Der EKD-Ratsvorsitzende Huber kritisierte vor allem, dass das neue Dokument insbesondere den Kirchen der Reformation die Anerkennung als „Kirchen im eigentlichen Sinn“ erneut verweigere. Kardinal Karl Lehmann versuchte dagegen, die Wogen etwas zu glätten: Die Verlautbarung lasse grundlegend Raum, die anderen Kirchen nicht nur moralisch, sondern auch theologisch als Kirchen zu achten.
Ich frage mich, ob wir als Christen nichts Besseres zu tun haben, als die „apostolische Sukzession im Weihesakrament“ zu untersuchen. Diese Diskussion ist vollkommen unwichtig. So egal wie die "vollständige Wirklichkeit des eucharistischen Mysteriums". Im Berliner Jargon "schnurzpiepegal" - um nicht ein noch unfeineres Wort zu gebrauchen.
Man könnte sich zum Beispiel statt dessen fragen:
Wie wäre ein Mensch gerecht vor Gott, wie wäre rein der vom Weib Geborene? Siehe, selbst der Mond glänzt nicht hell, die Sterne sind nicht rein in seinen Augen, geschweige denn der Mensch, die Made, der Menschensohn, der Wurm.
(Hiob 25,4-6)
So wird ein Mensch gerecht vor Gott:
Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
(Johannes 1,12-13)
Das haben selbst viele Christen nicht begriffen, wie eine Studie der Barna Research Group zeigt, die über 6000 amerikanischen Christen im letzten Jahr folgende Frage gestellt haben: „Kann sich ein Mensch durch gute Taten den Himmel verdienen?“
"Ja“ antworteten, nach Denominationen geordnet:
Assembly of God 22%
Baptist 38%
Presbyterian 52%
Lutheran 54%
Episcopalian 58%
Methodist 59%
Roman Catholic 82%
Eine amerikanische Statistik, wohlgemerkt. Amerika gilt immer noch als fromm, die Menschen besuchen noch regelmäßiger Gottesdienste als die Deutschen. Wie würden die Antworten wohl hier ausfallen?
Hatte die Kirche nicht einmal einen Auftrag bekommen? Irgendwas mit "wie der Vater mich ausgesandt hat, sende ich auch euch" oder "in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden" oder so ähnlich. Aber dazu sind wir viel zu beschäftigt. Wir müssen uns ja Gedanken machen, ob "die anderen Kirchen nicht nur moralisch, sondern auch theologisch als Kirchen zu achten" sind.
Ich gehöre lieber zu keiner "richtigen" Kirche. Und wenn ich einer angehören würde, käme mir angesichts von Menschen, die das Evangelium noch nicht gehört haben und Gläubigen, die sich mit guten Taten Kredit bei Gott verdienen wollen eine solche Diskussion vermutlich ebenso [unfeineres Wort] vor.
(Anmerkung: Die Statistik und die beiden Bibelzitate habe ich beim Storch entdeckt, dem ich hiermit für den Impuls herzlich danke.)
1 Kommentar:
Nun fühle ich mich aufgerufen hier als Katholikin Stellung zu beziehen.
Zunächst muss ich zugeben, dass ich den genauen Wortlaut des besagten Vatikan-Dokuments nicht kenne und es erst einmal lesen müsste, um mich im Einzelnen dazu äußern zu können.
Es tut mir Leid, dass dieses Dokument den verschiedenen christlichen Glaubensgemeinschaften
- das Kirche sein - abspricht !
Ungeachtet dessen, was "meine Kirche"
da offiziell von sich gibt, habe ich als mündiger Christ einen anderen folgenden Standpunkt:
In Zeiten der Globalisierung und der Bedrohung des Christentums ist es wesentlich wichtiger, sich gegenseitig mit Respekt zu begegnen und sich auf die Einheit im Glauben
zu konzentrieren, um diesen auch nach außen vertreten zu können.
Das knüpft wiederum Günter an Deinen Vortrag "Einheit in der Vielfalt" an, den ich inhaltlich voll und ganz befürworte!
Jesus selbst wollte die
Einheit der Christen.
1 Korinther 12,12-13:
"Wie nämlich der Leib nur einer ist, jedoch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber trotz ihrer Vielfalt einen einzigen Leib bilden, so ist es auch mit Christus.
Denn in einem Geiste sind auch wir alle zu einem Leibe getauft worden..."
In dieser Vielfalt bleiben wir eine Einheit und sind zu dieser Freiheit berufen...
Barbara
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