Mittwoch, 23. März 2016

Zweieinhalb krebsfreie Jahre

2013 im Herbst und 2016 im MärzNach der heutigen Krebsnachsorgeuntersuchung können wir beide wieder aufatmen und das bevorstehende Osterfest unbeschwerter genießen und feiern: Wiederum wurden keine Metastasen oder sonstigen Auffälligkeiten festgestellt. Die Ergebnisse aus dem Labor bekomme ich zwar erst am 6. April, aber diesbezüglich bin ich recht gelassen.

Zweieinhalb Jahre – das bedeutet Halbzeit. Nach fünf Jahren gilt man medizinisch als geheilt. Das heißt natürlich nicht, dass man nie wieder Krebs bekommen kann, aber die Wahrscheinlichkeit liegt dann wieder auf dem gleichen Niveau wie vor der Diagnose.

Bis dahin, bis zum Herbst 2018, habe ich nach wie vor eine Überlebenschance von 50 Prozent. Das zu wissen steigert die Dankbarkeit für die bis hierher verliehene Gesundheit und die Entschlossenheit, auch künftig alles in meiner Macht stehende zu tun, einer erneuten Tumorbildung entgegenzuwirken. Bekanntlich gibt es da zwei Gebiete: Ausdauersport mindestens dreimal wöchentlich für mindestens 45 Minuten und eine Ernährung, die soweit wie möglich frei von chemischen Zusatzstoffen ist und industriell beziehungsweise maschinell verarbeitete Lebensmittel ausschließt, wo immer das geht.

Meinen Blogbesuchern, die mich immer wieder ermutigen und Anteil nehmen, will ich an dieser Stelle wieder einmal ausdrücklich danke sagen! Und allen, die ebenfalls gegen den Krebs kämpfen (oder in deren Familie das der Fall ist) kann diese Halbzeitnachricht hoffentlich Mut machen.

Foto: Oktober 2013 auf der Intensivstation und heute nach der Untersuchung

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Freitag, 11. März 2016

Sonntag, 29. Mai: Joggathon 2016

Langjährige Blogbesucher wissen bereits, was ein Joggathon ist. Seit 2013 habe ich mich als Läufer und als Sponsor für andere Läufer beteiligt. Das soll auch, wenn es bei den Krebsnachsorgeterminen Ende März und Anfang April wiederum keine bösen Überraschungen gibt, 2016 so sein. Und wiederum würde ich mich natürlich sehr über Sponsoren freuen.

Sponsoren? Will ich etwa mit dem Lauf Geld verdienen?
Das sei ferne. Zur Erinnerung (oder erstmals für neue Leser) hier ein paar grundsätzliche Informationen:

  1. Der Joggathon ist ein Sponsorenlauf, bei dem man als Sponsor und/oder Läufer teilnehmen kann. Jeder Läufer sucht sich Sponsoren, die einen Geldbetrag pro gelaufener Runde (ca. 900 Meter) spenden. Die verfügbare Laufzeit beträgt eine Stunde. Die Spende geht natürlich nicht an den jeweiligen Läufer, sondern sie wird zu 100 Prozent für gemeinnützige Projekte verwendet. Dazu mehr in einem späteren Blogbeitrag.
  2. Wer mitlaufen möchte (jung, alt, groß, klein, dick, dünn, männlich, weiblich...), kann sich entweder per Anmeldeliste über die beteiligten Berliner Gemeinden des Veranstalters (Kirche des Nazareners) oder per Email (joggathon ät johannesgemeinde-berlin Punkt de) anmelden.
  3. Wer sich für einen oder mehrere Läufer als Sponsor beteiligen möchte, kann das entweder dem jeweiligen Läufer direkt mitteilen oder sich in die Listen eintragen, die in den Wochen vor dem Lauf in den beteiligten Berliner Gemeinden (siehe 2.) ausliegen.
  4. Die Sponsoren erhalten nach dem Lauf vom Veranstalter eine »Sponsorenrechnung«. Auf dieser ist der zu überweisende Betrag ausgewiesen, den »ihre« Läufer erzielt haben. Noch einmal, damit es keine Missverständnisse gibt: Die Läufer nehmen kein Geld entgegen und bekommen kein Geld.
  5. Die Läufer erhalten am Nachmittag des Joggathon-Tages ihre Teilnahmeurkunden, die zum Beispiel bei Bonusprogrammen vieler Krankenkassen anerkannt werden und die ansonsten auch einen schönen Wandschmuck abgeben.
  6. Steuerlich absetzbare Zuwendungsbestätigungen (Spendenquittungen im Volksmund) werden dann Anfang 2017 vom Veranstalter ausgestellt. Dafür sind unbedingt die vollständigen Kontaktangaben (Name und Adresse) auf der Sponsorenliste notwendig.
  7. Gelaufen wird auch 2016 wieder in Berlin Rudow: [Link zum Lageplan]

So. Das waren die ersten Informationen. Weitere folgen demnächst. Wer sich bereits jetzt entscheiden kann, selbst mitzulaufen oder mein »Sponsor« zu sein, darf mir gerne schon eine Mail (GJMatthia ät gmail Punkt com) schicken.
Vielen Dank!
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Mittwoch, 9. März 2016

Lassen Sie mal alles einfach nur atmen

Es ist ein Graus, welche Verbiesterung ich bei manchen Menschen in letzter Zeit vermehrt bemerke. Als die AfD bei den Kommunalwahlen in Hessen wie erwartet erfolgreich war, gab es auf Facebook eine Schwemme von keulenschwingenden Verlautbarungen, die darauf abzielten, die »Feinde«, also entweder die AfD-Wähler oder deren Gegner, in Grund und Boden zu verdammen.
Die AfD wird auch bei den kommenden Landtagswahlen der große Gewinner unter den Parteien sein. Vielleicht tut es dem einen oder anderen da ganz gut, sich nach den Landtagswahlen (oder anlässlich sonstiger Ereignisse, bei denen man in ungesunde Wallungen zu geraten droht) an die folgenden Zeilen zu halten, um einem Herzkasper oder einem Amoklauf vorzubeugen.

breatWährend Sie auf den Bildschirm schauen, um diese Worte zu lesen, atmen Sie ... halten Sie einen Moment inne und spüren Sie den Atem.
Sie könnten den Atem kontrollieren, er muss sich verhalten, wie Sie es wollen ... Sie können sich aber auch einfach atmen lassen.
Frieden wird spürbar, wenn Sie Ihren Körper atmen lassen, ohne etwas dagegen oder dafür zu tun.
Nun stellen Sie sich vor, Sie würden Ihre Hände atmen lassen. Lassen Sie sie einfach ruhig liegen, ohne sie zu kontrollieren. Lassen Sie sie atmen.
Jetzt schauen Sie sich um, und betrachten Sie, was sonst noch im Raum bei Ihnen ist. Schauen Sie jedes Objekt an, und lassen Sie es atmen.
Wenn irgendwelche Menschen in Ihrer Nähe sind, in Ihrem Gebäude oder in der Nähe in anderen Gebäuden oder Häusern ... stellen Sie sich diese Menschen vor und lassen Sie sie atmen.
Wenn Sie sie atmen lassen, dürfen sie einfach genau so sein, wie sie sind. Sie brauchen sie nicht zu ändern, müssen sie nicht kontrollieren, es ist nicht notwendig, sie zu verbessern. Sie lassen sie nur atmen, in Frieden, und das akzeptieren Sie. Sie könnten sogar über dieses Atmen lächeln.
Während Sie durch den Tag gehen, lassen Sie alles atmen. Lassen Sie sich selbst atmen.
Es besteht keine Notwendigkeit, etwas zu tun. Sie erwarten nichts von irgend etwas oder irgend jemandem. Lassen Sie sie kommen, wie sie kommen, lassen Sie sie gehen, wie sie gehen.
Schätzen Sie einfach alles und jeden, wie und was sie sind: Wunder der Existenz, die die sanfte Luft der Welt atmen, und lächeln Sie über diese frohe Manifestation der Liebe.

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Ehre, wem Ehre gebührt:  Der Text in kursiver Schrift stammt von Leo Babauta, die Übersetzung von mir. Das Original steht hier: [Let Everything Breathe] /// Das Bild ist mein eigenes Kunstwerk
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Donnerstag, 18. Februar 2016

Die beste Medizin gegen Krebs und Herz-Kreislauferkrankungen

Ein Tumor entsteht, wenn sich Zellen unkontrolliert zu vermehren beginnen und umliegendes Gewebe verdrängen. Dass regelmäßiger Sport das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen vermindern und die Wahrscheinlichkeit für die Rückkehr eines Tumors reduzieren kann, haben bereits mehrere Analysen gezeigt.
-Welt online, Link siehe unten
Inzwischen bestätigen immer mehr Forschungsergebnisse, was mir intuitiv gleich nach der Darmkrebsoperation im März 2012 klar war: Ich muss mich bewegen, wenn ich gegen den Krebs ankämpfen will. Dass es dennoch keine Garantie gibt, weiß ich spätestens seit im Herbst 2013 zwei Metastasen in meiner Leber gefunden und entfernt wurden, aber zumindest kann ich mit dem Sport meinen Teil dazu tun, dass mein Körper Krebszellen erkennen und vernichten kann.
Die Daten einer relativ neuen Studie (der Link zum Fachartikel steht weiter unten) belegen eine führende Rolle natürlicher Killerzellen bei der Beeinflussung des Tumorwachstums. Diese Killerzellen werden produziert, wenn Ausdauersport betrieben wird. Es war bereits bekannt, dass die vom Körper produzierten Killerzellen die Größe von Tumoren kontrollieren und regulieren können, aber niemand hatte bisher geprüft, wie Bewegung dieses System beeinflusst. Als Mittler fungiere bei diesem Prozess das Signalmolekül Interleukin-6 (IL-6), heißt es in der Studie. Bei körperlicher Anstrengung werde das Molekül von den Muskeln verstärkt freigesetzt und helfe den Immunzellen, aus dem Blutstrom zum Tumor zu gelangen.
Krebspatienten stellten häufig die Frage, ob und wie umfassend sie Sport machen dürften, sagt Studienautorin Hojman. Das neue Ergebnis weise darauf hin, dass es durchaus sinnvoll sein könnte, sich intensiv zu bewegen. Sporttherapien in die Tumorbehandlung einzubeziehen, müsse zum Standard werden, ist Bloch überzeugt. Ein großes Problem sei allerdings noch die Kostenübernahme – kaum eine Krankenkasse zahle die Sporttherapie derzeit.
-Welt online, Link siehe unten
P5312277Da kann ich den Autoren des Artikels nun allerdings nicht so ganz folgen. Alle Krankenkassen bezahlen eine Rehabilitationsmaßnahme nach einer Krebsoperation. Während der Rehabilitationsmaßnahme, die in der Regel mindestens drei Wochen dauert, kann jeder Patient diverse Sportarten kennenlernen und herausfinden, welche in Frage kommen. Oder mit welchen man anfängt. Nach der Operation konnte ich nicht auf das Laufband oder draußen joggen, auch das Schwimmen war zunächst unmöglich, aber Training auf dem Ergometer/Fahrrad klappte. Nach ein paar Monaten konnte ich auch wieder behutsam mit dem Lauftraining anfangen.
Um nach einer solchen Rehabilitationsmaßnahme langfristig weiter Sport zu treiben, braucht man keine Kostenübernahme durch eine Krankenkasse. Ein paar Laufschuhe alle zwei Jahre, Joggingbekleidung für kalte und warme Tage oder eine Badehose beziehungsweise einen Badeanzug und den Eintritt in eine Schwimmbad sollte sich so gut wie jeder und jede leisten können. Ein gebrauchtes Fahrrad kostet nicht die Welt. Für Ausdauersport, und genau der wirkt dem Krebs entgegen, braucht man keine teuren technischen Geräte, kein Fitnessstudio, keine sportmedizinische Betreuung.
Natürlich kostet es aber trotzdem etwas Geld, Ausdauersport zu treiben – kostenlos geht kaum. Da heißt es dann im Zweifelsfall abwägen, ob ein iPhone, eine Handtasche, ein schickeres Auto oder Weißnichtwasnochalles wirklich wichtiger und wertvoller sind. Es kostet auch Überwindung, vom Sofa aufzustehen und loszulaufen oder loszuradeln oder loszuschwimmen. Allerdings wird wohl jeder, der Sport betreibt, bestätigen, dass die Überwindung dieses inneren Schweinehundes deutlich schrumpft im Vergleich zum guten Empfinden nach dem Sport. Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr.
Da Ausdauersport (bei drei Mal pro Woche mindestens 45 Minuten) auch für Herz und Kreislauf die inzwischen nachweislich beste und preiswerteste Medizin ist, gibt es eigentlich auch für Menschen, die nicht an Krebs erkrankt sind, keinen vernünftigen Grund, sich nicht reichlich zu bewegen. Außerdem können die durch den Sport freigesetzten Killerzellen dafür sorgen, dass es gar nicht erst zur Entstehung von Tumoren kommt.
Wie gesagt: eine Garantie, mit Sport krebsfrei zu bleiben, gibt es nicht. Es gibt weitere Faktoren, von der Ernährung über das Rauchen und Umweltgifte bis zu erblichen Belastungen … aber welcher auch nur einigermaßen vernunftbegabte Mensch würde nicht das seinerseits Machbare dazutun, um die Chancen auf dauerhafte Gesundheit zu erhöhen?
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Freitag, 12. Februar 2016

Meditation für Anfänger: 17 praktische Tipps

Es gibt gute Gründe, warum die in der Regel knauserigen Krankenkassen Meditationskurse anbieten beziehungsweise bezuschussen. Simple Meditation kann bemerkenswert positive Auswirkungen auf die Gesundheit des menschlichen Körpers haben. Wenn der Geist sich entspannen darf, zur Ruhe kommen kann, dann lösen sich Muskeln genauso wie festgefahrene Denkmuster. Vom Herz-Kreislaufsystem bis zur Verdauung lassen sich gesundheitsfördernde Auswirkungen messen.

Durch Meditation kann der Mensch außerdem schlechte Gewohnheiten leichter ablegen und sich gute zügiger aneignen. Das Leben kann friedvoller werden, Sorgen nehmen ab, Achtsamkeit wird trainiert und die Dankbarkeit wächst fast automatisch.

Man versteht auch besser, was man tut und warum. Es gibt Menschen, die nicht sagen können, warum sie eine bestimmte Handlung getan haben - sie reagieren gedankenlos auf Auslöser oder Reize. Meditation hilft dem Menschen, mehr bewusste Entscheidungen zu treffen. Wer sich und sein Verhalten besser versteht, kann viel freier über Handlungsalternativen entscheiden als derjenige, der sich von Impulsen treiben lässt.

Solche Veränderungen passieren nicht über Nacht, aber sie finden wirklich statt. Um die segensreichen Wirkungen der Meditation zu erleben, ist Übung und Ausdauer notwendig. Erwarten Sie nicht, sofort gesünder zu werden, sofort gelassener zu reagieren, sofort überlegter zu handeln. Erwarten Sie auch nicht, dass die folgenden Tipps Sie zum Experten machen. Die kleine Auflistung ist lediglich eine Hilfe für Anfänger. Ich will erklären, wie man mit der Meditation beginnen kann, ohne nach ein paar Tagen frustriert wieder aufzugeben. Muten Sie sich nicht zu, alle Tipps gleichzeitig anzuwenden. Versuchen Sie es mit einigen wenigen, dann lesen Sie nach ein paar Tagen diese Liste noch einmal, suchen sich zwei oder drei andere Tipps aus. Und so weiter. Nicht alles passt für alle. Ich bin aber sicher, Sie werden eine Handvoll Anregungen finden, die für Sie persönlich hilfreich und praktikabel sind. Das genügt dann völlig.

1. Nur zwei Minuten. Es klingt erst einmal lächerlich einfach, lediglich zwei Minuten zu meditieren. Aber das reicht für den Anfang. Eine Woche lang jeden Tag zwei Minuten. Dann, in der nächsten Woche, vier Minuten täglich. Dann sechs. Im zweiten Monat sind Sie dann bei zehn Minuten, ganz spielerisch und ohne Mühe. Ich habe mir für mein mobiles Telefon eine Anwendung heruntergeladen, die sich »Meditation Timer« nennt. Sie können aber jede beliebige Stoppuhr verwenden.

zweiminuten2. Zeit festsetzen. Man nimmt sich leicht vor: Ich meditiere jetzt täglich ... und dann vergisst man es, weil der Tag so vollgepackt ist wie immer. Also legen Sie einen Termin fest. Ob das nun morgens nach dem Aufstehen oder um 9:45 oder um 14:55 ist - Hauptsache, Sie legen sich fest. Eine Erinnerung via PC oder Mobiltelefon ist schnell eingerichtet, oder Sie kleben sich einen Zettel zur Erinnerung an eine Stelle, die Sie nicht übersehen.

3. Kein Zubehör. Verheddern Sie sich nicht in irgendwelchen Überlegungen und Vorbereitungen: Wo soll ich sitzen, wie soll ich sitzen, brauche ich ein Kissen, welches Kissen ist am besten geeignet ... das sind alles nette Gedanken, aber sie sind am Anfang überhaupt nicht notwendig. Sie können auf einem Stuhl sitzen, auf einem Sofa, auf einem Bett. Sie können auch im Schneidersitz auf dem Boden sitzen, wenn das für Sie bequem ist. Es geht erst einmal nur um zwei Minuten, also setzen Sie sich einfach hin. Später, wenn Sie zehn Minuten meditieren, können Sie immer noch überlegen, wie Sie Ihre Haltung optimieren oder bequemer sitzen wollen. Am Anfang sollten Sie lediglich einen ruhigen Ort haben und sitzen können.

4. Aufmerksamkeit sammeln. Fangen Sie damit an, Ihre Empfindungen wahrzunehmen. Als Beginn jeder Meditation fragen Sie sich: Wie fühlt sich mein Körper an? Habe ich irgendwo Schmerzen? Wie geht es meinem Geist? Bin ich müde oder hellwach, schweifen meine Gedanken hin und her oder bin ich ruhig? Der Zustand, in dem Sie die Meditation beginnen, ist vollkommen in Ordnung. Sie ändern nichts. Sie machen es sich lediglich bewusst.

5. Alles richtig. Sorgen Sie sich nicht allzu sehr, ob Sie etwas falsch machen. Sie werden überlegen, ob Sie alles richtig machen - das tun wir alle. Aber Sie machen nichts verkehrt. Es gibt keine perfekte Art und Weise der Meditation. Freuen Sie sich einfach, dass Sie meditieren.

6. Atemzüge zählen. Nachdem Sie Ihr Befinden zur Kenntnis genommen haben, richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den Atem, achten Sie darauf, wie die Luft durch die Nase in Ihren Körper bis tief in die Lunge hineinströmt. Zählen Sie eins beim Einatmen und zwei, wenn die Luft wieder hinausströmt. So zählen Sie bis zehn, dann fangen Sie wieder mit eins an.

7. Abschweifen und zurückkehren. Ihre Gedanken werden abschweifen, das ist zu beinahe 100 Prozent sicher. Und das ist überhaupt kein Problem. Wenn Sie bemerken, dass Sie gedanklich ganz woanders sind, dann lächeln Sie und kehren sanft zum Atem zurück. Zählen Sie wieder eins, dann zwei ... ohne sich zu schelten. Vielleicht sind Sie im ersten Moment frustriert, dass Sie nicht einmal zwei Minuten bei der Sache sein können, aber das ist vollkommen normal. Das geht uns allen so, vor allem als Anfänger. Aber es geht um das Einüben, nicht um Perfektion. Sie werden im Lauf der Wochen feststellen, dass Ihnen das bei der Sache bleiben ganz von selbst immer besser gelingt.

8. Freundlich mit sich selbst. Entwickeln Sie eine liebevolle Haltung sich selbst und Ihren Gedanken gegenüber. Wenn Sie feststellen, dass sich Empfindungen und Gedanken in Ihre Meditation schummeln, halten Sie diese nicht für böswillig. Es sind Freunde, keine Eindringlinge oder Feinde. Sie gehören zu Ihnen, selbst wenn sie ungelegen kommen. Seien Sie nicht barsch, sondern freundlich mit sich selbst. Sorgen Sie sich nicht darum, wie Sie Ihren Geist »entleeren« können. Viele Menschen glauben, bei der Meditation ginge es darum, alle Gedanken zu unterbinden, den Geist leer zu machen. Das ist nicht der Fall. Es kann vorkommen, aber das ist nicht das »Ziel« von Meditation. Dass Ihre Gedanken kommen und gehen ist vielmehr völlig normal. Unsere Gehirne sind Gedankenfabriken, die man nicht einfach ausschalten kann. Stattdessen versuchen Sie, Ihre Aufmerksamkeit auf den Atem zu lenken und wieder dorthin zurückzukehren, wenn Ihr Geist auf Wanderschaft gegangen ist.

9. Neugierde ist gut. Verharren Sie bei dem, was auftaucht. Das klingt wie ein Widerspruch zum eben Gesagten, aber es ist eher eine Ergänzung. Schon nach einer Woche Meditation sind die meisten Menschen in der Lage, bewusst bei einem Gedanken oder einer Empfindung zu verharren und anschließend zum Atem zurückzukehren. Gefühlen wie Frustration, Zorn oder Angst versuchen wir gerne auszuweichen - es ist aber erstaunlich wirkungsvoll, eine Weile während der Meditation bei ihnen zu verharren, falls sie kommen. Seien Sie solchen Gefühlen oder Gedanken gegenüber neugierig und betrachten Sie sie einige Augenblicke. Möglichst ohne eine Bewertung vorzunehmen.

10. Wer bin ich? Lernen Sie sich selbst kennen. Bei der Meditation geht es nicht nur darum, die Aufmerksamkeit auf etwas Bestimmtes (wie den Atem) zu konzentrieren, sondern auch darum zu lernen, wie der eigene Geist funktioniert: Was geht da in mir vor? Zuerst mag alles noch undurchsichtig und vernebelt scheinen, aber je öfter wir unseren Gedanken zuschauen, wie sie entstehen und wohin sie wandern, desto mehr erfahren wir über uns selbst.

11. Sich lieben lernen. Freunden Sie sich mit sich selbst an. Während Sie sich selbst kennen lernen, bewahren Sie eine freundliche Haltung anstatt sich zu kritisieren. Sie lernen nämlich gerade einen Freund für das ganze Leben kennen. Lächeln Sie, zeigen Sie sich Liebe.

12. Durch den Körper wandern. Wenn es Ihnen nach einiger Übung leichter gelingt, Ihrem Atem zu folgen und dabei zu bleiben, können Sie auch anfangen, ab und zu durch Ihren Körper zu wandern. Beginnen Sie bei den Fußsohlen: Wie fühlen die sich an? Dann die Zehen: Sind sie kalt oder warm? Die Fußrücken: Gespannt oder locker? So können Sie bis zum Kopf und den Fingerspitzen durch Ihren Körper wandern und - ohne es zu bewerten - Ihre Empfindungen wahrnehmen.

13. Was passiert ringsum? Beachten Sie Licht, Geräusche, Gerüche und so weiter. Wenn Sie Ihrem Atem ganz leicht folgen gelernt haben, können Sie auch anfangen, sich auf etwas um Sie herum zu konzentrieren. Blicken Sie auf einen bestimmten Punkt im Raum und betrachten das Licht im Raum: Hell? Weich? Schummerig? Hat es einen Farbton? An einem anderen Tag achten Sie auf Geräusche: Tickt eine Uhr? Gibt es Motorenlärm von draußen? Rauscht irgendwo Wasser durch eine Leitung?

14. Meinen Sie es ernst. Nehmen Sie sich nicht vor, die Meditation ein paar Tage auszuprobieren, falls Sie gerade Lust haben, sondern verpflichten Sie sich ernsthaft und verbindlich (sich selbst gegenüber), wenigstens einen Monat durchzuhalten.

15. Es geht überall. Wenn Sie auf Reisen sind oder Ihre übliche Meditationszeit zu Hause aus irgendwelchen Gründen ausfallen muss, dann meditieren Sie an einem anderen Ort zu einer anderen Zeit. In einem Park. Während Sie spazieren gehen. Am Anfang ist ein ruhiger Ort und ein Sitzplatz am besten für die Meditation geeignet, aber im Lauf der Zeit werden Sie auch in der Lage sein, diese Art von Achtsamkeit so gut wie überall zu praktizieren. Ich beispielsweise meditiere gerne zweimal wöchentlich nach dem Sport in der Dampfsauna.

16. Geführte Meditationen ausprobieren. Ich meditiere lieber alleine und ohne akustische Anleitung, aber für manche Menschen, vor allem Anfänger, ist es hilfreich, eine Audioanleitung zu hören oder in einer Gruppe oder zu zweit durch die Meditation geführt zu werden. Sie können ausprobieren, ob das für Sie in Frage kommt. Google verrät bestimmt auch Ihnen, wo Sie kostenlose Meditationen herunterladen können.

17. Lächeln. Wenn Sie mit den zwei Minuten Meditation fertig sind, lächeln Sie. Seien Sie dankbar, dass Sie diese Zeit nur für sich selbst finden konnten. Freuen Sie sich, dass Sie ihrem guten Vorsatz die Tat haben folgen lassen. Lächeln Sie, weil Sie sich selbst besser kennen lernen und zur Ruhe kommen konnten. Das waren zwei wertvolle Minuten! Und später vier wertvolle Minuten. Dann sechs …

Das klingt alles ganz einfach? Das ist es ja auch.

Nicht immer wird die Meditation ruhig und ungestört verlaufen, es wird Ihnen nicht immer leicht fallen, sich die Zeit zu nehmen und Ihre Gefühle werden nicht immer gleich gut sein. Aber jedes Mal werden Sie sich, Ihrer Gesundheit, Ihrem Geist etwas Gutes tun. Sie können heute damit anfangen und den Rest Ihres Lebens weitermachen.

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Ehre, wem Ehre gebührt: Dieser Beitrag basiert auf meiner Übersetzung von »Meditation for Beginners: 20 Practical Tips for Understanding the Mind« von Leo Babauta. Das Original: [Meditation Guide] /// Das illustrierende Bildschirmfoto ist mein eigenes Kunstwerk.

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Viele weitere und praxistaugliche Tipps zum Thema gesünderes und glücklicheres Leben stehen in diesem Buch:

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Dienstag, 9. Februar 2016

»Unten durch sein - das kenne ich zur Genüge.« - Ein Gespräch mit Herrn Judas S.


Während ich kürzlich im Fitnesstudio auf dem Laufband, Bruce Springsteen live in Chicago via Kopfhörer in den Ohren, den vierten von zehn Kilometern lief, schweiften meine Gedanken ab und mein Blick umher. Auf einem Ergometer ein paar Schritte links von mir trainierte ein Herr, dessen Name vielen geläufig ist, obwohl sie ihn nie persönlich getroffen haben. Es wurde und wird viel über ihn geredet, aber wer redet mit ihm? Ich beschloss, wenn möglich ins Gespräch zu kommen.

Ob etwas daraus geworden ist, können meine geschätzten Blogbesucher nebenan auf dem Wordpress-Blog erfahren: [https://gjmberlin.wordpress.com/]

P.S.: Das Bild ist ein eigenes Kunstwerk
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Montag, 1. Februar 2016

Ein Gespräch, hauptsächlich über Jessika


Ich bin, das wissen meine regelmäßigen Blogbesucher, ein »Storyteller« - jemand, der gerne und mit großem Vergnügen Geschichten erzählt. Es lag 2015 nahe, dass ich mich am »Storyteller«-Wettbewerb von Amazon und Focus beteiligte. »Jessika« hat den Wettbewerb nicht gewonnen, mir aber immerhin eine Anerkennung in Form eines Jahresabonnements eines führenden deutschen Nachrichtenmagazins (digital und gedruckte Ausgabe) eingebracht.
Aus diesem Anlass und zur Erinnerung an Jessika für alle, die das Buch noch nicht gelesen haben, heute eine eher seltene, gleichwohl faszinierende literarische Form des »Storytelling«: Ein Interview.

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STORYTELLER: Herr Matthia, Ihr Roman »Jessika« ist zwar nicht als Sieger aus dem Storyteller-Wettbewerb 2015 hervorgegangen, aber er wurde immerhin prämiert. Hatten Sie das erwartet?

G. J. MATTHIA: Wenn ich mich bei einem Wettbewerb beteiligt, hoffe ich natürlich, dass dabei etwas herauskommt. Das wird wohl jedem so gehen. Dass »Jessika« unter den fast 900 Teilnehmern den ersten Preis gewinnt, hatte ich allerdings nicht ernsthaft erhofft.

STORYTELLER: Woran lag das? Sie sind doch sicher vom eigenen Werk überzeugt?

G. J. MATTHIA: Eine Freundin, die das Buch letztes Jahr geschenkt bekam, sagte mir kürzlich, dass sie es nach dem ersten Kapitel erst einmal beiseite gelegt hat, um sich von dem Schock zu erholen. »Jessika« ist keine seichte Unterhaltung und sicherlich nicht für jedermann eine geeignete Lektüre. Das sollte die Erzählung auch gar nicht werden.

STORYTELLER: Liegt das an der namensgebenden Protagonistin, die mit Menschenleben nicht gerade zimperlich umgeht?

G. J. MATTHIA: Jessika ist nicht so einfach gestrickt, wie es auf den ersten Blick scheint, das erschließt sich im Lauf des Buches. Ich habe der erwähnten Freundin Mut gemacht, weiter zu lesen, um Jessika besser kennen zu lernen. Und vielleicht sogar ein wenig zu verstehen, warum sie tut, was sie tut.

STORYTELLER: Können Sie die Handlung des Buches eigentlich in einem Satz zusammenfassen?

G. J. MATTHIA: Nein.

STORYTELLER: In zwei Sätzen?

G. J. MATTHIA: Nein. Auch nicht in drei, glaube ich. Es müssten sehr sehr sehr lange Sätze werden.

STORYTELLER: Also ist es ein kompliziertes Buch.

G. J. MATTHIA: Eher komplex als kompliziert. Bruce Springsteen hat am 19. Januar 2016 bei einem Konzert erzählt, was ihn seinerzeit bewegt hat, als das Album »The River« entstand. Er wollte, so sagte er sinngemäß, möglichst viel von dem hineinpacken, was er selbst gerne verarbeiten oder verstehen wollte. Liebe, Freundschaft, Glaube, Sex, Enttäuschung, Hoffnung, Endlichkeit, Unendlichkeit, Freude, Tränen ... so ähnlich war das mit mir beim Schreiben von »Jessika«. Ich habe einige Themenkomplexe erzählerisch behandelt, um zu sehen, ob ich dabei vielleicht Erkenntnisse gewinnen kann. Ist gut immer gut? Ist böse immer böse? Kann aus Bösem Gutes entstehen? Und umgekehrt?

STORYTELLER: Ist es also ein philsosophisches Buch?

G. J. MATTHIA: In erster Linie soll der Roman unterhalten. Ich versuche, den Leser auf den ersten Seiten gefangen zu nehmen und so spannend zu erzählen, dass er bis zum Schluss dran bleibt. Bei der besagten Freundin ist das nicht gelungen - man braucht wohl schon starke Nerven. Aber wer die hat, das habe ich von anderen Lesern erfahren, bleibt tatsächlich bis zur letzten Seite atemlos dabei. Eine spannende Geschichte kann aber sehr wohl Themen aufgreifen, die in unserem wirklichen Leben und für die Philosophen von Bedeutung sind.

STORYTELLER: Hat der Roman eine Botschaft an die Leser?

G. J. MATTHIA: Ich will niemanden belehren oder bekehren. Ich erzähle eine Geschichte. Das Buch stellt anhand von Jessikas Herkunft, Entwicklung und Widersprüchlichkeit unsere menschliche Tendenz zum schnellen Urteil in Frage - wenn das beim Leser hängen bleibt, finde ich das prima. Jessika scheint zunächst nur abgrundtief böse zu sein. Noch böser, als die männermordende Penissammlerin, der sie im ersten Kapitel auf die Schliche kommt. Aber in den nächsten Kapiteln stellt sich immer wieder die Frage, ob Jessika nicht eigentlich etwas Gutes tut ...

STORYTELLER: Wir wollen in diesem Gespräch nicht zu viel vom Inhalt verraten ...

G. J. MATTHIA: Nein, das wollen wir nicht. Und ich bin ja nicht der erste oder einzige, der diese Frage in einem erzählenden Text bewegt. Sie ist beinahe so alt wie die Menschheit. Die Geschichte mit dem Verrat des Judas zum Beispiel - wie hätte Jesus ohne Judas den Weg gehen können, der ihm bestimmt war? Hätte ihn ein anderer Jünger an die Machthaber verkauft? Hatte Judas überhaupt eine Wahl?

STORYTELLER: Ja, die Bibel birgt viele Rätsel und interessante Geschichten. In Ihrem Buch tauchen einige Nephilim auf. Wie kamen Sie darauf?

G. J. MATTHIA: Die Nephilim, die durch Sex zwischen Menschenfrauen und Engeln entstanden sind, wurden in der biblischen Erzählung mit der Sintflut ausgerottet. Allerdings ist die Bibel da nicht ganz konsequent. Das ist bei den vielen Autoren und der Zeitspanne, in der die Texte entstanden, nicht verwunderlich. Die Nephilim werden deutlich später, lange nach der Sintflut, wieder als existierende Lebensform erwähnt. Das hat mich darauf gebracht, mir auszumalen, was wohl wäre, wenn sie heute noch leben würden. Nicht irgendwo in einem unentdeckten Dschungel, sondern mitten unter uns.

STORYTELLER: Was dann wäre, zeigt uns Ihr Roman sehr plastisch und drastisch. Wir gratulieren jedenfalls zur Prämierung und wünschen »Jessika« noch viele möglichst atemlose Leserinnen und Leser. Abschließend noch ein Blick in die Zukunft. Worum geht es in Ihrem nächsten Buch, vorausgesetzt, Sie schreiben weiter?

G. J. MATTHIA: Es gibt ein Projekt, in dem meine Frau und ich von unserem Leben und Empfinden seit der Krebsdiagnose im März 2012 berichten wollen. Wann und ob daraus ein Buch wird, kann ich momentan aber nicht sagen. Solange ich noch zum Broterwerb meiner Arbeit in einem Industriebetrieb nachgehen muss, fällt es mir schwer, die notwendigen Stunden für das Schreiben zu finden, zumal ich seit der Krebserkrankung durch das Fatigue-Syndrom deutlich eingeschränkt bin, was meine Leistungsfähigkeit betrifft. Das Thema lässt sich nicht so nebenbei und zwischendurch bearbeiten.

STORYTELLER: Das ist verständlich - wir wünschen Ihnen weiter anhaltende Gesundheit, hoffen auf künftige spannende Bücher aus Ihrer Feder und danken für das Gespräch.

G. J. MATTHIA: Vielen Dank meinerseits an die Veranstalter des Wettbewerbes und besonders alle Leser meiner Bücher!

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Das Buch, um das es geht, bekommt man hier:



Freitag, 29. Januar 2016

Wo ist eigentlich die Vernunft geblieben?

Es scheint inzwischen vielen Menschen ein großer Teil Vernunft abhanden gekommen zu sein. Ob der Auslöser die gegenwärtige Invasion Europas durch arabische und nordafrikanische Migranten ist, oder ob sich der Mangel an Vernunft nur anhand dieser Völkerwanderung besonders deutlich zeigt, sei dahingestellt.

Dass in den sozialen Netzwerken Unfug in allen Variationen zur vollen Blüte gelangen kann, ist ja nicht neu. Das gab es schon seit deren Erfindung. Vom geteilten Bildchen, mit dem der Benutzer den angeblich gerade geänderten Nutzungsbedingungen von Facebook widersprechen will bis zur Bielefeld-Verschwörung reicht die Palette an dummen bis lustigen Lügen, Legenden und Lausbubenstreichen. Dazu kann man amüsiert den Kopf schütteln, einen launigen Kommentar hinterlassen oder, wenn man den Spaß mitmachen will, fleißig weiterspinnen, was irgendjemand ersonnen hat. Das hat unter anderem dazu geführt, dass es die Bielefeld-Verschwörung (über deren finsteres Treiben auch ich auf diesem Blog berichtet habe) bis in die ZDF-Serie »Wilsberg« und eine Tatort-Folge geschafft hat.
In letzter Zeit allerdings wird aus dem Spaß, dass jeder und jede auch noch so dahergelaufene Person im Internet jeglichen Unfug schreiben und verbreiten kann, zunehmend Ernst. Weil immer mehr Menschen glauben, was da zu lesen und zu sehen ist.
  • Die AfD sei eine Vereinigung von Neonazis, kann man lesen. Man kann aber auch lesen, dass die AfD die letzte Hoffnung sei, zu einer vernünftigen Politik zurückzukehren.
  • Die einen teilen fleißig Beitrag um Beitrag, wenn darin beschrieben wird, dass sogenannte Flüchtlinge für Einbrüche, Vergewaltigungen, Raub und sonstige Verbrechen verantwortlich sind. Die anderen schreiben unablässig und unermüdlich, dass der Islam keine Gefahr darstellt und die sogenannten Flüchtlinge alle ganz liebe Menschen sind.
  • Die einen sehen in der Bundeskanzlerin eine Lichtgestalt von historischer Bedeutung, die anderen halten sie für diejeinige, die dem deutschen Volk und Europa das Grab schaufelt.
Und alle ereifern sich immer weiter, malen den jeweiligen Teufel in grausigen Farben an die Wand und jegliches Augenmaß geht verloren. Als einer der sogenannten Flüchtlingshelfer beim Versuch, die Gegner seiner Anschauung noch weiter zu verteufeln, die Mär vom aufgrund der Zustände am Landesamt für Gesundheit und Soziales in Berlin verstorbenen 24jährigen ersann und via Facebook in die Welt schickte, dauerte es nicht lange, bis die Lüge sogar in den seriösen Nachrichtenmedien erschien. Je nach Grad der Seriosität mit Fragezeichen oder ohne.

Macht sich eigentlich niemand mehr die Mühe, die Herkunft und den Wahrheitsgehalt dessen zu hinterfragen, was bei Facebook, Twitter oder in diversen Foren behauptet und verbreitet wird? Ist denn mehrheitlich der Verstand schon so weit abhanden gekommen, dass für bare Münze genommen wird, was irgendein völlig unbekannter Mensch auf einer durch niemanden auf Authentizität überprüfbaren Plattform von sich gibt?
Die etablierten Medien tun ihren Teil zur Entwicklung hinzu, indem sie - von Ausnahmen abgesehen - zunehmend nur noch gefilterte Nachrichten veröffentlichen oder Nachrichten gar nicht verbreiten, wenn sie der jeweiligen politischen Coloeur unangenehm sind. Die Herkunft von Straftätern wird verschwiegen oder wie jüngst bei den Anschlägen in Frankreich bewusst irreführend formuliert, weil ja »ein französischer Bürger« (der ganz zufällig Mohammed Soundso heißt) politisch eher korrekt ist also von einem vor ein paar Monaten eingebürgerten Syrer zu sprechen.
Es scheint, als könne man inzwischen auch den bisher als seriös geltenden Nachrichtenmedien nicht mehr glauben, was sie verbreiten. Man muss hinterfragen, interpretieren, sieben und abwägen. Das ist schade. Das war früher nur bei Sensationsblättern wie BZ und Bild oder den Beiträgen im Unterschichtenfernsehen notwendig.

Wird sich das wieder ändern? Ist die Vernunft nur untergetaucht? Kommt sie irgendwann wieder zum Vorschein? Das bleibt abzuwarten. Ich befürchte, dass das nicht der Fall sein wird. Es sei denn, Politik und Nachrichtenredaktionen werden wieder glaubwürdig und halten sich an die Wahrheit, und zwar die ganze Wahrheit. Unwahrheiten aller Art sind und bleiben bei Facebook, Twitter und Co bestens aufgehoben.
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Freitag, 1. Januar 2016

Und noch ein Blick zurück - Musik!

Im gerade vergangenen Jahr 2015 gab es für mich neben den hier bereits genannten gelesenen Büchern auch viel neue Musik zu entdecken. Dabei handelte es sich nicht immer um Neuerscheinungen, sondern manche Alben waren nur für mich neu, obwohl sie zu Teil schon sehr lange auf dem Markt sind. Anders als bei den Büchern will ich hier aber nur die Musik aufzählen, die mich ganz besonders beeindruckt hat - es würde sonst ein zu langer Artikel entstehen.

Natürlich sind die Geschmäcker verschieden, das ist bei Büchern und Musik und überhaupt im Bereich der Kunst nun einmal so. Dem einen sein Antonio Salieri ist dem anderen sein Freddy Mercury. Und das ist auch gut so, sonst wäre es ziemlich langweilig.

Hier nun meine Favoriten 2015:
  • Van Morrison - live at Cyprus Avenue 2015. Nicht lange nach seinem Konzert in Berlin, das wir genossen haben, obwohl es von den Tontechnikern viel zu leise ausgesteuert wurde, trat Van Morrison anlässlich seines 70sten Geburtstages in der Cyprus Avenue auf, die einem seiner ersten Alben den Namen gegeben hatte. Die BBC übertrug das Konzert in ganz hervorragender HiFi-Qualität - und ich habe mitgeschnitten. Es ist eins der schönsten Konzerte des Künstlers. Inzwischen habe ich die Aufnahme rund zehn mal gehört - es wird einfach nicht langweilig, sondern ist bei jedem Anhören wieder ein großartiger Genuss.
  • Nina Simone - at Carnegie Hall. Ebenfalls ein Live-Album, die Aufnahmen stammen aus dem Jahr 1963. Ich habe in einem Plattenladen das limitierte und numerierte Doppelalbum entdeckt (ja, richtige Langspielplatten aus Vinyl!) und zu einem für eine solche Rarität unglaublich günstigen Preis (17 Euro!) gekauft. Natürlich hört man den technisch bedingten Unterschied zu heutigen Aufnahmen - aber der Mitschnitt ist für seine Zeit qualitativ hervorragend. Und Nina Simone präsentiert ihre gesamte musikalische Bandbreite, vom Jazz über den Blues bis zum Folksong. Von hauchzart bis energisch. Großartige Musik.
  • The Beatles - 1+ - limited DVD edition.  Es ist natürlich keine (für mich) neue Musik dabei. Die Beatles haben mein Leben seit der Kindheit mit ihrer Musik bereichert. Unentdeckte Lieder wird es nicht mehr geben, es sei denn, die Herren Starkey oder McCartney haben da noch was im Keller zu liegen ... aber das ist unwahrscheinlich. Was in akribischer Hand-Restaurationsarbeit aus den alten Filmen und Videos gemacht wurde, überrascht aber mit dieser Edition selbst mich. Eine solch hervorragendes Bild- und Tonqualität hätte ich nicht erwartet. Man sieht die Beatles tatsächlich so, wie sie noch nie zu sehen waren.
    Franz Xaver (rechts) - Bild von Wikipedia

  • Franz Xaver Wolfgang Mozart - Violinsonaten, Große Sonate. Wir haben im Theater eine Aufführung des Stückes »Amadeus« genossen. Zurück zu Hause habe ich mich auf die Suche nach Musik von den Kindern des Wolfgang Amadeus Mozart begeben ... und dank moderner Technik wird man heute ja schneller fündig als damals, als man noch in den Plattenladen oder die Amerika-Gedenk-Bibliothek ging, wenn man bestimmte Aufnahmen finden wollte. Der Franz Xaver Wolfgang hat einige Stücke geschrieben, die sich hinter den Kompositionen des Vaters nicht verstecken müssen, darunter die Sonaten. Die werde ich mir auch zukünftig öfter mal auflegen.
  • Keith Richards - Crosseyed Heart. Es gibt nur alle paar Jahre mal ein Album, das nur allerbeste Stücke enthält und noch dazu aus einem Guss - in sich komplett und rundum beeindruckend - ist. Keith Richards ist mit Crosseyed Heart solch ein Meilenstein gelungen. Wenn ich mein Lieblingslied nennen sollte, wüsste ich mich nicht zu entscheiden, denn es sind nur Lieblingslieder vorhanden. Höchstens ein Stück fällt ein klein wenig zurück - aber nur unwesentlich. Und Crosseyed Heart gehört zu den Platten, die bei jedem Anhören (ich habe inzwischen sicher mehr als 15 mal das Album genossen) interessanter, faszinierender und mitreißender werden. Mein Lieblingsalbum 2015.
Daneben habe ich wie bereits gesagt viele andere neue Werke kennengelernt, viele davon höre ich öfter und mit großem Genuss. Aber diese fünf sollen genügen für den Rückblick auf das vergangene Jahr.
 
Musikalische Höhepunkte gab es noch zahlreiche andere, nämlich Konzerte, die wir besucht haben. Da waren die Herren Van Morrison und Lang Lang dabei, auch Klaus Doldinger und Andrej Hermlin, vom Gospelchor über die 60ger-Jahre-Rock-n-Roll_Band bis zum Symphonieorchester und Solo-Klavierkonzert reichte die Bandbreite. Auch weniger prominente Künstler haben uns viele schöne Stunden beschert - es müssen nicht immer die Stars sein, wenn man gute Musik genießen will.
 
Nun freue ich mich schon auf das, was das neue Jahr an musikalischen erlebnissen bringen wird - heute geht es los mit einem klassischen Konzert zum Jahresauftakt. Auch meinen geschätzten Blogbesuchern wünsche ich viele wunderbare musikalische Stunden!
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Donnerstag, 31. Dezember 2015

Ein sportlicher Rückblick

Im Jahr 2015 durfte ich mich wie bereits 2014 durchgehender Gesundheit erfreuen. Keine Metastasen, keine sonstigen Krankheiten traten auf. Die mir verliehene Gesundheit stimmt mich Tag für Tag dankbar und ich tue weiterhin alles, was in meiner Macht steht, dazu, damit es auch so bleibt. Die Worte meines Arztes im Frühjahr 2014 werde ich nicht vergessen: »Wenn Sie unbedingt gesund bleiben wollen, dann machen Sie so weiter!«

Zum Erhalt der Gesundheit (grundsätzlich für jedermann und vor allem für Krebspatienten) gehört Ausdauersport. Ich habe das Joggen gewählt. Meine elektronischen Aufzeichnungen liefern mir diese Zahlen für 2015:
  • Aktivitäten: 126 - also bin ich pro Woche 2,42 mal gelaufen
  • Distanz: 1.137.85 km - das sind durchschnittlich pro Lauf 9,03 Kilometer
  • Dauer: 124:18:05 - also knapp unter einer Stunde pro Lauf im Durchschnitt.
  • Kalorien: 93.951 kcal - na da kann man doch beruhigt ein paar Chips zum Tatort knabbern.


Im Vorjahr 2014, als ich mit den regelmäßigen Aufzeichnungen anfing, waren es insgesamt 798,23 Kilometer - also habe ich mich deutlich gesteigert. Und das ist auch gut so. Mit der Ausdauer kommt ohne zusätzliche Anstrengung ganz von selbst eine immer höhere Leistungsfähigkeit. Dass das auch mit 60 Lebensjahren noch so ist, führen mir die Statistiken deutlich vor Augen.

Ich wünsche meinen Bloglesern ein rundum frohes Jahr 2015 und bedanke mich für die zahlreichen Besuche (9145 Besuche im Jahr 2015, das sind monatlich im Durchschnitt 762, also pro Tag rund 25 Gäste) auf diesem Blog. Der andere Blog mit den längeren Texten hat ähnliche Zugriffsstatistiken. Auch für die Zuschriften und Kommentare ein Dankeschön - oft ist es eine Ermutigung für mich, wenn mir Leser berichten, dass ich sie mit meinen Berichten und Beiträgen ermutigen konnte. Ich hoffe, dass ich immer alles beantwortet habe - falls nicht, dann war das keine böse Absicht, sondern es ist mir etwas »durch die Lappen gegangen«.

Na denn: Auf Wiederlesen im Jahr 2016!
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