Dienstag, 10. August 2010

Prost.

Unsere gestrige Mittagsmahlzeit - ein Getränk für die Dame, eins für den Herrn.

Montag, 9. August 2010

Denker

Der sitzt in Budweis auf dem großen Stadtplatz und denkt nach. Der auch:


Worüber, weiß man nicht.

Freitag, 6. August 2010

Der Unfall

In zahlreichen Kurzgeschichten und Erzählungen habe ich, das liegt in der Natur eines Autoren, auch Unfälle geschildert. Doch wenn es wirklich passiert, das Undenkbare, der Unfall mit Personenschaden, dann ist auf einmal alles anders als in einer Erzählung. Und vor allem wird es wohl ziemlich lange dauern, bis das Erlebte soweit verarbeitet ist, dass nicht diese Bilder auftauchen, wenn ich die Augen schließe…

Wir fuhren auf dem Waidmannsluster Damm in relativ dichtem Verkehr, gegen 16:30 Uhr näherten wir uns unserem Ziel, der Wohnung meines Sohnes. Dorthin waren wir eingeladen, meinen Enkel Nummer 3 erstmals zu sehen. Ich war weder abgelenkt vom Verkehrsgeschehen, noch müde, hatte keinen Alkohol genossen, fuhr mit Tempo 45 bis 48, auf jeden Fall unter der (erlaubten) 50.

In einer Erzählung liest man gelegentlich »aus heiterem Himmel«, »plötzlich« oder »unverhofft«. Einen besseren Ausdruck finde ich auch für das tatsächliche Geschehen nicht. Die Ampelanlage zeigt Grün. Plötzlich rennt ein junger Mann auf die Fahrbahn, ohne auch nur einen Blick in meine Richtung zu werfen, drei oder vier Meter vor meinem Auto. Die Vollbremsung ist ein reiner Reflex, keine Überlegung. In solchen Momenten werden Sekundenbruchteile tatsächlich zu Ewigkeiten: Ich sehe ihn auf die Fahrbahn rennen, der Fuß tritt das Bremspedal durch, das Auto wird langsamer, aber es ist schon klar, dass es nicht reichen wird. Dann der Aufprall des Körpers, das Wegschleudern, der junge Mann fliegt mehrere Meter durch die Luft vor einen entgegenkommenden BMW. Der Fahrer des BMW versucht nach rechts auszuweichen mit Vollbremsung. Der junge Mann liegt neben dem BMW. Mein Auto steht. Handbremse, Motor aus, Warnblinker – ohne Überlegung, auch Reflex.

Aussteigen. Zum Verletzten gehen. Andere Menschen sind schon bei ihm. Blut auf dem Asphalt. Der junge Mann ansprechbar, aber offensichtlich nicht ganz bei sich. Eine Dame gibt sich als Notfallmedizinerin zu erkennen und kümmert sich um den Mann. Ich weiß, dass ich mein Telefon mitgenommen habe, greife vergeblich in sämtliche Hosentaschen. Erst eine halbe Stunde später werde ich das Telefon in der Hemdtasche bemerken. Andere Menschen telefonieren bereits mit Feuerwehr und Polizei. Ich hocke neben dem Verletzten, sage »Der Notarzt ist unterwegs, bleiben Sie möglichst ruhig liegen.« Die Notfallmedizinerin bringt irgendwoher ein Handtuch, das sie unter seinen Kopf legt. Sirenen. Der Notarztwagen ist da. Platz machen für Sanitäter und Arzt…

Wie viel Zeit ist vergangen? Es scheint eine Ewigkeit zu sein, obwohl es nur etwa sieben oder acht Minuten waren. Ein zweiter Notarztwagen kommt an. Ein Sanitäter fragt mich, ob ich Hilfe brauche. Nein, ich glaube, nicht. Das erste Polizeifahrzeug ist in Sicht. Dann sind es vier, dann acht Polizeifahrzeuge. Eine Polizistin fragt mich, wie es mir geht. Ich weiß es nicht. Aber ich bin nicht verletzt. Alles wird weiträumig abgesperrt, der Verkehr umgeleitet. Dreißig Minuten nach dem Unfall ist es ruhig an der Kreuzung. Ringsherum soll, entnehme ich dem Funkverkehr der Polizei, ein Verkehrschaos herrschen, da die engen Seitenstraßen nicht für den Feierabend-Durchfahrtsverkehr geeignet sind. Aber nichts wird mehr durchgelassen, außer die Busse der BVG.

Zwei Stunden später ist dann alles aufgezeichnet, fotografiert, protokolliert. Vom Zustand des jungen Mannes ist nichts bekannt. Den Schaden an unserem Fahrzeug schätzt ein Polizist vom Verkehrsunfallkommando auf 3000 Euro. Ich betrachte die eingedrückte und verschobene Motorhaube, den eingedrückten Kühlergrill, frage mich, was wohl mit einem menschlichen Körper geschieht, wenn der Aufprall solche Schäden im Blech und Chrom hinterlässt.

Ich setzte schließlich die Fahrt fort. Ob ich fahren könne, fragen mehrere Polizisten und meine Frau. Ich weiß es nicht, aber ich will es probieren. Wenn man vom Pferd fällt, soll man wieder aufsteigen und weiter reiten…

Später zu Hause sind die Bilder immer noch da. Plötzlich ein rennender Mensch auf der Fahrbahn. Der Bremsweg wird nicht reichen. Es wird zum Aufprall kommen. Wie in Zeitlupe kommt das Unausweichliche näher.

Und die sinnlosen Gedanken: Wenn wir eine Minute früher oder eine Minute später losgefahren wären… Wenn wir am Freitag statt am Donnerstag den Besuch geplant hätten… Wenn… Wenn…

Um 21:30 Uhr ruft der Polizeioberkommissar an, der mich am Unfallort vernommen hat. Der Patient würde zur Beobachtung über Nacht im Krankenhaus bleiben, habe aber keine schweren Verletzungen, keine Brüche, keine inneren Organe beschädigt. »Der muss wohl einen Schutzengel gehabt haben«, meint der Polizist am Telefon. »Ich wollte Ihnen das nur mitteilen, damit Sie am Samstag etwas unbeschwerter in den Urlaub fahren können.«

Aufatmen. Gott sei Dank. Warum angesichts der Schäden am Fahrzeug ein menschlicher Körper ohne wirkliche Schäden aus dem Zusammenprall herausgekommen ist, bleibt mir ein Rätsel. Der Polizist hatte wohl recht mit dem Schutzengel.

Nachts wachte ich mehrmals auf, weil ich einen jungen Mann auf die Fahrbahn rennen sah. Nein – jetzt ist es nur ein Traum. Und er ist nicht schwer verletzt. Ich kann wieder einschlafen. Für eine Weile.

Es ist alles ganz anders als in einer Erzählung. Völlig anders.

Spiegel, Ei und Pommes

Spiegel Ei und Pommes

Der Preis war zwar günstig auf der Tageskarte unseres italienischen Lieblingsrestaurants, aber ich hatte dann doch Bedenken: Wie isst man einen Spiegel? Ist er klein genug, um ihn unzerteilt zu schlucken? Oder muss man ihn in mundgerechte Stücke zerlegen? Und sind die Scherben dann womöglich schädlich für den Verdauungstrakt?

Donnerstag, 5. August 2010

Gastbeitrag Bob Dylan: The fifth daughter

am I the seventh son or the first father? Now the fifth daughter on the twelfth night
Told the first father that things weren’t right
My complexion she said is much too white
He said come here and step into the light
He says hmm you’re right
Let me tell the second mother this has been done
But the second mother was with the seventh son
And they were both out on Highway 61

 

P.S.: [Quelle]

P.P.S.: [Video]

Mittwoch, 4. August 2010

Regentag sorgt für aufgeräumte Regale

Wenn es im Urlaub so richtig regnet, kann man ja mal eine lange aufgeschobene häusliche Unternehmung in Angriff nehmen, dachte ich gestern. Mehr als zwei Stunden wird so was ja kaum dauern.
Die Ausgangslage waren recht schief stehende CD-Regale. In selbigen herrschte ein manchmal etwas eigenwilliges Alphabet.
Also holte ich die erste Hälfte CDs auf den Tisch:
Dann wurden die beiden Regale links miteinander verschraubt, ausgerichtet, unterfüttert und das alphabetische Einsortieren nahm seinen Lauf.
Nach mehr als zweieinhalb Stunden war dann die linke Hälfte geschafft. Mein ursprünglicher Zeitplan hatte sich als Illusion entpuppt.
Doch da das Wetter nach wie vor hundsmiserabel war, packte ich nun die zweite Hälfte aus den rechten Regalen auf den Tisch:
Wieder Regale verschrauben, ausrichten, unterfüttern… und wieder sortieren, einordnen.
Und nach fünfeinhalb Stunden war es dann tatsächlich geschafft. Alles wieder am Platz, und zwar in ordentlich geraden Regalen.
So. Nun kann der Regen verschwinden und die Sonne wieder scheinen.

Dienstag, 3. August 2010

Elfriede Jelinek: Lust

Diese Landschaft ist recht groß, das muß gesagt werden, eine lockere Fessel um unser Schicksal, das im Nebel liegt.

Mit solchen Sätzen könnte man sich ja noch anfreunden. Doch wenn es dann über zwei Burschen auf Mopeds heißt…

Es stürzen sie und fallen.

…dann runzelt man die Stirn. Mindestens.

Dieses Buch hat keine Handlung. Es hat keinen Stil und kein Niveau. Womöglich hat sich Frau Jelinek etwas dabei gedacht, mehr als 200 Seiten grauenhaft verschwurbelte Sätze und Satzbrocken zu Papier zu bringen, womöglich wollte sie provozieren. Womöglich wollte sie ein feministisches Denkmal setzen, womöglich gar in der Gesellschaft etwas in Bewegung bringen.

Foto: WikipediaDoch das ist dadurch, dass dieses Werk, das vermutlich bewusst nicht die Bezeichnung »Roman« auf dem Titel trägt, unlesbar ist, gründlich misslungen. Wer etwas bewirken und bewegen will, muss sich schon einer Sprache bedienen, die der Leser auch mehr als 50 Seiten lang erträgt.

Der Vater wirft sich auf die Sparbüchse der Mutter, wo ihre Heimlichkeiten sich aufhalten, um vor ihm verborgen gehalten zu werden. Von einer Stunde zur andren, ob gewichtige Nacht oder wichtiger Tag, er ist der einzige Einzahler, er gerät außer sich. Sein Geschlecht ist ihm schon fast zu schwer zum Heben.

Diese Sätze sollen den Geschlechtsverkehr illustrieren, oder auch solche:

Er stopft sein Geschlecht in die Frau. Die Musik schreit, die Körper schreiten voran. … Die Waffe trägt er unter dem Gürtel. Jetzt ist er wie ein Schuß herausgeknallt. … Der Mann hat sich heiter ergossen und geht, während Schlamm aus seinem Mund und seinem Genital austritt, sich vom Genuß seines Tagesgebäcks säubern.

»Lust«, 1989 erschienen, habe ich auf einem Flohmarkt für 50 Cent als Taschenbuch gekauft, da ich noch kein Werk von Jelinek gelesen hatte. Ich hätte die 50 Cent besser einem Obdachlosen gespendet oder in den Opferstock einer katholischen Kirche eingeworfen, um guten Gewissens eine Kerze entzünden zu können, obwohl ich nicht katholisch bin.

Keine Handlung. Keine Sprache. Nur eine wüste Abfolge von abstrusen Sätzen, verunglückten Metaphern und aufgebauschten Nichtigkeiten. Ich habe 50 Seiten durchgehalten, weiter werde ich nicht lesen. Es wird mir wohl nichts entgehen, wenn ich das Buch nun größtenteils ungelesen weglege. Und Lust auf andere Werke von Frau Jelinek kann nach diesen 50 Seiten nicht entstehen.

Mein Fazit: Selbst wenn es für 50 Cent auf dem Flohmarkt zu finden ist: Finger weg von diesem unlesbaren, überflüssigen und grauenhaften Buch.

Montag, 2. August 2010

Wird Berlin 2011 grün?

Wenn sie den Regierenden Bürgermeister direkt wählen könnten, würden sich 40 Prozent für Künast entscheiden, 37 Prozent für Klaus Wowereit. 18 Prozent sind unentschlossen. Für Künast weist die Umfrage hohe Zustimmung in anderen politischen Lagern aus. So sagten 62 Prozent der befragten SPD-Anhänger, es sei gut, wenn Künast Regierende Bürgermeisterin würde. (Berliner Morgenpost)

Die Bürger hätten ja kürzlich einen anderen Bundespräsidenten gewählt, durften aber nicht. Auch bei den Berliner Wahlen im Herbst 2011 wird nicht über einen Direktkandidaten abgestimmt, sondern über die Zusammensetzung des Abgeordnetenhauses. Die dorthin gewählten Damen und Herren werden dann eine Bürgermeisterin oder einen Bürgermeister wählen, eine/n Regierenden sogar. (Gibt es eigentlich in anderen Bundesländern und Städten Nichtregierende Bürgermeister?)

Foto: Bündnis 90 / Die GrünenIch gehöre nicht zum politischen Lager von Frau Künast, könnte mir zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch vorstellen, dass mein Kreuz auf dem Wahlschein zum Grün tendieren wird, falls die Wahl dann zwischen Wowereit und Künast entscheiden soll. Für die beiden kleinen demokratischen Parteien (CDU 17 Prozent, FDP 4 Prozent) zu stimmen, kommt ja schon fast der Abgabe einer Papierkorbstimme gleich.

Frau Künast haben wir mal vor einer Weile beim Einkaufen getroffen, mit zwei politisch korrekten Jutetaschen kam sie uns entgegen. Sie hat sogar gelächelt. Dem Vernehmen nach soll sie gar nicht so verbissen sein, wie sie im Fernsehen häufig wirkt, sondern Humor, Aufrichtigkeit und Offenheit besitzen.

Herrn Wowereit haben wir beim Einkaufen noch nicht getroffen, muss auch nicht sein.

Na ja. Es wird (voraussichtlich) noch ein Jahr dauern, bis der Wahltermin heranrückt. Aber man kann ja als Berliner schon mal überlegen…

Sonntag, 1. August 2010

Mir henn a neies Lamm

Mein Schulkamerad Robin wohnte auf einem Dorf vor den Toren der Stadt Memmingen. Wenige Wochen erst war ich, ein Berliner Junge, in der Kleinstadt im Allgäu zu Hause. Ich lernte die ungewohnte Sprache zu verstehen, in der sich Kinder und Erwachsene unterhielten.

»Mogst a Gschöpftes?«, hatte mich die Bäckerin gefragt, als ich ein Brot kaufen wollte. Ich nickte tapfer, ohne zu wissen, was sie mich gefragt hatte.

»So a Simple, so a damischer! Saubua!«, rief mir eine Dame hinterher, als ich wie aus Berlin gewohnt mit dem Fahrrad zügig auf dem Gehweg unterwegs war. Ich lächelte sie an – vom Ton etwas irritiert, aber sie mochte ja durchaus etwas Nettes gesagt haben.

dös is aa a neies Lamm»Mir henn a neies Lamm, mogst des ohschaun?«, hatte mich Robin nach der Schule eingeladen. Ich verstand wieder nur Bahnhof, aber ich schloss mich ihm an, denn er wurde gerade mein Freund. Als er fortfuhr, es gebe zum Mittagessen »Kässpatzen«, wurde mir mulmig. Ich stellte mir Sperlinge vor, irgendwie mit Käse zubereitet. Die Spatzen erwiesen sich zu meiner großen Erleichterung als Teigwaren, und das Lamm eroberte mein Herz in Sekunden.

Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein,

sagte Albert Einstein. Was aber braucht man, um ein tadelloser Hirte zu sein? Man könnte ja mal denjenigen betrachten, der von sich selbst sagte:

Ich bin der gute Hirte…

Und schon bei der Fortsetzung des Satzes wird manchem bewusst, dass der Anspruch an einen guten Hirten recht hoch ausfallen kann:

…der sein Leben lässt für die Schafe.

Was war diesem Satz (Johannes 10, 11) vorausgegangen? Jesus hatte einen Menschen geheilt, der von Geburt an blind gewesen war. Das erregte erhebliches Aufsehen in der Gegend. Die Berufshirten der örtlichen Gemeinde befragten den Geheilten und seine Eltern, wollten unbedingt einen Grund finden, diese Heilung, die nicht zu leugnen war, einem »Geist von unten« zuzuordnen. Sie erläuterten dem Geheilten, dass Jesus nachweislich ein Sünder sei. Der Mann antwortete:

Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht; eins weiß ich, dass ich blind war und jetzt sehe.

Schließlich warfen die Hirten den Mann aus der Herde – der einfachste Ausweg. Das Problem war nicht gelöst, aber aus dem Blickfeld. Nach diesen Ereignissen spricht Jesus mit seinen Zuhörern, unter denen auch einige der Berufshirten sind, darüber, was einen guten Hirten von jemandem unterscheidet, der lediglich einen Beruf ausübt, ein Amt, eine Funktion.

Wer Mietling (ein gegen Lohn angestellter Hirte) und nicht Hirte ist, wer die Schafe nicht zu eigen hat, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht – und der Wolf raubt und zerstreut sie – weil er ein Mietling ist und sich um die Schafe nicht kümmert. (Johannes 10, 12-13)

Pfarrer, Pastor, Priester – wie immer die Bezeichnung für dieses Amt auch in der jeweiligen Konfession lauten mag, die Aufgabe ist die gleiche: Der Hirte sorgt dafür, dass die Schafe Wasser und Nahrung haben, ist in der Lage, ein verletztes Schaf zu versorgen, und wenn Gefahr droht, ist es der Hirte, der sie abwendet, nicht etwa die Herde. Der Hirte weiß, dass Lämmer Milch brauchen und erwachsene Schafe feste Nahrung. Der Hirte kennt die Schafe so gut, dass er es bemerkt, wenn ein Schaf leidet, wenn ein Schaf fehlt. Er bemerkt es nicht nur, sondern er reagiert und ruht nicht, bevor er Abhilfe geschaffen hat. Die Schafe wiederum kennen den Hirten und folgen ihm, weil Vertrauen gewachsen ist.

Weil jemand ein überzeugender Redner ist, ist er nicht automatisch ein guter Hirte. Auch die Tatsache, dass jemand ein ausgezeichneter Bibellehrer ist, macht ihn nicht zum Hirten. Bibelwissen und Eloquenz, gepaart mit langjähriger Erfahrung und einem tiefen eigenen Glauben und persönlich erlebtem Wirken Gottes reichen immer noch nicht aus. Ein Evangelist mag Tausende Menschen in das Reich Gottes bringen – er muss nicht automatisch pastorale Fähigkeiten und Eigenschaften haben. Das macht gar nichts, denn es werden ja nicht nur die Hirten benötigt, sondern auch die anderen Aufgaben müssen erfüllt werden. Aber ist man ein »Pastor«, nur weil man sich mit dem Titel schmückt?

Andererseits gibt es Männer und Frauen, die echte Hirten sind, ohne dass sie den Titel Pastor, Pfarrer oder Priester tragen. Sie hüten und behüten, sorgen und versorgen, leiden und leiten. Sie schauen den einen guten Hirten an und tun, was er getan hat. Ob nun für eine Handvoll Schafe, oder für ein einzelnes, oder für eine große Herde.

Robins »neies Lamm« folgte mir nach einigen Wochen überall hin, vertraute mir, kannte meine Stimme und hörte auf sie. Ich war kein guter Hirte, sondern ein Freund des Sohnes der Familie, ich hätte weder mein Leben für dieses noch sonst ein Schaf gelassen. Dennoch hat mir das Erlebnis in jungen Jahren geholfen, manche biblischen Passagen, in denen von Schafen und Hirten die Rede ist, besser zu verstehen. Und genauer hinzuschauen, ob jemand Hirte nur als Beruf oder auch aus Berufung ist.

Als ich einige Jahre später als »verlorenes Schaf« in Kriminalität und Drogen verstrickt durch Europa reiste, gab es einen Pastor, einen Hirten, der maßgeblich daran beteiligt war, dass ich heute noch lebe: Mein Großvater, Pastor von Beruf – und von Berufung, zweifellos.

 

P.S.: Wer sich dafür interessiert, wie ich damals am Abgrund gelandet bin und wie mein Großvater zum Lebensretter wurde, kann hier nachlesen: Es gibt kein Unmöglich!: Roman

Freitag, 30. Juli 2010

Urlaubenische Zustände

Je länger die erste Urlaubswoche währt, desto urlaubenischer geht es zu. Seit Mittwoch Mittag sind die freiberuflichen Verpflichtungen abgearbeitet, die noch offen waren, und nun genießen wir Berlin als Touristen in der Heimatstadt: Mit dem Fahrrad fahren, wohin man sonst das Auto nähme, in Geschäften bummeln, ohne etwas bestimmtes kaufen zu wollen, lecker Essen gehen, wo es schmeckt, Zeit zum Lesen, schlafen, nichts tun…

der Herr alle beide die Dame

Heute waren wir in vier Möbelhäusern, um für unser grünes Zimmer eine Kommode zu suchen, im vierten wurden wir fündig. Danach haben wir spontan ein Kunstobjekt gekauft, das sowohl einen Herrn, als auch eine Dame zeigt. Wenn man seitlich schaut, beide gleichzeitig. Die Statue kommt dann auf die Kommode, wenn selbige geliefert wird, einstweilen wohnen der Herr und die Dame auf dem Teppich. Die Dame schaut eher nach unten, der Herr eher nach oben. Hat der Künstler wohl so gewollt.