Dienstag, 12. August 2008

Ein Buch ist ein Buch... nicht mehr lange?

Kein Mensch, den ich kenne, liest Literatur via Computer. Zeitungsmeldungen und Fachartikel durchaus, aber wer würde einen Roman am Bildschirm lesen wollen?

Es gibt mittlerweile eine recht beachtliche Anzahl von Werken der Literatur, die über das Internet (in der Regel als PDF) zu haben sind, bei Klasikern oft kostenlos, bei zeitgenössischen Werken gegen einen im Vergleich zum gedruckten Werk niedrigen Preis. Auch ich habe schon Literatur über das Internet bezogen, aber die landete dann über den Drucker eben doch auf echtem Papier. Einen 300 Seiten starken Roman würde wohl kaum jemand am Bildschirm lesen wollen. Verlage und Medienbranche waren bisher recht sicher, dass der Buchdruck die vornehmliche Verbreitung von Literatur und Sachbüchern bleiben würde.

Nun aber herrscht helle Aufregung bei den Verlagen, denn es kommt eine Alternative, die womöglich tatsächlich das Zeug hat, die Vermarktung der Literatur zu revolutionieren. Amazon bringt spätestens im nächsten Sommer ein Gerät nach Europa, das in den USA bereits Verkaufserfolge erzielt: Den/die/das »Kindle«. Ich könnte mir vorstellen, dass Amazon die Einführung schon zum Weihnachtsgeschäft vorziehen wird.

Ein taschenbuchgroßes Gerät mit einer Akkulaufzeit von bis zu 20 Stunden, der Text auf dem Bildschirm ist selbst in der Sonne am Strand mühelos zu lesen, und noch dazu gibt es eine Such- und Notizfunktion. Geladen werden die Bücher über das Mobilfunknetz, also unabhängig von Hot Spots oder Internetzugängen - ohne Anmeldung, Grundgebühr oder Mobiltelefonvertrag.

Die Welt berichtet ausführlich, und mir scheint, dass im Gegensatz zu früheren Versuchen (Pocket Reader und ähnliche Entwicklungen) bei dieser Erfindung tatsächlich echte Marktchancen bestehen. Es wird sicher darauf ankommen, ob zum Verkaufsstart eine breite Palette von Büchern bereitstehen wird, aber andererseits: Als ich meinen ersten CD-Player, ein tonnenschweres Marantz-Gerät, kaufte, gab es im Regal daneben ganze 3 CDs (zum Preis von je 69,95 DM) zur Auswahl: Beethovens Neunte, das damals aktuelle Album der Dire Straits und eine Silberscheibe der Moody Blues.

Ich bin gespannt, was aus dem/der »Kindle« wird. Eine Revolution oder ein Reinfall?

Foto: Reuters via Die Welt

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

des Kindle wird a roinfall...
hoff´ i !

Anonym hat gesagt…

Hallo,

ganz ehrlich. Bildschirm bleibt Bildschirm. 19 Zoll oder 5 Zoll. Wie auch immer. Papier lebt einfach besser.

kochy

Anonym hat gesagt…

Ich finds ne sehr spannende Geschichte, wenn man bedenkt, dass wir gerade erst am Anfang der Mobile Web Entwicklung stehen. Ich frag mich, wie sich das weiterentwickelt. Das Kindle kann auch Blogs lesen (wobei ich mich frage, warum nur die Top 300 Blogs und nicht alle). Der nächste (logische) Schritt wäre dann, dass man auch kommentieren kann. Dann hat man irgendwann auch einen voll funktionsfähigen Browser etc und die Grenzen zum PDA/Smartphone verschwinden immer mehr. Oder man spezialisiert sich auf den Lesekomfort, den Allround-Geräte nicht bieten können.

Ob nun der Kindl ein Erfolg wird, lässt sich wohl schlecht sagen, hängt sicher vom Lesekomfort ab, Preis, der Zahl verfügbarer Bücher, DRM etc. Aber durchsetzen werden sich solche Geräte mit Sicherheit früher oder später.

Anonym hat gesagt…

Ein solches Gerät würde eines meiner größten probleme lösen helfen: Kein Platz mehr in der Bücherwand. Da stehen etwa 800 Bücher, und ich kann keines wegwerfen...

Günter J. Matthia hat gesagt…

@barbara: vielleicht bringt es aber auch leute zum lesen, die das jetzt nicht tun?
@kochy: ich werde dem gedruckten bucht treu bleiben, denn allein der duft, wenn man ein neues buch öffnet... der bildschirm soll allerdings nun wirklich etwas sein, was zum lesen tauglich ist.
@thomas: die grenzen verschwimmen, das stimmt, aber ob das kindle je einen browser bekommt, wage ich zu bezweifeln. da würde ja dann wieder ein provider online-gebühren haben wollen...
@der wolf: genau das problem haben die beste aller ehefrauen und ich auch. und wir hören trotzdem nicht auf, bücher zu kaufen. es dürfte sich um eine sucht handeln, die nicht heilbar ist.

Anonym hat gesagt…

ist mir egal,Buch bleibt Buch und Papier lebt in der Tat! :-)

Anonym hat gesagt…

... wer würde einen Roman am Bildschirm lesen wollen? Ich.

Alles, was es elektronisch gibt, lese ich elektronisch. Ich habe schon Romane auf Notebook, Asus, Palm und iPhone gelesen - und zwar mit Vergnügen.

Thomas-BDD hat gesagt…

Da ich gerne in der Badewanne lese, müßte es schon eine wasserdichte Version geben. Mir ist zwar noch nie ein Buch ins Wasser gefallen (weil ich es kurz vorm Einschlafen immer rauslege ;->), aber das Risiko, etliche hundert Euro im Schaumbad zu versenken, wäre mir doch zu groß.

Aber mal im Ernst, ich glaube, diesmal wird's kein Flop. Trotzdem werde ich weiterhin auch Papierbücher kaufen (nehme ich jedenfalls an).
Thomas