Email (joggathon@johannesgemeinde-berlin.de) einsenden – auf der Liste steht zwar etwas von »online übertragen«, aber die Funktion ist nirgends zu finden.  Hier das Formular: [Anmeldeliste]

Soviel dazu – und nun bin ich gespannt, wer mich als Sponsor anfeuert und/oder wen ich vor Ort beim Laufen sehen werde.

Wer mein Sponsor oder meine Sponsorin werden möchte, melde sich bitte per Email gjmatthia ät gmail punkt com (oder Facebook-Nachricht). Danke!

Ich freue mich auf das Ereignis!

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Freitag, 15. April 2016

Eine Buchempfehlung für Menschen, die zufriedener leben wollen

umschlag babautaAls Übersetzer hat man es mit allerlei Arten von Texten zu tun, soweit man die entsprechenden Aufträge annimmt. In den letzten Jahren habe ich von technischen Produktinformationen für industrielle Anlagen über Tipps zum Liebesleben für langjährig verheiratete Damen, theologische (manchmal recht schräge) Abhandlungen für solchen Texten zugeneigte Leser und anwaltliches Kauderwelsch für juristische Fachtagungen und Verlautbarungen zu Finanzierungsfragen für Fachkongresse der Filmbranche bis zu spannenden Biografien für den interessierte Leser wie mich selbst eine große Bandbreite von Sach- bis Unterhaltungsliteratur aus der einen in die andere Sprache transportiert. Selten hatte ich dabei so viel Freude am Übersetzen und persönlichen Gewinn wie bei diesem schmalen, nur 74 Seiten umfassenden, aber nichtsdestotrotz inhaltlich sehr gehaltvollen Alltagsratgeber: »Das kleine Buch über die Zufriedenheit« von Leo Babauta.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand aus diesem Buch keinen Vorteil für sein Leben mitnehmen würde. Was der Autor vorschlägt, ist nah am Alltag, erprobt und bewährt, und es hat weder mit religiösen Überzeugungen noch fernöstlicher Mystik zu tun.
»Das kleine Buch über die Zufriedenheit« ist genau das, was der Untertitel beschreibt: Ein Leitfaden für Menschen, die glücklich mit dem Leben und sich selbst werden möchten, während sie weiter im Alltag ihre Aufgaben erledigen.
Hier eine Leseprobe:

Nun zu einer der häufigsten Ursachen für Unzufriedenheit: sich mit anderen Menschen vergleichen. Das eigene Leben an dem messen, was andere tun und lassen. Was wir erreicht haben mit dem in Beziehung setzen, was andere schaffen.
Es gibt Menschen, die sich ständig mit mir vergleichen. Sie wollen genauso erfolgreich sein, oder genauso glücklich mit ihren Familien oder auch so eine Glatze haben wie ich. (Na gut, das letzte ist nicht wahr.)
Natürlich vergleichen sich diese Menschen mit einer Fantasie. Im wirklichen Leben bin ich nicht der, den sie sich vorstellen.
Tatsächlich ist niemand, den Sie beobachten, wirklich so, wie Sie es sich ausmalen – nur bestimmte Bereiche des Lebens sind zu sehen, normalerweise die guten. Nur selten erblickt man eine Person, die mit Zweifel, Angst und Unzufriedenheit zu kämpfen hat. Die Menschen zeigen ihre Warzen und Hämorrhoiden meist nicht vor, sondern nur die schönen Bilder ihrer Mahlzeiten, vom Urlaub und von ihren fröhlich strahlenden Kindern.
Daher vergleichen Sie sich mit einer Fantasie, einer Illusion, und natürlich sieht die Realität Ihres Lebens (und Ihrer Persönlichkeit) dann eher dürftig aus. Diese Haltung ist schlimmer als nutzlos – sie schadet Ihnen tatsächlich, weil das Vergleichen Sie noch unzufriedener macht.
Jedes Mal, wenn Sie sich selbst dabei ertappen, die guten Teile im Leben eines anderen Menschen mit den schlechten Teilen Ihres eigenen Lebens zu vergleichen oder wenn Sie darüber nachdenken, was Sie statt Ihres wirklichen Lebens alles erleben könnten, halten Sie inne. Hören Sie einfach auf. Sie sind in diesem Augenblick damit beschäftigt, sich selbst zu verletzen, und das tut Ihnen nicht gut!
Stattdessen schauen Sie sich an, was Sie gerade tun, und seien Sie damit glücklich. Was Sie gerade tun, könnte erstaunlich sein (und ist es wahrscheinlich auch). Schätzen Sie das Geschenk, diesen Moment zu erleben. Es ist ein Wunder.

Werden Sie aktiv: Denken Sie darüber nach, wie oft Sie sich mit anderen verglichen haben und mit dem, was andere tun, vor allem in letzter Zeit. Woher stammte das Bild von anderen, mit dem Sie sich verglichen haben? Aus sozialen Netzwerken oder Apps, Nachrichten, Blogs, Filmen, Zeitschriften?

Soweit der Textauszug.
Das Buch kostet nicht die Welt, sondern nur 5,09 Euro als Taschenbuch und 2,19 Euro als elektronische Version für den Kindle, kann aber die persönliche Welt, das eigene Leben, ein wertvolles Stück verbessern helfen. Prima!
Meine Empfehlung: Zugreifen!
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Dienstag, 12. April 2016

Elf Elfchen

Elfchen?
Was ein
Elfchen sei, will
jemand wissen? Dies ist
eins.

Drunter
und drüber.
Kunterbunt und farbenfroh
präsentiert sich die Blütenpracht.
Frühling.

Du
und ich,
also wir beide
teilen und genießen gemeinsam
alles.

Käse
und Quark
und Butter und
Milch sind allesamt nicht
vegan.

Sah
ein Knabe
ein Röslein stehen
in des Nachbars Garten.
Autsch.

Ein
drittes Elfchen
wollte mir erst
nach dem fünften Elfchen
einfallen.

Wenn
es eine
CSU nicht nur
in Bayern gäbe. Aber
hallo!

Geschicklichkeit
kann eine
treffliche Gesellin der
Faulheit sein und sehr
willkommen.

Noch
zwei Elfchen
sind zu schreiben,
bis das elfte Elfchen
erblüht.

Fest
gemauert in
der Erden steht
die Form aus Lehm
gebrannt.

Elf
Elfchen. Ein
Experiment. Es entsteht
etwas entzückend einfaches: ein
Elfchenreigen.

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Mittwoch, 23. März 2016

Zweieinhalb krebsfreie Jahre

2013 im Herbst und 2016 im MärzNach der heutigen Krebsnachsorgeuntersuchung können wir beide wieder aufatmen und das bevorstehende Osterfest unbeschwerter genießen und feiern: Wiederum wurden keine Metastasen oder sonstigen Auffälligkeiten festgestellt. Die Ergebnisse aus dem Labor bekomme ich zwar erst am 6. April, aber diesbezüglich bin ich recht gelassen.

Zweieinhalb Jahre – das bedeutet Halbzeit. Nach fünf Jahren gilt man medizinisch als geheilt. Das heißt natürlich nicht, dass man nie wieder Krebs bekommen kann, aber die Wahrscheinlichkeit liegt dann wieder auf dem gleichen Niveau wie vor der Diagnose.

Bis dahin, bis zum Herbst 2018, habe ich nach wie vor eine Überlebenschance von 50 Prozent. Das zu wissen steigert die Dankbarkeit für die bis hierher verliehene Gesundheit und die Entschlossenheit, auch künftig alles in meiner Macht stehende zu tun, einer erneuten Tumorbildung entgegenzuwirken. Bekanntlich gibt es da zwei Gebiete: Ausdauersport mindestens dreimal wöchentlich für mindestens 45 Minuten und eine Ernährung, die soweit wie möglich frei von chemischen Zusatzstoffen ist und industriell beziehungsweise maschinell verarbeitete Lebensmittel ausschließt, wo immer das geht.

Meinen Blogbesuchern, die mich immer wieder ermutigen und Anteil nehmen, will ich an dieser Stelle wieder einmal ausdrücklich danke sagen! Und allen, die ebenfalls gegen den Krebs kämpfen (oder in deren Familie das der Fall ist) kann diese Halbzeitnachricht hoffentlich Mut machen.

Foto: Oktober 2013 auf der Intensivstation und heute nach der Untersuchung

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Freitag, 11. März 2016

Sonntag, 29. Mai: Joggathon 2016

Langjährige Blogbesucher wissen bereits, was ein Joggathon ist. Seit 2013 habe ich mich als Läufer und als Sponsor für andere Läufer beteiligt. Das soll auch, wenn es bei den Krebsnachsorgeterminen Ende März und Anfang April wiederum keine bösen Überraschungen gibt, 2016 so sein. Und wiederum würde ich mich natürlich sehr über Sponsoren freuen.

Sponsoren? Will ich etwa mit dem Lauf Geld verdienen?
Das sei ferne. Zur Erinnerung (oder erstmals für neue Leser) hier ein paar grundsätzliche Informationen:

  1. Der Joggathon ist ein Sponsorenlauf, bei dem man als Sponsor und/oder Läufer teilnehmen kann. Jeder Läufer sucht sich Sponsoren, die einen Geldbetrag pro gelaufener Runde (ca. 900 Meter) spenden. Die verfügbare Laufzeit beträgt eine Stunde. Die Spende geht natürlich nicht an den jeweiligen Läufer, sondern sie wird zu 100 Prozent für gemeinnützige Projekte verwendet. Dazu mehr in einem späteren Blogbeitrag.
  2. Wer mitlaufen möchte (jung, alt, groß, klein, dick, dünn, männlich, weiblich...), kann sich entweder per Anmeldeliste über die beteiligten Berliner Gemeinden des Veranstalters (Kirche des Nazareners) oder per Email (joggathon ät johannesgemeinde-berlin Punkt de) anmelden.
  3. Wer sich für einen oder mehrere Läufer als Sponsor beteiligen möchte, kann das entweder dem jeweiligen Läufer direkt mitteilen oder sich in die Listen eintragen, die in den Wochen vor dem Lauf in den beteiligten Berliner Gemeinden (siehe 2.) ausliegen.
  4. Die Sponsoren erhalten nach dem Lauf vom Veranstalter eine »Sponsorenrechnung«. Auf dieser ist der zu überweisende Betrag ausgewiesen, den »ihre« Läufer erzielt haben. Noch einmal, damit es keine Missverständnisse gibt: Die Läufer nehmen kein Geld entgegen und bekommen kein Geld.
  5. Die Läufer erhalten am Nachmittag des Joggathon-Tages ihre Teilnahmeurkunden, die zum Beispiel bei Bonusprogrammen vieler Krankenkassen anerkannt werden und die ansonsten auch einen schönen Wandschmuck abgeben.
  6. Steuerlich absetzbare Zuwendungsbestätigungen (Spendenquittungen im Volksmund) werden dann Anfang 2017 vom Veranstalter ausgestellt. Dafür sind unbedingt die vollständigen Kontaktangaben (Name und Adresse) auf der Sponsorenliste notwendig.
  7. Gelaufen wird auch 2016 wieder in Berlin Rudow: [Link zum Lageplan]

So. Das waren die ersten Informationen. Weitere folgen demnächst. Wer sich bereits jetzt entscheiden kann, selbst mitzulaufen oder mein »Sponsor« zu sein, darf mir gerne schon eine Mail (GJMatthia ät gmail Punkt com) schicken.
Vielen Dank!
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Mittwoch, 9. März 2016

Lassen Sie mal alles einfach nur atmen

Es ist ein Graus, welche Verbiesterung ich bei manchen Menschen in letzter Zeit vermehrt bemerke. Als die AfD bei den Kommunalwahlen in Hessen wie erwartet erfolgreich war, gab es auf Facebook eine Schwemme von keulenschwingenden Verlautbarungen, die darauf abzielten, die »Feinde«, also entweder die AfD-Wähler oder deren Gegner, in Grund und Boden zu verdammen.
Die AfD wird auch bei den kommenden Landtagswahlen der große Gewinner unter den Parteien sein. Vielleicht tut es dem einen oder anderen da ganz gut, sich nach den Landtagswahlen (oder anlässlich sonstiger Ereignisse, bei denen man in ungesunde Wallungen zu geraten droht) an die folgenden Zeilen zu halten, um einem Herzkasper oder einem Amoklauf vorzubeugen.

breatWährend Sie auf den Bildschirm schauen, um diese Worte zu lesen, atmen Sie ... halten Sie einen Moment inne und spüren Sie den Atem.
Sie könnten den Atem kontrollieren, er muss sich verhalten, wie Sie es wollen ... Sie können sich aber auch einfach atmen lassen.
Frieden wird spürbar, wenn Sie Ihren Körper atmen lassen, ohne etwas dagegen oder dafür zu tun.
Nun stellen Sie sich vor, Sie würden Ihre Hände atmen lassen. Lassen Sie sie einfach ruhig liegen, ohne sie zu kontrollieren. Lassen Sie sie atmen.
Jetzt schauen Sie sich um, und betrachten Sie, was sonst noch im Raum bei Ihnen ist. Schauen Sie jedes Objekt an, und lassen Sie es atmen.
Wenn irgendwelche Menschen in Ihrer Nähe sind, in Ihrem Gebäude oder in der Nähe in anderen Gebäuden oder Häusern ... stellen Sie sich diese Menschen vor und lassen Sie sie atmen.
Wenn Sie sie atmen lassen, dürfen sie einfach genau so sein, wie sie sind. Sie brauchen sie nicht zu ändern, müssen sie nicht kontrollieren, es ist nicht notwendig, sie zu verbessern. Sie lassen sie nur atmen, in Frieden, und das akzeptieren Sie. Sie könnten sogar über dieses Atmen lächeln.
Während Sie durch den Tag gehen, lassen Sie alles atmen. Lassen Sie sich selbst atmen.
Es besteht keine Notwendigkeit, etwas zu tun. Sie erwarten nichts von irgend etwas oder irgend jemandem. Lassen Sie sie kommen, wie sie kommen, lassen Sie sie gehen, wie sie gehen.
Schätzen Sie einfach alles und jeden, wie und was sie sind: Wunder der Existenz, die die sanfte Luft der Welt atmen, und lächeln Sie über diese frohe Manifestation der Liebe.

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Ehre, wem Ehre gebührt:  Der Text in kursiver Schrift stammt von Leo Babauta, die Übersetzung von mir. Das Original steht hier: [Let Everything Breathe] /// Das Bild ist mein eigenes Kunstwerk
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Donnerstag, 18. Februar 2016

Die beste Medizin gegen Krebs und Herz-Kreislauferkrankungen

Ein Tumor entsteht, wenn sich Zellen unkontrolliert zu vermehren beginnen und umliegendes Gewebe verdrängen. Dass regelmäßiger Sport das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen vermindern und die Wahrscheinlichkeit für die Rückkehr eines Tumors reduzieren kann, haben bereits mehrere Analysen gezeigt.
-Welt online, Link siehe unten
Inzwischen bestätigen immer mehr Forschungsergebnisse, was mir intuitiv gleich nach der Darmkrebsoperation im März 2012 klar war: Ich muss mich bewegen, wenn ich gegen den Krebs ankämpfen will. Dass es dennoch keine Garantie gibt, weiß ich spätestens seit im Herbst 2013 zwei Metastasen in meiner Leber gefunden und entfernt wurden, aber zumindest kann ich mit dem Sport meinen Teil dazu tun, dass mein Körper Krebszellen erkennen und vernichten kann.
Die Daten einer relativ neuen Studie (der Link zum Fachartikel steht weiter unten) belegen eine führende Rolle natürlicher Killerzellen bei der Beeinflussung des Tumorwachstums. Diese Killerzellen werden produziert, wenn Ausdauersport betrieben wird. Es war bereits bekannt, dass die vom Körper produzierten Killerzellen die Größe von Tumoren kontrollieren und regulieren können, aber niemand hatte bisher geprüft, wie Bewegung dieses System beeinflusst. Als Mittler fungiere bei diesem Prozess das Signalmolekül Interleukin-6 (IL-6), heißt es in der Studie. Bei körperlicher Anstrengung werde das Molekül von den Muskeln verstärkt freigesetzt und helfe den Immunzellen, aus dem Blutstrom zum Tumor zu gelangen.
Krebspatienten stellten häufig die Frage, ob und wie umfassend sie Sport machen dürften, sagt Studienautorin Hojman. Das neue Ergebnis weise darauf hin, dass es durchaus sinnvoll sein könnte, sich intensiv zu bewegen. Sporttherapien in die Tumorbehandlung einzubeziehen, müsse zum Standard werden, ist Bloch überzeugt. Ein großes Problem sei allerdings noch die Kostenübernahme – kaum eine Krankenkasse zahle die Sporttherapie derzeit.
-Welt online, Link siehe unten
P5312277Da kann ich den Autoren des Artikels nun allerdings nicht so ganz folgen. Alle Krankenkassen bezahlen eine Rehabilitationsmaßnahme nach einer Krebsoperation. Während der Rehabilitationsmaßnahme, die in der Regel mindestens drei Wochen dauert, kann jeder Patient diverse Sportarten kennenlernen und herausfinden, welche in Frage kommen. Oder mit welchen man anfängt. Nach der Operation konnte ich nicht auf das Laufband oder draußen joggen, auch das Schwimmen war zunächst unmöglich, aber Training auf dem Ergometer/Fahrrad klappte. Nach ein paar Monaten konnte ich auch wieder behutsam mit dem Lauftraining anfangen.
Um nach einer solchen Rehabilitationsmaßnahme langfristig weiter Sport zu treiben, braucht man keine Kostenübernahme durch eine Krankenkasse. Ein paar Laufschuhe alle zwei Jahre, Joggingbekleidung für kalte und warme Tage oder eine Badehose beziehungsweise einen Badeanzug und den Eintritt in eine Schwimmbad sollte sich so gut wie jeder und jede leisten können. Ein gebrauchtes Fahrrad kostet nicht die Welt. Für Ausdauersport, und genau der wirkt dem Krebs entgegen, braucht man keine teuren technischen Geräte, kein Fitnessstudio, keine sportmedizinische Betreuung.
Natürlich kostet es aber trotzdem etwas Geld, Ausdauersport zu treiben – kostenlos geht kaum. Da heißt es dann im Zweifelsfall abwägen, ob ein iPhone, eine Handtasche, ein schickeres Auto oder Weißnichtwasnochalles wirklich wichtiger und wertvoller sind. Es kostet auch Überwindung, vom Sofa aufzustehen und loszulaufen oder loszuradeln oder loszuschwimmen. Allerdings wird wohl jeder, der Sport betreibt, bestätigen, dass die Überwindung dieses inneren Schweinehundes deutlich schrumpft im Vergleich zum guten Empfinden nach dem Sport. Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr.
Da Ausdauersport (bei drei Mal pro Woche mindestens 45 Minuten) auch für Herz und Kreislauf die inzwischen nachweislich beste und preiswerteste Medizin ist, gibt es eigentlich auch für Menschen, die nicht an Krebs erkrankt sind, keinen vernünftigen Grund, sich nicht reichlich zu bewegen. Außerdem können die durch den Sport freigesetzten Killerzellen dafür sorgen, dass es gar nicht erst zur Entstehung von Tumoren kommt.
Wie gesagt: eine Garantie, mit Sport krebsfrei zu bleiben, gibt es nicht. Es gibt weitere Faktoren, von der Ernährung über das Rauchen und Umweltgifte bis zu erblichen Belastungen … aber welcher auch nur einigermaßen vernunftbegabte Mensch würde nicht das seinerseits Machbare dazutun, um die Chancen auf dauerhafte Gesundheit zu erhöhen?
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