Ein sichtlich vom Kampf gegen den Krebs gezeichneter Guido Westerwelle war gestern in der Gesprächsrunde bei Günther Jauch zu Gast, zusammen mit der jungen Leukämiepatientin Eva Fidler, die wie Westerwelle zuerst einmal aufatmen kann. Geheilt sind sie noch lange nicht, aber immerhin haben sie Stammzellentransplantation und Chemotherapie überstanden. Der »alte« Westerwelle, der auf mich oft etwas überheblich gewirkt hatte, war so gut wie gar nicht mehr erkenntlich.
Er hat, genau wie ich, Tagebuch geführt, um mit der Diagnose Krebs innerlich irgendwie zurecht zu kommen. Bei einem prominenten Menschen wie ihm war natürlich der Journalist nicht weit, der daraus ein Buch gemacht hat und es wird auch kein Problem gewesen sein, einen Verleger zu finden. Ich möchte, soweit mir weiterhin Gesundheit verliehen wird, zusammen mit der besten aller Ehefrauen ebenfalls meine und ihre Erinnerungen und Aufzeichnungen in ein Manuskript umarbeiten - allerdings wird das noch eine ganze Weile dauern, da ich weder prominent noch vermögend bin. Der Broterwerb macht es einstweilen unumgänglich, meiner Arbeit in einem Industriebetrieb nachzugehen.
Aber anderes haben Herr Westerwelle, Frau Fidler und ich doch gemeinsam: Einen anderen, dankbareren und viel aufmerksameren Blick auf das Leben, auf jeden neuen Tag. Die Gewichtungen haben sich durch die Diagnose Krebs deutlich verschoben. Was mich einst aufregen konnte, was mir ungeheuer wichtig erschien, ist erheblich geschrumpft. Wo ich früher geradezu verbiestert gestritten hätte, mische ich mich überhaupt nicht ein, zum Beispiel bei den manchmal erschreckend aggressiven Diskussionen in sozialen Netzwerken über die sogenannte Flüchtlingskrise, wo es nur noch zwei Extreme, Gutmenschen oder Nazis, zu geben scheint und jegliches vernunftbasiertes Austauschen von Argumenten fehlt.
Der Focus schreibt zum gestrigen Auftritt von Guido Westerwelle:
Kein Wort zur Politik? Zum großen Flüchtlingswillkommenheißen der Kanzlerin, zu kleinen und großen Regierungsverwerfungen. Günther Jauch, der auf den letzten Metern noch so etwas wie eine politische Sendung machen will, geht in Vorleistung: „Wir gehen davon aus, dass wir kein Wort dazu hören.“ Sagt Westerwelle nur „genau“. Und dann ist es aus. Es gibt Wichtigeres im Leben als die Politik. Spätestens dann, wenn es ums Überleben geht.
Quelle: [Focus Online]
So ist es bei Herrn Westerwelle und so ist es bei mir. Und das ist auch gut so.
Ich wünsche ihm, der Frau Fidler und allen Prominenten und Unbekannten, die gegen den Krebs ankämpfen, aus tiefstem Herzen viel Kraft, Mut und Gottes Segen dazu.
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P.S.: Die Bücher, die ich schon geschrieben habe, und über deren Verkauf an interessierte Leser ich mich sehr freue, findet man hier: [Günter J. Matthia bei Amazon]
P.P.S: Mein »Tagebuch«, so wie es entstanden ist und entsteht, findet man, bis irgendwann ein Buch daraus wird, auf meinem anderen Blog: [Aufzeichnungen seit der Krebsdiagnose]
P.P.P.S.: Foto: REUTERS via Süddeutsche Zeitung
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