Die Lebenssituationen meiner geschätzten Blogbesucher sind mir überwiegend unbekannt, aber eines dürfte so ziemlich alle in diesen Wochen in irgend einer Weise beschäftigen: Das herannahende Weihnachtsfest. Man müsste sich schon auf eine einsame Insel zurückziehen, um zu übersehen, dass es wieder einmal so weit ist.
John Grisham hat in seinem Buch Skipping Christmas auf höchst unterhaltsame Weise dargestellt, dass eine amerikanische Familie, die Weihnachten ausfallen lassen möchte, dabei auf jede Menge Schwierigkeiten stoßen kann. In Gesprächen stelle ich immer wieder fest, wie sehr sich die Vorstellungen der Menschen unterscheiden, wie Weihnachten gefeiert wird. Die Bandbreite reicht von der totalen Verweigerung (»da mache ich nicht mit«) über »Zeit für die Familie« und »endlich Urlaub machen« bis zur »Erinnerung an das Kind in der Krippe«, wobei die Krippe in der Regel eher einer Schwarzwaldschnitzerei ähnelt als einem Futtertrog im Nahen Osten vor rund 2000 Jahren.
Aber warum das Ganze? Wie ist das Fest entstanden? Eine Erfindung des Handels und der Industrie, um die Umsätze zum Jahresende noch einmal kräftig anzukurbeln? Eine Erfindung der Kirche, um die prachtvollen Bauten wenigstens einmal im Jahr mit Menschen zu füllen? Eine Erfindung der Gewerkschaften, um einen Grund für eine betriebliche Sonderzahlung zu finden?
Es könnte ja sein, dass einige meiner Blogbesucher daran interessiert sind, was es mit diesem Fest eigentlich auf sich hat. Und nun kommt mein Dilemma zur Sprache.
Es gibt an den nächsten drei Sonntagen die Gelegenheit, etwas darüber zu erfahren (und auch etwas später kritisch oder neugierig ins Gespräch zu kommen), aber der Rahmen, in dem das geschehen wird, ist für so manche meiner treuen Leser zumindest ungewohnt, wenn nicht sogar eher unverträglich. Die drei Vorträge sind nämlich in den Rahmen einer Veranstaltungsform eingebettet, die etlichen meiner Blogbesucher exotisch anmuten dürfte. »Gottesdienst« nennt sich das. Manches an einer solchen Veranstaltung wird und muss Menschen, die keine religiöse Tradition pflegen und kennen oder die einem anderen als dem christlichen Glauben angehören, verwirrend und irritierend vorkommen. Zwangsläufig.
Doch weil der Redner ein persönlicher Freund ist, von dem ich weiß, dass er auf jedermann verständliche Weise die Herkunft und den Sinn von Weihnachten zu erklären vermag, möchte ich ausnahmsweise meine geschätzten Leser, vor allem diejenigen, die sich nicht als Christen verstehen, aber am ursprünglichen Sinn von Weihnachten interessiert sind, zu diesen »Gottesdiensten« einladen. Falls gewünscht, stelle ich mich auch gerne als Fremdenführer zur Verfügung, der (im Flüsterton allerdings) die Bestandteile des Ablaufes zu erklären versucht. Zum Beispiel, warum der Vortrag meines Freundes nicht Vortrag heißt, sondern Predigt, und dass eine Predigt durchaus ein interessanter Vortrag sein kann. Oder warum eine zerzauste Dohle auftritt. Oder warum der Kaffee nach der Veranstaltung nichts kostet ...
Ohne irgendwelche ungewohnt-religiösen Formen wird es an den drei Dienstagen bei einem kleinen Imbiss, soweit ich weiß, sonst zumindest bei Kaffee, Tee und Gebäck, Gelegenheit geben, das Gehörte zu hinterfragen, zu diskutieren, sich Unverstandenes erklären zu lassen. Dumme Fragen gibt es ja bekanntlich nicht, dumm ist es nur gelegentlich, nicht zu fragen.
Ich weiß, dass es Überwindung kostet, sich in ein ungewohntes Umfeld zu begeben (das ging mir bei meinem ersten Besuch in einer Moschee nicht anders), aber wer etwas oder mehr über Weihnachten wissen möchte, dem bietet sich hier eine Gelegenheit - und keine Angst, alle sind herzlich willkommen, niemand wird für eine Organisation oder Religion vereinnahmt, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich und die regelmäßigen Besucher der kleinen Gemeinde sind lauter nette Menschen. (Falls jemand nicht nett zu einem meiner Blogbesucher sein sollte, falls sich solche zum Besuch der Veranstaltungen entscheiden, werde ich entsprechende drakonische Maßnahmen einleiten.)
Hier die Termine:
Sonntag, 4. Dezember, 10:30 Uhr: Das Geschenk der Freude
Dienstag, 6. Dezember, 19:30 Uhr: Gesprächsrunde
Sonntag, 11. Dezember, 10:30 Uhr: Das Geschenk der Freiheit
Dienstag, 13. Dezember, 19:30 Uhr: Gesprächsrunde
Sonntag, 18. Dezember, 10:30 Uhr: Das Geschenk des Friedens
Dienstag, 20. Dezember, 19:30 Uhr: Gesprächsrunde
Hier der Ort des Geschehens:
Berlin Steglitz, Wrangelstraße 6, Johannes-Gemeinde im Gartenhaus (Klick führt zu Google maps)
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