
Im Hausbibelkreis sprachen wir am Mittwoch unter anderem über die Geschäftemacherei, die flugs rings um die Ausgießung des Heiligen Geistes in einer
Kleinstadt in Florida entstanden ist. Darüber kamen wir auch ins Gespräch über das Geldsammeln an und für sich. Den Auftritt eines nicht ganz unbekannten Evangelisten vor ein paar Monaten in unserer Stadt charakterisierte eine Teilnehmerin des Hausbibelkreises, die dabei gewesen war, mit den Worten »das war, als würden Ablassbriefe verkauft«.
Dabei fiel mir ein Zitat ein, das ich kürzlich bei
Kerstin fand:
Manche Pastoren lehren den Zehnten so, als ob Gott ein Mafia-Boss wäre, dem man Schutzgelder zahlen muss, damit einem im Leben nichts Schlimmes passiert. Und wenn man im Leben ein Unglück erlebt, wird gleich gefragt, ob man den Zehnten gezahlt hat. Und der Pastor fährt Porsche.
Auch wenn der Pastor nicht Porsche fährt, sondern VW oder gar kein Auto... - Der Apostel Paulus zog es vor, zu arbeiten, statt den Menschen auf der Tasche zu liegen, denen er das Wort Gottes brachte. Andererseits nahm er von den Mazedoniern gerne Unterstützung entgegen, um eben diesen Dienst für andere kostenlos tun zu können (siehe 2. Korintherbrief).
Häufig wird im Rahmen der »Opfer«sammlung in einer Reihe von Gemeinden aus diesem Schreiben zitiert:
Jeder gebe, wie er sich in seinem Herzen vorgenommen hat: nicht mit Verdruß oder aus Zwang, denn einen fröhlichen Geber liebt Gott. (2. Korinther 9, 7)
Natürlich zitiert man ihn ohne seinen Zusammenhang. Da müsste man ja dann auch jene Passagen vorlesen, in denen der Apostel auf wunderbar satirische Weise über das Geldeinnehmen schreibt.
Ist es nicht merkwürdig, dass die Gemeinde Jesu Christi häufig dort besonders stark wächst und sich ausbreitet, wo man wegen der Umstände weder Gemeindezentren, noch Kirchengebäude errichten kann, wo der Prediger auch kein Gehalt als Pastor bezieht. In China beispielsweise. Dort, wo man Gefängnis und Verfolgung zu fürchten hat, wenn man Christus nachfolgt.
Zweifellos: Auch ein Pastor, Evangelist, Apostel, Prophet oder sonst für die Gemeinde tätiger Mensch muss leben. Darf Geld haben. Muss nicht hungern müssen. Jeder Komfort, den er womöglich genießt, sei ihm gegönnt.
Zweifellos auch: Gott gibt gerne, wenn wir geben, das ist eine auch von mir erlebte Tatsache. Wer knausert, beraubt sich selbst. Ich bin zu 100 Prozent
für das Geben. Ob 5 Prozent, 10 Prozent, 40 Prozent oder - mangels ausreichendem Einkommen - 0 Prozent und statt dessen Liebe, Zuneigung, Hausaufgabenhilfe für das türkische Nachbarskind... - was auch immer.
Aber Gott ist
nicht der Mafiaboss, dessen Gewogenheit man mit Schutzgeldern erlangen kann. Er ist auch
kein Automat, in den man oben den Zehnten oder mehr hineinsteckt und unten reiche Ernte herauszieht. Wer dir einen solchen Gott verkündigt, ist vornehmlich hinter deinem Geld her.