Sonntag, 14. Februar 2010

Der Farbwandler

Unlängst führten mir meine beiden Enkel, Niclas und Vico, ihre Farbwandler-Modellautos vor. Wenn man sie erwärmt, beispielsweise in den Handflächen oder gar unter dem Wasserhahn, wechseln sie die Farbe. Sobald sie wieder abkühlen, gewinnen sie ihr vorheriges Aussehen zurück.
Inzwischen habe ich festgestellt, dass mein fahrbarer Untersatz, obwohl dieses Extra gar nicht in der Gebrauchsanweisung erwähnt oder erklärt ist, das gleiche kann. Wenn ich morgens aus dem Fenster schaue, nach kühler Nacht, begrüßt er mich in schwarz-weißem Gewandt.
farbwandler
Auch der Vorbesitzer hatte mir nichts von dieser erstaunlichen Fähigkeit berichtet. Wenn das wie bei den Farbwandler-Autos meiner Enkel funktioniert, dann ist diese putzige Variante seine normale – nämlich kühle – Lackierung. Nach einigen Kilometern Fahrt, wenn ich an meiner Arbeitsstelle ankomme, ist er jedenfalls immer ganz schwarz, ohne weiße Flächen und Ornamente. Das müsste dann die Erwärmung-Variante seines Aussehens sein.
Mir scheint das ein ganz famoses heimliches Extra des Herstellers zu sein, dem ich unumwunden meinen Beifall für solch possierliche Farbspiele der Lackierung zolle.

Samstag, 13. Februar 2010

Bob Dylan: Come senators, congressmen...

Normalerweise sieht man ihn auf der Bühne nur behütet. Im Weißen Haus dagegen zeigte er ausnahmsweise mal  seine Lockenpracht.

Auf Youtube wurde das Lied wieder entfernt, das Video ist exklusiv bei PBS zu sehen. Einfach auf das Foto klicken:






Älter werden wir alle. Bob Dylan altert in Würde und bleibt dabei forever young. Mir gefällt die frische Interpretation dieses alten Liedes.

Freitag, 12. Februar 2010

Doch niemand geht irgendwo hin.

Hier geht es zu den E-Books Ganz und gar ohne Werbung, noch nicht einmal einen Hinweis auf diesem Blog gab es, steigt die Leserzahl bei meinem E-Buch »Die Entblößung« von Tag zu Tag. Gestern kam ein weiteres kurzes Büchlein mit drei Kurzgeschichten zum Feedbooks-Katalog hinzu, die alle von Bob Dylans Musik inspiriert wurden: »Doch niemand geht irgendwo hin.«
Downloadkönig ist »Zurück nach Korinth?«, übrigens jetzt um ein paar Tippfehler ärmer und ein paar Formatierungen reicher dank der detaillierten Hinweise eines Lesers.
Das ist auch ein Vorteil gegenüber gedruckten Büchern. Tippfehler, Textänderungen… – ganz schnell möglich, ohne eine Restauflage in den Müll werfen zu müssen.
Voraussichtlich Anfang der nächsten Woche erscheint bei Amazon.com exklusiv für den Kindle ein neuer Roman aus meiner Feder, »Wenn die Nacht vom Himmel fällt«. Mehr dazu, wenn es so weit ist.
expectingrainP.S. am 13. Februar:
Gestern hat Expecting Rain über diese kleine Veröffentlichung berichtet – da ist der Autor, in diesem Falle meine Wenigkeit,  erfreut und gerührt und dankbar.
Das ist nämlich so mit den Autoren: Die freuen sich, wenn ihre Werke gelesen werden. So wie Musiker sich freuen, wenn ihre Werke Zuhörer finden und Maler, wenn die Gemälde betrachtet werden.

Donnerstag, 11. Februar 2010

Buzz




Probieren geht bekanntlich über studieren.
Ich probiere Buzz.
Und finde Interessantes:
Warum auch nicht...

ONE sagt Danke.

Dank der mehr als 400.000 Menschen aus der ganzen Welt, die unsere Petition unterzeichnet haben, ist der Erlass von Haitis Schulden vielleicht nur noch eine Formalität.

4337213373_f18e74c3e7_o[1] Am Samstagnachmittag Ortszeit übergaben vier ONE-Unterstützer in der kleinen arktischen Stadt Iqaluit im Norden Kanadas eine lange Liste mit Unterschriften.

Mehr als 200.000 Unterstützerinnen und Unterstützer von ONE hatten sich für den vollständigen Schuldenerlass für Haiti eingesetzt. Dazu kamen noch einmal so viele Unterschriften von Partnerorganisationen, darunter auch Avaaz.

Die Petition wurde von Michèle Bertol, einer haitianischen Kanadierin, übergeben. Michèle ist – wie es der Zufall will – nicht nur Unterstützerin von ONE, sondern lebt auch schon seit 20 Jahren in der Stadt und ist Stadtplanerin für Iqaluit.

Nur wenige Minuten vor der Übergabe sagte der kanadische Finanzminister James Flaherty im Namen der G7:

Das Erdbeben hat unvorstellbare Schäden verursacht, die außergewöhnliche Maßnahmen erfordern. Wir sind uns einig, dass die Schulden keine Last sein sollten, die auf dem Wiederaufbau des Landes liegt. Die G7 hat sich dem Schuldenerlass verpflichtet. Tatsächlich wurden sämtliche bilaterale Schulden, die Haiti gegenüber den G7-Staaten hatte, bereits erlassen.
Die Schulden bei multilateralen Institutionen sollten ebenfalls erlassen werden. Wir werden mit diesen Institutionen und anderen Partnern zusammenarbeiten, damit dies so schnell wiemöglich geschieht. Wir haben über die langfristige Hilfe gesprochen, die Haiti benötigen wird, um sich von seiner derzeitigen Situation nach dem Erdbeben zu erholen.

Auch wenn der Schuldenerlass für die verbleibende $1 Mrd. genau genommen noch nicht umgesetzt ist, haben die G7-Staaten – Deutschland, die USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Japan und Italien – großen Einfluss auf die internationalen Geber, die schlussendlich und offiziell den Schuldenerlass beschließen müssen. Wir bei ONE sind uns sicher, dass der Erlass sämtlicher Schulden Haitis nun näher als je zuvor ist – und hoffen, dass auch die Details bald beschlossen werden.

Das alles war auch möglich durch hunderttausende Menschen aus aller Welt, die sich für die Menschen Haitis eingesetzt haben. Vielen Dank!

Einige meiner Blogbesucher sind an diesem Ergebnis durch ihre Stimme mit beteiligt – das macht mir Freude. Dieser Erfolg zeigt, dass die Stimmen vieler Menschen, wenn sie sich zusammenschließen, durchaus Veränderungen zum Guten bewirken können.

Foto und Fakten: Via ONE-Blog

Mittwoch, 10. Februar 2010

Neu gegen alt? Oder alt gegen neu?

Ich bin ratlos. Mit der Post kam eine Ergänzungslieferung für die »Tarifmappe«. Die muss immer aktualisiert werden, wenn sich Tarifverträge der Metallindustrie ändern.
So weit, so gut. Es war auch eine Anleitung dabei:


Nach der Lektüre der Anleitung beschlichen mich Zweifel. Das vergessene Komma nach dem Wort Sie mag ja noch durchgehen, aber: Ich kann den gelieferten neuen Text hinter dem weißen Registerblatt gegen den alten Text gar nicht austauschen. In der Tarifmappe befindet sich nämlich zur Zeit der alte Text. Und überhaupt, warum sollte ich einen neuen Text entfernen und den alten behalten? Beraubt das die ganze Lieferung nicht ihres Sinnes?
Ich würde ja auch nicht mein neues Auto gegen das alte austauschen, abgesehen davon, dass es auf dem Schrottplatz gelandet sein dürfte.

Vielleicht sollte ich es wagen, einfach der Gebrauchsanweisung ungehorsam zu sein und den alten Text gegen den neuen austauschen?

Dienstag, 9. Februar 2010

Literatur oder Literatortur

six booksDas eine oder andere Buch fange ich an und lege es dann - größtenteils ungelesen - beiseite. Entweder, weil der Inhalt mich nicht anspricht, oder weil der Stil, soweit einer erkennbar ist, mir nicht zusagt. Manches Buch nehme ich auch gar nicht erst in die Hand, weil die Leseprobe mich bereits überzeugt.
Beiseite gelegte oder nicht aufgenommene Bücher solcher Art sind nicht unbedingt schlechte Bücher. Es kann ja sein - nein, es muss ja sein, dass unterschiedliche Menschen unterschiedlich empfinden. Was mir nicht gefällt, mag anderen Lesern viel Freude bereiten – ein Blick auf die Bestsellerlisten beweist dies immer wieder.

In diesen Tagen hat sich herausgestellt, dass das neue Wunderkind der Berliner Literaturszene Helene Hegemann sich zumindest teilweise eher im copy&paste geübt hat, als ihr Buch selbst zu schreiben. Der Spiegel fragt gar: Droht ein Literaturskandal?
Neugierig geworden habe ich mir ein paar Textausschnitte des Buches von Airen und des Buches von Hegemann angeschaut und festgestellt: Für mich sind beide Werke eher Literatortur als Literatur.
Hegemann:
Ja, das tut mir jetzt natürlich auch total leid dass wir euch stören hier, aber das ist echt scheiße ohne Playstation an so einem Scheißtag. … Als Lars, unser Nachbar, Graphikdesign in London studiert hat, fotographierte er im Rahmen des Projekts Intimacy Muscheln von innen und begründete diese zugegebenermaßen beschissene Idee damit, dass der Innenraum einer Muschel viel mit der Anatomie und dem Muskelaufbau des Menschen zu tun habe und so. … Ich weiß auch nicht so genau, die Struktur vom Inneren einer Muschel hat was total Intimes. … Das ist wirklich ziemlich große Scheiße! … Der Typ hat auch gedacht, ich hätte ihn verarscht, krass oder?
Quelle: http://www.berlinerliteraturkritik.de/detailseite/artikel/knallhartes-debuet.html
Airen:
... Wir danceten dann wieder etwas abseits und dann und wann nahm sie mich und schrie mir Sachen ins Ohr. ... Zu Hause will ich mir dann wirklich einen wichsen. ... Natuerlich kommt dann der Stromausfall genau in dem Moment, in dem Dillan Lauren ihre Muschi von innen gegen den Flatscreen drueckt. Drei Minuten spaeter betrachte ich teilnahmslos die Samenstrahlen, die sich auf meinen Bauch ergiessen. ...
Schnauze, Maul und Klappe zu. Alle koennen aufstehen, sich auf drei nen Fressenschalg abholen und in Reih und Glied wieder hinsetzen. ...
Quelle: http://airen.wordpress.com
Nun ja. Man mag argumentieren, dass dies die authentische Sprache der jungen Generation abbildet, was wohl zumindest auf einen Teil der Jugendlichen zutrifft. Man kann auch sagen, dass es nicht verkehrt sein kann, wenn die Literatur »dem Volk aufs Maul« schaut. Und es ist zweifellos richtig, dass Kunst oft provoziert, provozieren muss. Ich habe selbst so manche Texte verfasst, bei denen der eine oder die andere unter den Lesern deutlich die Auswirkungen geglückter Provokation erkennen ließen. Ich würde auch keineswegs die unsinnige Forderung aufstellen, dass einem Schriftsteller das Wort Scheiße ein Tabu sein muss. Nein, bestimmt nicht.

Jedoch: Muss es wirklich sein, dass die Sprache dermaßen jegliches Niveau verliert? Wenn der Autor »einen wichsen« will, dann habe ich daran nichts auszusetzen, und dass er »teilnahmslos die Samenstrahlen auf dem Bauch betrachtet«, ist sogar ein ganz hervorragender literarischer Kunstgriff. Die empfundene Ernüchterung und Langeweile nach der Ejakulation hat er so mit knappen Worten treffend ausgedrückt.
Allerdings meine ich, dass ich weder lesen will, dass jemand »dancete«, noch muss ich erfahren, dass ein »Fressenschlag« abzuholen ist oder miterleben, dass spätestens in jedem zweiten Satz »Scheiße«, »verarscht«, oder »ficken« vorkommt.
Den Leseproben nach zeichnet sich das vielgepriesene Buch von Helene Hegemann durch eine ähnliche oder gleiche Wortwahl aus wie das Werk von Airen, aus dem sie (unter anderem) abgeschrieben hat. Gelesen habe ich beide Bücher nicht und werde es auch nicht tun. Ich habe auch »Feuchtgebiete« von Charlotte Roche nicht gelesen, die verfügbare Leseprobe des Buches war ebenfalls abschreckend genug. Da heißt es beispielsweise:
Außerdem habe ich schon viele Jahre, von fünfzehn bis heute, mit achtzehn, trotz eines wuchernden Blumenkohls sehr erfolgreich Analverkehr. Sehr erfolgreich heißt für mich: kommen, obwohl der Schwanz nur in meinem Arsch steckt und sonst nix berührt wird. Ja, da bin ich stolz drauf.
Quelle: http://www.brigitte.de/liebe-sex/sex-flirten/feuchtgebiete-leseprobe-566936/
Nun möge man das nicht falsch verstehen, als sei ich prüde. Erotische Szenen oder Geschichten schätze ich durchaus; kürzlich las ich Invisible von Paul Auster, das diesbezüglich reichhaltig ausgestattet ist, demnächst schreibe ich vielleicht noch eine Rezension dazu. Auch Siegfried Lenz gelingen Szenen, die Bewegung unter der Gürtellinie anregen, und vielen anderen Autorinnen und Autoren der Weltliteratur. Oder der sogenannten Populärliteratur, wie Brenda Jackson mit ihrem Bestseller Irresistible Force.

Auch Helene Hegemann hat einen Bestseller geschrieben, und die Aufregung um die kopierten Passagen mag sogar die nächste Auflage noch steigern helfen. Eine richtige Handlung scheint das Buch nicht zu haben, nicht zu brauchen, es reicht wohl, Sex und Drogenexzesse in allen Variationen mit ausgesucht vulgären Ausdrücken zu schildern, um die Bestsellerlisten zu stürmen. Charlotte Roche hat es vorgemacht, andere ziehen nach.

Nun gut. Auch die BILD findet ja Leser, massenhaft. Ich halte mich aber auch zukünftig lieber an Literatur, die mir in einer Sprache begegnet, bei der mir nicht ständig die Haare zu Berge stehen. Es gibt ja bereits genügend Käufer für Arsch-Scheiße-danceten-Kacke-Bücher.

Montag, 8. Februar 2010

Eine mustergültige Bewerbung...

...hat mir eine Sekretärin unseres Geschäftsführers zugemailt. Für alle arbeitsuchenden zur Nachahmung dringend empfohlen von mir, dem Personalreferenten eines namhaften Industrieunternehmens.
Guude,
isch hab Ihnne Ihr Adress vonerem Kumpel gekrischt un vielleischt habbe se ja ebbes für misch, z.B. als Hausmaista.
Isch heiß Karl-Heinz Gebbard, die Kumpels nenne mich allerdings "Schobbe".
Geborn bin isch am 25.10.51 in Hanau. Isch seh zwar älter aus, aber isch war auch lang krank. Mei Schulaubildung is 12 Jahr Grundschul Groß-Krotzebosch mit anschließender Lehre als Feinmeschaniker, Einzelhandelskaufmann un dann Gas-Wasser Installateur. 
Die erste zwei warn nix, die dritt hab isch dann 1989 abgeschlosse.
Dadenach war isch korz für 5 Jahr net verfügbar (isch will net drübber redde, dumm Sach - vergesse beim Aldi zu bezahle...).
Isch bin handwecklisch äußest geschickt un deschnisch wersiehrt und hätt auch grad Zeit, da mein letzter Chef net mit mir zurechtgekomme is. Dazu muß isch sagge, daß isch hin und widder gerne mal ein zwitscher, aber net uff de Abbeit, höschsten in de Frühstüchspaus und Mittagspaus, unn aach e klaa Kaffepaus werd ja wohl drin sein. Mer werd ja aach viel ruhischer ach so em klaane Hütsche, Sie wisse schon, gell.
Aber zurück zu dämm Grund vo meim Schreibe. Isch such Abbeit. Jetzt aach net grad so rischtich was Schweres (mer werd ja net jinger, gell), eher sowas mit beuffsischtische von Wohnunge unn Schigganiern von Leut, die wo da drin wohne - des kann isch.
Des letzte mal war isch aach Hausmeister innerem Hochhaus, unn glaab isch hab mer da so e paar Fertischkeide angeeischnet, die wo mir bei Ihne helfe könnt.
Isch kann sehr gut:
- Über de Hof brülle
- Kinner vom Rase verscheusche
- Autos uffschreibe die am falsche Packplatz stehe
- Fußbäll platt schtesche
- Türn uffschtemme odda eitrede
- Im Keller rummgeistern
- Putzplän kontrolliern
- Schmierfinke bei de Polizei abliffern
- Auslänner trietze
- un sowas alls
Außeren hab isch aach wie gesacht Heizungbauer gelernt. Bei de GWS Koth in Heddernheim. Leider sinn die Zeuschnisse irschendwie verschlampt worn, net von mir, da bin isch sehr gewissenhaft, des muß en annern gewese sein. Aber Hand uffs Herz - nur Aanser.
Isch dät misch freue, wenn Sie mir Geleschenheid gäbe däte misch emal persehnlisch vorzustelle. (Isch dät auch e klaa Likörsche mitbringe - da babbelt sisch leichter, gell).
Ansonsten verbleib isch
Ihnne Ihrn Karl-Heinz Gebbard
PS. Vor 11:00 gehts net, da hab isch Frühschobbe!
Damit sollte es dann wirklich endlich klappen mit dem neuen Job und der Weg zum eigenen Konto in der Schweiz ist geebnet.

Samstag, 6. Februar 2010

Die Schweinegrippepleite

Die verantwortliche (?) GesundheitssenatorinDie Presse berichtet wieder einmal, wie weltfremd unsere regierenden Politiker in Berlin (sicher auch andernorts) sind. Oder war das nicht weltfremd, sondern einfach nur doof? Oder kann jemand, der zur SED – pardon zur PDS – ach nee, die haben ja mehrfach umtapeziert und heißen jetzt Die Linke – jedenfalls kann jemand aus dieser Partei womöglich gar nicht verantwortlich regieren? Egal. Zurück zur Pleite:
In Berlin sind Impfdosen des Schweinegrippe-Mittels Pandemrix im Wert von 90.000 Euro abgelaufen. ... Ursprünglich sollte Berlin zwei Millionen Impfdosen bekommen. Das Land verhandelte erneut mit dem Hersteller und soll nun nur die Hälfte der gelieferten Dosen abnehmen. Dennoch bleibt Berlin auf einem Großteil des bestellten Vorrats sitzen. Wird das Serum nicht gespritzt, entstehen dem Land Kosten in Höhe von etwa 13 Millionen Euro. Quelle: Berliner Morgenpost
13 Millionen Euro mal eben so zum Fenster hinaus geworfen - weil die ganze Panik-Kampagne mit der sogenannten Schweinegrippe an der Zielgruppe (die dämlichen Bürger wollen sich einfach nicht impfen lassen) vorbei in die Hose gegangen ist. Vielleicht sollten die Verantwortlichen mal verantwortlich gemacht werden und zumindest einen Teil der Kosten aus eigenen Taschen bezahlen? Dann heuern sie vielleicht bei der nächsten Gelegenheit eine professionelle Werbeagentur an, wenn wieder mal die Pharmaindustrie ein schnelles Milliardengeschäft braucht.

Ein paar Ideen:

  • be stupid - be geimpft - be Berlin!
  • Kuno sprach zu Kunigunde: Impfen ist in aller Munde!
  • Willkommen in der neuen Impfwelt! Impfen im neuen Look - jetzt bist Du dran!
  • Komm in die Impfcommunity! Jetzt kostenlos registrieren!
  • Pandemrix - ich bin doch nicht blöd!
  • Der heißeste Impfkracher des Jahres!
  • 2 x impfen - 1 x zahlen! Nur bei Ihrem Hausarzt!
  • Jetzt für begrenzte Zeit 20% mehr in der Spritze! Schnell zum Hausarzt, nur solange Vorrat reicht!
  • Jetzt gratis Heftpflaster sichern - bei jeder Impfung ein Pflaster auf den Einstich - ohne Aufschlag!
  • Deutschland sucht den Superimpfling
  • Do it yourself - 10er-Pack Pandemrix für die ganze Familie jetzt 30 Prozent billiger. Selbst spritzen - Geld sparen!
Oder so ähnlich.

Freitag, 5. Februar 2010

Von den Gefahren des Lesens

image Zur Zeit bin ich damit beschäftigt, ein Buch exklusiv für den Amazon Kindle vorzubereiten. Behuflich dieses Vorhabens stöbere ich auch durch die Texte und Fragmente und Entwürfe, die sich im Lauf der Jahre auf den Festplatten angesammelt haben.

Dabei fand ich unter anderem diesen »Waschzettel«, den ich im Juli 1995 (dem Dateidatum nach) für einen Roman entworfen habe.

Produktinformation

Vor Gebrauch des Buches aufmerksam lesen.

Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Bibliothekar oder Seelsorger

„Daß übrigens die Romane trotz aller Vorzüge auch ihre Mängel haben, hätte Roberto wissen müssen. Wie die Medizin auch die Lehre der Gifte umfaßt, wie die Metaphysik mit unangebrachten Subtilitäten die Dogmen der Religion verwirrt, wie die Ethik die Großartigkeit befördert (die nicht jedem guttut), die Astrologie den Aberglauben begünstigt, die Optik täuscht, die Musik das Liebesbegehren anstachelt, die Geometrie das ungerechte Herrschen ermuntert und die Mathematik den Geiz - so öffnet die Kunst des Romans, obwohl sie uns warnt, daß sie uns Fiktion vorsetzt, eine Tür im Palast der Absurdität, die sich, hat man sie einmal leichtsinnigerweise durchschritten, hinter uns schließt.

Umberto Eco in „Die Insel des vorigen Tages“, Fettdruck und Unterstreichung von mir.

Umberto hat recht!

Don’t say, I didn’t warn you!

G. Matthia

Ich fand aber auch einiges, was für das Projekt verwendbar ist. Unter anderem eine Erzählung über die berüchtigte Jessika (aus meinem Buch Gänsehaut und Übelkeit) – einige Jahre später in ihrem Leben. Sie ist keineswegs weniger gefährlich, die Jessika. Böse, böse Jessika!

Mich deucht im Übrigen, dass Umberto Eco wirklich mit dem obigen Zitat den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Oder etwa nicht?