Dienstag, 2. Dezember 2008

Leidige Aufgabe

Der Theologe kann der angenehmen Aufgabe frönen, die Religion zu beschreiben, wie sie in ihre ursprüngliche Reinheit bekleidet, vom Himmel herunterkam.
Dem Historiker wird aber eine leidigere Aufgabe aufgezwungen. Er muss die unvermeidliche Mischung von Mängeln und Korruption entdecken, die sie sich während eines langen Aufenthalts auf der Erde, bei einer schwachen und entarteten Rasse von Wesen, eingesammelt hat.
- Edward Gibbon, Geschichte des Verfalls und Untergangs des Römischen Reiches
Wie gut, dass ich weder Historiker noch Theologe bin. Ich darf einfach zu dieser schwachen und entarteten Rasse von Wesen gehören und mich daran freuen, dass ich ein von Gott geliebtes Wesen bin.

Montag, 1. Dezember 2008

Sonntag, 30. November 2008

Martin Pepper und Nicole Bernard: ¡Fiesta!

Mit Martin Pepper habe ich einige Jahre musiziert, als er Pastor der Gospel-Gemeinde in Berlin und ich Mitglied der Gemeinde sowie Mitwirkender im musikalischen Team war. Ich erinnere mich gerne an diese Zeit.
Nicole Bernard hat mich vor einer Weile für ihre Rundfunksendung interviewt und wir plaudern schon seit Jahren gelegentlich nach dem Gottesdienst über Gott und die Welt, da wir die gleiche Gemeinde besuchen.

Diese sympathischen Menschen haben nun ein Hörbuch produziert, das ich mir aus dem Grund, dass ich beide kenne und schätze, auch angehört habe. An und für sich bin ich kein Freund von Hörbüchern, sondern (altmodisch?) meine, dass ein Buch etwas zum Lesen ist, natürlich auch zum Vorlesen. Also habe ich das Wort »Hörbuch« gedanklich ausgeblendet und mir einfach von Nicole Bernard und Martin Pepper vorlesen lassen, was es mit dem Leben als Fest - ¡Fiesta! - auf sich hat.

Liedtexte nicht gesungen, sondern gesprochen - verbindende und erläuternde Gedanken dazu - unterlegt mit Instumentalmusik - ein zumindest für mich ungewohnter Ansatz. Doch die Umsetzung auf dieser CD hat mich überzeugt. Biblische Texte und Impulse gewinnen Bedeutung für heute und hier, zeigen, warum und wie das Leben durch den Glauben verändert werden kann, Qualität gewinnt und trotz aller Umstände, mit denen wir es zu tun haben, als Fest erlebbar wird. Nicht blauäugig, sondern mit Blick auf die Realität, nicht als Flucht vor der Wirklichkeit, sondern mit neuem Blick auf oft vergessene Realitäten.
Ich habe mich befreit
von einer falschen Hörigkeit.
Tochter und Sohn, nicht mehr nur Kind,
noch immer verwandt,
doch nicht mehr fremdbestimmt.
Mündiges Wesen mit eigenem Verstand,
ausgerüstet mit Herz und Hand!
Ich werde nicht gelebt, ich will deinen Rat;
und doch ist mein Tun ganz meine Tat!
Eine Musik-CD kann man so nebenbei laufen lassen, und häufig bekommt man dabei kaum mit, worum es eigentlich in den Liedern geht. Ein Buch kann man nicht so nebenbei lesen, beim Abwaschen oder Aufräumen. Ein Hörbuch wiederum bietet diese technische Möglichkeit. Ich hoffe, dass dieses unbedingt aufmerksame Zuhörer findet.

¡Fiesta! live
gibt es am 13.12.2008 als »Lesung unterm Sternenhimmel« mit Martin Pepper und Nicole Bernard. Um 20.00 Uhr im Planetarium am Insulaner, Munsterdamm 90, 12169 Berlin. Infos: 030 7900930 / Karten 10.00 € und ermäßigt 6.00 €.

Die CD bekommt man zum Beispiel hier: ¡Fiesta! bei Peppersongs
Als legaler Download: ¡Fiesta! bei musicload

Links: Nicole Bernard /// Martin Pepper

Samstag, 29. November 2008

3-Tage-Bart

Letzte Woche haben wir uns fein gemacht, weil wir zum Empfang im Roten Rathaus (das ist der Sitz der Berliner Regierung) geladen waren. Ein Medienmensch hat uns abgelichtet, allerdings mit irgendwelchen Verunreinigungen auf der Linse, die zu ulkigen Kreisen im Bild führten.
Daher landete das Bild nicht in der Presse, sondern in meiner Sammlung.



Den geneigten Blogbesuchern ist allerdings nunmehr offenbart, dass ich seit ein oder zwei Wochen ausprobiere, ob ich mich mit der 3-Millimeter-Version der Gesichtsbehaarung anfreunden kann. Schaun mer mol...
Ach ja: Der sauber rasierte Herr im Bild links ist ein guter Freund von uns, Pastor von Beruf und Berufung.

Shcool - Scholo - Shocol


Vielleicht wäre ein PISA-Test in Amerika angebracht?

Freitag, 28. November 2008

Frauen

Frauen... wie könnte ein Mann Frauen nicht lieben! Frauen sind großartig, wunderbar, ein Trost in einer Welt, die in einen grauenhaften Zustand geraten ist. Sie sind eine Wohltat für die Augen, Balsam für die Seele. Ein Leben ohne Frauen wäre ein Alptraum, des Weiterlebens nicht wert.

»Muss das sein?«, fragte Frank halblaut niemanden im Besonderen, wohl eher sich selbst. Der Pirelli-Kalender 2008 war mit pompösem Gehabe in Berlin vorgestellt worden, und die Bilder hatten promt ihren Weg in die Nachrichtensendung gefunden. Die Bilder der blitzlichtumflammten Ehrengäste, aber auch die Bilder des Kalenders. Vor dem Fernseher saß nicht nur Frank und seine Frau, sondern auch die Kinder sahen zu. Timmy, neun Jahre alt, guckte aufmerksam, mit leicht gerunzelter Stirn, Judith, zwei Jahre älter als ihr Bruder, rümpfte die Nase. "Iiiiih, ein Riesenkäfer«, quietschte sie, »den würde ich mir nicht auf die Backe setzen lassen.«
Timmy meinte: »Angsthase! Ist doch nichts dabei.«
Judith gab zurück: »Du isst ja auch Regenwürmer. Du bist sowieso ein Barbar.«
Timmy wusste nicht, ob dies ein Lob oder eine Beleidigung war. »Papa, was ist ein Barbar?«
Frank war froh, dass die Bilder auf dem Fernsehschirm nun wieder familientauglich waren und gab die Frage weiter: »Das kann Judith sicher erklären, sie hat dich ja so genannt.«
»Ein Barbar rennt nackig durch den Urwald und frisst Käfer, Würmer und Schlangen.«
»Ich renne überhaupt nicht nackig durch den Urwald! Und der Regenwurm war eine Mutprobe. Die hast du nicht bestanden, aber ich!«
»Mädchen müssen nicht mutig sein.«
Michelle war, wie so oft, um Ausgleich bemüht: »Niemand muss etwas, was ihm zuwider ist. Ob Mädchen oder Junge.«
»Dann muss ich ja«, schloss Timmy sofort messerscharf, »die doofen Tomaten nicht essen.« Er wies auf seinen ansonsten geleerten Teller, auf dem noch vier rote Scheiben darauf warteten, verspeist zu werden.

Später, die Kinder waren in ihren Betten, fragte Frank seine Frau: »Meinst du, dass sie zu jung sind, um die erotische Komponente dieses Kalenders zu bemerken?«
»Hast du denn mit neun Jahren schon ein Auge dafür gehabt?«
Frank überlegte. Wann hatte er eigentlich entdeckt, welchen Reichtum Frauen in die Welt bringen? Dass sie nicht nur Mütter oder doofe Mädchen sind, sondern dass Frauen Regungen hervorrufen, die zu erstaunlichen Ergebnissen am eigenen Leib führen konnten?
Mit neun Jahren bestimmt noch nicht. War es damals, mit 13 Jahren, als er die Magazine seines älteren Bruders durchblätterte, mit großen Augen, mit Staunen, mit beginnender Erkenntnis? Die Zimmertüre verriegelt, und doch ständig mit der Furcht, erwischt zu werden, die Zeitschrift offen auf dem Bett, die linke Hand im Schoß, ein feuchtes Handtuch bereitgelegt, um Spuren zu tilgen, wenn der Rausch verflogen war.
Was solche Fotos zeigten, war natürlich unerreichbar, kein Mädchen nahm Notiz von einem pickeligen Buben in kurzen Hosen, dem der Radiergummi in der Schule zu Boden fiel, damit er beim Aufheben womöglich einen Blick aus geeigneter Perspektive auf kurzberockte Mädchen werfen konnte.
Die Bilder waren auch - verglichen mit dem, was heute in den Medien gezeigt wurde - harmlos, fast verschämt. Es gab kein Internet mit Seiten ab 18, die ohne jegliche Kontrolle auch von Kindern geöffnet werden konnten. Ein Klick auf »Enter« nach dem Warnhinweis genügte, um jegliches anatomische Detail und alle Spielarten der geschlechtlichen Betätigung in allen Einzelheiten zu betrachten.
Michelle schmiegte sich an ihn. »Als ich in Judiths Alter war, habe ich jedes Mal gekichert, wenn wir an dem Lilienthal-Denkmal im Park vorbeikamen. Von hinten betrachtet ging es ja noch, aber von vorne, auf dem Weg von der Schule nach Hause immer im Blick, habe ich mich regelmäßig amüsiert. Dieses komische Anhängsel da unten am Bauch...«
»Immerhin hängt es brav nach unten.«
Michelles Hand überprüfte den Zustand von Franks Anhängsel. Sie gluckste vergnügt, fuhr aber fort: »Aber dass das etwas mit der Frage zu tun hatte, woher eigentlich die Kinder kommen, so weit habe ich damals nicht gedacht.«
»Das wissen wir ja nun. Der dopelte Beweis schläft nebenan und träumt womöglich von ekligen Käfern.«
»Ich bin ja auch nicht mehr elf.«
»Aber du bleibst meine Elfe.«
Sie rückte noch näher. »Als mir meine Cousine, ich war wohl 14 oder so, erzählte, wie das wirklich vor sich geht mit dem Kindermachen, wollte ich ihr das nicht glauben. Nie und nimmer konnte ich mir vorstellen, dass ich mit einem Jungen beziehungsweise meinem Mann nackt in einem Bett liegen würde. Ich war sehr darauf bedacht, dass mich niemand beim Umziehen im Schwimmbad sehen konnte, noch nicht einmal meine Freundinnen.«
»Ich hatte auch keine Vorstellung, wie das eigentlich technisch gesehen funktionieren soll. Im Biologiebuch waren schematische Zeichnungen zu finden, und wie mein kleiner Freund seine Gestalt verändern konnte, war mir ja nicht unbekannt. Aber für den Rest fehlte mir die Phantasie.«
»Wie wäre es mit ein wenig Praxis?«, fragte Michelle.

Beim Einschlafen dachte Frank darüber nach, wie gut sie es doch hatten. Sie kamen ohne Pirelli-Kalender aus, ohne schmuddelige Hefte oder Internetseiten. Ihre Liebe war nicht reduziert auf körperliche Höchstleistung nach zweifelhaften Vorlagen, durfte fließen wie und wohin sie wollte, das ganze Leben durchdringen. Es gab jede Menge Phantasie, und immer wieder neue Entdeckungen. In guten, wie in schlechten Tagen - wie es der uralte Spruch beschrieb. Die Liebe seiner Michelle hob ihn empor, wenn er am Boden war, inspirierte ihn, war viele Jahre alt und doch noch immer jung.

Frauen... wie könnte ein Mann Frauen nicht lieben! Frauen sind großartig, wunderbar, ein Trost in einer Welt, die in einen grauenhaften Zustand geraten ist. Sie sind eine Wohltat für die Augen, Balsam für die Seele. Ein Leben ohne Frauen wäre ein Alptraum, des Weiterlebens nicht wert.

Donnerstag, 27. November 2008

Der die das X des Jahres

Neulich stieß ich auf die Cercopis Vulnerata, die gelegentlich auch als Gemeine Blutzikade daher kommt. Nicht beim Spaziergang, sondern beim Nachrichtenüberblick. Das possierliche Tier wurde zum Insekt des Jahres gekürt. Von vermutlich ernsthaften Wissenschaftlern. Zumindest nehmen sie sich wohl ernst, sonst würden uns solche weltbewegenden Nachrichten nicht erreichen.
Die Gemeine Blutzikade ist ihrer Zeit sogar voraus, denn sie ist bereits jetzt zum »Insekt des Jahres 2009« erhoben worden.

Wenn ein Jahr zur Neige geht, häufen sich ungeheuer wichtigen Mitteilungen von verschiedenen Kuratorien, Abstimmungen, Juryentscheidungen oder Expertenkommissionen, die zum Schluss gelangt sind, wer oder was die Auszeichnung »Der die das X des Jahres« verdient hat.

Vom »Unwort des Jahres« über den »Po des Jahres« bis zum »Spiel des Jahres« reicht die Bandbreite, natürlich gibt es das »Auto des Jahres« genauso wie das »Fahrrad des Jahres«, für Musikfreunde die »Band des Jahres« und für Menschen wie mich das »Buch des Jahres«.

Ehre, wem Ehre gebührt, sei es nun das »Baby des Jahres«, die »Frau des Jahres« oder der »Mann des Jahres«. Uneinigkeit herrscht, wem die Auszeichnung zum »Skandal des Jahres« gebührt, aber es liegen ja auch noch ein paar Wochen vor uns. Auch bei der »Überraschung des Jahres« ist das Rennen noch offen.

Einstweilen begnüge ich mich damit, dass ich wohl keine Chancen habe, mein elektronisches Tagebuch als »Blog des Jahres« geadelt zu sehen. Macht ja nichts. Wenigstens bin ich nicht der »Verlierer des Jahres«.

Mittwoch, 26. November 2008

Wunschzeit


Diese Karte gibt es kostenlos bei Kerstin Hack.

Dienstag, 25. November 2008

Guter Rat?

Dem Weihnachtsstress entfliehe ich ohne besondere Schwierigkeiten, da ich mir keinen mache und auch keinen einreden lasse. Aber wie entfliehe ich dem Gewinnspiel, das an allen Ecken und Enden lauert? 
Was Hoffnung auf eine Lösung machte, erwies sich als Produkt eines Werbetexters, der töricht mit der Sprache umging. Es ging in der Mail keineswegs darum, einem Gewinnspiel zu entrinnen, diese unerwünschte Zusendung brachte lediglich eine weitere Version des verbreiteten Gib-mir-gefälligst-Namen-und-Adresse-Dilettantismus.

Also bleibe ich beim bisherigen Rezept:

Montag, 24. November 2008

Häufig gestellte Fragen 5

Ethische Fragen bewegen vor allem Menschen, die weiter denken als bis zur nächsten Mahlzeit. Wir Christen fallen oft dadurch auf, dass wir gegen etwas sind. Gegen Abtreibung, gegen Moslems, gegen Genforschung, gegen Schwule, gegen... - und mancher von uns weiß das dann gar nicht zu begründen, hat es nur von irgendwoher irgendwann irgendwie übernommen.

Bei vielen Menschen hat sich der Eindruck festgesetzt, dass die Christen auch durch die Bank weg gegen Stammzellenforschung sind. Exemplarisch ist diese Frage, die mir ein Leser geschickt hat:
Woher weiß der Mensch bei neuen Erfindungen und Entdeckungen, beispielweise Stammzellenforschung, dass Gott dazu »nein« sagt? Und warum exitstiert diese Möglichkeit überhaupt in unserer Welt, wenn es von vornherein von Gott abgelehnt wird?
Ich habe so geantwortet:
Neue Erfindungen sind nicht wirklich das Problem, sondern die Frage ist, was man damit anstellt. Das angesprochene Beispiel der Stammzellenforschung ist ein sehr komplexes Gebiet, ich bin kein Wissenschaftler und verstehe sicher nicht alle Aspekte. Die Stammzellenforschung soll, soweit ich sie begreife, Krankheiten lindern und beseitigen helfen. Das ist ein ganz und gar positives Ziel, es entspricht vollständig dem Willen Gottes. Wenn Gott für Krankheit wäre, hätte Jesus nicht all die Kranken geheilt und seinen Nachfolgern aufgetragen, das gleiche zu tun.
Andererseits sind bei der Stammzellenforschung meines Wissens Embryonen als »Material« notwendig. Da menschliches Leben für mich nicht erst mit der Geburt beginnt, verbietet sich die Verwendung von Embryonen, die durch Abtreibung »gewonnen« werden - und somit kann ich dieser Version der Stammzellenforschung das Wort nicht reden.
Etwas anderes ist die Forschung mit Zellen, die unter der Haut eines (lebendigen) Menschen entnommen werden und dann durch einen Prozess, den ich nicht ganz begreife, dazu gebracht werden, sich wie Stammzellen zu verhalten. Bei diesem Verfahren sind weder Embryonen notwendig, noch wird beim Spender der Zellen irgend ein Schaden entstehen. Und somit wüsste ich nicht, was es gegen solche Forschung einzuwenden gäbe.
Grundsätzlich: Warum existieren Möglichkeiten und Zustände in der Welt, obwohl sie von Gott »abgelehnt« werden? Die Antwort ist im Charakter Gottes zu suchen, der keine Marionetten wollte und will. Die Verwaltung der Welt wurde dem Menschen anvertraut, und diese Entscheidung hat Gott nicht zurückgenommen. Der Mensch - Du und ich und all die anderen - hat in seinem Einflussbereich zu entscheiden, was geschieht und was nicht.
Leider neigt die Menschheit dazu, Erfindungen und technische Entwicklungen nicht nur zum Guten zu verwenden. Die Biologie, Physik und Chemie haben uns beispielsweise ganz erhebliche Fortschritte gebracht, aber auch Massenvernichtungswaffen, tödliche Drogen und den Treibhauseffekt.
Gott ist sicher nicht gegen die Biologie, aber nicht alles, was mit ihr möglich wurde, kann auch der Mensch, der kein Christ ist, guten Gewissens für richtig halten.
Es geht, und das ist mir abschließend wichtig zu sagen, beim Christsein nicht um Verbote und Gebote, sondern viel mehr um Freiheit und Mündigkeit. Dazu zählt auch die Freiheit, auf manches, was möglich ist, zu verzichten.
Das ist wahrlich ein weites Feld...