Freitag, 28. Februar 2014

Vom Tinnitus und vom Kortison

Der Tinnitus ist eine auditive Wahrnehmung, die zusätzlich zu dem auf das Ohr einwirkenden Schall ein- oder beidseitig wahrgenommen wird. Diese Wahrnehmung beruht auf einer Störung der Hörfunktion. Der Höreindruck des Tinnitus hat keinen Bezug zum Schall in der Umgebung des Patienten. Die Art der scheinbaren Geräusche ist sehr vielfältig. [Wikipedia]

In meinem Fall handelt es sich – das hat die Hals-Nasen-Ohrenärztin nachmessen können, um einen Pfeifton bei ca. 8000 Hz. Der hat sich in meinem Gehör festgesetzt und mag nicht freiwillig weichen. Die medizinische Diagnose nach der mehr als zweistündigen Untersuchung: Hörsturz mit nachfolgendem akutem Tinnitus. Weil er noch keine drei Monate alt ist, bestehen Chancen, dass er nicht zum chronischen Tinnitus wird.

Woran das liegt … die möglichen Ursachen sind Legion.

Fremdkörper im Gehörgang, Knalltrauma, Entzündungen des Ohrs, Otitis media, Otitis externa, Mittelohrerkrankungen mit Störung der Schallübertragung (z. B. Otosklerose), Virale und bakterielle Infekte (z. B. Borreliose), Schalltrauma (akut oder chronisch), Hörsturz, Tauchunfälle, Dekompressionskrankheit, Barotrauma, Morbus Menière, Costen-Syndrom, Hydrops cochleae, Endolymphschwankungen, Autoimmunerkrankungen des Innenohrs, Ototoxische Substanzen, Akustikusneurinom (ein Tumor der Gehörnerven), Bogengangsdehiszenz, Schwerhörigkeit/Hypakusis, Arzneimittel, Craniomandibuläre Dysfunktion … und viele mehr. [Wikipedia]

pillsDas meiste aus der Liste konnte durch Befragung und Untersuchung ausgeschieden werden. In meinem Fall ist es am wahrscheinlichsten, dass wegen der Leberoperation und der nachfolgenden mangelnden körpereigenen Hämoglobinproduktion eine Mangeldurchblutung zum Tinnitus geführt hat. Inzwischen haben sich die Leberblutwerte wieder gebessert – sie waren zuletzt noch nicht normal, aber die Tendenzwende war offensichtlich – so dass die Ursache, wenn sie es denn war, am Schwinden ist.

Letztendlich ist also – falls diese Ursache zutrifft – der Tinnitus wiederum auf den Darmkrebs zurückzuführen, der die Lebermetastasen verursacht hat. Doch die Ursachenforschung ist weniger interessant als die Frage, ob und wie ich den Pfeifton wieder loswerde.

Die von der Ärztin empfohlene Therapie wende ich nun seit drei Tagen an. Zum Start hochdosiertes Kodein (140 mg), die Dosis sinkt dann von Morgen zu Morgen, das Ganze dauert zehn Tage.

Wie alle Medikamente hat Kortison mögliche Nebenwirkungen.

Bei kurzfristiger, hochdosierter systemischer Anwendung können vor allem neuropsychiatrische Symptome auftreten, wie Konvulsionen, Schwindel, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit,Euphorie, Impotenz, Depressionen und Psychosen, Hautveränderungen, »Mondgesicht«. Darüber hinaus kann die hoch dosierte Anwendung zur Manifestation einer latenten Epilepsie führen. [Wikipedia]

Zum Schutz des Magens nehme ich begleitend täglich zwei Kapseln »Omep«, da sonst bei der hohen Anfangsdosierung und bei zehn Tagen Magenprobleme nicht nur möglich, sondern sicher wären.

Heute, am dritten Tag, stelle ich fest, dass einerseits der Tinnitus noch rund um die Uhr da ist, andererseits empfinde ich das Geräusch als etwas dezenter. Und die Nebenwirkungen sind in einem erträglichen Rahmen geblieben. Schlafstörungen gibt es, gelegentlich Schwindel, Durchfall und hin und wieder Magendruck. Im Ganzen fühle ich mich vor allem nach der morgendlichen Einnahme ziemlich ramdösig – aber das ist nach vier oder fünf Stunden dann wieder weg.

Noch bin ich recht guter Hoffnung, dass es gelingen wird, den Tinnitus wieder los zu werden. Mal sehen. Ich werde berichten.

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Samstag, 22. Februar 2014

Fünf Einführungen

Manche meiner Blogbesucher wissen, dass ich in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen als Moderator durch die Gottesdienste unserer kleinen und von mir hochgeschätzten Kirchengemeinde führe. Hier folgen fünf von inzwischen vielen Einführungen aus den letzten Monaten – einschließlich der von morgen früh. Welche das ist, verrate ich aber nicht.

Einführung 1

Guten Morgen und herzlich willkommen zu unserem Gottesdienst.

Unsere Konsum- und Marktwirtschaft beruht auf der Idee, dass man Glück kaufen kann, wie man alles kaufen kann. Und wenn man kein Geld bezahlen muss für etwas, dann kann es einen auch nicht glücklich machen. Dass Glück aber etwas ganz anderes ist, was nur aus der eigenen Anstrengung, aus dem Innern kommt und überhaupt kein Geld kostet, dass Glück das »Billigste« ist, was es auf der Welt gibt, das ist den Menschen noch nicht aufgegangen.

Das sagte Erich Fromm, der berühmte Psychoanalytiker, in seinem letzten Interview 1980. Nun darf man auch solch prominenten Menschen widersprechen, wo es geboten ist. Ich bin nicht davon überzeugt, dass Glück nur aus eigener Anstrengung zu erreichen ist, sondern ich glaube und weiß aus Erfahrung, dass Gott dabei eine wichtige Rolle spielt. Ansonsten aber hat Herr Fromm durchaus den Nagel auf den Kopf getroffen. Glücklich sein – dafür muss man kein Geld ausgeben.

Wir werden heute in der Predigt von jemandem hören, der sehr reich und noch dazu mit bedeutender Weisheit ausgestattet war. Ein Mann, der in seiner Gesellschaft einen Spitzenplatz einnahm, sich alles leisten und erlauben konnte, was er wollte, und der zurückschauend dann sein Leben eine »leidige Plage« nannte.

Der Autor George Bernard Shaw hat die Sache mit dem Glücklichsein einmal so auf den Punkt gebracht:

Es ist nicht schwer, Menschen zu finden, die mit 60 zehnmal so reich sind, als sie es mit 20 waren. Aber nicht einer von ihnen behauptet, er sei zehnmal so glücklich.

Ich wünsche uns allen, dass wir bei diesem Gottesdienst demjenigen begegnen, der unserem Leben eine Grundlage geben kann, auf der Glück wirklich unabhängig von äußeren Gegebenheiten möglich und erlebbar wird.

Einführung 2

Guten Morgen und herzlich willkommen zu unserem Gottesdienst.

Ich gebe es zu. Ich war versucht, an dieser Stelle ein Adventsgedicht vorzutragen. Das hätte so angefangen:

Es naut die Blacht – Verzeihung.

Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken,
Schneeflöcklein leis herniedersinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel
häuft sich ein kleiner weißer Zipfel.

Aber nein. Anstelle eines Adventsgedichtes oder der dreihundertvierzigsten Aufklärung darüber, dass Advent etwas mit Ankunft zu tun hat, stellt euch einmal vor, ihr wäret ein junger Mann. Auch die anwesenden Damen, gleich welchen Alters. Sagen wir er wäre 25 Jahre alt.

Also du bist jetzt ein junger Mann, sitzt hier im Gottesdienst und bist mit den Gedanken nicht ganz dabei. Deine Frau ist nämlich hochschwanger, sie liegt zu Hause auf dem Sofa und es kann jeden Moment so weit sein, dass die Wehen einsetzen. Darum liegt das Telefon griffbereit neben deiner Frau auf dem Couchtisch und du, hier im Gottesdienst, hast dein Mobiltelefon in der Tasche und rechnest jeden Augenblick mit dem Anruf deiner Frau: »Schatz, es ist so weit!«

So. Und das ist auch die einzige Konstellation, bei der es einen Grund gibt, das Telefon während des Gottesdienstes eingeschaltet zu lassen. Alle anderen, deren Frau nicht hochschwanger zu Hause auf dem Sofa liegt, dürfen jetzt noch einmal nachsehen, ob ihr Gerät nicht versehentlich doch noch eingeschaltet ist. Dankeschön.

Unser imaginärer junger Mann hat übrigens so einiges vorbereitet. Ein Kinderzimmer hergerichtet mit Babybett und Wickelkommode, es stehen mehrere Kartons mit Windeln bereit, Kleidung für das Ungeborene wurde eingekauft. So eine Geburt kommt ja in der Regel nicht völlig überraschend und auf manche Dinge im Leben bereitet man sich sorgfältig vor.

Warum es manchmal so wichtig ist, sich gut vorzubereiten, nicht auf eine Geburt, sondern auf eine Hochzeit, darüber hören wir in der Predigt nachher einiges.

Einführung 3

Guten Morgen und herzlich willkommen zu unserem Gottesdienst.

Foto: http://a.rgbimg.com/cache1vKUtQ/users/j/jw/jwgeertsma/600/oocCYJE.jpgWenn ihr jetzt dieses Glas betrachtet, könnte der eine oder die andere auf die Idee kommen, dass es wieder mal um die Frage geht, ob das Glas halb voll oder halb leer ist. Aber nein, damit wollen wir uns heute nicht beschäftigen. Es ist übrigens halb voll.

Wenn ich dieses Glas in die Hand nehme, weil ich meinen Durst stillen möchte, passiert mit mir nichts weiter. Das Anheben und Hochhalten des Trinkgefäßes hat keine Auswirkungen. Ich kann es auch etwas heben, etwas senken, weiter nach links oder rechts bewegen.

Wenn ich nun aber eine halbe Stunde lang dieses Glas hochhalten würde, dann wären gewisse Auswirkungen sicher unvermeidbar. Meine Muskeln würden müde werden. Die Folgen wären sicher noch eine ganze Weile spürbar.

Hielte ich das Glas den ganzen Gottesdienst hindurch so in der Hand empor, dann bin ich ziemlich sicher, dass ich auch morgen noch die Folgen spüren würde, womöglich sogar mehrere Tage. Dabei hätte das Glas sein Gewicht überhaupt nicht verändert, es wäre nach zwei oder vier oder acht Stunden immer noch so leicht wie jetzt.

So ähnlich verhält es sich mit unseren Sorgen und unserer Seele oder unserem Geist. Wenn uns ein sorgenvoller Gedanke bewegt, passiert erst einmal nichts von größerer Bedeutung. Das hat keine dauerhaften Auswirkungen.

Wenn wir aber stundenlang über die Sorgen und Probleme in unserem Leben brüten und grübeln, uns ausgiebig ausmalen, wie schlimm und wie böse es kommen könnte, wenn wir die Sorge festhalten und festhalten und festhalten, immer wieder betrachten, herumdrehen, erneut betrachten … dann wird das nicht ohne Auswirkungen auf unser Leben und unser Befinden bleiben. Dann wird das unserer Seele, unserem Geist weh tun.

Der Apostel Petrus fordert im ersten uns überlieferten Brief seine Leser auf: »Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.«

Wenn man in einer schwierigen oder gar bedrohlichen Situation ist, dann möchte man antworten: Leicht gesagt, lieber Petrus. Wir können negative Gedanken, Furcht und Sorgen nicht einfach per Knopfdruck ausschalten, so wie ich einfach das Glas hier abstellen kann. Das geht oft nicht. Aber glaubt mir: Es kann gelingen, das Sorgenmachen einzugrenzen, abzugrenzen und auszugrenzen. Das ist etwas, was wir bewusst tun können.

Um es mal persönlich auszudrücken: Ich weiß um die Tatsache, dass jederzeit irgendwo in meinem Körper neue Metastasen entstehen können. Aber ich habe mich entschieden, nicht ständig darüber zu grübeln, mir dauernd Sorgen zu machen. Dass solche Gedanken auftauchen, kann ich nicht verhindern und sie sind ja durchaus berechtigt. Aber da ich nicht mehr für mein Gesundbleiben tun kann als ich tue, liegt der Rest in Gottes Händen. Und mit diesem Gedanken kann ich dann meist die bedrohlichen Überlegungen und Sorgen loslassen und loswerden.

Ich wünsche uns allen, dass auch dieser Gottesdienst eine Gelegenheit wird, Sorgen und Nöte und Befürchtungen nicht zu leugnen, sondern abzugeben und Mut und Trost von demjenigen zu empfangen, der unser Heiland und Retter ist.

Einführung 4

Guten Morgen, und herzlich willkommen zum Gottesdienst.

Wisst ihr, was wirklich peinlich ist? Wenn mitten in der Predigt oder während der Gebetszeit oder auch beim andächtigen Gesang ein mehr oder weniger geschmackvoller Klingelton aus deiner Handtasche oder deinem Jackett laut wird.

Daher empfehle ich euch, falls ihr zu den Mobiltelefonbesitzern zählt, euch jetzt zu vergewissern, dass das Gerät ausgeschaltet oder zumindest stummgeschaltet ist.

Es mindert nämlich nicht die Peinlichkeit, sich nach der Störung des Gottesdienstes durch das Klingeln Gründe zurechtzulegen, warum das Telefon unbedingt eingeschaltet sein musste oder welche Umstände daran Schuld sind, dass es mitten im Gottesdienst Lärm machen musste.

Wir Menschen sind ja recht schnell dabei, Entschuldigungen und Ausflüchte zu suchen. Der Preußenkönig Friedrich II., in späteren Lebensjahren auch der „Alte Fritz” genannt, war beim Volk für seine Gerechtigkeit beliebt. Einmal, so wird erzählt, besuchte der Alte Fritz ein Gefängnis. Zu seinem Erstaunen musste er bei den Gesprächen mit den Gefangenen feststellen, dass alle unschuldig waren. Jeder hatte eine Ausrede parat.

Schließlich traf er auf einen Mann, der den Kopf hängen ließ und sich selbst einen Schuft nannte. Ungeschminkt berichtete er, wie er auf die schiefe Bahn gekommen war.

Der Preußenkönig sagte zu dem Gefangenen: „Du bist hier der einzige Lump unter lauten anständigen Leuten. Scher dich fort, damit die anderen nicht durch dich verdorben werden!”

Dieser Mann bekam die Freiheit geschenkt, weil er seine Schuld erkannte und bekannte.

Wenn wir unsere Lebensschuld vor der höchsten Majestät zugeben, gewährt auch er uns Vergebung und Befreiung. Es heißt in der Bibel: Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist Gott treu und gerecht, dass er uns die Sünde vergibt und uns von aller Ungerechtigkeit reinigt.

So ein Gottesdienst bietet Gelegenheit für vieles, für das Lob Gottes durch Lieder zum Beispiel. Wir werden auch eine Predigt hören und dabei mit- und nachdenken können, wie es wäre, unsere Stadt mit den Augen Jesu zu sehen. Und es kann auch jeder im stillen Gebet dem himmlischen Vater Sünde bekennen – in der frohen Gewissheit, dass Vergebung und Befreiung von Schuld in greifbarer Nähe sind.

Einführung 5

Guten Morgen, und herzlich willkommen zum Gottesdienst.

In unserer Straße gibt es ein Haus, das bunt geschmückt ist mit tibetanischen Fähnchen, Wimpeln und Ornamenten, auch ein etwas beleibter Buddha im Garten, aus Stein natürlich, nicht lebendig, ist im Vorgarten zu sehen.

Am Gartenzaun ist ein Metallschild mit einem QR-Code aufgestellt. Neulich hatte ich, als wir an dem Haus vorbei gingen, mein schlaues Mobiltelefon griffbereit und da ich eine QR-Code-Anwendung installiert habe, konnte ich endlich mal herausfinden, was das Metallschildchen eigentlich sagen will, wenn man über die geeignete Ausrüstung zum Entschlüsseln verfügt. Also richtete ich das Kameraauge meines Telefons auf das Schild, drückte auf dem Bildschirm »Scannen« und konnte dann sofort die Botschaft lesen:

For one minute please, stand here in silence and look at the sky, and contemplate, how awesome life is.

Eine Aufforderung also, wenigstens einen Augenblick zur Ruhe und zur Besinnung zu kommen, sich darüber Gedanken zu machen, wie großartig und eindrucksvoll das Leben ist.

Man muss ja keinen Buddha im Garten haben – es tut uns allen immer wieder gut, innezuhalten und uns zu erinnern, dass das Leben – trotz aller Widrigkeiten, die uns begegnen, trotz aller Durststrecken, die wir durchwandern, trotz Krankheit, Not, Armut oder anderen Qualen doch mehr ist, als wir gerade in Schwierigkeiten zu erkennen in der Lage sind.

Manchmal hilft so ein Blechschild mit einem QR-Code, sich daran zu erinnern. Es kann aber auch ein Gottesdienst sein. Wie wäre es mit dem heutigen zum Beispiel für dich und mich? Es ist nämlich, davon bin ich überzeugt, kein Zufall, dass unser Leben großartig und beeindruckend ist, wenn wir nur genau hinschauen. Ich glaube, da steckt jemand dahinter!

In der Schriftlesung, die wir nachher hören, erinnert Mose das Volk: Der Herr, euer Gott, geht doch vor euch her. Er wird für euch kämpfen, wie er es schon in Ägypten vor euren Augen getan hat. Ihr habt erlebt, wie der Herr, euer Gott, euch den ganzen langen Weg durch die Wüste bis hierher getragen hat, wie ein Vater sein Kind trägt.

Ich wünsche mir und uns allen, dass uns das heute ganz neu bewusst wird, dass der Herr, unser Gott nicht fern von uns ist, sondern bei uns, gerade und vor allem auch dann, wenn wir ihn vor lauter Sorge oder Not oder Angst einmal aus den Augen verlieren.

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P.S.: Wer nun unbedingt wissen will, welche Einführung die vom 23.02.2014 sein wird, ist genötigt, morgen um 10:30 zum Gottesdienst der Johannes-Gemeinde in der Wrangelstraße 6 in 12165 Berlin zu erscheinen.

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Freitag, 7. Februar 2014

Gute Nachrichten vom Gamma-GT und von der alkalischen Phosphatase

pic_4_blogHeute liegen sie mir vor, die Ergebnisse der Blutuntersuchung vom vergangenen Mittwoch. Und sie sind Gott sei Dank erfreulich, weil sich zum ersten Mal seit der Operation an meiner Leber die Tendenz gewendet hat. Es waren zwei Werte, die den Ärzten und mir Sorgen machten.

1. Gamma-GT
Als Normalwert gelten bis zu 60 U/l (was meines Wissens für units per litre, also Einheiten pro Liter steht). Mein aktueller Wert liegt mit 215 zwar noch deutlich über dem, was als normal gilt, aber im Vergleich zum Januar, als 325 U/l gemessen wurden, ist das eine ganz offensichtliche Besserung.
Das Beunruhigende an diesem Blutwert: »Erhöhte GGT-Werte können viele Ursachen haben und müssen im Zusammenhang mit anderen Laborwerten wie Alkalische Phosphatase, ALT/GPT, AST/GOT oder Bilirubin interpretiert werden. Stärkere Erhöhungen findet man bei chronischer Hepatitis, Leberzirrhose, Lebermetastasen oder Schädigungen der Leber.« (Wikipedia)
Nun ist ja sonnenklar: Die Leber wurde geschädigt. Durch die Operation von zwei Metastasen an unterschiedlichen Stellen des Organs. Wenn zwei kastaniengroße Stücke aus dem Organ herausgeschnitten werden, ist das zweifellos ein Schaden. Da die Werte vor der Entdeckung der Metastasen im September 2013 nicht erhöht waren, war der vehemente Anstieg mit großer Wahrscheinlichkeit lediglich der lebensrettenden Operation geschuldet. Bei den Kontrollen via Ultraschall und MRT seither wurde besonders die Leber angeschaut und für frei von Metastasen befunden.
Ich war also durch den stetigen Anstieg seit Oktober nicht verängstigt, aber eine wachsende Beunruhigung will ich auch nicht leugnen. Die Erleichterung darüber, dass es jetzt nicht weiter bergauf, sondern endlich bergab geht mit dem Gamma-GT, ist demgemäß eine spürbare.

2. Alkalische Phosphatase
Der andere Wert, der seit der Operation auffällig war, nennt sich »Alkalische Phosphatase«. Im Januar wurden noch 175 U/l festgestellt, jetzt sind es 155 - normal wäre ein Wert zwischen 40 und 130; 155 ist ja so weit nicht mehr davon entfernt.
Das Alarmierende bei diesem Indikator: »Eine der häufigsten Ursachen für eine AP-Erhöhung sind maligne Tumoren, die in den Knochen metastasiert sind (Knochenmetastasen).« (Wikipedia)
Nun ist es beim Darmkrebs, an dem ich erkrankt war, sehr unwahrscheinlich, dass es zu Knochenmetastasen kommt. Weil der Wert jetzt ebenfalls erkennbar sinkt, scheiden Metastasen als Ursache mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus. Ganz festlegen wird sich ein Arzt nie und nimmer, aber ich bin jedenfalls mit Fug und Recht auch diesbezüglich beruhigt.

Die völlige Abstinenz von alkoholischen Getränken dürfte (neben der weiterhin gesunden Ernährung ohne Billigfleisch und chemieverseuchtes Obst oder Gemüse, siehe Blogbeitrag zum Thema) zur Trendwende beigetragen haben. Weder das Schnäpschen im Restaurant auf Kosten des Hauses, noch den kleinen Kelch Sekt bei der firmeninternen Feier, noch das Glas Wein zum Wochenende oder das Bier zum deftigen Mittagsmahl habe ich akzeptiert. Und siehe da: exitus acta probat. Eine Leber, die nicht ständig Giftstoffe (Chemierückstände aus Lebensmitteln oder Alkohol) abbauen muss, erholt sich leichter. Daher beabsichtige ich auch zukünftig, wenn eines Tages die Leberwerte wieder komplett im Normalbereich sein werden, die jetzige Erfahrung fortzusetzen, dass ein Leben ohne Alkohol keineswegs weniger angenehm ist als das in unserer Gesellschaft übliche Mittrinken bei passenden und unpassenden Gelegenheiten. Ich vermisse den Alkohol genauso wenig wie seit März 2012 das Nikotin. Und das ist auch gut so und darf ruhig so bleiben.

So sind also die aktuellen Ergebnisse aus der Blutanalyse ein weiterer Grund zum dankbaren Aufatmen, den ich meinen treuen, Anteil nehmenden Blogbesuchern (und damit gleichzeitig den gleichermaßen Anteil nehmenden Facebook-Freunden) in der solchermaßen erneut ein wenig gestärkten Hoffnung auf dauerhafte Krebsfreiheit nicht vorenthalten will.

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Sonntag, 2. Februar 2014

10 … 10 … 10 …

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Zehn Fotos pro Album. Wer mag, darf schauen: http://gjm-berlin.tumblr.com/

(Die Sammlung wird weiter wachsen.)

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Donnerstag, 30. Januar 2014

Gibt es was Neues? Nö.

Das Gleichnis mit dem Glas, das man als halb voll oder halb leer zu betrachten in der Lage ist, kann ja mittlerweile mit Fug und Recht zu den alten Eisen gezählt werden. Originell wäre es höchstens noch, neben dem Optimisten und dem Pessimisten noch eine dritte Figur ins Spiel zu bringen, nämlich den Opportunisten, der flugs das Glas austrinkt. Aber neu ist auch diese Wendung der betagten Metapher nicht.

Was ist neu? Ganz und gar neu? Wie ein eben aus dem Ei, das nicht auf dem Frühstücktisch des Bauern gelandet ist, geschlüpftes Küken? Solch ein Hühnernachwuchs ist neu, zweifellos. Als Individuum. Das Minihuhn ähnelt vielleicht anderen, aber es war noch nicht da. Und wird nicht wieder sein. Andererseits: Dass aus Eiern, wenn sie bebrütet werden, Küken schlüpfen, ist ganz und gar nicht neu. Das geht schon Jahrhunderte und Jahrtausende so vor sich, Tag für Tag. Bildschirmfoto - gemopst von puk.comWer etwas wirklich ganz und gar Neues sucht, wird so leicht nicht fündig.

Mir war in letzter Zeit danach, eine neue Kurzgeschichte zu schreiben. Aber, so dachte ich mir nach den ersten Sätzen immer wieder, wird das wirklich etwas noch nicht Geschriebenes, eine neue, ganz und gar noch nicht dagewesene Erzählung?

Tom Waits, ein einzigartiger Musiker, dessen Kunst ich außerordentlich schätze, erzählte bei einem Konzert: My wife says I can only write two songs. Grand weepers or grim reapers. So ähnlich geht es mir mit dem Schreiben. Ich fange eine Erzählung an und schon weiß ich, dass sie zwar neu als individuelle Geschichte entstehen würde, dass aber sehr ähnliche Texte schon unendlich oft geschrieben wurden, von mir oder von anderen Autoren. Daher ist es bisher bei mehreren Fragmenten geblieben, aus denen Erzählungen hätten werden können.

Beispiel 1:
»Und wie geht das nun genau? Ich meine, wie fange ich an, was kommt als nächstes ... so ganz praktisch. Das hat mir in all den Aufklärungsbüchern und –stunden in der Schule noch niemand sagen wollen.«
Jennifer blickte ratlos um sich.

Der so angefangene Text würde sich zu einer Erzählung über das Erwachen beziehungsweise die Entdeckung der Erotik in einem jungen Menschenleben entwickeln. Eine Geschichte die täglich millionenfach erlebt wird und über die schon unzählige Autoren mehr oder weniger gelungene Sätze zu Papier gebracht haben. Neu natürlich für Jennifer, aber für die Menschheit eine uralte Geschichte, die auch in Zukunft Tag für Tag erlebt werden wird.

Beispiel 2:
»Denken Sie«, sagt der Dozent, »denken Sie jetzt mal bitte nicht an einen rosa Elefanten. Denken Sie an alles andere, was Ihnen so einfällt, aber nicht an einen rosa Elefanten.«
Na, liebe Leser, was sehen wir wohl vor uns nach dieser Aufforderung?
Genau.

Aus diesem Ansatz kann nur ein philosophischer Exkurs werden, oder eine Erzählung über jemanden, der es doch schafft, nicht an einen rosa Elefanten zu denken. Dieser Jemand ist nämlich anders als alle anderen, und damit hat der Autor Stoff genug, um auch 900 Seiten zu füllen, wenn es denn ein Roman werden soll. Aber auch diese Geschichte ereignet sich alle Tage und wurde in zahlreichen Varianten immer wieder aufgeschrieben.

Beispiel 3:
Es ziemt sich nicht, sagte ich mir, es ziemt sich ganz und gar nicht.
Wurde die Waffe in meiner Hand schwerer? Nein, natürlich nicht. Es kam mir nur so vor. Ich zielte schließlich nicht täglich mit einem Revolver auf einen Menschen.

Bildschirmfoto - gemopst von puk.comNa ja, und daraus, das ist klar, kann nur eine Krimiszene oder eine Horrorepisode oder etwas ähnliches entstehen. Auch das hat die Welt schon tausend Mal gelesen und gehört und gesehen. Ob mein Ich-Erzähler dann der Böse oder der Gute ist, ob er wider Willen oder ganz bewusst mit der Waffe in der Hand vor einem Mitmenschen gelandet ist, sei dahingestellt. Aber wirklich neu wären solche Ideen nicht.

So. Das war es, was ich heute an neuen Erkenntnissen mitzuteilen hatte.

Dass diese Erkenntnisse so ganz taufrisch nicht sind, brauchen Sie mir nicht extra unter die Nase reiben, liebe Leser. Ich kenne das Lied Time von Roger Waters: You run and you run to catch up with the sun but it is sinking, and racing around to come up behind you again! Und ich habe auch die deprimierten Worte des König Salomo gelesen: Alle Flüsse fließen ins Meer, und das Meer wird nicht voll. Zum Ort, wohin sie fließen, da fließen und fließen sie. Alle Dinge mühen sich ab, keiner fasst sie alle in Worte. Das Auge wird vom Sehen nicht satt und das Ohr vom Hören nicht voll. Was gewesen ist, wird wieder sein; was man getan hat, wird man wieder tun; und nichts ist wirklich neu unter der Sonne.

Quod erat demonstrandum.

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Dienstag, 28. Januar 2014

Diagnose Krebs – ein Artikel

Titelseite der Zeitschrift / Ausgabe 02/2014 - (C) Oncken VerlagFür die Zeitschrift »Die Gemeinde«, das ist die offizielle Zeitschrift der deutschen Baptisten mit einer Auflage von 5.500 Stück, schrieb ich kürzlich diesen Artikel, der in der Ausgabe 02/2014 erschienen ist. Meinen Blogbesuchern darf ich ihn nun auch hier präsentieren, mit freundlicher Genehmigung des Verlages.

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Diagnose Krebs

Vom Umgang mit der Krankheit

»… mir wird nichts mangeln … fürchte ich kein Unglück …« - mit ehrlicher und fester Überzeugung konnte ich den Psalm 23 oder andere vergleichbare Bibeltexte sprechen und beten, solange die Gesundheit stabil und das eigene Sterben irgendwo in weiter Ferne schien. Doch als ich im März 2012 erfuhr, dass ich an Darmkrebs im Stadium 3 litt, war es auf einen Schlag vorbei mit dem »nichts mangeln« und der Furchtlosigkeit vor jeglichem Unglück. Ich fürchtete mich sehr und der Mangel an Gesundheit war unübersehbar.

Dennoch wäre es verkehrt, rückblickend alles schwarz zu malen und von totaler Hoffnungslosigkeit zu reden. An vielen Punkten habe ich seither erlebt, dass ich trotz meines Unglücks nicht ohne einen guten Hirten unterwegs bin. Ich schreibe diese Zeilen im Januar 2014 – bin also 22 Monate nach der Diagnose noch am Leben. Wie viel Zeit mir auf dieser Welt bleibt, ist ungewiss – aber immerhin: Ich lebe noch.

Am 14. März 2012 war ich morgens ganz normal aufgestanden, um mich für den Tag im Büro fertig zu machen. In den Tagen zuvor hatte ich hin und wieder Schmerzen und Übelkeit verspürt, es kam auch zu Schluckauf und Aufstoßen – alles Symptome, die mich Anfang Februar schon einmal zum Arzt, zur Klärung der Ursachen in ein Krankenhaus gebracht und dort zu der Diagnose Divertikulitis (Entzündung in der Darmschleimhaut) geführt hatten. Da die Symptome nun weniger stark waren, war ich kaum beunruhigt. Ich war überrascht, als ich plötzlich mehrmals erbrechen musste, weil keine Übelkeit vorangegangen war – die kam und blieb erst danach.

Mein Hausarzt war nicht in der Praxis, seine Vertretung erklärte mir nach der Untersuchung, mich habe wohl der zu jener Zeit grassierende Magen-Darm-Virus erwischt. Falls es nicht besser würde, sollte ich allerdings umgehend ein Krankenhaus aufsuchen.

Das geschah dann am 15. März, ich hatte solch böse Krämpfe bekommen, dass ich nicht mehr gehen und stehen konnte.

Plötzlich steht alles still, was so lange und so ungehindert in Bewegung war, auf einmal ist alles Wichtige vollkommen nebensächlich und was im Alltag so gut wie keine Beachtung fand, ist mit einem Schlag entscheidend wie nichts anderes. Das Überleben der nächsten Stunden und Tage rückt nach vorne, alles andere verschwindet im Nebel der Bedeutungslosigkeit.

Ich lag auf der chirurgischen Station, die Darmoperation lag drei Tage zurück, als ich diese Zeilen aufschrieb. Zwei aprikosengroße Tumore waren zusammen mit einem Stück Zwerchfell, etwas über der Hälfte des Dickdarms und ein paar schon vom Krebs befallenen Lymphgefäßen aus meinem Körper herausgeschnitten worden.

Ich notierte in der Woche nach der Operation, soweit meine Kräfte (und die ziemlich starken Schmerzmittel) es zuließen, Empfindungen und Gedanken, was ich nicht vergessen, woran ich mich später erinnern wollte, wofür ich dankbar und froh war.

Was mir Mut machte, Kraft zum Durchhalten schenkte, war und ist an erster Stelle meine Frau.

Der tägliche Besuch von Eva, so traurig und entkräftet sie auch aussieht, gibt mir Kraft und Mut und Entschlossenheit: Ich will durchhalten. Diese Stunden mit ihr an meinem Bett sind so unschätzbar wertvoll, um nicht zu verzweifeln. Ich würde ihr gerne mehr erzählen, fragen, reden – doch alle paar Minuten fallen meine Augen zu … sie ist trotzdem da, hält meine Hand und Liebe strömt in mich hinein,

schrieb ich auf.

Oder auch diesen Absatz:

Wertvoll sind die Besuche meines Pastors Martin, der zuhört, keine theologischen Patentrezepte aus der Tasche zieht, der zugibt, dass er Gottes Handeln oder Nichthandeln nicht immer verstehen kann. Der für mich am Bett betet. Selbst kann ich nicht glauben oder beten, sondern mich nur gegen die Mutlosigkeit sträuben. Es tut trotzdem (oder deshalb?) ungeheuer gut, dass Martin für mich an höchster Stelle vorspricht, samt der ganzen Gemeinde.

Es dauerte einige Monate, bis ich selbst wieder zaghaften Glauben verspüren und Gebete ehrlich formulieren konnte.

Der Artikel in der gedruckten FormNach der Entlassung aus dem Krankenhaus folgten eine dreiwöchige Rehabilitationsmaßnahme und dann eine Chemotherapie. An einigen Schäden, die durch die hoch dosierten Zytostatika verursacht wurden, leide ich bis heute. Der gesundheitliche Vorteil dagegen lässt sich kaum schätzen – je nach statistischem Modell verbessern sich die Chancen auf Heilung vom Krebs um 10 bis 15, nach anderen Berechnungsarten 3 bis 5 Prozent. Da jedoch niemand feststellen kann, ob einzelne Krebszellen im Körper unterwegs waren oder nicht, sind all die Zahlenspiele hypothetisch.

Aber weil ich nichts unversucht lassen wollte, willigte ich in der Hoffnung, dass der Krebs mich nicht wieder heimsuchen würde ein, und mein Körper wurde bis zum November 2012 mit Oxaliplatin und Xelox malträtiert.

Bis zum September 2013 sah es so aus, als hätte ich den Kampf gewonnen. Ausgerechnet an meinem 58sten Geburtstag mussten meine Frau und ich dann aber eine bittere Diagnose zur Kenntnis nehmen: Zwei Lebermetastasen.

In einer solchen Situation reagiert vermutlich jeder Mensch anders. Bei mir setzte zuerst eine Art gedankliche Schockstarre ein – als beträfe die Diagnose nicht mich: Das muss ein Irrtum sein. Das ist eine Verwechslung. Bis zum Begreifen dauerte es eine Weile.

Ein paar Tage nach der Diagnose zog ich Bilanz:

  • Ich weiß, dass mein Vater im Himmel Krankheit heilen kann, mit oder ohne Zutun von Ärzten.
  • Ich weiß aber auch, dass Gebet und Flehen und Fasten manchmal nichts gegen tödliche Krankheiten bewirken.
  • Ich kann mir anhaltende Gesundheit nicht erarbeiten und nicht erkaufen, aber hoffen und beten, dass mir noch viele Jahre Leben geschenkt werden.
  • Ich kann bis zum Ende, ob bald oder später, jeden Tag bewusst und dankbar leben und genießen.

Inzwischen habe ich auch die Leberoperation hinter mir und bin wieder einigermaßen bei Kräften. Welche Ergebnisse ich bei den nächsten Untersuchungen hören werde, ist offen – neue Metastasen oder keine Spur davon.

Es geht meinem Glauben heute ungefähr so, wie der Vater empfunden haben mag, der sein todkrankes Kind zu Jesus brachte und dann schrie: »Ich glaube; hilf meinem Unglauben!« (Mark. 9,24) Es ermutigt mich zu lesen, dass Jesus damit zufrieden war.

Wer mehr über mein Empfinden, mein Glauben und Zweifeln, meine wunderbaren und schlimmen Erlebnisse seit der Krebsdiagnose wissen möchte, kann ausführlich nachlesen unter http://tinyurl.com/q7socqp - dort berichte ich in unregelmäßigen Abständen.

Lesern dieser Zeitschrift, die Eva und mich in ihre Fürbitte einschließen, danke ich sehr!

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Mehr zur Zeitschrift hier: [Oncken Verlag – Die Gemeinde]

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Montag, 20. Januar 2014

Von einem »christlichen« Sumpf, der zum Himmel stinkt

Es darf sich von mir aus jeder Mensch öffentlich daneben benehmen wie er möchte. Wer demonstrieren will, dass auch nur einigermaßen akzeptables Benehmen, von gutem Benehmen ganz zu schweigen, nicht zum persönlichen Repertoire gehört, der möge das tun. Wer dumm ist und seine Dummheit hinausposaunen mag … meinetwegen.

Es sei denn, und das ist der Anlass für diese Zeilen, es sei denn, jemand besudelt, beleidigt und verunglimpft mit seinen Entgleisungen andere Menschen und ich gerate in die Gefahr, mit solchen üblen Ausdünstungen in einen Zusammenhang gebracht zu werden.

Ich bin Christ. Und wenn sich jemand erdreistet, angeblich im Namen des christlichen Glaubens unfassbar niveaulose Verbalinjurien abzusondern, dann muss ich widersprechen, denn sonst werde ich womöglich noch in den gleichen Jauchetopf geworfen.

facliAktuell werden hier und da auf unerträgliche Weise homosexuelle und lesbische Menschen verurteilt und verbal geprügelt, so dass ich mich frage, wes Geistes manche Schreiberlinge, die sich Christen nennen und um fromme Sprüche nie verlegen sind, eigentlich sind. Beispiele? Die gibt es überall in den sozialen Netzwerken. Bitteschön, hier sind einige Zitate von Facebook, eins zu eins kopiert, samt aus offensichtlicher Bildungsferne resultierenden Schreibfehlern:

»Ich sag dir mal was, wenn homos kinder kriegen KÖNNTEN, würden noch viel mehr Kinder in den "Müll" geworfen werden.«

»... meinst du im ernst hier wäre irgend jemand, der Prostitution und Unzuch in irgend einer form befürworten würde oder anders darüber denken würde wenn es homosexuelle Unzucht ist?«

»Die EKD ist weder evangelisch noch Kirche. Ein verkommener Haufen. Und selbst die Freikirchen rutschen immer tiefer.«

»Eine Gesellschaft die nicht mehr die Familie Vater und Mutter schützt, dafür die Homosexualität propagiert, ist dabei sich selbst auszurotten. Homos können nunmal keine Kinder zeugen.«

»...  dass uns mit scheinbarem Glücksgewinn ("die Frucht war schön anzusehen") in Wirklichkeit tödliches Gift angeboten wird (z.B. bei Ehebruch / Homosexualität usw.)«

Pfui Teufel! Wo so viel Hass und solch menschenverachtender Unflat öffentlich ausgeschüttet werden, da steckt vermutlich genau dieser dahinter. Denn im Evangelium ist von solchen Entgleisungen und Ausfällen nicht die Rede.

Selbst wenn - nur mal ganz hypothetisch – selbst wenn Homosexualität Sünde wäre, dann hätten wir als Nachfolger des Jesus Christus, nach dem wir uns »Christen« nennen, doch wohl die Aufgabe, seinem Beispiel zu folgen. Als man eine »Sünderin« zu ihm brachte, die auf frischer Tat beim gesellschaftlich geächteten Sex ohne Trauschein - noch dazu mit einem verheirateten Mann - erwischt worden war, schwieg Jesus beharrlich. Er weigerte sich, die Frau zu verurteilen. Als die gesetzestreuen Tugendwächter schließlich aufgegeben hatten und verschwunden waren, fragte er die Frau, wo denn ihre Ankläger seien. Weg waren sie, fort und verstummt. Niemand klagte sie mehr an. Auch Jesus nicht. Er schon gar nicht.

Man darf unterschiedlicher Meinung sein, das ist normal und jedermanns Recht. Wer Homosexualität für Sünde halten möchte und dafür Gründe zu haben meint – der möge sich öffentlich darüber ausbreiten, wenn er es für nötig hält, und einer sachlichen Diskussion stellen, wenn er den Mut und das moralische Format dafür mitbringt. Aber man darf nicht in der oben zitierten und oft noch grässlicherer Weise über irgend einen Mitmenschen herziehen, dafür gibt es keine Entschuldigung.

Also mein Fazit in aller Deutlichkeit: Mit Christen, die andere Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft, ihres sozialen Status oder aus welchen angeblichen Gründen auch immer verächtlich machen, beschimpfen, angreifen oder beleidigen, möchte ich bitte nicht in einen Topf geworfen werden. Deren Topf stinkt nämlich ganz erbärmlich zum Himmel.

Wir hatten in der deutschen Geschichte schon mal solch einen üblen Sumpf, der rosa Winkel, Judensterne und unermessliches Unheil brachte …

So. Das musste mal gesagt beziehungsweise geschrieben werden.

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Samstag, 18. Januar 2014

Von steten Tropfen, vom Krebs und unserer Blauäugigkeit

Steter Tropfen, das wissen wir alle, höhlt den Stein. Und doch handeln wir oft so, als käme es auf unbedeutend Scheinendes nicht an, obwohl die steten Tropfen ein immer größeres Loch im felsenfesten Grund entstehen lassen.

Dass vor allem in den »zivilisierten« Ländern der westlichen Welt eine bestürzende Zunahme von Krebserkrankungen festzustellen ist, halte ich nicht für Zufall oder gar die Strafe einer erzürnten Gottheit. Ich bin ziemlich überzeugt, dass wir es mit einer selbst angerichteten Entwicklung zu tun haben, dass die vielen steten Tropfen inzwischen eine Höhlung gegraben haben, die deutlich sichtbar ist. Auch ich habe die Tropfen jahrzehntelang unbeachtet gelassen, mein Um- beziehungsweise Nachdenken begann erst vor ein paar Jahren und auf manche Tropfen wurde ich erst nach und nach aufmerksam.

Als mich zu Beginn der Chemotherapie im Frühjahr 2012 die mich betreuende Ärztin in der Rehabilitationsklinik fragte, ob ich denn bereit sei, zukünftig meinem Körper zu helfen, Krebszellen abzuwehren, habe ich natürlich bejahend geantwortet. Da hatte ich viele der Tropfen bereits abgestellt – allerdings wie gesagt nach vielen vielen Jahren der Unwissenheit oder Ignoranz.

Wer würde seinen Körper nicht schützen und bewahren wollen – ob nun gegen Krebs oder andere schwere Erkrankungen? Sie, geschätzter Leser dieser Zeilen, wollen doch sicher Ihr Immunsystem nach Kräften beim Kampf gegen Angriffe auf die Gesundheit unterstützen.

Das Fatale ist, dass jeder Tropfen für sich allein betrachtet harmlos ist. Es sind Summierung und Stetigkeit, die zum tödlichen Risiko führen können. Und solange wir gar nicht wissen, wo die schleichende Schwächung unserer Abwehrkräfte stattfindet, können wir nicht aktiv werden. Ich will hier daher einige der steten Tropfen beim Namen nennen, die ich über Jahrzehnte auf den vermeintlich unzerstörbaren Grund habe fallen lassen. Vielleicht finden Sie sich ja bei der Lektüre an der einen oder anderen Stelle wieder?

Tropfen Nummer 1: E 150 a bis d – den meisten Menschen sagt das gar nichts. Auch ich habe den Angaben der Inhaltsstoffe auf Getränkeverpackungen nie Interesse entgegen gebracht, bis ich 2009 – nach etlichen Jahrzehnten unbekümmerten Genusses – las, welche Zeitbombe (abgesehen vom schädlich hohen Zucker- oder Süßstoffgehalt) in sogenannten Soft-Drinks oder Erfrischungsgetränken, ob sie nun aus dem Hause Coca-Cola, Pepsi oder einem Billigproduzenten für Aldi und Co stammen, enthalten ist. Eine Langzeitstudie über 30 Jahre hatte gezeigt, dass das Krebsrisiko bei Menschen, die regelmäßig zu solchen Getränken greifen, um bis zu 60 Prozent erhöht ist. Und das liegt allein an den Beigaben E 150 a bis d.

Bildschirmfoto vom verlinkten Spiegel-BeitragDen Herstellern drohte seit einigen Jahren in den USA die Auflage, die Etiketten mit dem gleichen deutlichen Warnhinweis wie bei Zigaretten, nämlich dass der Genuss tödliche Folgen haben kann, versehen zu müssen. Schließlich wurde für den amerikanischen Markt 2013 die Rezeptur verändert – die E-Stoffe werden seither durch natürliche Beigaben ersetzt. Auf dem Rest der Welt verkaufen die Konzerne unbekümmert weiter ihre Getränke mit den chemischen Zeitbomben in jeder Flasche. Die sind nämlich preiswerter und Profit ist nun einmal wichtiger als die Gesundheit der Kunden.

Übrigens: Die E…-Farbstoffe finden sich auch in Knabberartikeln, Süßigkeiten und diversen anderen Lebensmitteln. Ein Blick auf die Inhaltsangaben beim Einkaufen kann sehr aufschlussreich sein.

Die Industrie behauptet, dass der Genuss eines Glases Cola oder Limonade nicht gesundheitsschädlich sei. Das stimmt sogar. Das eine Glas Coca-Cola, die eine Flasche Fanta wird niemanden ins Grab bringen, genauso wie eine Zigarette keine Bedrohung für den Organismus wäre. Auch zwei oder drei.

Tropfen Nummer 2: Auch dabei spielt der Profit (so funktionieren Wirtschaftssysteme nun einmal) die große Hauptrolle, gepaart allerdings mit dem Geiz der Verbraucher, die alles so billig wie möglich haben wollen. Eigentlich genügt der gesunde Menschenverstand, um den giftigen Tropfen zu identifizieren: Wenn das Fleisch im Supermarkt pro Kilogramm 4,99 Euro kostet, nachdem beim Verkauf trotzdem der Händler Gewinn macht, der Transportunternehmer, der die Waren ins Geschäft liefert etwas verdient hat, die Verpackung samt Gewinn für den Hersteller im Preis enthalten ist und auch die Fleischfabrik und der Tierzüchter nicht draufgezahlt haben – wie mag es dann wohl um die Tiere bestellt gewesen sein, deren Fleisch als Billigangebot im Kühlregal landet?

Foto von: Daniel Acker/Bloomberg via Getty ImagesWer möchte, kann sich ausführlich aus frei zugänglichen Quellen informieren, wobei die Zustände in der Fleischindustrie bei den meisten Menschen ziemliche Übelkeit hervorrufen dürften. Ich beschränke mich hier auf die logische Erkenntnis, dass profitable Fleischerzeugung bei den billigen Supermarktpreisen nur möglich ist, wenn den Tieren massiv Hormone, Antibiotika, Wachstumsbeschleuniger und andere chemische Keulen verabreicht werden. Ende 2013 wurde eine Studie veröffentlicht, nach der mehr als 25.000 (Fünfundzwanzigtausend) Todesfälle in Europa allein deshalb nicht verhindert werden können, weil die Patienten durch den jahrelangen Genuss von Billigfleisch an Infektionen mit resistenten Krankenhauskeimen zugrunde gehen.

Und unsere Lebensmittelkontrolle? Funktioniert die nicht? Doch, denn auch beim Fleisch gilt: Der Verzehr eines solchen Schnitzels, eines Hamburgers bei McDonald oder einer anderen Fast-Food-Kette ist nicht gesundheitsschädlich. Auch zwei oder drei bringen niemanden um. Genau wie eine Zigarette allein keine Bedrohung für den Organismus ist.

Tropfen Nummer 3: Was beim Fleisch gilt, ist bei anderen Lebensmitteln nicht anders. Mit welchen chemischen Keulen wird wohl das Huhn am Leben erhalten, und unter welchen Bedingungen fristet es sein Dasein, wenn das Ei für ein paar Cent bei Lidl und Co zu haben ist? Wie viele Giftstoffe sind im Ei enthalten, das von einem solchermaßen geschundenen Geschöpf, das noch dazu sein Leben lang kein einziges Körnchen natürliches Futter erhält, gelegt wurde? Denken Sie daran: Von der Eierlegefabrik bis zum Supermarkt, in dem Sie einkaufen, haben alle in der Handelskette bereits Geld verdient.

Foto von http://www.lebensmittellexikon.de/g0002440.phpOder denken Sie über Obst nach, das an Bäumen wächst, die regelmäßig, auch von der Blüte bis zur Ernte, mit Insektengiften eingesprüht werden. Oder Gemüse, das in Böden heranreift, in denen kein Würmchen und kein Insekt und keine Pflanze, die man als Unkraut bezeichnet, überleben kann – das soll durch simples Abwaschen oder Schälen plötzlich frei von Schadstoffen sein? Die Milch von Kühen, die nur durch Medikamenteneinsatz überhaupt die Bedingungen überleben, unter denen sie gehalten werden und deren Milchfluss mit Hormonen angekurbelt und in Gang gehalten wird, die Milch ist plötzlich frei von jeglichen unnatürlichen Zusätzen, wenn wir sie mit unserem Kaffee zu uns nehmen? In den letzten Jahren wird nun auch noch mit genetisch verändertem Obst und Gemüse experimentiert … die Folgen des Verzehrs sind völlig unbekannt.

Ich esse aus gutem Grund nicht in der firmeneigenen Kantine. Dort werden billige Mahlzeiten angeboten, die portionsweise tiefgekühlt angeliefert und zur Eine Mahlzeit in der Firmenkantine ...Mittagszeit erhitzt werden. Was auf den Etiketten an Inhaltsstoffen steht, liest ja niemand: Antioxidationsmittel (warum Lebensmittel oxidieren sollten, ist mir schleierhaft), sogenannte Geschmacksverstärker (es handelt sich um Nervengifte, die künstlich Appetitgefühle im Gehirn erzeugen), Emulogatoren zweifelhafter Herkunft … und so weiter. Solch eine Mahlzeit kostet etwa 3 bis 4 Euro. Bis sie in der Kantine serviert wird, haben der Lieferant, der Verpackungshersteller, der Großküchenbetrieb, die Zulieferer und die Erzeuger Geld verdient, von vielen weiteren beteiligten Unternehmen ganz zu schweigen. Wer davon ausgehen möchte, dass solche Preise bei schadstofffreier Beschaffenheit der Lebensmittel möglich sind, der muss schon eine gewisse Blauäugigkeit mitbringen.

Natürlich gilt auch bei diesem Tropfen, dass die eine Mahlzeit in der Kantine, das eine oder andere Ei und so weiter keinen Schaden anrichten wird. So wie die eine Zigarette völlig bedenkenlos geraucht werden könnte.

Drei Beispiele – es gäbe noch einiges mehr zu nennen, aber wer erst einmal anfängt, über Zusammenhänge nachzudenken, wird ziemlich schnell selbst dahinter kommen. Mir ist das ja auch gelungen. Stichworte wie Solarium, Chemie in der Kleidung und Kosmetikartikeln et cetera fallen bestimmt jedem schnell ein.

Das sei zu teuer, sagen manche Menschen, wenn es um biologisch erzeugte Lebensmittel (oder fair hergestellte und gehandelte Waren) geht. Das können sie sich nicht leisten, behaupten sie.

Stimmt das wirklich? Es mag für Sozialhilfeempfänger tatsächlich zutreffen, dass sie bei Lidl und KiK und so weiter einzukaufen gezwungen sind. Aber der Großteil der Bevölkerung hat durchaus die Wahl: Muss ich so gut wie jeden Tag Fleisch essen, oder sind vielleicht eine oder zwei Mahlzeiten pro Woche, dafür dann mit biologisch einwandfreiem Fleisch, ausreichend? Wie viel Geld ist mir meine Gesundheit (oder die meiner Familie) wert? Ist der neue Flachbildfernseher wichtiger als die langfristige Gesundheit?

Steter Tropfen, das wissen wir alle, höhlt den Stein. Und wenn es dann noch verschiedene Tropfen sind, die regelmäßig auf den Stein unserer Abwehrkräfte prallen? Vielleicht sollten wir alle etwas genauer hinschauen, wo in unserem Leben solch regelmäßiges Plitsch und Platsch stattfindet?

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Dienstag, 14. Januar 2014

Vom dankbaren Aufatmen

n3Das schier unerträglich lange Warten auf die Befunde der MRT-Untersuchung hatte heute endlich ein Ende. Der Brief ist endlich angekommen. Schwarz auf Weiß können wir so oft wir wollen nachlesen, was der Blick unter die Haut ergeben hat: Keine neuen Metastasen, keine geschwollenen oder sonst auffälligen Lymphknoten.

Da können wir aufatmen und erleichtert aus tiefem Herzen »Gott sei Dank« sagen.

Zwar sind allerlei Schäden, durch die Operation vor drei Monaten verursacht, noch vorhanden und eine gründliche Ultraschalluntersuchung am kommenden Freitag steht noch aus, auch die Frage der schlechten Blutwerte ist noch ungeklärt … aber wenn das MRT keine Metastasen offenbart, dann sind auch zur Zeit keine vorhanden. So viel ist sicher und das ist die Hauptsache!

Ich hatte ja kürzlich hier berichtet, wie es sich mit all der Ungewissheit so anfühlt. Wir atmen heute erleichtert und dankbar auf, wissen aber trotzdem, dass die nächste Untersuchung oder die übernächste wiederum niederschmetternde Ergebnisse bringen könnte. Damit muss der Mensch leben, wenn der Krebs einmal aufgetreten ist. Aber jetzt können wir erst einmal froh und mit neuer Hoffnung ausgestattet den kurz bevorstehenden Geburtstag der besten aller Ehefrauen feiern.

Die beiden Fotos, oben kurz nach der Operation und unten ziemlich aktuell, zeigen, dass sich auch äußerlich eine Normalisierung einstellt. Zwar werde ich meine Karriere als Mr. Universum wohl abhaken können, aber es gibt ja auch andere Freizeitbeschäftigungen.

Wer sich also mit uns freuen will, darf das gerne tun. Und wer weiter an uns denkt und uns mit guten Gedanken, Wünschen und Gebeten durch die kommenden Monate und Jahre begleitet, dem danken wir ganz herzlich.

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Samstag, 11. Januar 2014

Bob Dylan in Prag

Cover Bob Dylan in PragueDiese Aufnahmen enthalten einige Juwelen – und sind wie alle Konzertmitschnitte des Herrn Robert Zimmermann natürlich kostenlos!

Wer wie ich die Konzertgestaltung von Bob Dylan über viele, wirklich viele Jahre beobachtet und zumindest ab und zu in einige der Aufnahmen hineinhört, wird wissen, dass es in den 90ern nur gelegentlich besonders herausragende Auftritte gab. Bob Dylan sang und arrangierte damals nicht schlecht, aber richtig kreativ-funkensprühend-außergewöhnlich war selten ein Konzert.

Falls es Leser geben sollte, die sich jetzt wundern, wie man das wissen kann, ohne ständig mit Bob Dylan um die Welt zu reisen und alle Konzerte zu besuchen: Man kann jeden Auftritt von Bob Dylan und seiner Band meist bereits ein paar Stunden nach dem Konzert, spätestens am übernächsten Tag, anhören. Umsonst. Weil das manchem neu sein mag, sei der Hinweis auf Expectingrain hier eingefügt. Man meldet sich dort ein Mal kostenlos und unverbindlich an und hat dann über das Forum unter »Rare Dylan Recordings« Zugriff auf Tausende von Aufnahmen. Englisch sollte man allerdings können, um sich dort zurecht zu finden.

Doch zurück zum Thema. Im Früjhar 1995 trat Bob Dylan drei Abende in Prag auf (weitert unten folgt der Link) zu einer Auswahl der besten Stücke aus diesen Konzerten. Der Gesang ist wesentlich engagierter als sonst. Nach »Tangled Up In Blue« merkt Bob Dylan an, dass er eine Erkältung habe - Prag sei allerdings ein wunderbarer Ort, um ein solches Leiden loszuwerden. Ob es an Prag lag oder nicht, sei dahingestellt, aber die Aufnahmen hier beweisen samt und sonders, dass der Sänger seine Stimme auf eine in jenen Jahren selten erlebte Weise einzusetzen Lust und Gelingen hatte.

Besonders hervorheben will ich erstens »License To Kill«. Ich kenne etliche Versionen aus vielen Jahren Konzerttätigkeit, aber diese ist die außergewöhnlichste, die ich jemals gehört habe.
Auch »Mr. Tambourine Man« bringt Bob Dylan in einer außergewöhnlichen Fassung zu Gehör - aus meiner Sicht hat er das Lied nie besser dargeboten als am 13. März 1995 in Prag.
Und schließlich »Shelter From The Storm« - das Lied hat Bob Dylan kaum einmal so intensiv aufgeführt wie 1995 in der tschechischen Hauptstadt – unter etlichen Versionen, die mir gefallen, ist diese die beste.

Aber nicht nur die drei genannten, sondern alle Aufnahmen dieser Zusammenstellung lohnen das Herunterladen - Fans von Bob Dylan werden ihre Ohren garantiert nicht nur ein einziges Mal damit verwöhnen. Bei mir bekommt die CD jedenfalls einen festen Platz in der Sammlung der regelmäßigen Ohrenschmausmaterialien.

Ach ja, dieser Hinweis darf natürlich nicht fehlen: Das Material unterliegt keinem Copyright und darf auf gar keinen Fall verkauft oder gegen Entgelt verliehen werden. Die Mitschnitte von Bob Dylans Konzerten sind grundsätzlich kostenlos und dabei muss es auch in Zukunft bleiben. Ausgenommen sind offiziell von Columbia veröffentlichte Alben - die unterliegen dem internationalem Urheberschutz und werden von den Fans auch nicht ins Netz gestellt. In diesem Fall verdanken wir die Aufnahmen Tywilc – ganz herzlichen Dank!

Bitteschön, hier der Link zum Herunterladen: http://tinyurl.com/ocem5kj

Und hier der Inhalt:

Bob Dylan in Prag – 1995

  1. Down In The Flood – March 11
  2. Just Like A Woman – March 13
  3. Tangled Up In Blue – March 12
  4. License To Kill – March 13
  5. Boots Of Spanish Leather – March 11
  6. Mr. Tambourine Man – March 13
  7. Desolation Row – March 12
  8. God Knows – March 11
  9. If Not For You – March 11
  10. All Along The Watchtower – March 13
  11. Shelter From The Storm – March 11
  12. It's All Over Now, Baby Blue - March 11

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