Freitag, 21. September 2012

Vom Wertechaos

Am vergangenen Mittwoch sollte eigentlich Zyklus 7 meiner Chemotherapie beginnen, doch wieder einmal zeigte sich, dass nichts verlässlich planbar ist. Die Blutwerte, insbesondere bei den Granulozyten, aber auch bei den Thrombozyten und Leukozyten, waren so miserabel, dass der Onkologe eine weitere Woche Chemiepause anordnete.

Was beim Arzt so auf dem Tisch herumliegtAnlässlich der Untersuchung beim Hausarzt zeigte sich bereits am 31. August ein Phänomen, das des »biologisch oder medizinisch« nicht gibt, wie mein Arzt meinte: Die Cholesterinwerte sind deutlich gesunken, während gleichzeitig die Blutfettwerte gestiegen sind. Entweder das eine oder das andere Ergebnis müsste eigentlich falsch sein, das Labor hatte aber alles richtig gemacht.

Nun ja. Das mit dem verschobenen Beginn des siebten Zyklus ist eine zwiespältige Sache für mich. Einerseits tut es mir gut, noch eine Woche ohne Medikamente genießen zu können, insbesondere mein Geburtstag am Wochenende wird dadurch wesentlich angenehmer, andererseits zieht sich die ganze Behandlung (leider nicht zum ersten Mal) weiter in die Länge.

Ich hoffe, dass es meinem Rückenmark gelingt, eine ausreichende Menge von Granulozyten und ihren Freunden zu produzieren, damit am kommenden Mittwoch der vorletzte Zyklus beginnen kann. Ich will das Ganze nämlich möglichst bald hinter mir haben und freue mich darauf, anschließend an die Entgiftung des Körpers und Erholung des Immunsystems wieder zur Arbeit gehen zu dürfen. Wann das sein wird, kann allerdings bisher kein Arzt verlässlich abschätzen.

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Freitag, 14. September 2012

Der Zyklus VI …

… meiner Chemotherapie neigt sich dem Ende zu, nächste Woche geht es in den vorletzten hinein. Am 30. Oktober wird dann – wenn alles wie vorgesehen weiter läuft – das Ende der Behandlung erreicht sein.

Dieser sechste Zyklus hatte in der ersten Woche, davon hatte ich bereits berichtet, wesentlich stärkere Nebenwirkungen mit sich gebracht als die vorangegangenen fünf, an den ersten paar Tagen der zweiten Woche ging es mir etwas besser, aber die zweite Wochenhälfte war dann wieder ziemlich schwer erträglich. Vor allem die Übelkeit geht ziemlich aufs Gemüt, wenn man sich ständig am Rande des Erbrechens entlang hangelt und doch zumindest zwei Mal täglich etwas essen muss, weil die Chemietabletten auf nüchternen Magen nicht genommen werden dürfen.

Xeloda zum Frühstück. Pfui Teufel ... muss aber sein.Am vergangenen Wochenende, von Freitag Abend bis Sonntag Mittag, waren wir mit unserer Kirchengemeinde zu einer Freizeit im Norden Brandenburgs, die Tage konnte ich mithilfe meiner Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen überwiegend sogar genießen – eine schöne Abwechslung mit vielen wertvollen Gesprächen, Mußestunden und Plaudereien sowie angemessen freundlichem Wetter ab Samstag Mittag. Zum Frühstück und Abendessen gab es exklusiv für mich … na was wohl? Xeloda-Tabletten, wie zu Hause. Aber wie gesagt, genießen konnte ich viele der Stunden trotzdem.

Erst gestern ist die Übelkeit wieder auf ein Maß gesunken, bei dem ich keine Tropfen nehmen muss, was ich dankbar genieße, denn die Tropfen gegen die Nebenwirkungen haben wiederum andere Nebenwirkungen …

Na ja. Der 31. Oktober ist ja nicht mehr so furchtbar weit entfernt. Ob sich dann eine Rehabilitationsmaßnahme anschließt oder ein Hamburger Modell oder was auch immer … das werde ich in ein paar Wochen mit dem Onkologen besprechen.

Heute geht es am Mittag zum Dermatologen, da der Hausarzt einen Fleck auf meiner Haut etwas verdächtig fand. Natürlich hoffe und wünsche ich mir, dass es blinder Alarm ist … mir reicht eigentlich zur Zeit der operierte Darmkrebs und die Chemotherapie. Noch mehr gesundheitliche Baustellen müssen nicht sein.

P.S. um 13:30 Uhr: Abwarten und Kaffee trinken ... heißt es mal wieder. Der Dermatologe hat den verdächtigen Hautfleck fachmännisch herausgeschnitten und schickt das Gewebe jetzt an ein Fachlabor irgendwo im fernen Bayern. In circa zwei Wochen liegt dann das Ergebnis der Analyse vor.
Er meinte, das sei mit hoher Wahrscheinlichkeit eine harmlose Stelle, aber ihm und mir ist ein Laborbefund dann doch lieber als Wahrscheinlichkeitsrechnungen, von denen habe ich schon genug anlässlich der Chemotherapie.

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Montag, 10. September 2012

Tempest–Bob Dylan. Ja. Und nein.

Vorschusslorbeeren sind nicht immer angebracht, mitunter enttäuscht das vorab hoch gelobte tatsächliche Ereignis oder Ergebnis – was ohne all den Vorabjubel vielleicht nicht der Fall wäre.
Selten hat es in den letzten Jahren so viel Rummel um ein noch gar nicht erschienenes Album gegeben wie in den letzten Monaten und Wochen bezüglich »Tempest« von Bob Dylan. Noch nie war ein Album, das es noch nicht gab, auf Platz 1 der Amazon Verkaufshitparade. Noch nie wurde unter den Fans so viel spekuliert und gemunkelt über die Lieder, die noch niemand gehört hatte.

Und nun dreht sich die CD im Abspielgerät, bei mir und bei all den anderen, denen das Warten lang wurde. Immerhin gab es ein paar Tage vor dem Album schon »Duquesne Whistle« als Video zu sehen und zu hören und ein Ausschnitt aus »Early Roman Kings« sickerte über einen Werbespot noch früher durch. Und was soll man nun zum Album sagen? Waren all die Vorschusslorbeeren zu Recht ausgeschüttet worden?

Ja. Und nein.

Ja: Bob Dylan ist ein großartiges Album gelungen, das all die Komponenten enthält, auf die ich gehofft habe. Zitate aus der Bibel, von Edgar Allan Poe, Shakespeare, John Lennon, Robert Zimmermann … alles reichlich vorhanden. Musikalisch abwechslungsreich, die Band in bester Spiellaune, Bob Dylans altersraue und brüchige Stimme erstaunlich vielfältig im Ausdruck und – anders bei den Konzerten – er kann tatsächlich noch Melodien singen, wenn er nur will (woran ich nie ernsthaft gezweifelt habe). Live will er eben nicht, im Studio wollte er. Das ist fein.

Großartig auch die vielen kleinen und großen Geschichten, die er in den Liedern erzählt. Da kann ich die Augen schließen, mich entspannt auf das Sofa legen und auf eine abwechslungsreiche und abenteuerliche Reise begeben. Mord und Totschlag, bittere Abrechnungen, romantische Träume, hoffnungsvolle Aussichten, zerbrochene Hoffnungen … alles ist da, alles ist stimmig, alles ist noch dazu technisch perfekt aufgenommen.
tempest
Und nein: Es ist nicht DAS Bob Dylan Album, das eine, das große, das unvergleichliche. Es unterhält, es reißt mit, aber es ist nicht die große und letztendliche Offenbarung, die manche Vorabkritiker angekündigt hatten. Es ist womöglich, der Mann ist 71 Jahre alt, das letzte Studioalbum (wobei es garantiert wieder zahlreiche »Outtakes« gibt, die sich prima als Bootleg Nummer soundso vermarkten lassen), aber es ist kein Vermächtnis des großen Bob Dylan an die Welt. Den Anspruch erhebt er nicht, das haben die enthusiastischen Fans ihm unterstellt.

»Time out of Mind«, das war schon eher DAS Album, oder »Street Legal«. Womöglich auch »Infidels«, unter Umständen. Aber »Tempest« nicht, nicht für mich zumindest.

Die sogenannte Deluxe Edition enthält neben der CD im Schuber noch ein Notizbüchlein mit Platz für eigene Aufzeichnungen und Abbildungen von Titelseiten, auf denen Bob Dylan im Lauf der 50 Jahre zu sehen war. Nett, aber na ja – was soll man ernsthaft damit anfangen? Da wären mir die Texte der Lieder wesentlich lieber gewesen! Die fehlen. Da muss man nun warten, bis BobDylan.com sie nach und nach ergänzt. Es gibt schon für jedes Lied eine Seite, aber die sind noch leer. Die 2 Euro Aufpreis für die Deluxe Ausgabe halte ich denn doch für etwas übertrieben.

Mein Fazit: Ein gut gelungenes und hochkarätiges Album, das dokumentiert, dass Bob Dylan auch mit 71 Jahren keineswegs zum alten Eisen zu zählen ist. Er beherrscht sein Handwerk nach wie vor wie kaum jemand sonst. Es ist zwar nicht das Super-ober-Meisterwerk, von dem mancherorts die Rede war und ist, aber es lohnt sich allemal, zuzugreifen. Diese CD wird oft und auch nach Jahren noch den Weg in das Abspielgerät finden.

Bestellen kann man zum Beispiel bei Amazon:
Tempest

Freitag, 7. September 2012

Was auf die Ohren!

Ich bin dabei, alte digitale Studioaufnahmen aus der Zeit, zu der ich noch musikalisch aktiv war, von MD (MiniDisk) auf ein zeitgemäßeres Medium, nämlich den PC, zu übertragen. Digital zu digital.

Diese wüste Demoversion eines Liedes, das ich ca. 2003 geschrieben habe, will ich dem geschätzten Blogpublikum heute mal zumuten. Es muss ja keiner It Isn’t Fair anhören, wenn er oder sie nicht will.

Bittesehr:

Donnerstag, 30. August 2012

… nicht halb leer.

Es stimmt schon, was die Ärzte, namentlich die Onkologen, so häufig zu wiederholen nicht müde werden: Die Intensität der Nebenwirkungen und Begleiterscheinungen bei meiner Chemotherapie lässt sich nicht voraussagen, und von dem einen Zyklus sollte man nicht auf den nächsten schließen. Es sind zu viele Faktoren, die da eine Rolle spielen und sich gegenseitig beeinflussen können.

Gestern ging es los mit meinem Zyklus Nummer 6 (von 8 insgesamt). Als ich nach der Infusion beim vorherigen Zyklus, am 8. August, wahrheitsgemäß gesagt hatte, dass der Arm erheblich schmerzt nach den knapp 4 Stunden, meinte die Arzthelferin: »Vielleicht sollten wir es mal mit Wärmekissen probieren? Bei Oxaliplatin könnte das ja vielleicht etwas helfen.« Da es schlimmer als vor drei Wochen sowieso kaum werden konnte, erinnerte ich also gestern an den Vorschlag. Die Betreuerinnen wechselten regelmäßig das abkühlende Kissen gegen ein frisches heißes aus. Ich konnte zwar so den Arm nicht beobachten, ob sich womöglich ein Unglück wie am 18. Juli anbahnen mochte, aber da das Wärmekissen ungefähr alle 30 Minuten ausgewechselt wurde, waren Arzthelferin und ich regelmäßig einen prüfenden Blick auf die Infusionsgegen.

Die Hitze auf der Haut tat ihre erhoffte Tiefenwirkung: Die Schmerzen waren wesentlich geringer und sind auch im Laufe des vergangenen Tages und der Nacht nicht stärker geworden. Der Arm fühlt sich jetzt so an, wie bei der letzten Infusion erst nach 10 Tagen. Das ist eine große Erleichterung. Warum es allerdings so lange dauern musste, bis die Helferin mit dem Vorschlag herausrückte, kann ich nicht sagen.

Wesentlich deutlicher ist dagegen das Kältesyndrom zurückgekehrt. Schon als ich gestern nach der Infusion zu Hause ankam und Mineralwasser (Sommer-Zimmertemperatur) trinken wollte, war das so schmerzhaft im Mund, dass ich den ersten Schluck entsetzt ausspuckte. Mit klitzekleinen Portiönchen gelang es dann doch, den Durst zu stillen. Am späten Nachmittag ein Bierchen zu trinken war erst möglich, nachdem das Getränk eine geraume Weile in der Sonne gestanden hatte.

Auch die Übelkeit schlägt mir heftiger auf den Magen als zuvor … aber mit Hilfe von Tabletten und Tropfen lässt sich das Erbrechen verhindern. Ich nehme zwar sehr ungern zusätzlich zu den Chemo-Tabletten (Xeloda) noch andere Medikamente, aber solange die Übelkeit so vehement wütet wie jetzt, ist das dann doch das kleinere Übel.

Relativ neu ist, dass die Zehen zeitweise gefühllos werden. Das ist beim Gehen nicht hinderlich, insgesamt aber doch recht unangenehm. Ich bin gespannt, ob die dafür vorgesehene Spezial-Salbe für Xelodapatienten, die ich heute erstmals ausprobiere, etwas daran ändern wird.

Und der am 18. Juli verunglückte rechte Arm? Der ist nach wie vor leicht geschwollen, die Haut brennt etwas, im Inneren des Armes zwickt und zuckt gelegentlich ein Muskel oder mehrere … ob sich die deutlich spürbare Verhärtung des Gewebes zurückbilden wird, kann man sechs Wochen nach der Vergiftung noch nicht sagen. Da muss ich wohl noch weitere sechs Wochen Geduld aufbringen.

Es gibt jedoch auch Gutes zu berichten: Insgesamt steigert sich meine Leistungsfähigkeit Sogar mehr als halb voll!langsam aber stetig, sowohl beim Sport als auch beim Durchhaltevermögen am Computer … das ist ja, wenn ich wieder arbeiten gehen darf, mein hauptsächliches Werkzeug. Ich bin glücklich, ein Übersetzungsprojekt ohne Zeitdruck zu haben, der Auftraggeber will mit dem Werk sowieso erst 2013 auf den Markt. Das gibt mir Gelegenheit, ohne Stress auszuprobieren, wie weit jeweils pro Sitzung Konzentration und Kraft reichen. Und das eben steigert sich, zwar langsam, aber immerhin. Da ich über die Arbeitsstunden genaue Aufzeichnungen führe, habe ich das prima im Blick und kann mich daran freuen.

Mein Befinden mag nicht jeden Tag einem strahlenden Siegeszug gleichen, aber es geht mir nach wie vor verglichen mit dem, was an Nebenwirkungen so alles möglich wäre, recht gut.

Das Glas ist halb voll, nicht halb leer. Und das ist auch gut so.

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Montag, 27. August 2012

Von Ulmen und Weinstöcken

Kürzlich, beim Spaziergang durch einen Weinberg, machte ich mir allerlei Gedanken über die Ulmen und den Wein, der sich an ihnen empor rankte. Mir war, als träte jemand neben mich und ginge ein Stück des Weges mit mir durch die stillen Reihen hügelan und hügelab.

»Was denkst du denn so über die Ulmen und die Weinstöcke?«, fragte mich mein möglicher Begleiter.

»Ich finde, dass sie vorzüglich zu einander passen.«

»Sie sind ein Abbild derer, die du deinesgleichen nennst.«

»Meinst du die Menschen, die Menschheit an und für sich?«

»Und wenn es so wäre?«

»Dann«, bat ich den, der neben mir spazieren mochte oder auch nicht, »dann möchte ich das Geheimnis erfahren, das Ulme und Weinstock zum Abbild des Menschen macht.«

Ich blieb oder wir blieben stehen. Er fragte: »Siehst du diese Ulme und diesen Weinstock?«

»Ja, ich betrachte sie gerade aufmerksam. Wie Menschen sehen sie nicht aus.«

564px-29-autunno,Taccuino_Sanitatis,_Casanatense_4182.»Der Weinstock hier trägt Früchte, die Ulme aber ist zumindest für euch Menschen ein unfruchtbarer Baum. Ihre Samen sind nicht genießbar und fliegen schnell davon. Wenn sich nun der Weinstock nicht an der Ulme emporrankt, kann er keine Frucht bringen, weil er zu sehr am Boden kriecht. Selbst wenn er ohne Ulme Frucht trägt, so verfault sie, weil der Weinstock sich nicht an der Ulme emporwindet. Wenn aber der Weinstock an der Ulme emporwächst, dann trägt er sowohl von sich selbst aus Frucht und zugleich wegen der Ulme.«

Ich sah mich um. Ringsherum rankten sich die Weinstöcke an Ulmen empor und trugen schöne, gesunde Früchte. Es war beinahe, als wüchsen die Trauben an den Ulmen selbst. Doch hatte das noch immer nichts mit meinesgleichen zu tun.

Bevor ich noch eine Frage stellen konnte, fuhr womöglich mein Begleiter fort: »Du siehst also, dass die Ulme viel Frucht hervorbringt, und zwar nicht weniger als der Weinstock, eher sogar noch eine ganze Menge mehr.«

»Wieso sogar noch mehr?«

»Weil der Weinstock, wenn er an der Ulme emporwächst, viele und gute, wenn er aber am Boden kriecht, faulige und wenige Früchte bringt.«

Mir war auf einmal nicht mehr, als ginge jemand neben mir durch die stillen Reihen der Weinbeerbäume, wie man sie früher genannt hatte. Ich ließ meine Gedanken schweifen. Da fiel mir etwas ein: Kürzlich, beim Spaziergang durch eine Einkaufsstraße, machte ich mir allerlei Gedanken über die Kopfmenschen und die Arbeiter …

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Inspiriert zu dieser kleinen Fabel hat mich ein Gleichnis im »Hirte des Hemas«, einem wunderbaren uralten Buch. Das Bild von Ulme und Weinstock stammt von WikiCommons und ist gemeinfrei.

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Freitag, 24. August 2012

Von Fach- und Hausärzten

Lag so auf dem Schreibtisch des Arztes herum.Heute war ich, nachdem ich es in den letzten Monaten mit lauter Fachärzten wie Onkologen, Gastroenterologen und beinahe einem weiteren Chirurgen zu tun hatte, mal wieder beim Hausarzt. Der verarztet ja bekanntlich keine Häuser, sondern auch Menschen, und ich war wegen der regelmäßigen Vorsorgeuntersuchung da.

Blutdruck messen, Ultraschalluntersuchung, Abtasten … was Ärzte eben so können, und dann ging es ans sogenannte Hautscreening. Auch dabei fand der Doktor nichts auf Anhieb alarmierendes, aber er erklärte mir angesichts einer einzigen zweifelhaften Stelle auf meiner Brust: »Das möchte ich gerne von einem Dermatologen überprüfen lassen, der hat die genaueren Instrumente. Es kommt nämlich vor, so absurd das auch klingt, dass die Chemotherapie einen Hautkrebs anstößt, und der Dermatologe kann mit seiner Ausrüstung auch unter die obersten Hautschichten schauen.«

Nun ja. Die Chemotherapie, die den einen Krebs bekämpft, als möglicher Auslöser für einen anderen, das ist mir nicht neu, denn dass Leukämie aufgrund solcher Behandlungen auftreten kann habe ich wie so vieles vor der Behandlung zur Kenntnis genommen und unterschrieben. Vom Hautkrebs war in den Unterlagen zwar nicht die Rede, aber ich vermute, dass mein Hausarzt schon weiß, wovon er redet.

Nun werde ich also demnächst einen weiteren Facharzt kennen lernen, denn beim Dermatologen war ich noch nie. Und wenn ich mir in einer Sache sicher bin, dann ist es diese: Lieber auf Nummer Sicher als leichtsinnig über vermeintliche Kleinigkeiten hinweggehen.

Im Übrigen meinte mein Hausarzt: »Soweit alles in Ordnung, die Laborwerte holen wir nächste Woche. Sie sind verdammt jung für einen Darmkrebs, aber leider nicht der einzige. Es wäre an der Zeit, dass die Politik sich endlich durchringt, die Altersgrenze für die Krebsvorsorge deutlich zu senken.«

Damit hat er recht. Wäre ich ein oder zwei Jahre früher in den Genuss einer Darmspiegelung gekommen, hätte man die Tumore beziehungsweise ihre Vorstufen rechtzeitig entfernen können, bevor Zwerchfell und Lymphgefäße befallen waren.

Im Grunde wäre, wenn ich mir so anschaue, was meine Behandlung bisher gekostet hat und noch kosten wird, die kostenlose Krebsvorsorge für alle Männer ab 50 Jahren sogar die preiswertete Lösung für die Krankenkassen.