Die bei der Chemotherapie über 24 Wochen eingesetzten Giftstoffe wirken auf alle Zellen ein, die sich gerade teilen, nicht nur auf Krebszellen. Also werden immer und unausweichlich blutbildende Zellen im Knochenmark, in den Schleimhäuten und in den Haarwurzeln vernichtet.
Das habe ich vor Beginn der Chemotherapie zur Kenntnis genommen und durch meine Unterschrift dokumentiert, dass ich davon weiß. Doch grau, wusste schon Goethe, ist alle Theorie. Das gelernte Wissen, dass das körpereigene Immunsystem ausgeschaltet wird und sich jegliche Heilung dadurch wesentlich in die Länge zieht, das ist das eine. Es zu erleben, das andere.
Seit Mittwoch früh hat sich eine Halsentzündung bei mir eingenistet, die nicht weichen und sich nicht bessern will. Wenn sogar der Schluck kühles Wasser im Hals wehtut, dann wird jedes Schlucken zur Qual. Ein leichter Schnupfen und ein gelegentliches Husten … das ist erträglich, aber gegen die brennenden und unaufhörlichen Halsschmerzen muss ich mit recht starken Medikamenten vorgehen, sonst wäre es undenkbar, Nahrung (und sei es nur ein Joghurt) zu mir zu nehmen. So fünf bis sechs Stunden wirken die Schmerztabletten jeweils insofern, als der Schluckschmerz erträglich wird. Ganz verschwinden will er trotz Höchstdosierung nicht.
Das meist mit Schnupfen, Husten, Halsweh einhergehende Fieber hält sich Gott sei Dank nach wie vor zurück. Ab 38 Grad Körpertemperatur wäre ich gehalten, umgehend einen Notfallarzt zu kontaktieren, seit Mittwoch zeigte das Thermometer zwei Mal 37,9 an, ansonsten sind es meist 36, 5 bis 37 Grad.
Und das alles ausgerechnet in meiner an und für sich medikamentenfreien Woche, die dem Körper als Erholungsphase von den chemischen Giftstoffen dienen soll.
Am Montag geht es mit der nächsten Infusion in den dritten Zyklus. Ich bin gespannt, ob der Onkologe, falls die Halsschmerzen noch anhalten, mir etwas anderes verschreiben kann als Schmerztabletten.
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