Freitag, 16. Mai 2008

Ist Gott ein Mafia-Boss?

Im Hausbibelkreis sprachen wir am Mittwoch unter anderem über die Geschäftemacherei, die flugs rings um die Ausgießung des Heiligen Geistes in einer Kleinstadt in Florida entstanden ist. Darüber kamen wir auch ins Gespräch über das Geldsammeln an und für sich. Den Auftritt eines nicht ganz unbekannten Evangelisten vor ein paar Monaten in unserer Stadt charakterisierte eine Teilnehmerin des Hausbibelkreises, die dabei gewesen war, mit den Worten »das war, als würden Ablassbriefe verkauft«.

Dabei fiel mir ein Zitat ein, das ich kürzlich bei Kerstin fand:
Manche Pastoren lehren den Zehnten so, als ob Gott ein Mafia-Boss wäre, dem man Schutzgelder zahlen muss, damit einem im Leben nichts Schlimmes passiert. Und wenn man im Leben ein Unglück erlebt, wird gleich gefragt, ob man den Zehnten gezahlt hat. Und der Pastor fährt Porsche.
Auch wenn der Pastor nicht Porsche fährt, sondern VW oder gar kein Auto... - Der Apostel Paulus zog es vor, zu arbeiten, statt den Menschen auf der Tasche zu liegen, denen er das Wort Gottes brachte. Andererseits nahm er von den Mazedoniern gerne Unterstützung entgegen, um eben diesen Dienst für andere kostenlos tun zu können (siehe 2. Korintherbrief).

Häufig wird im Rahmen der »Opfer«sammlung in einer Reihe von Gemeinden aus diesem Schreiben zitiert:
Jeder gebe, wie er sich in seinem Herzen vorgenommen hat: nicht mit Verdruß oder aus Zwang, denn einen fröhlichen Geber liebt Gott. (2. Korinther 9, 7)
Natürlich zitiert man ihn ohne seinen Zusammenhang. Da müsste man ja dann auch jene Passagen vorlesen, in denen der Apostel auf wunderbar satirische Weise über das Geldeinnehmen schreibt.

Ist es nicht merkwürdig, dass die Gemeinde Jesu Christi häufig dort besonders stark wächst und sich ausbreitet, wo man wegen der Umstände weder Gemeindezentren, noch Kirchengebäude errichten kann, wo der Prediger auch kein Gehalt als Pastor bezieht. In China beispielsweise. Dort, wo man Gefängnis und Verfolgung zu fürchten hat, wenn man Christus nachfolgt.

Zweifellos: Auch ein Pastor, Evangelist, Apostel, Prophet oder sonst für die Gemeinde tätiger Mensch muss leben. Darf Geld haben. Muss nicht hungern müssen. Jeder Komfort, den er womöglich genießt, sei ihm gegönnt.
Zweifellos auch: Gott gibt gerne, wenn wir geben, das ist eine auch von mir erlebte Tatsache. Wer knausert, beraubt sich selbst. Ich bin zu 100 Prozent für das Geben. Ob 5 Prozent, 10 Prozent, 40 Prozent oder - mangels ausreichendem Einkommen - 0 Prozent und statt dessen Liebe, Zuneigung, Hausaufgabenhilfe für das türkische Nachbarskind... - was auch immer.

Aber Gott ist nicht der Mafiaboss, dessen Gewogenheit man mit Schutzgeldern erlangen kann. Er ist auch kein Automat, in den man oben den Zehnten oder mehr hineinsteckt und unten reiche Ernte herauszieht. Wer dir einen solchen Gott verkündigt, ist vornehmlich hinter deinem Geld her.

6 Kommentare:

GRINGO hat gesagt…

Hallo Günter

Deinem Post über Gott als Mafiaboss kann ich nur zustimmen. Darf ich den Text 1:1 mit Autorenangaben und Link in meinem BLOG übernehmen?

Herzliche Grüsse Gringo vom Senfwurst-BLOG

Günter J. Matthia hat gesagt…

Moin Gringo,

na klar. Bei mir darf man mopsen.

:-)

storch hat gesagt…

was gibt es denn an geschäftemacherei rund um die kleinstadt in florida?

Günter J. Matthia hat gesagt…

Moin Storch!

Das Geschäft macht - oder versucht zu machen - der Sender, der das überträgt. Mir ist klar, dass TV-Aufzeichnungen und -übertragungen Geld kosten, aber muss es sein, dass man schreibt:
»...And YOU can be part of the miraculous by helping us take the fire of revival from Florida to the uttermost parts of the earth. ... As many of you have guessed, we have NO BUDGET to broadcast this outpouring. It was not in OUR plans – oh but HOW it was in GODS PLANS FOR GOD TV! ... WE MUST KEEP THIS REVIVAL GOING LIVE ON GOD TV! ... Be one of...
9,600 families to sponsor one minute for $70
1,680 families to sponsor a minute per week for $400
240 families to sponsor a minute per day for $2,800
160 families & businesses to sponsor 1 hour for $4200

We need YOU… the Body of Christ needs YOU… the lost world needs YOU to ensure these live broadcasts keep going for the next 40 days!« - das alles suggeriert ein wenig, dass die Erweckung aufhört, wenn man nicht spendet.

Ich finde das, was da in Lakeland und hoffentlich bald auch an anderen Orten passiert, ganz wunderbar, hoffe, dass das Feuer Gottes demnächst in Berlin ankommt. Ich habe Todd bentley vor ein paar Jahren persönlich kennen gelernt, er ist ein ganz integrer Mann Gottes, der für das Evangelium in Flammen steht.

Vielleicht ist der Zwiespalt zwischen sauteuren TV-Übertragungen und kostenlosem Evangelium ja unauflösbar?

Anonym hat gesagt…

(witz) na klar der pastor muss seinen porsche unterhalten, smile.

ansonsten find´s ich gut die nächsten abschnitte..

Günter J. Matthia hat gesagt…

porsche hat mich nie gereizt... bin mehr so für die großen vehikel zu haben. aber ich bin ja auch kein pastor...