Mittwoch, 9. Februar 2011

Morgen ist Jessika-Tag


Das Ergebnis ist ja dieses Mal schön deutlich. Voraussichtlich wird morgen die Fortsetzung der Geschichte hier zu finden sein. Sie ist fast fertig geschrieben.

Dienstag, 8. Februar 2011

Warum auch nicht – mein persönlicher Amazon-Shop.

...der natürlich nach und nach noch verschönert und ergänzt wird.

KLICK

:-)

Montag, 7. Februar 2011

Jessika – ein Verhängnis /// Teil 9

Der eine oder die andere wünscht sich Verknüpfungen zu dem, was bisher geschah: [Teil 1] /// [Teil 2] /// [Teil 3] /// [Teil 4] /// [Teil 5] /// [Teil 6] /// [Teil 7] /// [Teil 8]

Jessika sollte sich, so der mehrheitliche Wille der geschätzten abstimmenden Leserschaft, auf den Weg zu Giacomos Familie machen, um daselbst die Nacht zu verbringen. Brav, wie ich nun einmal bin, folge ich in dieser Fortsetzung dem Leservotum. Bittesehr.

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Giacomo fragte: »War das Ihr … dieser teuflische Birbante? Der Kerl, der Sie ausgesetzt hat? Farabutto! Ich erwische dich!« Er gab Gas.

Jessika starrte geradeaus und stöhnte.

»Wir können ihn einholen. Ich fahre sonst nicht so schnell, aber wenn es darauf ankommt …«

»Nein, wir lassen ihn fahren. Ich will diesen Kerl vorerst nicht wiedersehen.«

Der Lieferwagen wurde wieder langsamer, die Rücklichter des schwarzen Geländewagens verschwanden in der zunehmenden Dunkelheit.

Jessika nahm zwei Zigaretten aus der Packung, zündete beide an und reichte eine ihrem Chauffeur hinüber. Sie rauchten schweigend.

 

Nach einer viertel Stunde wurde Giacomo unruhig, rutschte auf seinem Sitz hin und her. »Che palle«, schimpfte er, »mi scappa ...«

Jessika kicherte und meinte: »Dann halten Sie doch an, für Männer ist das ja kein großes Problem.«

»Ich dachte, ich halte durch bis zu Hause, aber der viele Kaffee vorhin, der ist Schuld.«

»Nein. Schuld ist derjenige, der ihn getrunken hat. Freiwillig.«

Giacomo grinste und gab zurück: »Bei jedem Kunden bekomme ich Kaffee. Gehört zum Geschäft. Wenn ich ablehne, ist das unhöflich. Also muss ich ihn trinken.«

»So so.«

Der Wagen hielt am Straßenrand. Giacomo hatte große Eile, er ging nur drei Schritte zum nächsten Baum und bewässerte ihn dann ausgiebig. Als er wieder einstieg, war er sichtlich entspannter.

»Warum pinkeln Männer eigentlich immer an Bäume, wenn welche in der Nähe sind?«, fragte Jessika.

»Noch lieber pinkeln Männer in einen Bach oder einen Fluß.«

»Das mag sein. Aber in Filmen ist es meistens ein Baum, wenn draußen gepinktel wird. Wenn der Regisseur überhaupt daran denkt, dass seine Figuren auch mal müssen müssen.«

Er stimmte zu: »Daran denken viele Filmemacher nicht. Auch Schriftsteller. Das hat mich schon als Kind manchmal aufgeregt.«

Jessika dachte an Bernd zurück, der in seinen Texten den Protagonisten immer zumindest Zeitspannen zugebilligt hatte, in denen sie ihr Geschäft erledigen konnten, auch wenn das in der Erzählung nicht erwähnt wurde. Sie hatten mehrere Staffeln der Serie 24 miteinander angeschaut und sich häufig darüber amüsiert, dass nicht nur Jack Bauer, sondern auch andere Figuren offenbar über 10 oder 20 oder gar 24 Stunden weder Darm noch Blase entleeren mussten. Ganz abgesehen davon, dass vor allem die Damen auch nach 20 Stunden Einsatz unter höchster Anspannung noch über wunderbar frisierte Haare und morgendlich frischen Teint verfügten.

»Ach Bernd …«, flüsterte sie.

Giacomo hatte offenbar gute Ohren. Er fragte: »Bernd heißt der Vigliacco, der Sie ausgesetzt hat?«

»Nein, Bernd war ein Freund, der beste, vielleicht der einzige Mann, den ich jemals geliebt habe. Er ist tot.«

Giacomo blickte zu ihr hinüber. »Sie sind doch noch so jung … Sie werden schon noch die Liebe finden. Oder die Liebe findet Sie. Sie sind doch höchstens – ich kann schwer schätzen, aber ich meine, na ja, Sie sind höchstens 25 Jahre alt?«

»Das Alter«, lächelte Jessika, »ist relativ. Ich bin 18. Ich bin 30. Ich bin 400. Ich bin 12.«

Er lachte. »Geheimnisvoll, sehr affascinante, liebe Signorina. Mein Sohn ist 12, meine Tochter 14. Und Sie sind nicht älter als 25, da möchte ich wetten.«

 

Giacomos GehöftSchließlich erreichten sie Bolsena, der Lieferwagen hielt vor einem etwas heruntergekommenen Gehöft. Giacomo hatte unterwegs erzählt, dass sein Vater schon seit Jahren kaum noch das Nötigste hatte tun können, er hatte seine schwindenden Kräfte auf die Landwirtschaft konzentriert und am Haus so gut wie gar nichts mehr instand gehalten oder repariert. Als es gar nicht mehr ging, war Giacomo schließlich mit seiner Familie zurück in die Heimat gezogen, nun mussten sie Schritt für Schritt aufholen, was über Jahre versäumt worden war. Der Obst- und Gemüsehandel lief recht gut, es gab einen festen Kundenstamm, der auf frische Ware aus eigenem Anbau wert legte, und in den letzten Wochen kamen neue Kunden hinzu, da Giacomo auf jegliche Chemie verzichtete und damit auch Werbung machte. Die Qualität seiner Ware sprach sich herum.

Sie gingen durch den Flur in die Wohnstube, die beiden Kinder sprangen auf, um ihren Papa zu begrüßen, Giacomos Frau kam aus der Küche und küsste ihn zärtlich.

Er stellte Jessika seiner Familie vor. »Diese junge Dame ist von ihrem Freund ausgesetzt worden, ohne Gepäck. Sie hat Gianna mit dem Ausladen geholfen, mich einen fancazzista geschimpft und zum Dank habe ich ihr angeboten, hier zu übernachten.«

Er lachte fröhlich, als Jessika beim Wort fancazzista leicht rot wurde und erklärte dann: »Das ist Alessia, meine wunderbare Frau, das mein prächtiger Sohn Luca und dieses bezaubernde Mädchen meine Tochter Sofia.«

Alessia nahm die etwas verdutzte Jessika sofort in die Arme, drückte sie und sagte: »Du armes Mädchen, solch einen Schuft hattest du als Freund? Natürlich bleibst du hier über Nacht, und bestimmt hast du jetzt Hunger?«

»Ich – danke schön, vielen Dank, ich müsste vor allem mal – wo ist denn das Bad?«

Sofia nahm Jessika bei der Hand und zog sie mit sich. »Hier im Flur die letzte Tür links, der Lichtschalter ist draußen. Wie heißt du eigentlich?«

»Jessika.«

»Das ist ein toller Name!«

»Danke. Sofia ist auch schön. Passt zu dir. Es bedeutet Weisheit.«

Die Kleine grinste und meinte: »Dann lass ich dich jetzt endlich pinkeln gehen, ist das nicht sehr weise von mir?«

Als Jessika wieder ins Wohnzimmer trat, hörte sie, wie Luca fragte: »Und was ist, wenn Nitzrek kommt?«

»Ach, hör auf!«, schimpfte Giacomo. »Nitzrek existiert nicht. Außer in deinem Kopf.«

Jessika blieb wie angewurzelt im Türrahmen stehen. Schweißperlen erschienen ihr auf der Stirn, sie spürte, dass ihre Knie weich wurden. Halt suchend griff sie nach der Türklinke und atmete tief durch, um den grauen Schleier vor ihren Augen zu vertreiben.

Sofias helle Stimme erklang: »Ist dir nicht gut, Jessika?«

Alesia sprang auf und eilte zu Jessika, nahm sie am Arm und führte sie zum Sofa. »Du bist bestimmt ganz entkräftet, und all die Aufregung, ohne Gepäck mitten in Italien ausgesetzt ... setz dich hin, ich hole dir einen Teller Suppe.«

Jessika sank in das Polster und wollte sich bedanken, wollte widersprechen, wollte begreiflich machen, dass es ihr gut ging. Aber als sie den Mund öffnete, stöhnte sie nur »Nitzrek«.

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Nun denn, geschätzte Blogbesucher, was denn nun?

 

Nitzrek ist...
...nicht von dieser Welt und böse.
...nicht von dieser Welt und gut.
...ein Mensch. Egal, ob gut oder böse.
Auswertung

Fortsetzung folgt.

Samstag, 5. Februar 2011

Nur ein Mausklick...

...und ich könnte einen Sony Reader für die beste aller Ehefrauen gewinnen. Also liebe Blogbesucher, los geht's: [Hier geht es lang]

Freitag, 4. Februar 2011

Kein Hotelzimmer für Jessika

Wir halten fest: Nur ein einziger Mensch wollte Jessika ein Hotelzimmer gönnen.


Also denn: Sie bleibt bei der Familie. Ob das gut geht, wird sich - voraussichtlich - spätestens am kommenden Montag an dieser Stelle lesen lassen.

Donnerstag, 3. Februar 2011

Montag, 31. Januar 2011

Jessika – Ein Verhängnis /// Teil 8

Das Warten wurde einigen Blogbesuchern lang – nun geht es aber endlich weiter mit der Geschichte. Der eine oder die andere mag bereits vergessen haben, was bisher geschah – hier kann man nachschauen: [Teil 1] /// [Teil 2] /// [Teil 3] /// [Teil 4] /// [Teil 5] /// [Teil 6] /// [Teil 7]

Johannes sollte, so der mehrheitliche Wille der geschätzten abstimmenden Leserschaft, vom Tisch verschwunden sein. Na so was. Weg ist er:

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Der Tisch war leer, keine Spur von Johannes. Keine Spur von den Gläsern und dem Wasserkrug, die der Wirt mit den Speisekarten gebracht hatte.

Sie blickte sich suchend um und fragte dann den immer noch Jammernden, wo ihr Begleiter geblieben sei.

»Che compagno?«

Sie starrte ihn entgeistert an.

»Mi dispisace, signora …«

Jessika beschloss, nicht länger zu verweilen, vermutlich war der Wirt zu sehr durcheinander, um eine klare Antwort auf eine einfache Frage zu geben. Sie trat auf die Straße, kein Dodge Nitro war zu sehen. Auf dem Platz, an dem Johannes geparkt hatte, stand ein kleiner roter Fiat. Die enge Fahrbahn war von drei Streifenwagen und einer Ambulanz blockiert. Johannes musste vor dem Eintreffen der Polizei weggefahren sein.

Na warte! Mich hier sitzen zu lassen … Jessika bedauerte jetzt, ihre Waffe zurückgelassen zu haben, aber das Risiko einer Taschenkontrolle war ihr zu groß gewesen. Sie ging zügig auf die nächste Kreuzung zu, ohne zu rennen, auffallen wollte sie niemandem. Zahlreiche Schaulustige hatten sich um die Taverna dell'Etrusco versammelt, aber alle Augen waren auf das Lokal gerichtet, niemand schien sie zu beachten, nachdem sie aus dem Eingang getreten war. Sie bog um die nächste Straßenecke und atmete auf, als sie ein wartendes Taxi erblickte. Sie kannte sich in diesem Ort nicht aus, aber sie ging davon aus, dass es einen Bahnhof gab.

Orvieto - Bild von WikipediaSie öffnete die Tür und fragte: »Per favore … alla stazione dei treni?«

Zehn Minuten später stand sie vor dem Bahnhof und studierte den mageren Fahrplan. Heute fuhr nur noch ein Zug in Richtung Parma, aber dorthin wollte sie nicht zurück. Die nächste Verbindung nach Rom gab es erst um 9:55 am nächsten Tag. Sie konnte ein Hotel suchen, aber es hätte gegen jede ihr in Fleisch und Blut übergegangene Vorsicht verstoßen, so nah an einem Tatort eine Nacht zu verbringen. Man würde die Beretta früher oder später in der Damentoilette finden und sich an die junge Frau erinnern, die sich dort die Hände gewaschen hatte. Der Wirt konnte sicher eine recht gute Beschreibung liefern, und wer weiß, wer noch alles einen Blick auf sie geworfen hatte und über gutes Erinnerungsvermögen verfügte. Sie musste Orvieto Terni so schnell wie möglich verlassen und dabei möglichst wenig Aufmerksamkeit erregen.

Jessika sah sich um. Eine Autovermietung war nicht in Sicht, das Taxi war längst verschwunden. Natürlich konnte sie per Telefon ein Taxi rufen, aber das Risiko, dass irgendwo irgendwelche Computer die Verbindungen speicherten, selbst hier in der italienischen Provinz, war ihr zu hoch. Zum Autodiebstahl fehlte ihr das technische Geschick, wenn nicht der Zündschlüssel steckte. In einem Film würde man einfach Kabel unter dem Lenkrad herausrupfen, die richtigen beiden aneinanderhalten und losfahren. Im wirklichen Leben würde das nicht funktionieren, denn es gab in so gut wie jedem Fahrzeug ein Lenkradschloss, das zu knacken wäre und außerdem fand sie es sehr zweifelhaft, ob die entscheidenden Kabel überhaupt zugänglich waren, wenn man unter das Lenkrad griff. Ganz abgesehen davon, dass sie keine Ahnung hatte, welche beiden im Zweifelsfall die richtigen wären.

Ein paar Schritte entfernt sah sie eine Bushaltestelle. Es war inzwischen 19:30 Uhr, ohne große Hoffnung schlenderte sie hinüber und las die Abfahrtzeiten. Sie hatte den letzten Bus des Tages offenbar knapp verpasst:

Partenza 19:20: Gabelletta – Villanova – Osteria di Biagio – Bolsena. Arrivo: 20:10

Es waren verhältnismäßig wenig Menschen unterwegs, der Bahnhof lag etwas außerhalb der Stadt und ohne Zugverkehr gab es für kaum jemanden einen Grund, sich hier aufzuhalten. Zwei Männer waren dabei, den Vorplatz zu fegen, ohne ersichtliche Eile. Vor einem Restaurant, das sich Il Granchietto nannte, entlud eine junge Frau Lebensmittel aus einem Lieferwagen, der Fahrer, der Aufschrift auf dem Fahrzeug und auf seinem Kittel nach zu schließen musste er der Fahrer sein, stand rauchend daneben und schaute zu. Jessika holte ihre Zigaretten aus der Handtasche und zündete sich eine Pall Mall an. Langsam schlenderte sie die Straße hinunter Richtung Gaststätte. Vielleicht konnte sie mit dem Transporter weiter kommen?

Die Frau hob eine unhandliche Kiste mit Äpfeln an und stöhnte. Jessika fackelte nicht lange sondern legte ihre Handtasche in den Lieferwagen und griff zur Obstkiste.

»Gracie!« Die Frau war ziemlich außer Atem.

»Per quanto sia difficile, ce la faremo«, machte Jessika ihr Mut. Dem Fahrer zischte sie ein verächtliches »fancazzista« zu.

Der Mann grinste nur. Jessika überlegte kurz, ob sie ihre Tasche aus den Augen lassen konnte, aber nun lag sie bereits im Kombi. Sie trug die Kiste zusammen mit der Frau in die Gaststätte, durch den leeren Speiseraum in die Küche.

»Gianna.«

»Jessika.«

Die beiden reichten sich die Hände, auf Giannas abgekämpften Zügen leuchtete ein schüchternes Lächeln auf. »Gracie, mille gracie«, sagte sie.

Der Mann stand unverändert ein paar Schritte neben dem Fahrzeug, als die beiden Frauen wieder auf die Straße traten. Jessika nahm ihre Handtasche an sich und schaute misstrauisch hinein, ob wohl etwas fehlte. Das schien nicht der Fall zu sein, ein Blick in das Portemonnaie beruhigte sie vollends.

Es lagen noch zwei Säcke mit Kartoffeln auf der Ladefläche, 25 Kilogramm wog jeder der Aufschrift nach zu schließen. Jessika behielt ihre Handtasche in der linken Hand und nahm einen Sack mit der rechten. Kein Problem bei ihrer Kondition. Gianna schaute etwas überrascht, nahm dann den zweiten Sack mit beiden Händen und ging hinter Jessika her wieder in die Küche.

Gianna stöhnte, als sie ihre Last abstellte. »Gracie, Jessika, angelo mio!«

Wenn du wüsstest … angelo della morte, dachte Jessika, aber sie lächelte nur.

Gianna reichte ihr ein Glas Wasser. Sie erklärte, dass sie dem Fahrer sein Geld geben müsse, damit er nach Hause fahren könne. Jessika ging mit hinaus und fragte den Mann, als die geschäftliche Transaktion erledigt war, wohin er fahren würde.

»Bolsena«, erklärte er und fragte: »Tedeska?«

»Ja. Aus Berlin.«

»Wollen Sie mitfahren?«

»Das wäre nett, ich habe den Bus verpasst.«

»Haben Sie vorhin fancazzista zu mir gesagt?«

»Stimmt das etwa nicht?«

Gianna schüttelte den Kopf und wollte etwas sagen, aber der Mann war schneller: »Steigen Sie ein, ich nehme Sie mit.«

Jessika reichte Gianna die Hand und ging zur Beifahrertüre. »Ciao!«, rief sie ihr noch zu, dann stieg sie ein. Der Fahrer schloss die Ladefläche und setzte sich hinter das Lenkrad. Er ließ den Motor an und sagte: »Ich bin Giacomo di Martino, und ich habe einen Bandscheibenvorfall. Eigentlich dürfte ich nicht einmal Auto fahren, aber meine Familie braucht das Geld, das ich verdiene.«

»Ach – oh – das ist mir peinlich. Verzeihen Sie mir den fancazzista?«

»Con piacere! Einer hübschen jungen Dame kann ich nicht böse sein.«

»Sie sprechen perfektes Deutsch, Giacomo.«

»Ich habe über 30 Jahre in Hamburg gelebt. Ich bin erst vor ein paar Monaten zurück nach Italien gekommen, um das Geschäft meines Vaters weiter zu führen. Er ist zu alt, zu gebrechlich geworden.«

Der Lieferwagen verließ Orvieto Terni, die Landstraße war eng und unübersichtlich. Giacomo fuhr vorsichtig, er schien nicht in Eile zu sein. Es dämmerte, ein leichter Nieselregen setzte ein. Jessika hatte keine Ahnung, wohin sie in Bolsena eigentlich wollte, sie hoffte, dass sie für die Nacht in einem Hotel unterkommen konnte.

»Wie lange fahren wir bis Bolsena?«, fragte sie.

»Ungefähr eine Stunde. Wo soll ich Sie denn dort absetzen?«

»Gibt es ein gutes Hotel?«

»Sie kennen Bolensa nicht?«

»Nein.«

»Ich dachte nur, weil Sie ohne Gepäck unterwegs sind … ich dachte, Sie kämen von dort.«

Jessika hatte sich längst auf diesbezügliche Fragen vorbereitet. »Ich war mit meinem Freund unterwegs, dann haben wir uns in einer Raststätte fürchterlich gestritten, und er ist davon gefahren. Mit meinem Koffer.«

»Birbante! Farabutto! Vigliacco!«, schimpfte Giacomo. »Der Kerl ist es nicht wert, dass Sie ihn noch einmal anschauen! Sfacciataggine!«

»Ich habe ihn ziemlich verletzend angeschrien …«

»Man lässt eine junge Frau nicht irgendwo an der Autobahn sitzen! Und schon gar nicht ohne Gepäck!«

»Ich habe ja wenigstens meine Handtasche, meinen Reisepass, mein Geld, meine Kreditkarten.«

Giacomo schnaubte wütend. »So ein Verbrecher! Man sollte ihn … man sollte … irgendwas, ich weiß nicht was. Einsperren vielleicht, aber in einen Keller mit Wasser und hartem Brot. Und Ratten, hungrige Ratten sollte man dazu setzen.«

Jessika musste lachen. »Ich bin recht selbständig, Giacomo, ich komme schon allein zurecht. Morgen früh kaufe ich mir ein paar Kleidungsstücke zum Wechseln, und dann fahre oder fliege ich nach Hause.«

Er musterte sie kurz, bevor er wieder auf die Straße blickte. »Vielleicht passen Ihnen die Sachen meiner Frau? Sie hat ungefähr die gleiche Größe, vielleicht ist sie ein kleines bisschen rundlicher als Sie. Sie können bei uns übernachten.«

»Nein, das kommt gar nicht in Frage! Ich will niemandem Umstände machen, es ist schon nett genug, dass Sie mich mitnehmen.«

Inzwischen waren aus den Kurven der Stecke Serpentinen geworden. Der Lieferwagen bewegte sich langsam um die scharfen Biegungen. Zweimal wurden sie überholt, trotz der Unübersichtlichkeit der Straße. Giacomo schüttelte den Kopf und schimpfte auf die leichtsinnigen Autofahrer, die nicht nur sich, sondern auch andere in Gefahr brachten. Im Rückspiegel sah Jessika ein paar Scheinwerfer, der Wagen überholte aber nicht, sondern blieb hinter ihnen.

»Der macht es richtig«, kommentierte Giacomo, »es kommt gleich eine Haltebucht, da kann er dann an uns vorbei. Da ist sie ja schon.«

Er lenkte den Wagen nach rechts auf den Haltestreifen, der wohl speziell für diesen Zweck eingerichtet war. Das Fahrzeug hinter ihnen fuhr vorbei. Jessika starrte hinterher und ihr entfuhr ein kurzer Schrei. Es war ein schwarzer Dodge Nitro mit Berliner Kennzeichen.

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So so. Aha. Wir vermuten ja, dass in diesem Fahrzeug ein gewisser Johannes sitzt – der Zufall wäre denn doch zu groß, wenn es sonst jemand wäre. In der Fortsetzung werden wir auch einer Person namens Nitzrek begegnen, die eigentlich schon hier auftauchen sollte – aber die Szene passte dann doch nicht so, wie ich es mir vorstelle. Doch das ist Zukunftsmusik. Zuerst kommt die obligatorische Frage an die Leser:

Jessika übernachtet...
...bei Giacomo und seiner Familie.
...in einem Hotel.
...gar nicht, es geht die Nacht durch weiter.
Auswertung

Ich bin gespannt, welches Ergebnis mir diejenigen bescheren, die abzustimmen sich die Mühe machen.

Sonntag, 30. Januar 2011

Das kennt der geschätzte Blogbesucher vielleicht noch nicht.

Bild von sxc.huIch weiß, ich weiß. Das Warten auf die Fortsetzung der Jessika-Geschichte wird manchem schwer und lang. Ich bin mit dem nächsten Teil aber erst halb fertig – Arbeit für Geld geht nun mal vor.

Aber vielleicht kennt der eine oder andere ungeduldig auf Lesestoff harrende Blogbesucher »Der Garten des Teufels« noch nicht? Ist schon etwas älter, aber doch auch recht spannend, den Leserreaktionen nach zu urteilen.

Bitteschön: Der Garten des Teufels

Freitag, 28. Januar 2011

Piraten-Facebook

Es gibt schon witzige Ideen, auch bei den Facebook Programmierern. Man kann seine Darstellung auf Piraten-Englisch umstellen und kommt dann aus dem Kichern und Lachen kaum noch heraus (Englischkenntnisse vorausgesetzt). Meine Kurzbeschreibung im Profil sieht im Falle der besagten Einstellung so aus:

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Septembarrr! Statt »Comments« gibt es nun »hail-shots« mit abwechslungsreichen Formulierungen:

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Freunde sind mal mateys, mal hearties oder viele andere Bezeichnungen, die Zeit wird in hourglasses gemessen oder in shots o’rum…

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Kurzum: Eine richtig witzige Idee.

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Donnerstag, 27. Januar 2011

Wenn..

mehr Zeit für das Schreiben geblieben wäre, könnte ich bereits eine Fortsetzung präsentieren. Aber das, was ich bisher an Sätzen festgehalten habe, ist denn doch noch zu mager. Immerhin sei der geneigten Besucherschar dieses Blogs ein weiterer Blick durch die Latten des Bretterzaunes gestattet:

In einem Film würde man einfach Kabel unter dem Lenkrad heraus rupfen, die richtigen beiden aneinander halten und losfahren. Im wirklichen Leben würde das nicht funktionieren, denn es gab in so gut wie jedem Fahrzeug ein Lenkradschloss, das zu knacken wäre und außerdem fand sie es sehr zweifelhaft, ob die entscheidenden Kabel überhaupt zugänglich waren, wenn man unter das Lenkrad griff. Ganz abgesehen davon, dass sie keine Ahnung hatte, welche beiden im Zweifelsfall die richtigen wären.

Vielleicht - hoffentlich - komme ich am Wochenende dazu, ein paar Stündchen zu investieren in meine Geschichte. Ich bin recht zuversichtlich...