Freitag, 15. Oktober 2010

Damals. Eine alte Geschichte, die nicht alt werden will.

Es ist so eine Sache mit den Fortsetzungsgeschichten… – der eine schätzt sie, die andere hat lieber alles auf einmal. Das ginge in diesem vorliegenden Erzählfall gar nicht, weil ich noch längst nicht fertig bin mit dem Schreiben. Viele Leser werden trotzdem wissen, wie es weiter geht, denn diese Geschichte ist schon alt. Viele haben sie erzählt. Und diesen vielen schließe ich mich an.

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Damals – ach ja, liebe Leser, wir reisen ziemlich weit zurück und auch noch in eine andere Weltgegend – damals also regierte ein gewisser Herodes als König in Judäa. Im Tempel verrichtete ein Priester namens Zacharias seinen Dienst. Der war mit Elisabeth verheiratet, ein Zölibat für Priester kannte man noch nicht, das wurde erst viel später ersonnen. Außerdem sind wir ja in Judäa, und bei den Juden war und blieb die Ehe der wünschenswerte Fall für jeden Menschen.

Zacharias und Elisabeth waren fromme Menschen, sie hielten sich an die Gebote und Satzungen ihres Volkes. Niemand konnte ihnen irgendwelche Verstöße dagegen vorwerfen, und das wollte etwas heißen angesichts der vielen und detaillierten Vorschriften, die es zu befolgen galt.

Es war zu der Zeit, von der wir reden, so etwas wie ein Fluch, keine Kinder zu haben, aber da Elisabeth unfruchtbar war und von künstlicher Befruchtung ungefähr die nächsten etwa 2000 Jahre noch nicht die Rede sein würde, hatte sich das mittlerweile betagte Paar damit abgefunden. Schweren Herzens, sicher, aber es blieb den beiden ja nichts anderes übrig.

Zum Dienstplan eines Priesters gehörte das sogenannte Räuchern. Zacharias ging an jenem Tag, der so vieles änderte, pünktlich in den Tempel, um in einem bestimmten Raum auf dem Räucheraltar die vorgeschriebenen Verrichtungen durchzuführen. Das Volk durfte nicht hinein; die Leute warteten draußen und sprachen die für diese Stunde üblichen Gebete.

Bild wie fast immer von SXC.huZacharias ahnte und bemerkte nichts Ungewöhnliches. Es war dies ein Dienst wie viele zuvor und noch viele weitere – dachte er zumindest. Bis er aufschaute und eine Gestalt sah, die rechts neben dem Räucheraltar stand. Sein Gesicht wurde ungefähr so weiß wie der Kalk an der Wand hinter dem Altar, die vom Alter gebeugten Beine wollten fast ihren Dienst versagen, die Hände zitterten und der Schweiß brach ihm aus. Es war ja nicht nur verboten, sondern buchstäblich unmöglich, dass sich jemand außer ihm selbst zur vorgeschriebenen Räucherstunde in diesem Raum aufhielt. Es gab schließlich nur einen Zugang, und wenn jemand nach ihm durch die Tür gekommen wäre, hätte Zacharias das bemerken müssen. Einen Augenblick zuvor war er noch allein gewesen mit seinem Rauchwerk.

Sein erster Impuls war natürlich die Flucht. Naheliegend, aber wohin? Durfte er denn seinen Räucherdienst mittendrin abbrechen? Konnte man vor einer derartigen Erscheinung überhaupt davonlaufen? War es grundsätzlich denkbar, dass ein Geist sich im Tempel des Herrn, noch dazu beim Räucheraltar, aufhalten konnte? Hätte die Heiligkeit Gottes das nicht verhindert? Oder war dies womöglich…

Im Gegensatz zum panischen Zacharias wissen wir, dass ein Engel dort stand, denn diese Geschichte haben schon andere erzählt, mündlich zunächst, weil Schreibmaterialien kostbar und kaum zur Hand waren. Später wurde alles aufgeschrieben in Schriftrollen, noch viel später sogar in Büchern und – was Zacharias wie Hexenwerk hätte vorkommen müssen – in Form von Nullen und Einsen, aus denen vor dem Auge des Betrachters dann auf Knopfdruck Worte auf einem Bildschirm entstehen. Schon die Beschreibung eines Bildschirmes an und für sich hätten Zacharias und Elisabeth am gesunden Geist des Beschreibenden zweifeln lassen.

Heute zweifelt ja mancher am gesunden Geist des Erzählenden, wenn er von einem Engel zu berichten weiß. Die Zeiten ändern sich, und mit ihnen das, was vorstellbar und vernünftig zu sein scheint.

Doch wir wollen ja keine Zeitsprünge hin und her machen, sondern wir sind und bleiben im Tempel, in der Kammer mit dem Räucheraltar. Zacharias starrte die Gestalt an und wusste nicht, was tun.

Der Engel sah wohl, dass Zacharias, der nicht mehr der Jüngste war, jeden Moment vor lauter Angst der Kreislauf versagen konnte. Also versuchte er zuerst einmal, den Mann zu beruhigen: »Fürchte dich nicht, Zacharias.«

Der Angesprochene beruhigte sich allerdings keineswegs. Jeder böse oder gute Geist konnte ihn schließlich so anreden, um sein Vertrauen zu erschleichen. Mit einem »fürchte dich nicht« war noch lange nicht geklärt, ob da ein Teufelswesen oder ein Engel Gottes neben dem Räucheraltar stand.

»Dein Gebet ist erhört worden«, fuhr der Engel fort, »und deine Frau wird einen Sohn zur Welt bringen, der dann Johannes heißen wird.«

Zacharias hörte zu, es blieb ihm ja keine andere Wahl. Von erhörtem Gebet konnte eigentlich nur ein gutes Wesen sprechen, das war einigermaßen beruhigend, aber gleichzeitig offenbarte sich in den Worten eine ziemliche Ahnungslosigkeit bezüglich der Fortpflanzungsfähigkeit im fortgeschrittenen Lebensalter.

»Du wirst«, fuhr der himmlische Bote fort, als wäre er durch die misstrauisch zweifelnde Mine des Priesters etwas irritiert, »eine Menge Freude an dem Jungen haben, und auch andere Menschen werden über ihn jubeln. Er wird einer der ganz Großen vor dem Herrn sein, vom Mutterleib an mit heiligem Geist erfüllt. Daher wird er übrigens keinen Wein oder andere alkoholische Getränke trinken wollen. Viele Menschen deines Volkes werden durch ihn den Weg zurück zu einer Beziehung mit Gott finden.«

Zacharias war, das wissen wir ja bereits, ein sehr frommer Mensch. Er war ein Priester, der seinen Beruf als Berufung verstand, nicht als eine von mehreren Möglichkeiten, sein Brot zu verdienen. Nein, er meinte es ernst, er glaubte an Gott. Daher war ihm diese Lobeshymne auf seinen nicht existierenden Sohn ganz sympathisch. Allerdings blieb er skeptisch, denn die erfreuliche Voraussage hatte ja einen Haken, einen ziemlich widerspenstigen sogar. Seine liebe Frau konnte in ihren fruchtbaren Lebensjahren nicht schwanger werden, und nun war es ganz einfach zu spät dafür. Viel zu spät.

Der Engel, offenbar keiner von der wortkargen Sorte, ließ sich einstweilen nicht aufhalten in seiner Rede.

»Dein Sohn wird wie damals Elia mit bemerkenswerter Kraft und im Geist Gottes wirken. Die Kinder und die Eltern wird er miteinander versöhnen, den Ungläubigen wird er aufschließen können, wie klug die Gerechtigkeit Gottes ist. Er wird das ganze Volk vorbereiten.«

Vorbereiten? Worauf? Im Grunde war das zweitrangig, denn nach wie vor stand ja keine Schwangerschaft zu erwarten. Vielleicht hatte der Engel sich in der Adresse geirrt? Oder – da atmete Zacharias auf – er sprach nur bildlich von einem Sohn – es konnte ja ein Jugendlicher in Frage kommen, der wie ein Sohn von Zacharias gelehrt und erzogen wurde. Das konnte wohl die Lösung für das große Rätsel sein. Andererseits hätte der Bote Gottes dann doch wohl von einem Jünger, einem Schüler sprechen sollen?

Als er nun endlich selbst zu Wort kommen konnte, fragte der Priester zunächst das Naheliegende: »Woran soll ich denn erkennen, dass diese Prophetie stimmt? Meine Frau ist betagt, und ich bin auch nicht mehr der Jüngste. Oder ganz einfach ausgedrückt: Wir sind alt. Zu alt.«

Als hätte er es am Anfang vergessen, stellte sich der Engel nun endlich vor: »Ich bin Gabriel, der vor Gott steht.«

Zacharias erschrak, denn wenn das stimmte, dann hatte er es mit einem der ganz großen Fürsten unter den Engeln zu tun. Solch einem Wesen sollte man eher nicht mit Fragen und Widersprüchen kommen … aber nun war es ja zu spät.

»Und ich bin gesandt, um mit dir zu reden«, erklärte Gabriel. »Ich habe den Auftrag, dir das, was ich gesagt habe, zu verkündigen. Und nun achte auf meine Worte: Du wirst verstummen und nicht mehr reden können, weil du meinen Worten nicht geglaubt hast. Was ich gesagt habe, wird in Erfüllung gehen. Wenn es dann soweit ist, wirst du auch nicht mehr stumm sein.«

Zacharias konnte nicht mehr widersprechen, weil er tatsächlich keine Stimme mehr hatte. Hätte er es sonst gewagt, darauf hinzuweisen, dass Gabriel sich ja ruhig zuerst hätte vorstellen können? Vermutlich nicht, denn ein Engel war nun mal ein Bote Gottes, und was Gott tat und durch seine Boten sagte, musste er als Mensch weder kommentieren noch gar in Frage stellen. Dass Zacharias ein sehr frommer Mensch war, hatten wir ja schon zur Kenntnis genommen.

Die Menschen draußen wunderten sich unterdessen bereits, dass der Räucherdienst an diesem Tag so ungewöhnlich lange dauerte. Sie murmelten miteinander, denn die Gebete waren längst gesprochen. Eigentlich hätte man nachschauen müssen, ob der alte Zacharias womöglich einen Schwächeanfall erlitten hatte, aber zum Räucheraltar hatten ausschließlich Priester Zutritt. Es gab genug Geschichten von Menschen, die tot umgefallen waren, weil sie sich unbefugt auf verbotenes, auf heiliges Gebiet gewagt hatten. Keiner wäre freiwillig in den Raum gegangen, in dem vielleicht ein bewusstloser Zacharias lag, und vielleicht lebte er ja auch gar nicht mehr?

Dann erschien der Priester endlich, ein Blick in sein Gesicht genügte, um zu wissen, dass irgend etwas Ungewöhnliches vorgefallen sein musste. Er sprach kein Wort, winkte, machte Zeichen mit der Hand. Die meisten Menschen waren sich relativ schnell einig: Er muss wohl ein Gesicht gesehen, eine Vision gehabt haben. Er schien, abgesehen davon, dass er offenbar stumm bleiben wollte oder musste, gesund zu sein. Sein Winken deutete man schließlich als Ersatz für die normalerweise übliche Verabschiedung. Die Gebete waren gesprochen, der Priester hatte geräuchert, und das Volk ging nach Hause.

Zacharias blieb, denn seine Dienstzeit war noch nicht vorbei. Er war nicht nur fromm, sondern auch gewissenhaft und eine Begegnung mit einem Engel änderte ja nichts an den festgesetzten Zeiten und seinen Aufgaben. Erst zur üblichen Stunde ging er dann nach Hause zu seiner Frau.

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Fortsetzung? Demnächst.

Mittwoch, 13. Oktober 2010

140? 140!

41aMb8ofSxL._BO2,204,203,200_PIsitb-sticker-arrow-click,TopRight,35,-76_AA300_SH20_OU03_[1] Ein Buch, nein, eher ein Büchlein, wurde mir anlässlich meines Geburtstages vor einigen Wochen von meinem Freund Haso im Kreise der geladenen Geburtstagsgäste als Geschenk überreicht. Ein Büchlein, das mich – endlich, würde mein Freund seufzen – auf den Geschmack bringen sollte.

Nun sind mir Bücher stets willkommen, die meisten wenigstens, von Frau Elfriede Jelinek ist ja hier nicht die Rede. Ich las also mit nicht unbeträchtlichem Vergnügen, was Menschen, die zum Stamm der Twitterjünger gehören, so von sich gegeben hatten. Nein, nicht Zwitter, lieber Leser, Twitter mit T.

Ich hatte mich bereits seit Februar 2010 mit Mikroliteratur gedanklich beschäftigt, treuen Blogbesuchern ist das nicht verborgen geblieben, Facebook-Freunden noch viel weniger. Mit fremder und eigener, wobei es sich immer leichter lesen als schreiben lässt. Mit gefiel so manches was ich las recht gut, ganz unabhängig von der Twitterei, zum Beispiel dieses Stück Literatur:

For sale: Babyshoes. Never worn.

Diese fünf Worte erzählen mehrere Geschichten, mir zumindest. Da ist die tragische, die Geschichte des Verlustes, des Schmerzes, der Verzweiflung: Das Kind kam tot zur Welt, die Schuhe sind nun obsolet. Oder die andere, nicht minder ans Herz gehende: Mutter und Kind sind Opfer der Unbarmherzigkeit des Schicksals geworden. Da ist aber auch die andere Geschichte: Vier Paar Babyschuhe wurden zur Geburt geschenkt, und mehr als zwei nun wahrlich nicht gebraucht, das Kind wächst ja schnell aus ihnen heraus. Oder sind die Babyschuhe in lieblichen Rosatönen gestaltet, was sich am Fuß eines Buben etwas sonderbar ausnimmt?

Ich merke: Ich schweife ab. Es soll doch hier um das Twitterbuch gehen, um den liebevollen Versuch meines Freundes, mich endlich zu Twitter zu bekehren.

Twitter ist eine Kommunikationsplattform, die sich dem normalen Internet, aber auch Mobiltelefonen zugänglich zeigt. Dabei gibt es eine Eigentümlichkeit: Es stehen 140 Zeichen zur Verfügung für eine Nachricht, die man mangels deutscher Sprachkompetenz oder aus reiner Faulheit und Gewöhnung als »tweet« zu bezeichnen pflegt. 140 Zeichen, unerbittlich, und die Leerzeichen zählen mit. Was kann man – nein, falsch formuliert – was kann ich mit einem solchen Medium anfangen?

140Das, so sagte ich mir, kann ich nur herausfinden, wenn ich versuche, mich den Fesseln zu unterwerfen, die mir bei Twitter angelegt würden, wenn ich mich je in das enge Gefängnis der nur 140 Zeichen großen Wortzelle sperrte.

Um es mir noch schwerer zu machen, nahm ich eine freiwillige weitere Bürde auf mich: Es müssen genau die 140 Zeichen sein, nicht etwa nur 139 oder gar noch weniger.

Wer mit seiner Computermaus oder über den Umweg eines berührempfindlichen Feldes mit dem Finger auf das diese Worte begleitende Bild klickt, kann einige handschriftliche Experimente in Augenschein nehmen. Wer die Resultate lieber als fertigen Text betrachtet, möge das Auge auf den folgenden Zeilen ruhen lassen.

Es kehrt endlich bei uns Friede ein. Die letzte Schlacht geschlagen, das letzte Blut vergossen. Keiner greift mehr zur Waffe. Es ruhen alle.

Maria legt die Hand auf seinen Bauch. Er atmet tief. Wird sie erspüren, wie sehnlich er die wenigen Zentimeter überwunden wünscht? Ausatmen.

Der Fluch der 140 Zeichen. Kein Entrinnen, keine Gnade. Oder Segen der 140 Zeichen. Kein Verzug, kein Zaudern. Sind 140 Zeichen Ja und Amen?

Das Bett, zwei ebene Flächen, belegt von bauschigen Kissen und Decken in strahlendem Weiß. Sie werden keine Decke brauchen, die Liebe wärmt.

Na bitte. Vier mal 140 Zeichen, vier Geschichten voller Spannung, Tragik, Dramatik, Erotik, Liebe, Hass, Leben und Tod. Und das noch mit religiöser Deutungsmöglichkeit, wenn jemandem danach ist und auch für die Friedensbewegung tauglich.

Es geht also, sagte ich mir. Es ist erst mühsam, aber es geht. Und es macht sogar Spaß.

Und wird er nun zum Twitter greifen? Das Zaudern dauert an. Es will der Sinn sich nicht erschließen. Doch braucht der Mensch für alles Sinn?

Dienstag, 12. Oktober 2010

Spamzeichen !!!

Ich bin dieser Tage recht beschäftigt mit Arbeit aller Art. Daher heute nur dieser Hinweis auf ein beinahe untrügliches Zeichen, dass eine Mail zu Recht im Spam-Ordner gelandet ist: Wenn ein ! in der Betreffzeile auftaucht, kann man die Mail unbesehen löschen.

spamzeichen 

Ähnliches gilt übrigens auch für Facebook-Nachrichten und manches andere, was so im Netz herumvagabundiert. Je mehr !!! auftauchen, desto wahrscheinlicher ist, dass sich nichts Lesenswertes unter dem Betreff verbirgt.

Sonntag, 10. Oktober 2010

Neuland – die komplette Geschichte

NeulandEine Erzählung, die mit dem Grauen eines Morgens beginnt. Fritz Wegemann sieht sich eingekreist, umzingelt. Und das ist erst der Anfang des Grauens. Die Menschheit ist dabei, sich endlich und endgültig auszulöschen ... kann es wirklich sein, dass ausgerechnet er eine Chance bekommt, der Apokalypse zu entgehen?

Meine regelmäßigen Blogbesucher wissen, was auf Fritz Wegemann wartet. Die Geschichte ist hier in Fortsetzungen zu lesen gewesen.

Dabei gab es – das hatte ich gehofft – Anmerkungen und Fehlerhinweise von meinen Lesern, die ich natürlich aufmerksam beachtet und bei der Überarbeitung nicht außer Acht gelassen habe. Wie ich es versprochen habe gibt es nun diese überarbeitete Geschichte »am Stück«.

Ab sofort steht die Erzählung »Neuland« als kostenloses E-Book zur Verfügung, und zwar wie bei meinen Werken gewohnt in den gängigen Formaten auch für die Lesegeräte, die sich ja immer größerer Beliebtheit erfreuen, also als EPUB, für den Amazon Kindle, als PDF und als Custom PDF.

Bittesehr: http://www.feedbooks.com/userbook/15955 

Viel Spaß!

Freitag, 8. Oktober 2010

Vorfreude

Ich freue mich auf den 23. Oktober. Da habe ich das Vergnügen, Colosseum zu erleben, hier in Berlin.

Und das in eher intimem Rahmen. Wird bestimmt großartig.

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Hotelzimmer

Sie sinkt nicht wirklichAnja – wir wissen nicht, wie sie heißt, aber wir nennen sie so – Anja ist im Badezimmer verschwunden. Jürgen – auch ihn nennen wir einfach so, weil es uns beliebt – steht an der Balkontüre. Draußen sinkt die Sonne in das Wasser der Nordsee, möchte man meinen, doch leider ist bekannt, dass es nur so scheint. Abendrotes Licht verwandelt das Hotelzimmer in einen Ort, der nicht irdisch ist.

Das Bett, zwei ebene Flächen, belegt von bauschigen Kissen und Decken, ordentlich gefaltet. Das Weiß der Laken und Bezüge möchte ein Orange sein. Die Fuge, rotbraun vom sonderbaren Licht, die Fuge zwischen den Hälften könnte eine Grenze sein. Oder eine Kluft verschließen.

Jürgen lauscht dem Plätschern der Dusche, unter der Anja die Augen schließt. Die Tür zum Bad ist angelehnt. Eine Möwe ruft von draußen.

Dienstag, 5. Oktober 2010

Von (emergenten) Theoretikern und (missionalen) Praktikern

chessWir wollen mal ein wenig schwarz-weiß-Malerei betreiben:

Der Theoretiker stellt Fragen. Warum ist das so, wie es ist? Muss das so bleiben, wie es ist? Ist das zwingend so, wie es ist? Was wäre, wenn das nicht mehr so wäre, wie es ist?
Dabei ist es erst einmal gar nicht entscheidend, ob eine Veränderung möglich ist, ob eine Veränderung irgend eine Verbesserung bewirkt. Es geht um das Quer- Weiter- und Nachdenken. Der Theoretiker ist neugierig, hat keine Angst vor Sackgassen und Irrwegen; Erfolg ist für ihn nicht zwingend daran gebunden, ein Ergebnis vorzeigen zu können.

Der Praktiker orientiert sich am Machbaren. Er will etwas erreichen, zum Positiven verändern, seinen Auftrag erledigen; und wenn das bisher Machbare dazu nicht ausreicht, blickt er sich um: Was machen andere, erreichen sie ihre Ziele besser als ich, indem sie anders handeln? Wenn ja, welchen Rezepten, welchen Erfahrungen folgen sie? Kann ich aus ihrem Beispiel lernen und mit meinen Zielen vorankommen?
Erfolg ist für den Praktiker messbar an den Ergebnissen seines Handelns.

Genug schwarz-weiß? Jawohl. Also ab in die Grauzone, aber dalli!

Wahrlich gibt es kaum den Praktiker und den Theoretiker, sondern wir Menschen tendieren entweder in die eine oder in die andere Richtung, mehr oder weniger ausgeprägt. Das führt zu mehr oder weniger ausgeprägten Reibungen. Und das muss noch nicht einmal von vorne herein als missliche Situation verstanden werden.

Es mag sein, dass die »emerging church« in den USA aufgehört hat, zu existieren. Manche schreiben das so nieder. Ich weiß auch nicht, wie es regional in Deutschland aussieht, womöglich ganz anders, aber zumindest in meinem Umfeld ist die »emerging church« nicht des Todes gestorben. Es hat sie nämlich nie gegeben.
Statt dessen gab und gibt es ein »emergentes Gespräch« auf vielfältige Weise. Da wird auf Blogs und in Büchern geschrieben, bei Konferenzen und an Stammtischen diskutiert. Und mancher Mitmensch fragt sich oder die Allgemeinheit, wo denn die praktischen Auswirkungen, die sichtbaren Früchte wären. Jahrelange Diskussionen, gut und schön, aber was ist dabei herausgekommen?
Man könnte nun darauf verweisen, dass missionales Handeln mit emergentem Denken in vielen Aspekten sehr verwandt ist, man könnte darauf hinweisen, dass so manche Kirche und Gemeinde angefangen hat, dort zu sein, wo die Menschen sind, anstatt im sicheren Hort der eigenen vier Wände zu verharren und (vergeblich) darauf zu warten, dass die Ungläubigen hereinströmen. Man könnte auf so manche andere positive Entwicklung, positiv zumindest im Empfinden emergenter Theoretiker, verweisen.

Doch diese Reaktion bleibt weitgehend aus, weil es beim emergenten Dialog gar nicht darum ging und geht, ein neues Rezept, eine To-Do-List mit zehn Punkten vorzulegen. Es geht nicht darum, eine endgültige Wahrheit in Stein zu meißeln. Die Frage, wer Recht hat und wer sich irrt, ist nicht relevant. Und die Definitionen, was eigentlich emergent und was missional ist, sind Legion. Statt schwarz-weiß zu malen verharren emergente und missionale Christen ganz gerne in der Grauzone.

Ich meine, dass wir beide brauchen, die Theoretiker und die Praktiker, und all die Mischformen zwischen den Extremen sowieso. Es wird - wie gesagt, ich rede nur vom mir persönlich vertrauten Umfeld - keine emergente Vorzeigekirche geben. Wenn es eine gäbe, müsste man ihre Praktiken, Regeln, Hierarchien, Ämter und Lehrgebäude umgehend in Frage stellen.

Montag, 4. Oktober 2010

Vom verschobenen Blogbeitrag

Eigentlich wollte ich heute einen Beitrag bringen, der sich mit Theorie und Praxis beschäftigt, aber als ich ihn noch einmal durchlas, schien er mir auf einmal aus einem bestimmten Blickwinkel noch nicht richtig durchdacht.

Also kommt er später. Sobald ich ihn noch einmal überarbeitet haben werde.

Also gibt es heute hier nichts.

Nanu? Da weint jemand?

Huch? Noch jemand weint?

Na gut. Dann gibt es wenigstens den Anfang des verschobenen Beitrages:

Wir wollen mal ein wenig schwarz-weiß-Malerei betreiben:

Der Theoretiker stellt Fragen. Warum ist das so, wie es ist? Muss das so bleiben, wie es ist? Ist das zwingend so, wie es ist? Was wäre, wenn das nicht mehr so wäre, wie es ist?

So. Aus. Mehr dann, wenn es so weit ist. Schluss jetzt.