Mittwoch, 9. August 2017

Gastbeitrag Leo Babauta: Loslassen. Kapitel 9

Ich habe, regelmäßige Blogbesucher wissen das bereits, kürzlich ein weiteres Buch aus der Feder des Leo Babauta übersetzt. Das Buch kann man als Taschenbuch oder als E-Book für den Kindle erwerben. Um die Druck-, Vertriebs und Distributionskosten kommen wir nicht herum – daher kostet das Taschenbuch nun einmal fünf Euro und neun Cent und das E-Book zwei Euro und neunundneunzig Cent.

Das Taschenbuch: http://amzn.to/2van3Ar
Das Kindle-Buch: http://amzn.to/2uGrf7C

Loslassen._Eine_einz_Cover_for_KindleDa Leo Babauta sein Buch genau wie die Beiträge auf seinem Blog vom Copyright ausdrücklich ausgenommen hat und zur unentgeltlichen Weiterverbreitung auffordert, stelle ich die einzelnen Kapitel meiner deutschen Übersetzung hier auf dem Blog zur Verfügung.

Wer lieber ein »richtiges« Buch in der Hand hat beim Lesen oder gerne seinen Kindle benutzt, der kann die entsprechende Ausgabe bestellen. Wer kein Geld ausgeben kann oder will, der möge hier auf dem Blog lesen, was Leo Babauta zum Thema Loslassen eingefallen ist.

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Kapitel 9

Ungeliebte Veränderungen

Alles – jede Person, jede Situation, jedes Objekt, jedes Wesen – ist unbeständig. Diese Wahrheit musste ich erst lernen.

Wir sind keine unveränderlichen Wesen. Selbst unsere Persönlichkeit, die wir als Erwachsene für gefestigt und ausgereift halten, verändert sich. Es gibt zweifellos eine gewisse Kontinuität in den meisten Lebensläufen, aber kein Mensch bleibt stets derselbe. Das geht jedem so. Auch Dinge, die gleich zu bleiben scheinen, sind nicht ewig. Sie verfallen, altern, werden zu Fossilien, verwittern, vermodern. Diese Unbeständigkeit ist auf den ersten Blick beängstigend, aber sie kann auch befreien.

Wenn wir den ständigen Wandel um uns herum, in uns selbst und in unserem Leben erkennen, dann sehen wir, dass wir nach einem Nichts greifen. Als wollten wir mit unseren Händen den Wind festhalten. Und dieses Greifen, unser Versuch, etwas festzuhalten, das nie das gleiche bleibt, nie stillsteht, ist der Grund, warum wir leiden. Darum fürchten wir uns, zögern etwas hinaus, suchen Ablenkung und Zerstreuung. Darum sind wir gestresst und verärgert und frustriert.

Die unablässige Veränderung, diese Unbeständigkeit und der Verlust, der dazugehört (ständig verlieren wir das Leben, das wir kennen) ... das wirkt beängstigend. Wir wollen, dass alles gleich bleibt, doch das ist nicht der Fall. Daran leiden wir. Wie können wir mit unserer Angst vor der ständigen Veränderung und Vergänglichkeit, dem andauernden Verlust umgehen?

Zunächst bleibt uns nur als erster Schritt, die Tatsache zu akzeptieren. So sieht die Realität des Lebens nun einmal aus. Die Vergänglichkeit des Lebens oder unserer Persönlichkeit können wir nicht ändern. Wir können vergeblich dagegen kämpfen und darunter leiden, oder wir können die Wirklichkeit akzeptieren.

Dann erkennen wir im zweiten Schritt die Freiheit: Wenn wir nie Stillstand erleben, dann verlieren wir zwar die gefestigte Vorstellung von uns selbst, wir haben damit aber auch die Möglichkeit, uns immer wieder neu zu erfinden. Jederzeit! Dieses neue Ich ist nicht an die Vergangenheit gefesselt.

Ein Beispiel. Vor ein paar Minuten war ich noch jemand, der die Arbeit an diesem Buch vor sich her schob. Ich könnte nun daraus schließen: Oh, was für ein schrecklicher Autor ich doch bin, welch ein Zauderer! Und ich würde mich schrecklich fühlen. Ich kann aber auch dieses Bild von mir loslassen und mich stattdessen neu als jemand erfinden, der weiterschreibt. Und zwar, indem ich mit dem Schreiben anfange und den Zauderer von eben loslasse.

Wenn Sie also feststellen, dass Sie einen guten Vorsatz nicht umsetzen, lassen Sie die Vergangenheit los, weil sie vorbei ist. Starten Sie mit neuem Selbstbewusstsein. Und dann immer wieder.

Wenn Ihre Liebsten wütend auf Sie sind, fühlt sich das schlecht an. Aber deren Wut entsteht durch Leiden, und Leiden kann abgeholfen, Schmerzen können gelindert werden. Auch Ihr Leiden als derjenige, der womöglich Unrecht getan hat. Sie werden stattdessen zu einer mitfühlenden, einfühlsamen Person. Sie können die Version von sich, die Unrecht tut, loslassen und die ruhige, mitfühlende Version von sich werden. Ihre Beziehung wird geheilt, weil sie ständig neu erfunden werden kann.

Das soll nicht heißen, dass die Vergangenheit keine Rolle spielt. Sie beeinflusst natürlich unsere Gegenwart und Zukunft. Aber wir sind nicht ohnmächtig an die Vergangenheit gefesselt – wenn sich alles ändert, dann schließt das Verletzungen und Leid der Vergangenheit ein.

Das mag wie starker Tobak klingen, und es ist auch keine Kleinigkeit. Wir werden uns gleich konkrete Beispiele ansehen, aber es ist zunächst wichtig zu begreifen, womit wir es zu tun haben: Die Kunst des Loslassens hilft uns, mit der Realität umzugehen, anstatt mit dem, was wir gerne hätten. Dann können wir mit der sich ständig verändernden Wirklichkeit viel geschickter umgehen.

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Fortsetzung folgt.

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