Montag, 11. Mai 2009

Harald Sommerfeld: No more Blues

Es gilt, etwas in Worte zu fassen, was eigentlich nur selbst erlebt werden kann: Das Gefühl, wenn eine unsichtbare, jedoch deshalb nicht weniger drückende Last von den Schultern - von der Seele genommen wird. Das Gefühl, wenn plötzlich das sprichwörtliche »Aha-Erlebnis« stattfindet. Ein Gefühl, ein Empfinden, das mich bei der Lektüre des hier vorgestellten Quadros mehrmals überrascht hat.
Christen sagen, Jesus Christus habe »ihre Schuld auf sich genommen«. Warum gibt es dann kaum jemanden, der mehr unter Schuldgefühlen leidet, als gerade die Christen?
So beginnt der (aus meiner subjektiven Sicht beste) »Monatsbegleiter« aus der Quadro-Serie im Down to Earth Verlag. Ich habe keinen ganzen Monat gebraucht, um die 40 Seiten zu lesen, denn erstens lasse ich mir von einem Buch nicht sagen, in welchem Rhythmus oder Tempo ich es lesen soll, und zweitens wollte ich am Ende jeder Seite sofort wissen, was auf der nächsten auf mich wartet. Noch ein »Ach so!«, ein weiteres »Warum habe ich das in 30 Jahren nicht kapiert?« oder ein »Das habe ich immer so empfunden - jetzt weiß ich auch warum!«
Es geht um den Blues. Nicht den von B. B. King oder Eric Clapton, sondern um den Blues, den viele, viel zu viele Christen mit sich herumtragen und der von den Menschen rings herum keineswegs übersehen wird, der noch dazu das eigene Christenleben schwer macht.
Das allerdings hat Tradition im Christentum:
Während Jesus den Menschen das einfache Evangelium verkündete: »Dir sind deine Sünden vergeben«, hören Menschen, die gläubig werden, von Christen oft etwas anderes.
Zunächst einmal müssen sie einsehen, dass sie Vergebung brauchen, also wird ihnen statt des Zuspruchs der Vergebung ein Spiegel ihres Versagens vorgehalten.
Sobald sie Christen werden, bringt man ihnen bei, dass die Vergebung ein leicht verderbliches Gut sei, das immer nur bis zur Gegenwart reiche. Jeder neue Fehltritt erfordere spezielle Maßnahmen der Tilgung: Beichte, Bekenntnis, Wiedergutmachung oder dergleichen.
Mir hat man seinerzeit (vor rund 35 Jahren) sogar beigebracht, dass ich noch gar nicht »richtig« erlöst sei, da ich ja noch die Beatles, die Rolling Stones und - o weh, o weh! - sogar Led Zeppelin hörte. Erst wenn diese Platten verbrannt seien (und natürlich Buße für den Besitz und das Hören getan war), durfte ich als »erlöst« gelten. Dann stellte sich heraus, dass ich rauchte. Auch das ging natürlich nicht. Und so weiter...
Es gab - und gibt, Gott sei es geklagt - viele solche Fälle wie mich. Einige, die ungefähr zeitgleich mit mir Jesus kennen gelernt hatten, waren einige Monate später nicht mehr am Glauben interessiert. Die tiefe und übersprudelnde Freude, die Jesus in mein und ihr Herz gegeben hatte, wurde gedämpft, sogar erstickt. Christsein wurde zum Leben nach einem unüberschaubaren und sowieso unerfüllbaren Regel- und Gesetzeswerk. Man darf nicht weltliche Musik hören. Man darf nicht nackt baden gehen. Man muss zum Gottesdienst gehen. Man muss beim Gemeindeputz mithelfen. Man muss dieses, man darf nicht jenes.
»No more blues« nennt ein anderes Beispiel, eins, das ich ebenfalls kennen gelernt habe:
Der Blues beginnt oft schon am Tag der Bekehrung. Voller Freude bricht jemand in ein neues Leben mit Jesus auf. Doch schon fällt er einem Mitchristen in die Hände, der ihn wohlmeinend unterweist: Ab heute müsse er täglich in der Bibel lesen.
Schon ist die Weiche falsch gestellt. Kein Wunder, dass der Zug bald im Bahnhof der Schuldgefühle einfährt. Was Kür sein sollte, ist zur Pflicht geworden.
Ich versichere dir: »Du musst überhaupt nicht in der Bibel lesen!« Damit sage ich nicht: »Lies nicht in der Bibel!« Wenn du willst, darfst du sie gern lesen. Ich würde mich darüber freuen. Ich weiß, dass sie dir gut tun wird. Ich sage nur: Du musst sie nicht lesen. Jedenfalls nicht, um Gott zu gefallen – du gefällst ihm nämlich schon.
Ich kann das ganz einfach beweisen. 1500 Jahre lang gab es Christen, ohne dass es gedruckte Bibeln gab. Dem normalen Christen waren die existierenden Handschriften entweder nicht zugänglich, oder er konnte nicht lesen. Wie kann Bibellesen da eine Christenpflicht sein? Wie kann ein Christ etwas müssen, was der Mehrheit der Christen über 1500 Jahre gar nicht möglich war?
Der Autor Harald Sommerfeld ist ein Querdenker, der durch das Querdenken so manchen gordischen Knoten durchschlagen hilft. Er umgeht unbequeme Probleme nicht, sondern er lädt mit diesem Buch dazu ein, gerade diese unangenehmen Aspekte des Lebens als Christ aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Und das kann, vorausgesetzt der Leser lässt sich darauf ein, zu den eingangs geschilderten Aha-Erlebnissen führen.
Der Autor verkennt dabei nicht die Tatsache, dass es durchaus Dinge in der persönlichen Historie eines Christen geben mag, bei denen eine »Aufarbeitung« unumgänglich ist, damit sie sich nicht mehr störend auswirken. Zum Beispiel:
Wenn du merkst, dass ein bestimmtes Fehlverhalten dich hartnäckig bedrückt, Schuldgefühle nicht abzuschütteln sind und etwas in dir einfach nicht glauben will, dass die Sache durch Jesus schon erledigt ist, dann kann ein Bekenntnis vor einem anderen dir helfen. Manches kann leichter entmachtet und losgelassen werden, wenn es ausgesprochen wird.
Suche dir einen Menschen, dem du vertraust. Erzähle ihm, was du getan hast, und lass dir von ihm bestätigen und zusprechen, dass die Sache vergeben und erledigt ist. Dann geh fröhlich deines Weges.
»No more Blues« ist ein Mutmacher, aber nicht von der billigen Art, die »alles wird gut« zu suggerieren versucht. Das Quadro ist nicht oberflächlich, sondern es versetzt den Leser in die Lage, unter die Oberfläche des (eigenen) Glaubenslebens zu schauen. Dort sind womöglich Denkmuster und Überzeugungen verborgen, die dafür sorgen, dass Christen zwar sagen, Jesus Christus habe »ihre Schuld auf sich genommen«. Unsere Mitmenschen dagegen fragen sich: »Warum gibt es dann kaum jemanden, der mehr unter Schuldgefühlen leidet, als gerade die Christen?«
Harald Sommerfeld zeigt Wege auf, wie man diese Zustand nachhaltig ändern kann.

Mein Fazit: Eigentlich sollte dieses Heft zur Pflichtlektüre erklärt werden, aber dann würde man ja, falls jemand es nicht liest, wieder den Blues erzeugen. Viel besser: Neugierig werden, anfangen zu lesen und – wie ich – nicht mehr aufhören wollen.
Und, nicht zu vergessen: Eric Clapton darf man weiter hören und genießen! B.B. King auch. Und sogar Led Zeppelin.

ISBN 978-3-935992-56-5
40 Seiten, 4 Euro
Verlag Down to Earth

P.S.: Das Foto zeigt eine Doppelseite aus dem Quadro, um auch die sehr gelungene Grafikarbeit zu würdigen: Diese Hefte sind auch optisch ein Highlight. (Man verzeihe mir den Anglizismus, aber da das Quadro einen englischen Titel hat, obwohl es in Deutsch geschrieben wurde, bin ich so frei. Ohne Blues Schuldgefühle.)
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Sonntag, 10. Mai 2009

Abseits?

Gestern also war ich im Olympiastadion. Meine Prophetie vor dem Spiel hat sich als richtig erwiesen: Unsere Hertha (im folgenden die Guten) hat verdient gewonnen, die andere Mannschaft (im folgenden die Bösen) hat verdient verloren. Hier ein paar Stichpunkte. Der Nachmittag war...


übersichtlich
Dieses Foto (wider besseres Wissen aber in Ermangelung meiner Kamera mit dem Telefon angefertigt) zeigt die Perspektive, aus der ich das Spiel verfolgt habe. Anders als im TV natürlich. Man hat nie Details im Blick, sondern immer das Gesamtbild. Es war jedoch schön übersichtlich.

geistlich
Auf dem Weg ins Stadion, vor dem Spiel und zwischendurch unterhielten mein Freund Haso und ich uns über allerlei geistliche Themen. Vom Gemeindebau über leere Stadien bei »christlichen« Events bis zu den offensichtlichen Parallelen zwischen Fußballspielbesuch und Gottesdienstliturgie.

amüsant
Vor allem die Kommentare eines hinter uns sitzenden Herrn, der mit einem lautstarken Stimmorgan gesegnet und offensichtlich Experte war, brachten mich oft zum Schmunzeln. Als durch einen Spieler der Guten einer von den Bösen zu Fall gebracht wurde, rief der Mann hinter uns: »Der fällt doch bloß aus Altersschwäche!« Wenn einer von den Guten nicht nach den Wünschen des Herrn hinter uns mit dem Ball zurecht kam, gab es gute Ratschlägt: »Jetz aba rechts rum, du Pfeife!« »Mensch, renn doch mal!« »Nich imma mittm Außenrist!«

lehrreich
Ich lernte aufgrund der Reaktionen des Publikums, wenn ein neuer Spielstand eines andernorts stattfindenden Spieles angezeigt wurde, dass es nicht genügt, wenn die Guten gut spielen. Haso erläuterte fachkundig: Auch Stuttgart, Wolfsburg und Weißnichwer entscheiden darüber, ob unsere Hertha auf Platz 1 landen wird. Das finde ich doof.

bunt
Die Zuschauer waren überwiegend in Blau und Weiß gewandet. Auch ich hatte ein blaues T-Shirt, allerdings eines der »normalen« Sorte, gewählt. Der Schiedsrichter hielt das wohl für ziemlich einseitig und hob gelegentlich etwas Gelbes in die Höhe, was das Publikum einmal zu lautstarken Missfallensäußerungen und einmal zu freundlicher Zustimmung veranlasste.

verwirrend
Manches von den Abläufen auf dem Rasen war hübsch anzusehen, aber die Regeln sind mir nicht geläufig. Gab es eine Abseitssituation? Wenn ja, dann habe ich sie nicht als solche zur Kenntnis genommen.

religiös
Man soll ja den Römern ein Römer sein, also beteiligten mein Freund und ich uns an einigen der religiösen Übungen. Er brachte vor dem Spiel ein Speisopfer (Fischbrötchen) dar, ich ein Rauchopfer (Pall Mall). Wir beide entzogen uns auch nicht der weit verbreiteten Übung des mehrfachen Trankopfers (halber Liter für Drei Fuffzich).

musikalisch
An den Lobgesängen konnte ich mich mangels Textkenntnis nicht beteiligen, aber es wurde viel gesungen, vor dem Spiel und während des Spiels, vor allem immer dann, den die Guten ein Tor geschossen hatten. Herr Frank Zander sang nicht, sondern bedankte sich über die Videowände dafür, dass Hertha BSC 1000 Karten für den guten Zweck spendiert hatte, den er unterstützt. Es sangen aber die Ärzte, irgend was von Meisterschaft.

beeindruckend
Über 71.000 Menschen nach offizieller Zählung füllten das Stadion. Das ist schon eine beeindruckende Kulisse, die sich auch durch beeindruckende Lautstärke auszudrücken vermag. Bemerkenswert fand ich auch die generations- und schichtübergreifende Faszination des Fußballs. Sehr viele Familien mit Kindern waren da, junge Leute, ältere Herrschaften. Es gab Anzüge und Krawatten zu sehen, hübsche Kleider und Blusen, allerdings (wie erwähnt) hatten sich doch die meisten Menschen in den Vereinsfarben verkleidet. Überraschend für mich: Sehr viel weibliches Publikum, ich dachte immer, Fußball im Stadion sei Mänersache.

Kurz gesagt: Schön wars. Hat mir Spaß gemacht, das erste Fußballspiel meines Lebens. Hasos Tochter schickte ihm nach Ende des Spiels eine SMS mit der Aufforderung, er solle mich jetzt jedes Mal mitnehmen, da ich der Hertha Glück bringen würde. Nun ja. Ich meine, die Akteure auf dem Rasen schaffen das auch ohne mich. Dass das nicht das letzte Fußballspiel sein muss, dem ich beiwohne, ist allerdings auch wahr.

Samstag, 9. Mai 2009

Freistoß!



Heute werde ich - man glaubt es kaum - das erste Fußballspiel meines Lebens in einem richtigen Stadion besuchen. Hertha BSC spielt im Berliner Olympiastadion gegen eine andere Mannschaft. Aus dem Ruhrpott, wenn ich mich nicht irre.

Dieses Vergnügen wird mir zuteil, weil ein Freund mich eingeladen hat. Einer, der sich auskennt, der wird mir auch dann sicher erklären können, was es mit dem oben abgebildeten Freistoß auf sich hat und wann er denn nun endlich ausgeführt wird.

Das Ergebnis steht ja bereits fest: Unsere Hertha gewinnt. Die Leute aus dem Ruhrgebiet fahren bedrückt nach Hause. Da freut sich die Berliner Seele des GJM.

Foto: WikiCommons

Freitag, 8. Mai 2009

Gastbeitrag: Campino »Be ONE of us«


Via ONE Germany

Ich kann aus Zeitgründen dieses Mal leider nicht dabei sein: ONE informiert heute und sammelt Unterschriften für den »Artikel ONE« vor dem Velodrom (Prenzlauer Berg) in Berlin (dort findet der Parteitag Bündnis 90/Grüne statt). 16:30 Uhr bis ca. 18:30 Uhr irgendwo in der Nähe der Haupteingänge.

Donnerstag, 7. Mai 2009

Sie wollen nicht hören, was du glaubst.

Craig Groeschel, Seniorpastor der LifeChurch.tv, hat sich kürzlich Gedanken bezüglich der jungen Generation gemacht. Damit meint er die 20-30-jährigen. Ich habe bereits ein paar Überlegungen dazu unter dem Titel »Was tun gegen schrumpfende Gemeinden?« beschrieben. Hier mein zweiter Beitrag zu seinen Schlussfolgerungen. Groeschel schreibt:
Wer die nächste Generation für Christus gewinnen will, darf sie nicht auffordern, das zu glauben, was er glaubt. Er muss sie vielmehr einladen, das zu tun, was er vorlebt.

Den Glauben halten sie für billig. Diese Generation hat unzählige Ausprägungen des Glaubens gesehen, alle Variationen von Formen der Religion, die du dir vorstellen kannst - und etliche, die deine Vorstellung übersteigen. Diese Leuten sind von Menschen, die das, was sie angeblich glauben, nicht auch vorleben, extrem abgestoßen. Sie wollen nicht hören, was du glaubst, sondern sie wollen die Auswirkungen deines Glaubens in Aktion sehen. Wenn du dich allerdings traust, wie Jesus zu leben, dann hast du die größten Chancen, die junge Generation zu erreichen.
  • Wenn deine Version des Christseins sich darauf beschränkt, gegen dieses und jenes zu sein, wirst du auf taube Ohren stoßen.
  • Wenn andererseits dein Glaube so lebendig ist, dass du den Hungernden Speise geben, die Nackten bekleiden, die Kranken heilen, die Ausgegrenzten lieben musst - alles im Namen Christi - dann wirst du Interesse wecken.
So merkwürdig es klingen mag: Wenn du wirklich ein missionales und vom Heiligen Geist durchdrungenes Leben führst, dann kann es sein, dass die jungen Menschen dir nachfolgen. Und dann irgendwann später auch glauben, was du glaubst.

Um diese Generation zu erreichen, musst du sie wertschätzen und in sie investieren. Viele von uns älteren Christen glauben nicht an das Potenzial in denen, die nach uns kommen (wie unsere Väter und Mütter auch nichts von unsere wilden Ideen hielten). Einige Gedanken dazu:
  • In den meisten Fällen haben beide Elternteile dieser Menschen gearbeitet. Den Kindern und Heranwachsenden wurden viele Freiheiten gegeben, aber wenig Zeit. Die meisten sehnen sich tief innen nach Zuwendung.
  • In ihrer überwiegend aus Grautönen bestehenden Welt hungern sie nach jemandem, der Schwarz und Weiß definieren kann.
  • Viele wurden mit materiellem Segen überhäuft, sie mussten sich nicht sonderlich anstrengen, um etwas zu bekommen. Man erwartete das auch nicht von ihnen. Sie wollen gefordert werden.
Unsere Herausforderung lautet, in diese Generation zu investieren. Sie wollen von uns lernen. Und sie können übrigens uns eine ganze Menge beibringen. Bertrachte dich als Paulus, der nach einem Timotheus sucht. Selbst wenn du erst 23 bist, dann halte eben Ausschau nach jemandem, der 18 ist und sprich Leben in ihn hinein.
(Hier Quelle 1 / Quelle 2 - Übersetzung von mir.)
Ich meine, dass Craig Groeschel in vielen Punkten recht hat. In meiner Generation war es üblich, dass sich jemand aufgrund der frontal-einseitigen Verkündigung des Evangeliums - sei es nun privat oder in einer öffentlichen Veranstaltung - bekehrte (um mal dieses etwas angestaubte Wort zu benutzen). Daher lud man Freunde und Bekannte zu Evangelisationen und besonderen Gottesdiensten ein, wo es dann einen Aufruf gab, dem die Ungläubigen Folge leisten sollten (was auch recht häufig der Fall war).
Man kannte in der Regel den Redner gar nicht, wusste also nicht, ob das, was er da über seinen Glauben erzählte, irgend etwas mit seinem täglichen Leben zu tun hatte oder nicht.

Heute glauben die Menschen nicht einfach, was ihnen erzählt wird. »Wer die nächste Generation für Christus gewinnen will, darf sie nicht auffordern, das zu glauben, was er glaubt. Er muss sie vielmehr einladen, das zu tun, was er vorlebt«, schreibt Groeschel. Ein Ansatz, der vielen von uns auch deshalb fremd ist, weil es (in meiner Generation) häufig hieß: »Glaube ist Privatsache«. Anders formuliert: »Christ ist man am Sonntag beim Kirchgang und während der Woche im Kreis von Gleichgesinnten (Bibelstunde, Hauskreis, Jugendmeeting), ansonsten lebt man ein ganz normales Leben in Beruf und Freizeit, das sich (äußerlich) kaum vom Leben derer unterscheidet, die Christus nicht kennen.« Womöglich hat man noch einen Fisch auf das Auto geklebt.
Folgerichtig aus dieser Einstellung haben wir uns fromme Parallelwelten geschaffen: Christliche Bücher, christliche Musik, christliche Freizeiten, christliche Zeitschriften, christliche Blogs neuerdings, sogar bibeltreue Parteien soll es geben... - alles Dinge, von denen unsere Mitmenschen so gut wie keine Kenntnis nehmen. Da können die Texte auf der frommen CD noch so geistlich sein, unser Nachbar wird sich die Scheibe nicht in den CD-Spieler schieben, da sie im »weltlichen« Musikgeschäft nicht angeboten wird. Da kann der fromme Roman noch so gut geschrieben sein, unsere Nachbarin wird ihn nicht zur Hand nehmen, da sie nichts davon erfährt.

Ich gebe es zu: Es fällt mir persönlich sehr schwer, missional zu leben. Ich erkenne, dass Groeschels Ansatz richtig und sehr sinnvoll ist. Ich bejahe seine Schlussfolgerungen, über die junge Generation hinaus: Ich meine, dass auch Menschen meines Alters kaum noch durch klassische evangelistische Aktivitäten in Berührung mit Jesus kommen können. Ich sehe jedoch Defizite in meinem Alltag, in meinem Leben, bis hinein in die Familie.

»Walk the walk before you talk the talk« - das müsste mich eigentlich zum Schweigen bringen. Zu wenig von dem, was ich glaube und vertrete, setze ich um. Das beschämt. Das schmerzt, das ist unangenehm, da möchte ich gar nicht hinschauen. Jeder Blick auf das eigene »geistliche Leben« gleicht einem Finger, der in offener Wunde bohrt.

Also lieber abwarten und schweigen, bis die Früchte im persönlichen Leben erkennbar sind? Oder besteht dann die Gefahr, dass man sich bis zum Sankt Nimmerleinstag verkriecht und auf andere - bessere - Zeiten wartet? Was meinen denn meine geschätzten Blogbesucher?

Mittwoch, 6. Mai 2009

Isis? Nö. Houston! (Nur für Dylan-Fans)

Abweichend von der Programmvorschau gibt es heute aus gegebenem Anlass noch eine Sondermeldung.

Hardcore-Bob-Dylan-Fans haben vor dem gestrigen Abend viel spekuliert und diskutiert: Spielt er Isis oder nicht? Das Lied beginnt mit I married Isis on the fifth day of May. Jahr für Jahr wird von Fans, falls am 5. Mai ein Konzert stattfindet, gemutmaßt: Heute spielt er es! Heute spielt er es nicht!
Gestern hatte Bob Dylan in Dublin eine ganz andere Idee. Vermutlich fiel ihm in der kleinen Pause vor den Zugaben ein, dass er ja eine neue Platte auf den Markt gebracht hat, aus der man auch mal was vortragen könnte. Die Setlist:

  • Leopard-Skin Pill-Box Hat
  • Don't Think Twice, It's All Right
  • Lonesome Day Blues
  • Just Like A Woman
  • Rollin' And Tumblin'
  • John Brown
  • Stuck Inside Of Mobile With The Memphis Blues Again
  • Under The Red Sky
  • Honest With Me
  • Masters Of War
  • Highway 61 Revisited
  • Ain't Talkin'
  • Thunder On The Mountain
  • Like A Rolling Stone
  • All Along The Watchtower
  • If You Ever Go To Houston
  • Blowin' In The Wind

  • Wer was auf die Ohren will, klickt auf den entsprechenden Eintrag. Viel Spaß!

    P.S.: Dem Lied gebricht es ganz deutlich an einem Akkordeon. Bobs Zirkusorgel ist ein ziemlich unbefriedigender Ersatz. Aber na ja. Es ist und bleibt dies die historische Erstaufführung eines Songs aus dem neuen Album.
    P.P.S.: Poster von BobDylan.com
    P.P.S.: Aufnahme von Romeo. Danke!

    Google-Schlagzeilen

    Erst tot, dann auch noch ins Gefängnis? Da hört sich doch aber alles auf, finde ich.
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    Koma-Patienten sollte man in Krankenhäusern behandeln, in deren Gegend häufig Gewitter auftauchen. Bei Blitzeinschlag: Ende des Komas.
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    Eigentlich bringen Frauen Kinder auf die Welt. In Dänemark scheint das anders zu sein. Da gebiert das Paar den Sohn.
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    Dienstag, 5. Mai 2009

    Emergenter Glühbirnenwechsel

    Frage:

    Wie viele Blogger aus dem Bereich der emergenten Konversation braucht man, um eine Glühbirne zu wechseln?

    Antwort:
    • Einen, um die Glühbirne zu wechseln und darüber zu bloggen.
    • 315, die das lesen, aber keinen Kommentar abgeben.
    • Zwei, die ihre Meinung äußern, dass eine blinkende und farbige Glühbirne eher der heutigen Kultur angemessen wäre.
    • 34, die in scharfem Ton diskutieren, dass all dieses Gerede über »hell« und »dunkel« relativ sei, völlig vom kulturellen, gesellschaftlichen und persönlichen Hintergrund und Erfahrungsschatz abhängig.
    • 18, die dazu Zitate von Derrida, Baumann und McLuhan beisteuern und die grundlegende Dualität von Licht ins Gespräch bringen.
    Übersetzt aus diesem Artikel: The Circle of Inclusion

    Montag, 4. Mai 2009

    Vorschau

    Nach der Sendepause folgt oft die Vorschau auf das kommende Programm. So auch hier. Heute nacht um 1:11 Uhr geht es weiter. Also Wecker stellen! Bittesehr:

    Am 8. Mai klafft noch eine Lücke. Auch am 10. Mai ist noch alles offen. Wir werden sehen, ob dem Blogger was einfällt...

    Alle Angaben wie immer ohne Gewehr Gewähr.

    Sendepause