Dienstag, 27. Oktober 2009

Das schöne Schlafzimmer oder Warum man sich immer präzise ausdrücken sollte.

schlafzimmer Paul Müller, ein relativ neuer Mitarbeiter, ruft beim Chef an und sagt: »Ich komme heute nicht zur Arbeit. Ich bin wirklich sehr krank, der Kopf tut weh, mir ist schlecht, und die Beine sind wackelig. Ich gehe zum Arzt. Hoffentlich ist es nicht H1N1.«
Der Chef meint: »Wissen Sie, Herr Müller, ich brauche Sie heute wirklich am Arbeitsplatz. Der Großauftrag muss abgewickelt werden! Die Schweinegrippe wird es schon nicht sein, Sie waren ja nicht auf einem Bauernhof in letzter Zeit.
Wenn es mir mal so schlecht geht, dann gehe ich zu meiner Frau und wir haben Sex. Anschließend fühle ich mich viel besser. Versuchen Sie das bitte.«
Zwei Stunden später erscheint Paul Müller am Arbeitsplatz und erzählt dem Chef freudestrahlend: »Ich habe gemacht, was Sie gesagt haben! Jetzt geht es mir wieder gut. Übrigens, Sie haben ein sehr hübsches Schlafzimmer, Chef.«

Montag, 26. Oktober 2009

Unentschieden – und keine Verlängerung!

Nee, nicht das letzte Hertha-Spiel ist gemeint, über unserem Hauptstadt-Weltklasse-Fußballtrümmerhaufen liegt nach wie vor der barmherzig-höfliche Mantel des Schweigens.

Gemeint ist die Abstimmung der geschätzten Leserschaft über den Fortgang der Entblößung vom letzten Freitag. Vielen Dank an die 20 Menschen, die sich die Mühe gemacht haben, einen Mausklick auszuführen.

fiftyfifty

Diese klare Entscheidung bot sich meinem Auge heute früh dar. Und damit wird nun eben weiter geschrieben, schließlich leben wir (ich zumindest) in einem demokratischen Land. Mancher Leser stößt auch aus weniger freiheitlichen Gegenden auf diesen Blog, wie mir die Zugriffsstatistiken zeigen, aber das ist eine andere Geschichte und die soll ein andermal erzählt werden.

Sonntag, 25. Oktober 2009

Der eine und der andere

robbieDer eine trat am letzten Freitag kostenlos runde 40 Minuten im Nieselregen (er selbst samt Band natürlich unter einem schönen Bühnendach) auf, zahlreiche Fans waren dabei. Von diesem relativ jungen Mann habe ich keine Platten. Er musiziert ganz nett, paulchenfinde ich, aber da muss ich nicht hin, selbst wenn’s umsonst ist.

Muss er eigentlich deshalb kaputte Hosen tragen, weil er für solche Minikonzerte keinen Eintritt verlangt?

Der andere, relativ ältere Herr, kommt demnächst, am 3. Dezember, in unsere Stadt, der Konzertbesuch kostet einen ziemlich schmerzhaften Eintritt. Von ihm habe ich etliche Platten. Seine Musik, ob Soloprojekt oder mit seiner ehemaligen Combo, kann mich begeistern, auch nach 40 Jahren noch. Und ich hatte nie die Gelegenheit, ihn (mit oder ohne die damalige Combo) live zu erleben.

Er kann sich intakte Kleidung und eine Krawatte leisten. Unsere Eintrittskarten sind bestellt, damit er auch in Zukunft eine neue Hose kaufen kann, falls eine zerreißen sollte.

Samstag, 24. Oktober 2009

Der Mantel des Schweigens

Über manches sollte man barmherzig oder höflich den Mantel des Schweigens ausbreiten. Zum Beispiel mache ich keine Bemerkungen zu:






Freitag, 23. Oktober 2009

Die Entblößung – Teil 4

abstimmung3 Ich habe keinen Grund, mich über die Entscheidung der geschätzten Leserschaft nach dem 3. Teil zu beschweren. Schließlich habe ich das Schlamassel selbst herbei beschworen. Niemand hat mich gezwungen, eine Frage, ganz zu schweigen von jener Frage, zu stellen.

Die Abstimmung hat ergeben, dass die Fotos echt sind. Nun gut. Ich hatte anderes im Sinn, aber die von mir ersonnenen Spielregeln sollen deshalb nicht außer Kraft gesetzt werden. Also muss mein Freund Haberling erfahren, dass keine Manipulationen vorliegen.

Zunächst jedoch, bevor es weiter geht mit der Entblößung, erneut die faire Warnung: Auch mit dieser vierten Fortsetzung ist die Geschichte nicht zu Ende. Wer weiterliest, bleibt wiederum ohne einen Ausgang der Handlung, womöglich drehen sich hinterher sogar noch mehr Fragen im Kopf als zuvor. Also beschwere sich niemand. Lesen auf eigene Gefahr.

Ach ja, und natürlich noch der Hinweis auf die bisherigen Teile: Teil 1 /// Teil 2 /// Teil 3

Genug der Vorrede.

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»Das kann aber nicht sein«, widersprach Stephan Haberling, »wenn diese Fotos echt sind, wie Ihr Kollege behauptet, warum weiß ich dann nichts davon? Es wurde wirklich nichts daran manipuliert?«

Detlef Fischer zog die Schulten empor. »Ich bin kein Experte, aber für mich klingt die Analyse eindeutig. Lichttemparatur, Konturübergänge, Schattenwurf, digitale Informationen… ich gehe einfach davon aus, dass ein Fachmann wie mein Kollege, ehemaliger Kollege besser gesagt, weiß, wovon er redet, wenn er zu einem so eindeutigen Urteil gelangt. Er hat immerhin auch festgestellt, dass die bisher vorhandenen Bilder nacheinander aufgenommen wurden, und dass die abgebildete Person zwar jeweils die gleiche Haltung eingenommen hat, aber – wie dies bei einem echten Menschen nicht anders zu erwarten wäre – ist das natürlich nicht zu 100 Prozent gelungen. Schon die Stellung der Füße ist auf keinem der vier Fotos wirklich identisch. Wenn man es weiß, sieht man es auch.«

Stephan Haberling betrachtete die Vergrößerungen der Füße auf dem Bildschirm. Es stimmte, was sein Nachbar sagte. Also blieb eigentlich nur eine einzige logische Erklärung: Trotz der Narbe am Knie war diese Person nicht er selbst. Das wiederum war unlogisch, denn eine dermaßen verblüffende Ähnlichkeit mochte es höchstens bei Zwillingen geben, und er hatte keinen Bruder, geschweige denn einen Zwillingsbruder.

»Und der Raum«, fragte Detlef Fischer, »der ist Ihnen wirklich völlig fremd?«

Die mehr und mehr entblößte Figur nahm den größten Teil der Fotos ein, man erkannte im Hintergrund eine Vitrine aus weißem Holz mit Glaseinsätzen, links daneben ein kleines Stück Wand im Terrakottaton offenbar mit einer interessanten Rohputztechnik gestaltet. Rechts waren Zweige und Blätter eines Ficus benjaminii zu erkennen. Was vom Fußboden zu sehen war, schien ein geknüpfter Teppich zu sein. Der Halogenstrahler, nach dem die Gestalt sich ausstreckte, gehörte zu einem Seilsystem. In der Vitrine stand weißes Geschirr, womöglich konnte ein Fachmann anhand der Bilder erkennen, welche Marke das war. Doch ob nun Seltmann oder Rosenthal oder sonst ein Hersteller, das änderte nichts daran, dass Stephan Haberling den Raum nicht kannte oder zumindest nicht erkannte. Er schüttelte den Kopf und meinte: »Keine Ahnung. Nie gesehen. Noch ein Bier, Herr Fischer?«

Vier leere Flaschen Krušovice standen auf dem Schreibtisch. 16 volle Flaschen waren noch vorrätig, aber der Nachbar lehnte dankend ab.

Wieder allein in seinem Arbeitszimmer überlegte Stephan Haberling, ob er nun etwas unternehmen oder einfach abwarten sollte. Polizeiliche Ermittlungen, das hatte er verstanden, waren einstweilen nicht angebracht, da keine eindeutige Straftat vorlag. Es blieb also die Möglichkeit, Picasaweb zu kontaktieren und darum zu ersuchen, die Galerie zu sperren. Allerdings war zu erwarten, dass alter.ego flugs mit anderen Anmeldedaten eine neue Galerie ins Leben rufen würde, ein endloses Katz- und Mausspiel. Auch nicht gerade sinnvoll.

Falls der Urheber des ganzen Schlamassels etwas von ihm wollte, hatte Stephan Haberling bisher nicht begriffen, was. Er öffnete noch einmal die letzte E-Mail. »Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andren zu« - mehr nicht. Unverständlich. Absurd. So wie die ganze Angelegenheit.

Er klickte auf »Antworten« und schrieb: »Tut mir leid, ich verstehe nicht, was gemeint ist. Ich weiß nicht, was Sie wollen. Ich weiß nicht, wer Sie sind. Entweder Sie machen verständliche Aussagen, oder es ist hoffnungslos.«

Nach dem Absenden nahm er die vier leeren Bierflaschen und brachte sie zurück in die Küche. Die Gläser räumte er in die Spülmaschine. Irgend etwas essen könnte jetzt nichts schaden. Ein Ölsardinenbrot? Vielleicht eine Pizza?

Das Telefon unterbrach seine Kostauswahl.

»Haberling.«

»Hier ist Lisa.«

Er hatte keine Ahnung, wer Lisa sein mochte. Das hatte nicht viel zu bedeuten, da er sich Namen schwer merken konnte. »Hallo Lisa.«

»Ich will nur kurz fragen, ob du heute Abend beim Autorenstammtisch dabei bist.«

Also war Lisa wohl eine Autorin? Wenn sie einen Nachnamen genannt hätte, wäre es Stephan Haberling unter Umständen leichter gefallen, sich ein Gesicht vorzustellen. So ganz sicher war allerdings auch dies nicht. »Ich habe vor, zu kommen. Warum?«

»Dann bringe ich dir etwas mit, was vielleicht interessant für deine Arbeit ist. Sonst hätte ich es mit der Post geschickt.«

Nun gut, dann würde er spätestens in dem Moment wissen, wer Lisa ist, in dem ihm eine Dame etwas überreichte. Er nickte, was am Telefon zwar unerheblich, aber dennoch seine Angewohnheit war. »Okay, dann bis später, Lisa.«

Ihre Stimme klang nach einem Lächeln. »Ja, bis nachher, Stephan.«

bergmann
Der Autorenstammtisch fand alle drei Monate statt, zu Stephan Haberlings Leidwesen in Kreuzberg. Am Lokal gab es nichts auszusetzen, Speisen und Getränke waren erschwinglich und gut, der Stammtisch im Kellergeschoss bot genügend akustische Entfernung zum lauten Betrieb oben, um sich ohne erhobene Stimme unterhalten zu können. Das einzige Problem am »Bergmann 103« war die Tatsache, dass es in der Bergmannstraße im Haus Nummer 103 lag, und ringsherum gab es so gut wie keine Parkplätze. So musste er zusätzlich zur normalen Fahrtdauer von 40 Minuten stets eine Parkplatzsuche und dann einen Fußweg von rund 15 Minuten zum Lokal einplanen.

Mitglied konnte jeder in Berlin lebende Autor sein, der mindestens ein Buch in einem »richtigen« Verlag veröffentlicht hatte. Da der Stammtisch nirgends publik gemacht wurde, kamen neue Mitglieder oder Gäste nur durch persönliche Einladung in die Runde. Bei den vierteljährlichen Treffen tauschte man sich zwanglos über Gott und die Welt, das Schreiben und das Lesen aus, ohne dass ein Thema vorgegeben war. Meist ergab sich ein Schwerpunkt von selbst.

Als Stephan Haberling eintraf, saßen bereits vier Stammgäste am Tisch, und darüber hinaus eine junge Dame, die er noch nie gesehen hatte. Da neben ihr ein Stuhl frei war, setzte er sich zu ihr und stellte sich vor: »Guten Abend, ich heiße Stephan Haberling. Sie sind zum ersten Mal dabei?«

»Ja, ich bin gespannt auf den Austausch. Herr Bendix Kleefeld war so freundlich, mich einzuladen.«

Stephan Haberling stutzte. Etwas am Tonfall kam ihm bekannt vor. Aber was?

Bendix Kleefeld lächelte über den Tisch und ergänzte: »Sie ist eine ganz famose Erzählerin und charmante Gesellschafterin, dafür lege ich die Hand ins Feuer.«

»Und haben Sie«, fragte Stephan Haberling, »auch einen Namen?«

»Natürlich. Lisa del Giocondo.«

Die Anruferin. Die Autorin des von ihm hochgeschätzten Buches »Mein zweites Ich«. Seine heimliche Muse. Die Unerreichbare – plötzlich erreichbar, direkt neben ihm am Stammtisch? Er war zu perplex, um sofort zu antworten.


Nach dem Stammtisch begleitete er Lisa in deren Wohnung, die in der gleichen Straße ein paar Hauseingänge entfernt lag. Es war überhaupt nicht seine Gewohnheit, fremde Frauen in deren Privatbereich aufzusuchen, aber hier und jetzt war sowieso alles dermaßen jenseits der Normalität, dass er keinen Augenblick gezögert hatte, als sie beim Aufbruch leise zu ihm sagte: »Wir gehen jetzt zu mir. Dort bekommst du das, was ich am Telefon versprochen habe.«

Sie stiegen die Treppen empor, im dritten Stock schloss Lisa eine Türe auf. Der Flur ließ bereits ahnen, dass diese Wohnung so ungewöhnlich eingerichtet und ausgestattet sein musste, wie ihre Bewohnerin ungewöhnlich war. Die Wände waren mit einem hellbraunen Baumwollstoff bezogen, so sah es auf den ersten Blick aus, aber die Wände leuchteten. Nicht grell, sondern in einer augenschmeichelnden Helligkeit.

Stephan Haberling berührte den Stoff, fasziniert von dem Effekt. Seine Begleiterin erklärte lächelnd: »Das ist mit Stoff bespanntes Glas, vom Boden bis zur Decke. Dahinter ist die LED-Beleuchtung installiert, und dahinter wiederum liegen die ursprünglichen Wände. Wenn ich die Wohnungstüre aufschließe, empfängt mich automatisch das Licht.«

Er nickte und sagte: »Wer bist du eigentlich, Lisa?«

»Geradeaus ist das Wohnzimmer. Setz dich hin, ich bringe ein paar Getränke aus dem Kühlschrank.«

Er war nicht mehr sonderlich überrascht, als er im Wohnzimmer eine Rohputzwand im Terrakottaton sah, an der eine Vitrine mit Geschirr und neben dieser ein Ficus benjaminii stand. Der Teppich war so weich, wie er auf den Fotos aussah. Unter der Zimmerdecke war ein Halogen-Seilsystem angebracht. Was fehlte, war ein zunehmend nackter Mann, der sich zu einem der Strahler empor streckte. Stephan Haberling hob die Arme und stellte fest, dass er, falls er sich auf die Zehenspitzen stellte, den Strahler erreichen konnte.

»Kannst du mir den so verstellen, dass das Licht auf das obere Fach in der Vitrine fällt?«, fragte Lisa del Giocondo, die in der Wohnzimmertür stand und lächelte. »Er ist etwas zu niedrig ausgerichtet.«

»Darf ich meine Kleidung dazu anbehalten?« fragte er zurück.

»Selbstverständlich.« Wieder dieses Lächeln, das ihn erinnerte. Zurückerinnerte. Zurück in jene Zeit, in der sich alles änderte. Endgültig. Unumkehrbar.

Er richtete den Strahler behutsam nach oben, bis er die gewünschte Stelle beleuchtete. Zwischen dem Geschirr im oberen Fach stand ein kleiner Bilderrahmen. Stephan Haberling trat an die Vitrine und betrachtete das Portrait.

»Komm, setzt dich zu mir und erzähl mir von Isis«, bat ihn die Frau, die er wenige Stunden vorher noch nicht gekannt hatte, und die ihm nun plötzlich so vertraut war wie kein anderer Mensch auf dieser Welt.

»Erzähl mir von Isis, bitte.«

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So. Mehr gibt es heute nicht zu lesen. Aber natürlich darf die obligatorische Abstimmung nicht fehlen. Bittesehr:

Wer ist Isis?
Lisas Schwester.
Stephans frühere Frau.
Auswertung

Ich werde am kommenden Montag Ausschau halten, was meine lieben Leser bevorzugen. Und dann weiterschreiben, was unser Stephan über Isis zu berichten hat.

Nachtrag 26.10.: Wer mag, kann noch klicken, aber ich schreibe mit der Entscheidung von heute früh im Kopf und im Herzen weiter: Gleichstand.

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Behälter für den Eierbau?

Diese beiden E-Mails muss man von unten nach oben lesen, weil meine Antwort auf die Anfrage über der Anfrage nach meiner Antwort steht.


P.S.: Wie baut man eigentlich ein Ei? Ich dachte immer, die werden von Vögeln gelegt oder kommen schon fertig mit Kinder-Schokolade umhüllt auf die Welt.

Heute ist Siebentag

joyce Ach waren das noch Zeiten, als ich meinen Schneider-Joyce-Computer zunächst mit einer Diskette füttern musste, von der er das Schreibprogramm in den Speicher lud, um dann von einer zweiten Diskette den gewünschten Text zu laden, an dem ich arbeiten wollte.

Der Bildschirm zeigte, soweit ich mich erinnere, grüne Schrift auf dunklem Hintergrund. Grafik? Nö. Mehrere Anwendungen gleichzeitig öffnen? Nö. Rechtschreibprüfung? Nö. Schriftarten und –größen aussuchen? Kann sein, ich glaube das ging irgendwie…

Immerhin war es eine wunderbare Schreibmaschine, das Ding, und am Ende der Mühe konnte man auf einem ohrenbetäubenden Nadeldrucker das fertige Werk zu Papier bringen. Doch genug von der Nostalgie!

Heute ist nun für viele Menschen Siebentag, die Vorbestellungen von Windows 7 haben in England Harry Potter vom ersten Platz der meiste-Vorbestellungen-aller-Zeiten-Liste verdrängt, und auch hierzulande dürfte vielerorts eine Installationsorgie ausbrechen.

Ich habe Windows 7 in der Beta-Version ausgiebig getestet und werde, obwohl der Postbote das Amazon-Päckchen heute abliefern wird, erst am Wochenende dazu kommen, das neue Betriebssystem zu installieren. Macht ja nix. Geduld ist die Mutter aller Tugend.

Allen, die heute schon loslegen: Vorher Daten sichern und dann viel Spaß dabei!

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Dienstag, 20. Oktober 2009

Schwule verbrennen! Hornviecher steinigen!

Am Sonntag hörte ich eine Predigt, die mich etwas irritierte, soweit ich überhaupt zuzuhören vermochte. Bei rund 75 Minuten Vortragslänge gelingt es mir eher nicht, bei der Sache zu bleiben. Ausgangspunkt waren einige Sätze aus dem 2. Petrusbrief:

Umso fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen. Und das sollt ihr vor allem wissen, dass keine Weissagung in der Schrift eine Sache eigener Auslegung ist. Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht worden, sondern getrieben von dem Heiligen Geist haben Menschen im Namen Gottes geredet.

Viele bunte Bibeln Von diesen Versen aus spannte der Pastor seinen Bogen. Er setzte voraus, dass Petrus, als er diesen Brief schrieb, die ganze Bibel gemeint habe, einschließlich Neues Testament natürlich. Denn »die Schrift« beinhalte ja selbstverständlich auch das, was Paulus geschrieben hat. Oder die anderen Autoren des Neuen Testamentes. Verzückt und kopfnickend folgten die Versammelten, soweit ich sie im Blickfeld hatte, den Ausführungen vom Podium, die zunächst nichts anderes waren als die klassische Kurzschlussargumentation: Die Bibel hat recht, weil in der Bibel steht, dass die Bibel recht hat. Als hätte irgend einer der (zweifellos inspirierten) Autoren beim Schreiben ein ledergebundenes Buch, erhältlich auch als Paperback in allerlei bunten Ausführungen, im Sinn gehabt…
Doch zurück zur Predigt, soweit ich zu folgen in der Lage war. Selbstverständlich sei in dem, was Petrus da schrieb, meinte der Pastor, auch das eingeschlossen, was heutzutage als »Prophetien« zu Gehör gebracht wird. Denn eine Weissagung werde ja schließlich, wie Petrus schreibt, nicht aus menschlichem Willen hervorgebracht, sondern getrieben von dem Heiligen Geist würden Menschen im Namen Gottes reden.
Ich überlegte, was Paulus, der ja nicht immer mit Petrus übereinzustimmen bereit oder in der Lage war, dazu sagen würde; hatte er doch den Korinthern empfohlen, dass sie zunächst, wenn es denn sein muss, alle prophetisch reden, und dann das Geredete prüfen und gegebenenfalls verwerfen sollten.
Als der Pastor anschließend damit fortfuhr, die inzwischen weit überfällige Erweckung in seiner schrumpfenden Gemeinde nun für Oktober oder November 2009 anzukündigen, schweifte ich gedanklich ab.

Als ich wieder zu mir - beziehungsweise zum Zuhören - kam, war gerade die Rede davon, dass Gottes Wort nun einmal wörtlich zu nehmen und nicht etwa auszulegen sei.

Ich schweifte schon wieder von hinnen, denn mir fiel ein Brief ein, der bereits etliche Jahre (in Variationen) im Internet kursiert. Er ist an einen der unzähligen »christlichen« Radio- und TV-Stars gerichtet, die wohl auch hierzulande inzwischen via Bibel-TV oder God-Channel oder wie diese Sender heißen, zu besichtigen sein sollen. Es geht um das wörtlich nehmen. Der Brief gefällt mir besser als die Predigt, die ich am Sonntag, soweit ich nicht schweifte, gehört habe, denn er ist erheblich kürzer:

Liebe Dr. Laura!

Vielen Dank, dass Sie sich so aufopfernd bemühen, den Menschen die Gesetze Gottes näher zu bringen. Ich habe einiges durch Ihre Sendung gelernt und versuche das Wissen mit so vielen anderen wie nur möglich zu teilen. Wenn etwa jemand versucht seinen homosexuellen Lebenswandel zu verteidigen, erinnere ich ihn einfach an das Buch Mose 3, Leviticus 18:22, wo klargestellt wird, dass es sich dabei um ein Gräuel handelt. Ende der Debatte.

Ich benötige allerdings ein paar Ratschläge von Ihnen im Hinblick auf einige der speziellen Gesetze und wie sie zu befolgen sind.

  • Wenn ich am Altar einen Stier als Brandopfer darbiete, weiß ich, dass dies für den Herrn einen lieblichen Geruch erzeugt (Lev. 1:9). Das Problem sind meine Nachbarn. Sie behaupten, der Geruch sei nicht lieblich für sie. Soll ich sie niederstrecken?
  • Ich würde gerne meine Tochter in die Sklaverei verkaufen, wie es in Exodus 21:7 erlaubt wird. Was wäre Ihrer Meinung nach heutzutage ein angemessener Preis für sie?
  • Ich weiß, dass ich mit keiner Frau in Kontakt treten darf, wenn sie sich im Zustand ihrer menstrualen Unreinheit befindet (Lev. 15:19-24). Das Problem ist, wie kann ich das wissen? Ich hab versucht zu fragen, aber die meisten Frauen reagieren darauf pikiert.
  • Lev. 25:44 stellt fest, dass ich Sklaven besitzen darf, sowohl männliche als auch weibliche, wenn ich sie von benachbarten Nationen erwerbe. Einer meiner Freunde meint, dass würde auf Polen zutreffen, aber nicht auf Österreicher. Können Sie das klären? Warum darf ich keine Österreicher besitzen?
  • Ich habe einen Nachbarn, der stets am Samstag arbeitet. Exodus 35:2 stellt deutlich fest, dass er getötet werden muss. Allerdings: Bin ich moralisch verpflichtet ihn eigenhändig zu töten?
  • Ein Freund von mir meint, obwohl das Essen von Schalentieren, wie Muscheln oder Hummer, ein Gräuel darstellt (Lev. 11:10), sei es ein geringeres Gräuel als Homosexualität. Ich stimme dem nicht zu. Könnten Sie das klarstellen?
  • Mit Brille zum Altar?In Lev. 21:20 wird dargelegt, dass ich mich dem Altar Gottes nicht nähern darf, wenn meine Augen von einer Krankheit befallen sind. Ich muss zugeben, dass ich Lesebrillen trage. Muss meine Sehkraft perfekt sein oder gibt's hier ein wenig Spielraum?
  • Die meisten meiner männlichen Freunde lassen sich ihre Haupt- und Barthaare schneiden, inklusive der Haare ihrer Schläfen, obwohl das eindeutig durch Lev. 19:27 verboten wird. Wie sollen sie sterben?
  • Ich weiß aus Lev. 11:7-8, dass das Berühren der Haut eines toten Schweines mich unrein macht. Darf ich aber dennoch Fußball spielen, wenn ich dabei Handschuhe anziehe?
  • Mein Onkel hat einen Bauernhof. Er verstößt gegen Lev. 19:19, weil er zwei verschiedene Saaten auf ein und demselben Feld anpflanzt. Darüberhinaus trägt seine Frau Kleider, die aus zwei verschiedenen Stoffen gemacht sind (Baumwolle/Polyester). Er flucht und lästert außerdem recht oft. Ist es wirklich notwendig, dass wir den ganzen Aufwand betreiben, das komplette Dorf zusammen zu holen, um sie zu steinigen (Lev. 24:10-16)? Genügt es nicht, wenn wir sie in einer kleinen, familiären Zeremonie verbrennen, wie man es ja auch mit Leuten macht, die mit ihren Schwiegermüttern schlafen? (Lev. 20:14)

Ich weiß, dass Sie sich mit diesen Dingen ausführlich beschäftigt haben, daher bin ich auch zuversichtlich, das Sie uns behilflich sein können. Und vielen Dank nochmals dafür, dass Sie uns daran erinnern, dass Gottes Wort ewig und unabänderlich ist.

Ihr ergebener Jünger und bewundernder Fan
XYZ

Na denn! Lasst uns die Homosexuellen verbrennen und ein paar Stiere steinigen. Oder war das umgekehrt? Oder sollte ich mir für Dreisiebzich die CD von der Predigt kaufen, die ich gedanklich dermaßen schweifend wohl nicht verstanden habe?

P.S.: Wie schön, dass Berlin so viele sehr verschiedene Kirchen und Gemeinden hat. Bis Weihnachten wollen wir so gut wie jeden Sonntag eine andere kennen lernen oder statt Gottesdienst einen Waldspaziergang machen. Oder ausschlafen. Oder sonst was.

Montag, 19. Oktober 2009

Alles um-, ein- und aufgeräumt

Nachdem Betty wieder abgeflogen ist (regelmäßige Blogbesucher wissen, wer Betty ist), hatte ich am Wochenende einen Computerwechsel zu bewältigen. Das ist nicht so leicht, wie es klingt, denn manche Programme sind ziemlich störrisch, selbst wenn sie auf dem »alten« Rechner bereits deaktiviert und deinstalliert sind, behaupten sie bei der Installation, dass man versuchen würde, sie illegal doppelt zu verwenden. Da war in Sachen Microsoft Office ein Anruf bei der Hotline nötig – die indisch / ägyptisch / irgendwieisch klingende Dame war sehr freundlich, kompetent, sachkundig. Mit ihrer Hilfe konnte die Aktivierung dann sofort durchgeführt werden.

windows

Nun ist alles am Platz auf dem neuen Rechner, schön aufgeräumt wie ich es mag (warum manche Zeitgenossen ihr Hintergrundbild mit lauter Icons verkleistern, ist mir schleierhaft) und ich kann mich wieder an die Arbeit mit dem Computer machen, anstatt den Computer selbst als Arbeitsauftrag zu haben. Und ich kann nachschauen, welchen Pfad die geschätzten Leser mir und dem Herrn Haberling vor die Füße legen wollen.