
Mittwoch, 23. September 2009
Klar, unklar, aufklar


Ich bin gespannt. Bleiben die Störfälle ungeklärt, unaufgeklärt oder gelingt dieses Mal eine Klärung - womöglich gar eine Aufklärung?
Dienstag, 22. September 2009
Ein schwerer Tag
Montag, 21. September 2009
Sich nicht ärgern
Manche Menschen ärgern sich fürchterlich, wenn Pläne platzen oder Vorhaben nicht gelingen. Wem mit dem Ärger gedient und ob der Sache geholfen wird, sei dahingestellt. Wir hätten uns gestern ärgern können: Die Fahrradtour nach Sans Souci in Potsdam war voller Vorfreude geplant, vorbereitet, und begonnen worden, aber das nagelneue Fahrrad der besten aller Ehefrauen hatte einen platten Vorderreifen. Da wir weder Fahradflick- noch Fahrradwerkzeug besitzen noch am Sonntag eine Werkstatt offen hatte, blieb uns nichts übrig außer einzusehen: Es wird nichts aus der Tour.
An diesem Punkt hätte der Ärger einsetzen können. Statt dessen kann man aber über Alternativen nachdenken. In unserem Fall gab es ja zum Beispiel den Chevi, der in seiner dunklen Garage stand, obwohl er so gerne über sonnige Straßen schnurrt. Also wurde er flugs aus seinem (ihn selbst beschützenden) Gefängnis befreit und an die frische Luft gelassen.
So kamen wir nicht nur ins FKK-Paradies Sans Souci, sondern später noch viel weiter, als mit dem Fahrrad. Doch zuerst ging es nach Potsdam. Als FKK-Anhänger entuppten sich die steinernen Gesellen beiderlei Geschlechtes, die zu hunderten im riesigen Park, auf den Dächern und werweißnochwo herumstehen. Die menschlichen Besucher waren samt und sonders züchtig bekleidet. Dieser Herr hier, fand ich, ist arm dran, denn er hat nur einen kompletten Arm dran, und auch in der Leibesmitte scheinen einige Zentimeter abhanden gekommen zu sein:
Wie auch immer, wir genossen die weitläufigen Anlagen und das herrliche Wetter, ohne jeglichen Ärger über einen kaputten Fahrradreifen. Am rechten Bildrand hinter dem behüteten Blogger ist übrigens eine unbekleidete steinerne Dame zu sehen, bei der alles dran war, was so üblicherweise dran ist.
Anschließend fuhren wir zur historischen, malerischen, atemberaubenden Havelchaussee in Berlin. Eine Straße, die eigentlich nur für Motorräder und Automobile ohne Dach geschaffen / gebaut worden sein kann. Vielleicht sollte man sie für andere Fahrzeuge mal sperren, dann wäre es noch romantischer dort.
Falls jemand mit guten Augen das Bild etwas verwundert betrachtet: Jawohl, der Rückspiegel hat, wie es sich für brave amerikanische Rückspiegel gehört, eine Beschriftung: Objects in the rear view mirror may be closer than they appear.
Im Restaurant am Grunewaldturm (sehr empfehlenswert!) speisten wir ganz vorzüglich im Nachmittagssonnenschein und kamen dann am frühen Abend rundum zufrieden wieder zu Hause an. Ein wunderschöner Sonntag, ohne jeglichen Ärger und Verdruss.
In der Tagesschau sahen wir später einen kurzen Bericht vom grandiosen Untergang unserer Hertha. Nullzuvier. Ob sich wohl die Besucher des Spiels im Olympiastadion auch nicht geärgert haben?
Sonntag, 20. September 2009
Sich was gönnen
Wer viel und ausdauernd arbeitet, gerät leicht in die Gefahr, vor lauter Arbeit das Leben zu verpassen. Dem haben wir, auf Anregung der besten aller Ehefrauen, aktiv entgegengesteuert und uns kurzentschlossen endlich Fahrräder gegönnt, auf denen man nicht schon nach einer halben Stunde genug vom Radeln hat.
Gestern lud das Berliner Wetter unmissverständlich dazu ein, sich aus der Wohnung zu begeben und die neuen Pegasusse ein wenig auszuführen. Der südliche Berliner Mauerweg ist landschaftlich dem Vernehmen nach der schönste Teil, und da wir in Lichterfelde Süd wohnen, haben wir direkten Anschluss.
Um 11:30 fuhren wir los, um 16:30 waren wir wieder zu Hause. Den/die/das Garmin hatten wir zu Hause vergessen, daher sind die zurückgelegten Kilometer unbekannt. Von Lichterfelde Süd bis zur Rudower Höhe und zurück – wie weit mag das sein? Jedenfalls radelten wir 2 Stunden, pausierten Bier/Schorle trinkend, Bücher lesend und abschließend Eis essend in einem schönen Biergarten eine Stunde und fuhren dann zurück.
Ein schöner Ausflug, bestes Radelwetter, und am Sonntag soll es noch mal so freundlich werden. In der City geht nichts mehr, verkehrstechnisch gesehen, die S-Bahn ist zu 75 Prozent kaputt, also fahren die Menschen Auto, aber die meisten Straßen sind gesperrt (Marathon) und außerdem wollen noch ein paar Zuschauer ins Olympiastadion, um Hertha beim weiteren Untergang zuzusehen.
Ich glaube, wir werden die Stadt meiden uns wieder auf die Pegasus-Gefährte begeben und in Richtung Potsdam davon radeln. Oder Wannsee. Oder sonst wohin. Mit Gabelfederung, Sattelfederung, Acht-Gang-Nabendingsbums und so weiter. Die nächste Woche bringt wieder Arbeit genug mit sich. Man sollte ja das Leben nicht verpassen.
Samstag, 19. September 2009
John Matthews in Hamburg
Dabei stieß ich auf die folgende Szene, die mir in Hamburg widerfahren ist. Ich war auf dem Weg von Amsterdam nach Berlin, drogensüchtig, halb verhungert, am Ende der Kräfte. Und dann traf ich eine Familie, die anders war als viele andere. Wer weiß, ob ich heute noch am Leben wäre, ohne diese Begegnung.
Das Buch erzählt meine Geschichte in der dritten Person - wenn es »er« heißt, bin das ich. Gewesen. Damals in Hamburg:
Er landete in Hamburg, streifte einsam durch die Straßen. Mehr als der Hunger, an den er längst gewöhnt war, quälte ihn der Durst. Er betrat eine Apotheke und bat um ein Glas Wasser, bekam es, dazu ein paar Traubenzuckerstücke. Die Apothekerin war besorgt wegen seines Aussehens und bot an, einen Arzt zu rufen.
„Nein, danke”, murmelte er und ging wieder.
An einer Ecke lehnte er sich an einen Gartenzaun und sank langsam auf den Boden. Es ging nicht mehr weiter.
Johnny schloss die Augen und versuchte, das Schwindelgefühl abzuschütteln. Hinter den geschlossenen Lidern tanzten weiße Punkte in der Dunkelheit.
„Möchtest du einen Keks?” fragte eine ängstliche Stimme.
Er zwang sich, die Augen zu öffnen. Vor ihm stand ein Junge, sechs oder sieben Jahre alt, und hielt ihm eine Tüte mit Gebäck hin.
„Nein, ich sterbe lieber. Lass mich in Ruhe.”
Der Junge schüttelte empört den Kopf. „Man stirbt nicht auf der Straße. Dazu geht man ins Krankenhaus. Das hat mein Opa auch so gemacht.”
„Hau ab, verdammt noch mal. Lass mich in Ruhe.”
Der Junge blieb stehen. Energisch sagte er: „Nein. Wenn du sterben willst, dann nicht an unserem Gartenzaun. Das gehört sich nicht. Außerdem bist du gar nicht so alt wie mein Opa.”
Johnny schloss wieder die Augen. Er fror trotz der Sonne und hatte keine Kraft mehr, zu widersprechen.
Die Stimme klang auf einmal sehr ängstlich. „Du stirbst doch nicht wirklich? Oder? Du machst doch nur Spaß?”
Nach Spaß war Johnny nun absolut nicht mehr zumute. Er schüttelte langsam den Kopf.
„Warte mal hier, lauf nicht weg.”
Das Kind verschwand um die Ecke. Johnny lachte müde, selbst wenn er weglaufen wollte, kam er momentan nicht auf die Beine.
Er hörte nach einer Weile, wie die Stimme des Kleinen aufgeregt plappernd wieder näher kam. Er redete auf jemanden ein, dass da ein langhaariger Typ am Gartenzaun saß und sterben wollte, was aber gar nicht gut sei.
Johnny fühlte eine Hand auf seiner Stirn, es griff jemand nach seinem Handgelenk und fühlte den Puls. Mühsam bekam er die Augen auf.
Man sah auf den ersten Blick, dass dies die große Schwester des Jungen sein musste, die Ähnlichkeit war verblüffend. Die flachsblonden Haare, die Stupsnase, die blauen Augen, die hohe Stirn.
„Können Sie aufstehen?” fragte das Mädchen. Sie mochte dreizehn sein, höchstens.
„Ich weiß nicht. Ich kann es versuchen.”
Sie stützte ihn und er kam wieder auf die Füße, hielt sich am Zaun fest. Alles drehte sich.
„Tobias, hilf mir mal.” sagte sie und die beiden Kinder führten ihn langsam zum Gartentor und in ihr Haus.
„Er wollte keinen Keks”, erklärte Tobias bekümmert, „ich habe es versucht.”
„Setzen Sie sich da auf den Stuhl”, befahl das Mädchen, als sie in die Küche kamen. Johnny war froh, dass er nicht mehr stehen musste.
„Ich laufe schnell zu Mama”, sagte sie zu ihrem Bruder, „warte hier”.
„Und wenn er doch stirbt, was mache ich dann?”
Johnny sagte: „Keine Angst, Tobias, es ist schon besser. Gleich geht es mir wieder gut.”
„Du hast nicht so eine Trobodingsbums wie Opa, oder?”
„Nein, bestimmt nicht. Wie heißt denn deine Schwester?”
„Antje. Sie holt Mama, die kennt sich aus.”
Johnny hielt sich tapfer aufrecht, er wollte dem Kleinen keine Angst machen, der ihn so besorgt musterte. Antje kam nur fünf Minuten später mit ihrer Mutter zurück. Sie trug eine Arzttasche und musterte forschend den Schützling ihrer Kinder.
„Drogen, junger Mann?” fragte sie.
„Zur Zeit nicht. Seit drei Tagen nüchtern.”
Sie leuchtete ihm in die Augen und nickte. Routiniert überprüfte sie den Blutdruck, zählte den Puls und legte ein Stethoskop auf seine Brust.
„Sie haben lange nichts gegessen, oder?”
„Ja. Ist ‘ne Weile her.”
„Legen Sie sich auf das Sofa im Wohnzimmer, ich rufe einen Krankenwagen an.”
„Nein, bitte nicht. Ich verschwinde gleich wieder.”
„So gehst du nirgends hin, mein Junge.” Sie ließ das Sie beiseite und redete wie zu einem unvernünftigen Kind.
Johnny ließ sich zum Sofa führen und war dankbar, dass er liegen durfte.
„Also keinen Krankenwagen?”
„Bitte nicht. Ich möchte nur kurz ausruhen, dann geht es weiter. Wenn Sie vielleicht ein Glas Wasser haben?”
Antje rannte schon los in die Küche.
„Wie alt bist du eigentlich? Und hast du einen Namen?”
„Ich werde am 23. September siebzehn und heiße John. John Matthews.”
„Ich bin Dr. Weinhold. Trink nur einen kleinen Schluck, sonst wird dir vielleicht schlecht.”
Er nahm das Glas und folgte ihrem Rat. Sie sah auf ihre Armbanduhr.
„Ich muss zurück in meine Praxis. Tu mir einen Gefallen und bleib hier liegen. In einer Stunde bin ich wieder da und kümmere mich um dich. Ich gebe dir jetzt eine Spritze zur Stärkung.”
Sie schob den rechten Ärmel des Pullovers hoch, dann den linken. „Wenigstens kein Heroin”, meinte sie zufrieden und injizierte eine klare Flüssigkeit.
Johnny versprach, liegen zu bleiben, und sie ging zurück in ihre Praxis.
Die beiden Kinder hielten Wache, versuchten, ihn aufzumuntern, und langsam ging es ihm etwas besser. Er wollte sich hinsetzen, aber Tobias verlangte unnachgiebig, dass er den Anordnungen der Mutter gehorchte.
Als die Ärztin nach Hause kam, fühlte sie kurz den Puls, fragte, wie er sich fühlte und meinte: „Du stinkst, John Matthews. Ich mache dir eine Suppe, danach kommst du in die Wanne. Wenn mein Mann dich so sieht, ruft er den Kammerjäger.”
Während er die Suppe löffelte, fragte Johnny: „Warum tun Sie das eigentlich für mich? Sie kennen mich doch gar nicht.”
Frau Weinhold erklärte: „Weil du ein Mensch bist, der Hilfe braucht. Ganz einfach.”
„Danke. Ich hoffe, dass ich Ihnen nicht lange zur Last falle. Morgen früh verschwinde ich.”
„Das wird sich finden. Nun iss in Ruhe auf, dann ab in die Wanne. Sei ein braver Junge.”
Die Suppe war gut, eigentlich hätte er noch mehr vertragen können, aber er ließ es dabei.
Frau Weinhold führte ihn ins Bad, wo sie schon Wasser eingelassen hatte. Sie wartete, bis er sich ausgezogen hatte und half ihm in die Wanne.
„Deine Klamotten kommen in die Maschine, ich gebe dir etwas von meinem Mann zum Anziehen. Es wird alles zu weit sein, aber das ist wohl zu verschmerzen. Ich lasse die Tür hier auf, falls du merkst, dass dir schwindelig wird, rufst du bitte sofort. Tobias schaut ab und zu rein, ob du noch da bist.”
Johnny blieb über eine Woche bei Familie Weinhold. Er kam wieder zu Kräften, erzählte ein paar von seinen Erlebnissen und dass er nach Berlin zu seinem Großvater wollte.
Sie waren freundlich und hatten keine Bedenken, ihn allein in ihrem Haus zu lassen, wenn die Kinder in der Schule und die Eltern bei der Arbeit waren. So viel Vertrauen wollte er nicht enttäuschen und die Besitztümer der Familie blieben tabu.
Am Wochenende arbeitete er einen Teil der Schuld ab, indem er im Garten Kartoffeln aus der Erde klaubte, eine ungewohnte und im Nachhinein durch den Muskelkater schmerzhafte Erfahrung, aber er tat es gern. Seine Kleidung hatten sie gewaschen, zum Teil aber auch kurzerhand in den Müll geworfen. Er erhielt neue Unterwäsche und drei gebrauchte Hemden, die Herrn Weinhold zu eng geworden waren.
Beim Abschied versprach er, wirklich zu seinem Großvater zu reisen und neu anzufangen. Tobias
Herr Weinhold drückte ihm noch einen Fünfzigmarkschein in die Hand und brachte ihn mit dem Wagen zur Autobahn nach Berlin.
„Mach’s gut, Junge. Wir haben dich nicht aufgepäppelt, damit du doch noch in der Szene endest.”
„Danke für alles. Ich kann es kaum glauben, dass es Menschen wie Sie gibt.”
„Glaub es ruhig und komm auf die Beine.”
Johnny war entschlossen, es zu versuchen. Die DDR mit den scharfen Grenzkontrollen lag zwischen ihm und seinem Großvater.
Er sah dem Auto hinterher und murmelte: „Kann es sein, dass eure Kinder Engel sind?”
Soweit der Ausschnitt, bei dem mir, als ich ihn jetzt las, innerlich wieder sehr wunderlich zumute war. Na ja, nicht wunderlich, sondern tief bewegt und dankbar. Einschließlich Kloß im Hals.
Wer das ganze Buch lesen möchte, darf es gerne tun: Es gibt kein Unmöglich!
Freitag, 18. September 2009
This Song Will Never Be On The MTV

Bevor nun jemand die Ohren spitzt, als weitere Warnung für empfindliche Gemüter der Text, selbstverständlich in der jugenfreien Version mit Sternchen:
... get out of here! Get out of here! 'Scuse me.This song, this song will never be on the MTV, on the MTV
This song, this song will never be, never ever will it be on the MTV
Too many f*cking dirty words, you see, that's why it can't be on the MTVSo many many dirty words from me, it will never ever make it to the MTVF*ck this f*cking motherf*cker, tell him to f*ck off and f*ck with anotherHe can pee on someone else's knee, he should f*cking better let me beI don't give a sh*t about it, bullsh*t, I just wanna get rid...This song, this song will never be...He can't take my f*cking chick from me and think that I'll just let it beI'm gonna beat his f*cking sh*t out, gonna cut his c*ck off and twist and shout
He will see how I will make him regret that he ever did take
A second look at my f*cking chick. I'll give him the butt-kickin' trickThis song, this song will never be...Dirty words, dirty words ...
Listen, motherf*cker, listen, motherf*cker ...F*ck this f*cking motherf*cker, tell him to f*ck off and f*ck with anotherHe can pee on someone else's knee, he should f*cking better let me beI don't give a sh*t about it, bullsh*t, I just wanna get ridOf him and he can kiss my ass, f*ck him and sh*t on him at last
He can't take my chick from me and think that I'll just let it beI'm gonna beat his f*cking sh*t out, gonna cut his c*ck off and twist and shout
He will see how I will make him regret that he ever did take
A second look at my f*cking chick. I'll give him the butt-kickin' trickThis song, this song will never be...'Scuse me!
So. Wer gehört hat, darf bewerten:
Na, wie war der Song? |
Pfui! |
Aber hallo! |
Na na na... |
Hüstel. |
Äh - welcher Song? |
Jetzt sind meine Lautsprecher kaputt! |
Genial! |
Auswertung |
Donnerstag, 17. September 2009
Erweckung umgeleitet!

Bisher hieß es, und das habe ich oft selbst gehört, unter anderem auch von eingeflogenen Propheten wie von Herrn Chuck Pierce Ende 2008, die Erweckung würde in Berlin beginnen. In der betreffenden Gemeinde natürlich. Von dort aus sollte sie sich dann in Deutschland und Europa ausbreiten.
Am letzten Sonntag wurde nun verkündet, dass die Erweckung in Polen beginnt und dann von dort nach Berlin kommt.
Nun gut. Dann eben Polen statt Berlin. Richten wir nun alle die Augen auf Warschau? Oder regnet es eher in der Provinz Erweckung? Womöglich, falls die Erweckung nicht vom Himmel geregnet sondern über das Wasser geschwappt kommt, wäre Danzig the place to be? Soll man schon Flüge buchen oder Bahntickets reservieren? Das Auto lässt man ja wohl besser (einstweilen) diesseits der Grenze.
Oder hat am Ende Leonard Cohen recht? First we take Manhatten, then we take Berlin.
Wir werde es sehen. Oder auch nicht. Jedenfalls ist der von Herrn Chuck Pierce Ende 2008 genannte Februar 2009 als Erweckungshereinbrechtermin genauso vorbei wie der vorsichtshalber angehängte Verspätungserweckungsausbruchsmonat April 2009. Aber egal, denn eigentlich, den Prophetien in jener Gemeinde gemäß, hätte die Erweckung ja schon 2008, 2007, 2006 ...
P.S.: Hätte ich hier noch ein anderes Schild aufstellen sollen? Vorsicht Realsatire!
Mittwoch, 16. September 2009
Dienstag, 15. September 2009
Gott verstehen
Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen. -Galileo GalileiMancher behauptet von sich, Gott zu verstehen. Daraus leitet er dann Rezepte und Anleitungen ab, wie der Rest der Menschheit Gott verstehen kann und soll.
Womöglich haben solche Gottversteher Erlebnisse gehabt und Erfahrungen gemacht, die durchaus echt sind. Anschließend gehen sie davon aus, dass ihnen ein Wissen zuteil geworden ist, das sie nun weitergeben sollen und müssen.
Ich halte es gar nicht für verkehrt, von solchen Ereignissen zu berichten, gefährlich wird es nur dann, wenn aus der persönlich erlebten und zutreffenden Erkenntnis etwas entwickelt wird, was allgemein verbindlich sein soll.
Warum sich über das Verstehen Sorgen machen? Wenn Du es verstehst, ist es nicht Gott. -Augustinus von Hippo

Der sprichwörtliche kindliche Glaube an den »lieben Gott« - wenn er im Leben nie erschüttert wird, dann kann man den Menschen, dem ein solches Leben beschieden ist, nur für einen ausgesprochenen Glückspilz halten. Doch das dürfte die Ausnahme sein. Die meisten Menschen werden irgendwann - und meist mehr als einmal - feststellen, dass Gott nicht so handelt, wie wir es gerne hätten oder wie er unserem Gottesbild gemäß eigentlich handeln müsste.
Selbst derjenige, dem selbst nichts derartiges widerfährt, muss zum Beispiel angesichts dessen, was William Stearns beziehungsweise seiner Familie zugestoßen ist, nachdenklich werden:
William und Amy Stearns sind die Autoren des Buches »2020 Vision: Amazing Stories of What God Is Doing Around the World«, neben zahlreichen anderen Publikationen. Sie haben weltweit Gemeinden gegründet und Mitarbeiter geschult, sind beteiligt an Projekten, die Menschen in der missionarischen Arbeit schulen. Vor einem Jahr konnten William und Amy nach glücklicher, aber lange kinderloser Ehe endlich und überraschend zwei Kinder adoptieren. Dann folgte eine Augenoperation, die William vor dem Erblinden bewahrte. Am 1. Juli 2009 wurde ein Hirntumor diagnistiziert, der schnell aggressiv wurde. Am 3. September bat Amy Freunde um Gebet, weil sich der Tumor auf das Gedächtnis und die Wortfindung auszuwirken begann - für William als Autor eine Katastrophe. Dann ging es sehr schnell, er starb vor wenigen Tagen. Zurück bleiben seine Frau, die beiden kleinen Kinder und viele Pläne für Missioneinsätze und Schulungen, die der Tod zertrümmert hat. (Mehr dazu bei Kerstin Hack: Trauer)
Im Grunde hat man zwei Möglichkeiten, wenn Gott mit seinem Handeln oder Nichthandeln unverständlich ist. Man kann entweder dem Verstand vertrauen und folglich nicht mehr an Gott glauben, oder man entscheidet sich, trotzdem und weiter an den zu glauben, der so unbegreiflich ist.
Dazu muss man den Verstand noch nicht einmal ausschalten, sondern im Gegenteil sogar benutzen. Man muss nämlich verstehen, dass Gott nicht zu verstehen, aber dennoch da und sogar bei uns ist.
Natürlich passt das nicht zur einfältigen »Theologie«, die von vielen Menschen verkündet wird, von solchen nämlich, die Rezepte parat haben, wie Gott »funktioniert«.
Diese Leute würden sagen, dass Amy und William Stearns »nicht genug Glauben« hatten, oder dass da eine »verborgene Sünde« das heilende Eingreifen Gottes verhindert hat. Sie würden, die deutsche Sprache verhunzend »Unvergebenheit« wittern oder zum letzten Strohhalm greifend behaupten, dass William durch diesen unzeitigen Tod »vor Schlimmerem bewahrt« wurde. So kann man nämlich den Schwarzen Peter ganz bequem weiterreichen und das eigene Glaubenskonstrukt bleibt stehen.
Falls Gott die Welt geschaffen hat, war seine Hauptsorge sicher nicht, sie so zu machen, dass wir sie verstehen können. -Albert EinsteinMir sind Menschen wie Reinhard Bonnke lieber. In seiner zum Jahresende 2009 erscheinenden Autobiographie schildert er zahlreiche Heilungswunder, die seinen evangelistischen Dienst begleiten. Genauso schildert er den langsamen und für die ganze Familie qualvollen Tod seiner eigenen Mutter, die trotz jahrelanger Gebete keine Heilung erlebte. Er schildert auch die schleichende Krankheit seines eigenen Bruders, die sich nicht aufhalten lässt; beim Erscheinen des Buches ist sein Bruder, schreibt Bonnke, vermutlich bereits tot. Es ist der gleiche Reinhard Bonnke mit dem gleichen Glauben, der für die Mutter, den Bruder und diejenigen betet, die tatsächlich geheilt werden. Er schreibt unumwunden und ehrlich, dass er Gott nicht versteht. Und glaubt immer noch. Und geht weiter hinaus, um das Evangelium zu verkünden.
Ich nehme mir lieber an solchen Menschen - ob nun prominent wie Bonnke oder nicht - ein Beispiel, als an Gottverstehern, die ihre famosen Rezepte aus der Tasche ziehen und alles wissen. Oder zu wissen meinen.