Montag, 12. Dezember 2011

Macht Gott Fehler? Oder kann der Mensch ihn nicht verstehen?

Liest man die biblischen Berichten und Erzählungen aufmerksam, dann gibt es zwei Alternativen: Entweder Gott macht Fehler, die er dann korrigieren muss, oder die Autoren der Bibel haben Gott und sein Wirken nicht immer so ganz verstanden.

Adam, Eva und ein sonderbares Geschöpf Das ging schon bei den Berichten über die Schöpfung und die Sache mit dem verlorenen Paradies los: Zunächst betrachtete Gott sein Werk als vollendet und gut, dann fiel ihm auf, dass der Mensch als Single nicht glücklich war. Also bekam Herr Adam eine Frau Eva an die Seite gestellt.

Nun war wirklich alles gut. Alles? Nicht ganz. Denn in dem wunderbaren und nach Gottes Aussage vollkommenen Garten Eden trieb sich ein Wesen herum, das uns als Schlange vorgestellt wird. Dieses überraschenderweise sprachbegabte Geschöpf Gottes hatte Übles im Sinn und verführte die arglosen Menschen, von einer Frucht zu naschen, die nicht zum Verzehr bestimmt war.
Warum stand ein Baum mit verbotenen Früchten eigentlich ausgerechnet im Paradies? Was hatte die sogenannte Schlange im Garten, in dem »alles sehr gut« war, zu suchen? Wieso war Gott nicht da, als er gebraucht wurde, um die Verführung seiner Geschöpfe durch ein anderes seiner Geschöpfe zu verhindern?

Fragen, die ohne Antwort bleiben. Seit diesen Vorfällen jedenfalls gibt es die »Erbsünde«, mit der die Menschheit, nicht etwa die Schlangenschaft, sich herumzuschlagen hat. Jedes »unschuldige« Baby wird schon »schuldig« geboren.

Ein paar Generationen später lesen wir, dass es Gott »reute, dass er die Menschen gemacht hatte auf Erden«. Er stellte fest: Das Experiment Mensch ist nicht geglückt. Also weg mit der Sippe, vielleicht geht es der Schöpfung ohne ihre Krone besser.
Warum hat ein allwissender, nicht an die Zeit gebundener Gott nicht vorausgesehen, dass die Vertreibung aus dem Paradies und die Auferlegung harter Arbeit nicht zur Besserung sondern zum totalen Chaos führen würde? Plante Gott, nach der Vernichtung der Menschheit einen zweiten Versuch zu starten, Adam & Eva 2.0?

Der Vorsatz wurde nicht ausgeführt - Gott ließ sich umstimmen, verwarf seinen Entschluss der völligen Vernichtung seiner Schöpfung und ein paar Menschen überlebten zusammen mit etlichen Tieren auf der Arche. Die Erbsünde überlebt mit ihnen, und Gott hatte sich damit abgefunden: Wir lesen, dass Gott nach der Sintflut »in seinem Herzen« sprach: »Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.«

In den nächsten Jahrhunderten gab es diverse Modellversuche mit Gesetzen, Vorschriften und Opfern die Kluft zwischen Schöpfer und Geschöpf zu überbrücken. Es gab auch Mord und Kriege, um »die Sünde« von der Erde zu tilgen. Irgendwie hat sie jedoch immer überlebt. Die Menschheit war nicht in der Lage, den von Gott ersonnenen Wegen zu ihm in geeigneter Weise zu folgen.

In diesen Tagen feiern viele Menschen Advent und Weihnachten - als Erinnerung an die alles verändernde Geburt des Erlösers und Messias Jesus Christus. Seit rund 2000 Jahren gelten, wenn man seinen uns überlieferten Lehren glaubt, die Regeln, Vorschriften, Gesetze und Opfer nicht mehr, die Gott der Menschheit genannt hatte, um mit ihm ins Reine zu kommen, da sie sich als untauglich erwiesen hatten. Paulus, Apostel und prominenter Autor im Neuen Testament, fasst zusammen: »Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus.«

Hat sich nun also Gott über Jahrtausende seit der Schöpfung immer wieder geirrt und dann neue Wege ausprobiert, um mit seinen Geschöpfen ins Reine zu kommen? Mir fällt es leichter, davon auszugehen, dass in den biblischen Schriften die Autoren ihre fehlerbehafteten Ansichten und Überzeugungen dargestellt haben (was ich für statthaft halte, schließlich waren sie alle Menschen, und keine Götter), als anzunehmen, dass Gott sich mehrfach geirrt hat und dann seine Irrtümer korrigieren musste. Ich muss und werde Gott nicht begreifen, mir genügt es, so gut ich es verstehe und vermag, demjenigen zu folgen, dessen Geburt wir uns jetzt und dessen Tod und Auferstehung wir uns im Frühjahr besonders erinnern.

 

Bild: Temptation of Adam and Eve, Masolino; ca. 1425. Fresco Brancacci Chapel, S. Maria del Carmine, Florence;
Quelle: Witcombe

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Donnerstag, 8. Dezember 2011

Dieser Hund ist unbezahlbar!

Als wir kürzlich durch Westfalen geradelt sind, kamen wir an einem ziemlich schäbig wirkenden Bauernhaus vorbei. Am Gartenzaun war ein Pappschild befestigt, auf dem in ungelenker Handschrift stand: »Sprechender Hund zu verkaufen«.
Ich stieg vom Fahrrad und klopfte an die morsche Tür.
Der Bauer, dessen Aussehen dem seines Hofes kaum nachstand, erklärte mir, dass der fragliche Hund in der Scheune zu finden sei. Ich ging um das Gebäude herum und fand einen betagten Labrador im Schatten vor der Scheunentüre liegen.
»Du kannst sprechen?«, fragte ich ihn.
»Jau!«, antwortete der Hund etwas träge.
Eine solch einsilbige Antwort konnte mich natürlich noch nicht überzeugen. Schließlich ist mir, dem Lorio-Kenner, Doktor Sommer mit dem angeblich sprechenden Hund keineswegs unbekannt. Daher bat ich: »Na dann erzähl mal deine Geschichte.«
Der Labrador hob den Kopf und sagte: »Ich habe schon in jungem Alter entdeckt, dass ich sprechen kann. Also beschloss ich, damit meinem Land zu helfen und erzählte einem Mann vom BND aus dem Nachbarort von meiner Begabung. Es dauerte nicht lange, da flog man mich von Land zu Land, damit ich fleißig lauschend mit Regierungschefs und Wirtschaftsbossen im Zimmer saß, und keiner kam auf die Idee, dass ich zuhören, geschweige denn hinterher davon erzählen würde.«
»Ach was!«
»Jawohl. Ich war dabei, als Obamas Besuch an der Siegessäule geplant wurde, habe Angela Merkel zum Wahlsieg verholfen, weil ich bei Schröder unter dem Kaffeetisch gelauscht habe, und ich konnte mithelfen, dass vor ein paar Jahren die Kofferbomber von Köln gefasst wurden.«
Ich war beeindruckt und meinte: »Wie kommst du aber nach solchen Abenteuern jetzt auf diesen verfallenen Bauernhof?«
»Ich war acht Jahre lang der wertvollste Spion des BND. Aber die ganzen Reisen haben mich erschöpft, und da ich so langsam meine Knochen zu spüren begann, beschloss ich, mich zur Ruhe zu setzen.«
»Hier in der westfälischen Provinz?«
»Na ja, also ich war zuletzt am Flughafen in Frankfurt am Main eingesetzt, um in der Nähe von verdächtigen Passagieren zu horchen, ob sie subversive Dinge bereden. Natürlich habe ich dabei auch das Gepäck beschnüffelt. Eines Tages stieg mir der lieblichste Geruch der Welt aus einer Transportbox für Tiere in die Nase. Der Besitzer der Box und des Inhaltes wurde dann mein aktuelles Herrchen. Um es kurz zu machen: Ich bin mit der Hundedame hierher gekommen, wir haben eine Menge Nachwuchs in die Welt gesetzt und jetzt lebe ich hier im Ruhestand.«
Ich war restlos begeistert und ging zurück zum Bauern, um den Preis für das Tier zu erfragen.
Er sagte: »Zehn Euro.«
Ich musste mich wohl verhört haben. Ich fragte: »Zehn Euro? Dieser Hund ist ein Wunder, unbezahlbar! Warum wollen Sie nur zehn Euro für ihn haben?«
»Weil er ein Lügner ist! Kein einziges von seinen angeblichen Abenteuern ist wahr!«

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P.S.: Aufmerksame und mit gutem Erinnerungsvermögen ausgestattete Blogbesucher werden jetzt meckern: Kannte ich schon!
Stimmt. Ist nicht neu, sondern eine Wiederholung. Tja.

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Dienstag, 6. Dezember 2011

Ein Verweis: Ab in die Hölle! Oder wie jetzt?

Herzlich willkommen!Eine Geschichte zu erzählen, in der Milliarden Menschen für immer irgendwo im Universum in einem schwarzen Loch endloser Qual und Pein ausweglos gefangen sind, ist keine besonders gute Geschichte.

Da sollte sich jede und jeder selbst Gedanken machen, finde ich. Kommentare bitte nicht hier, sondern dort. Wer meine Meinung wissen will: Das Zitat Die Logik der Hölle scheint mir nicht nur inhuman, sondern extrem atheistisch zu sein trifft es ziemlich genau.

So. jetzt aber hier weiterlesen:

Tobias Faix: Himmel & Hölle

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Ziemlich kodderig

»Moin!« rief Peter fröhlich, als er herein kam.

»Es ist 17:00 Uhr«, erklärte Simon entrüstet, »der Morgen ist lange vorbei!«

Ich war womöglich leicht angeschickert, jedenfalls fühlte sich mein Kopf etwas bräsig an. Dennoch, oder gerade deshalb, fand ich, dass dieser Dösbaddel dringend Aufklärung benötigte. Ich belehrte Simon: »Sei nicht so gnaddelig. So luschig, wie du mit der Sprache umgehst, solltest du nicht so ein Gedöns machen, wenn jemand was sagt, was du nicht verstehst. Moin heißt ja nicht Morgen, sondern gut.«

»O jemine, unser Klabäuser packt wieder seine Döntjes aus«, stöhnte Simon.

Peter grinste breit: »Den Simon brauchst du nicht begöschern. So ein Töffel, noch dazu angetütert wie er ist, kann keinem gepflegten Klönschnack folgen.«

Simon war sofort mucksch. »Töffel?«, schimpfte er, »du kriegst gleich einen Feudel um die Ohren geklatscht!«

Der Wirt runzelte die Stirn und meinte: »Soll ich gleich den Peterwagen holen oder kriegt ihr euch wieder ein?«

Ich beruhigte ihn: »Nee nee, komm lieber in die Puschen und bring uns drei Pötte.«

»Wenn du pieschern willst, musst du auf Tö. Dafür gibt's hier keinen Pott«, antwortete unser Wirt, der olle Drönbüdel.

»Och Murkel, nun sei nicht so muffelig« munterte Peter ihn auf. »Tö ist piefig. Pisspott wäre mal was anderes...«

Simon schaute die ganze Zeit ziemlich kodderig aus. Er rührte mit der Gabel seine Wördeln auf dem Teller um, die Frikadelle hatte er schon vorhin verdrückt. Was Gemüse betraf, war er immer etwas krüsch.

Der Wirt stellte drei Bier hin und erklärte: »Ich fahr euch aber nicht mit dem Trecker nach Hause. Wenn ihr nachher duun seid, schaut selbst, wie ihr wegkommt.«

Ich trank einen Schluck. »Ach ist das heute wieder kommodig hier«, sagte ich, während ich nach Simons Teller luscherte. Ich hatte nämlich bannig Hunger. Und bei dem Schietwetter keine Lust, noch einkaufen zu gehen.

Simon kramte in seinem Büdel und murmelte: »Was ein Tüdelkram, man macht sich ja keinen Begriff.«

Misstrauisch wollte der Wirt wissen: »Hast wieder dein Geld verbaselt?«

»Mach kein Gedöns, das ist hier irgendwo mittenmang.« Aber es klang ziemlich versuust.

Er packte nach und nach seine Habseligkeiten auf den Tresen, darunter ein reizendes Bild von einem lütten Schietbüdel. »Das ist Erwin«, sagte er. Vielleicht sah ich büschen ramdösig drein, jedenfalls erklärte er mir: »Mein Enkel. Sechs Monate alt.«

»Ach so. Enkel.« Mir schien das etwas figgeliensch zu begreifen, da meines Erachtens Simon eingefleischter Junggeselle war, der keine Kinder hatte. »Wie kommst du zu einem Enkel?«

Seine Stimme wurde drömelig. »Mir war damals ziemlich klöterig zumute, bei einem Schulausflug. Zu viel intus. Da war dann Karin. Die hat mich nach Hause gebracht, in der Schiebkarre. Am nächsten Morgen war sie noch da, in meinem Bett. Die Karin. Nicht die Schiebkarre«

»Dumm Tüch«, schaltete sich Peter ein, »wenn du so duun warst, dann ist auch nichts passiert. Schniedels vertragen so was nicht. Nur sehr gekrümmt.«

»Mit dir schnack ich doch gar nicht! Du bist mir viel zu vertüdelt.«

Ich fragte: »Die Karin von der Weststraße? Die mit dem Dutt?«

»Damals hatte sie keinen Dutt«, gab er gnadderig zurück. »Sie konnte endlos klönen, so plietsch, dass man gar nicht merkte, wie sie das Plätteisen auf deine schwächsten Stellen drückte. Und dann, wenn es wehtat, hat sie eben getröstet. Ach, Karin...«

Peter klaute ihm unterdessen die Wördeln vom Teller, weil Simon viel zu sehr in unserem Klönschnack gefangen und nebenbei mit der Geldsuche beschäftigt war, um das zu merken. Bevor ich zugreifen konnte, war alles weg.

»Und das ist dann dein Enkel?« Ich zeigte auf das Foto.

»Muss wohl, es lag in der Schieblade von der Karin. Hinten drauf steht Erwin.«

»Dir sollte man mal mit einem Pömpel das Hirn saubermachen«, schimpfte der Wirt. »Du hast nichts außer einer schietigen Phantasie. Die Karin, die hat gar keine Kinder. Wo soll dann ein Enkel herkommen?«

Ganz sutsche bemächtigte sich Peter nun des Glases, das vor Simon stand und tauschte es gegen sein leeres aus. Der Wirt schaute weg und fing an, mit seinen Zapfhähnen zu pütschern. Ich blickte auf die Uhr an der Wand. Wenn ich noch was Essbares kaufen wollte, war es an der Zeit, mich auf den Weg zu machen.

»Ich glaube, du hast da was vertüddelt mit dir und der Karin«, meinte ich und legte einen Heiermann auf den Tresen. »Atschüs, ihr lieben Leute.«

»Jau, kann auch sein«, sagte Simon und betrachtete misstrauisch sein leeres Glas. »Ach so«, fiel ihm ein, »ich wollte ja nach meinem Geld suchen...«

Ich ging zum Ausgang.

»Moin!«, rief mir Peter hinterher.

»Es ist 18:00 Uhr...«, hörte ich noch, bevor die Tür hinter mir ins Schloss fiel.

 


P.S.: Wer sich nun verwundert oder verwirrt fragt, was dieses oder jenes Wort bedeuten mag, und was mich eigentlich bewogen haben könnte, solch einen Unfug zu verzapfen, dem sei verraten: Dies ist das Ergebnis einer selbstauferlegten Fleißübung. Als ich neulich Bastian Sicks Kolumne über norddeutsche Eigentümlichkeiten in der an und für sich doch gemeinsamen Sprache las, der eine Liste von Wörtern und Bedeutungen angefügt ist, reizte mich die Aufgabe, unter Verwendung möglichst aller Begriffe auf der Liste diese Kneipenszene zu schreiben. Mehr nicht.
Wer überprüfen will, was ich ausgelassen und was ich aus eigener Erinnerung an Zeiten in Hamburg und Kiel hinzugefügt habe, darf hier abhaken:
Nördlicher Zwiebelfisch
P.P.S.: Nur zur Erinnerung: Der Zwiebelfisch ist regelmäßige Pflichtlektüre für alle, die schreiben oder schreiben wollen.
P.P.P.S.: Ich bin mir recht sicher, dass ich einige Begriffe nicht so verwendet habe, wie sie aus einem norddeutschen Mund kämen. Aber immerhin ist das ja - ich bin und bleibe Berliner - eine Fremdsprache für mich...
P.P.P.P.S.: Lieber aufmerksamer Blogbesucher, du hast recht. Diese Geschichte ist keine neue, sie stand hier 2009 schon einmal. Aber im Fernsehen wird ja auch dauernd etwas wiederholt …

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Sonntag, 4. Dezember 2011

Schön. Sehr schön.

Also mal ehrlich. Solche Zuschriften im E-Mail-Fach freuen einen Blogger doch ungemein:

Übrigens - danke für deine offenen und mutigen Blogartikel. Ich
bin dadurch oft inspiriert.

:-)

Donnerstag, 1. Dezember 2011

Das erste Mal allein mit Tina

So etwas wie moralische oder unmoralische Bücher gibt es nicht. Bücher sind gut oder schlecht geschrieben. Weiter nichts. -Oscar Wilde

Wenn Herr Wilde mit diesem Zitat der Wahrheit nicht zuwiderredet, kann ich ja ohne moralische Bedenken mal wieder meine Blogbesucher daran erinnern, dass es auch Bücher - das sind diese altmodischen, überwiegend aus Papier und Druckerschwärze beziehungsweise Toner bestehenden Gegenstände, deren einzelne Seiten man umblättern und deren gesamten Inhalt man ohne Scrollrad so nach und nach betrachten kann - aus meiner virtuellen Feder gibt.

Somit spendiere ich wieder mal eine Leseprobe aus einem meiner Bücher. Nicht ohne Hintergedanken jedoch, denn dies ist nur einer von zwei Zwillingen. Es gibt da im Buch auch noch die kleine Erzählung »Das erste Mal allein mit Jakob«, die durchaus mit dieser hier im Zusammenhang steht. Vielleicht will ja jemand auch Tinas Sicht der Dinge kennenlernen und kauft das Buch?
Schluss mit der Vorrede. Jetzt bekommt Jakob das Wort:

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Tinas Eltern, so erzählte sie am Telefon, würden für eine Woche nach Amerika fliegen, um ihren Hochzeitstag zu feiern. Am Freitag, früh am Morgen. Ob ich denn Lust hätte, nach der Schule zu ihr zu kommen. Das Wort Lust betonte sie besonders, oder bildete ich mir das ein? Sie schien aufgeregt und mindestens so nervös wie ich. Ihre Tante konnte erst am Abend aus München anreisen, um dann auf Tina »aufzupassen«.

Lust, wer hat sie nicht, wenn er 17 Jahre alt und ein normaler Junge ist? Tina und ich gingen miteinander, wie man das so nannte, wenn aus allgemeiner Freundschaft etwas wurde, wofür man noch nicht so recht die richtigen Worte fand. Wir gingen miteinander, und zwar Hand in Hand zur Schule und zurück nach Hause, auch mal ins Kino, ins Café. Andere Freunde störten eher, seit wir miteinander gingen. Dann trauten wir uns nicht, die Lippen aufeinander zu legen, unbeholfen Arm um Hüfte zu schmiegen.

Allein mit Tina, die Aussicht war verlockend und beängstigend zugleich. Bei mir zu Hause konnten jeden Augenblick Geschwister ins Zimmer platzen, denn abzuschließen war verboten. Natürlich befühlten wir einander, ließen unsere Hände auch unter Kleidungsstücke wandern, aber die Klamotten ablegen war nicht drin.

Bei ihr zu Hause gab es keinen nervenden kleinen Bruder, keine neunmalkluge große Schwester, und wenn ihre Eltern nach Amerika flogen...

Was tut man eigentlich mit einem Mädchen, mit dem Mädchen, wenn man ein paar Stunden ungestört ist? Ich konnte mir vieles ausmalen, aber nur eines vorstellen.

»Wir sind ganz ungestört«, sagte sie, »ich meine wirklich ungestört. Hast du Lust?«

»Na klar! Ich muss nur noch meinen Eltern eine Erklärung liefern, warum ich von der Schule nicht nach Hause komme.«

»Wie wäre es denn damit: Du kommst zu mir, damit wir für die Klausur am Montag lernen können.«

Am Montag stand tatsächlich eine Klassenarbeit an. In Biologie. Mit dem wunderbaren Thema Bildung haploider, genetisch unterschiedlicher Keimzellen für geschlechtliche Fortpflanzung als eine Ursache für Ungleichheit innerhalb der Art.

»Gute Idee. Wir lernen für die Klausur«, sagte ich und dachte daran, dass wir die geschlechtliche Fortpflanzung, haploide Zellen hin oder her, einstweilen unbedingt verhindern mussten. Tina nahm sicher nicht die Pille, also sollte ich wohl besser Kondome besorgen.

Der Freitag war ein kurzer Schultag mit nur fünf Stunden. Ich hatte morgens schon leichte Bauchschmerzen, von der Art, die mich bei Nervosität regelmäßig heimsuchte. Was würde nach der Schule geschehen? Ich duschte, nachdem ich den Druck der morgendlichen Erektion mit ein paar Handbewegungen entladen hatte, ausgiebig. Ein paar Tropfen Rasierwasser, dann frische Unterwäsche. Boxershorts oder Slip? Ich hatte keine Ahnung, was besser war. Schließlich nahm ich die Boxershorts, weil sie nicht so deutliche Konturen erkennen ließen. Oder wäre gerade das verlockender? Was würde Tina besser gefallen? Ein Blick auf die Uhr - höchste Zeit. Also Boxershorts, kurzentschlossen.

Beim Anziehen richtete sich der eigensinnige kleine Freund schon wieder auf, aber es blieb nun keine Zeit mehr. Vermutlich würde er, wenn es darauf ankam, völlig unbeteiligt schlafen wollen. Er machte sowieso meist, was er wollte. Beim Duschen nach dem Sport reckte er sich peinlich in die Höhe, und neulich, als ich Langeweile und Zeit hatte, wollte er sich nicht erheben.

Wie gut hatten es doch die Mädchen, dachte ich, die konnten unbekümmert über die Beulen in unseren Jeans bei den unmöglichsten Gelegenheiten kichern.

Tina hatte aufgeräumt, ihr Zimmer duftete nach Parfüm und sie hatte die Heizung aufgedreht, so dass ich gezwungen war, den Pullover sofort abzulegen, während sie Cola und zwei Gläser aus der Küche holte. Ich fuhr zum hundertsten Mal mit den Fingern in die Jeanstasche, um zu überprüfen, ob ich die Kondome wirklich bei mir hatte. Drei Stück, um auf der sicheren Seite zu sein.

Tina stellte das Tablett auf ihren Schreibtisch und nahm mich in die Arme. »Endlich allein.«

Mir fiel nichts ein, was als Antwort gepasst hätte.

Tina grinste und zog mich mit sanfter Gewalt an sich. »In deiner Hose scheint es ziemlich eng zu sein«, meinte sie und unsere Lippen verschmolzen. Mein Bauchschmerz ließ nicht nach. Was tut man jetzt, fragte ich mich, wie geht es weiter? Ihre Bemerkung deutete in die gewünschte Richtung. Aber was antwortet man auf so etwas? Und wie fängt man jetzt an? Wer fängt jetzt an? Mein Magen...

Wir setzen uns auf ihr Bett. Ein Schluck Cola konnte gegen die Ratlosigkeit nicht helfen, aber immerhin gewann ich Zeit. Tina verschwand in Richtung Toilette. Ich überprüfte, ob die Kondome noch in meiner Tasche steckten. Natürlich steckten sie, wo sollten sich auch in den letzten zwei Minuten hingekommen sein. Ich hatte zu Hause ausprobiert, wie man mit diesen Dingern umgehen musste. Aber jetzt zitterten meine Hände, waren feucht. Und überhaupt, mein Bauch rumorte ziemlich unangenehm. Schweißperlen auf der Stirn hatte ich auch.

Als Tina ins Zimmer kam, umgab sie eine frische Wolke Duft.

»Hmmm, ich glaube ich müsste auch mal...«, sagte ich und ging ins Bad. Ich musste zwar, aber natürlich konnte ich nicht, denn da gab es, wie ich aus peinlicher Erfahrung wusste, ziemliche Probleme mit dem Zielen, solange die Schwellkörper mit Blut vollgepumpt waren. Auch diesbezüglich hatten es die Mädchen wohl leichter.

Ein leichtes Würgen. Wenn ich mich übergeben musste, dann lieber jetzt und hier, als in ihrem Bett. Aber so schlimm war es doch nicht. Ich wusch mir die Hände, trocknete die Stirn mit dem Gästehandtuch. Mein T-Shirt zeigte Schweißflecken, aber da war nun nichts zu ändern. Ein letzter verzweifelter Blick in den Spiegel, dann zurück in Tinas Zimmer. Sie hatte sich auf ihrem Bett ausgestreckt. Ich setzte mich an den Rand. Am besten, fiel mir ein, ist immer noch die Ehrlichkeit.

»Tina, ich habe keine Ahnung, wie es jetzt weitergeht. Ich bin nervös und mir ist etwas übel.«

Sie zog mich neben sich auf das Bett und meinte: »Dann geht es uns beiden ja genau gleich.«

»Ehrlich?«

»Ja. Ich habe alles vergessen, was mir meine Freundinnen geraten haben.«

»Okay. Und ich habe alles vergessen, was ich vorher gelesen habe.«

Sie strich mir sanft über die schon wieder feuchte Stirn. Ich legte meine Hand unsicher auf ihre Schulter. Unsere Lippen trafen sich.

»Wir müssen gar nichts, können auch einfach hier liegen und träumen«, schlug sie vor.

»Einverstanden«, sagte ich, »das machen wir.«

Der Druck in meinem Magen ließ nach. Und dann ergab sich alles, ganz ohne Verkrampfung und Nervosität.

Heute, zwanzig Jahre später, lachen wir noch immer über unser erstes Mal. Und wenn Tina vorschlägt, dass wir uns »ein wenig hinlegen und träumen« könnten, bin ich gerne einverstanden. Auch ohne schweißnasse Stirn und Magengrummeln.

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Wie gesagt, die Zwillingsgeschichte über Tinas Empfindungen an jenem Tag gibt es im Buch, schwarz auf weiß.

  • Das Buch gibt es direkt beim Verlag mit Versandkosten recht schnell: Liebe und Alltag bei BoD
  • Oder etwas langsamer, aber dafür ohne Versandkosten beim Händler, der zum kundenfreundlichsten Unternehmen werden will: Liebe und Alltag bei Amazon
  • Oder ganz altmodisch im Buchladen um die Ecke, falls es noch Buchhandlungen um die Ecke der geschätzten Blogbesucher geben sollte, man bestellt dort mit der ISBN 978-3-8370-8186-2

Noch mehr Bücher von mir? Hier.

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Montag, 28. November 2011

Zerzauste Dohle - oder Vom Weihnachtsfest, von einem Dilemma und von drei Geschenken

Die Lebenssituationen meiner geschätzten Blogbesucher sind mir überwiegend unbekannt, aber eines dürfte so ziemlich alle in diesen Wochen in irgend einer Weise beschäftigen: Das herannahende Weihnachtsfest. Man müsste sich schon auf eine einsame Insel zurückziehen, um zu übersehen, dass es wieder einmal so weit ist.

John Grisham hat in seinem Buch Skipping Christmas auf höchst unterhaltsame Weise dargestellt, dass eine amerikanische Familie, die Weihnachten ausfallen lassen möchte, dabei auf jede Menge Schwierigkeiten stoßen kann. In Gesprächen stelle ich immer wieder fest, wie sehr sich die Vorstellungen der Menschen unterscheiden, wie Weihnachten gefeiert wird. Die Bandbreite reicht von der totalen Verweigerung (»da mache ich nicht mit«) über »Zeit für die Familie« und »endlich Urlaub machen« bis zur »Erinnerung an das Kind in der Krippe«, wobei die Krippe in der Regel eher einer Schwarzwaldschnitzerei ähnelt als einem Futtertrog im Nahen Osten vor rund 2000 Jahren.
Aber warum das Ganze? Wie ist das Fest entstanden? Eine Erfindung des Handels und der Industrie, um die Umsätze zum Jahresende noch einmal kräftig anzukurbeln? Eine Erfindung der Kirche, um die prachtvollen Bauten wenigstens einmal im Jahr mit Menschen zu füllen? Eine Erfindung der Gewerkschaften, um einen Grund für eine betriebliche Sonderzahlung zu finden?

Es könnte ja sein, dass einige meiner Blogbesucher daran interessiert sind, was es mit diesem Fest eigentlich auf sich hat. Und nun kommt mein Dilemma zur Sprache.

Es gibt an den nächsten drei Sonntagen die Gelegenheit, etwas darüber zu erfahren (und auch etwas später kritisch oder neugierig ins Gespräch zu kommen), aber der Rahmen, in dem das geschehen wird, ist für so manche meiner treuen Leser zumindest ungewohnt, wenn nicht sogar eher unverträglich. Die drei Vorträge sind nämlich in den Rahmen einer Veranstaltungsform eingebettet, die etlichen meiner Blogbesucher exotisch anmuten dürfte. »Gottesdienst« nennt sich das. Manches an einer solchen Veranstaltung wird und muss Menschen, die keine religiöse Tradition pflegen und kennen oder die einem anderen als dem christlichen Glauben angehören, verwirrend und irritierend vorkommen. Zwangsläufig.

gesche Doch weil der Redner ein persönlicher Freund ist, von dem ich weiß, dass er auf jedermann verständliche Weise die Herkunft und den Sinn von Weihnachten zu erklären vermag, möchte ich ausnahmsweise meine geschätzten Leser, vor allem diejenigen, die sich nicht als Christen verstehen, aber am ursprünglichen Sinn von Weihnachten interessiert sind, zu diesen »Gottesdiensten« einladen. Falls gewünscht, stelle ich mich auch gerne als Fremdenführer zur Verfügung, der (im Flüsterton allerdings) die Bestandteile des Ablaufes zu erklären versucht. Zum Beispiel, warum der Vortrag meines Freundes nicht Vortrag heißt, sondern Predigt, und dass eine Predigt durchaus ein interessanter Vortrag sein kann. Oder warum eine zerzauste Dohle auftritt. Oder warum der Kaffee nach der Veranstaltung nichts kostet ...

Ohne irgendwelche ungewohnt-religiösen Formen wird es an den drei Dienstagen bei einem kleinen Imbiss, soweit ich weiß, sonst zumindest bei Kaffee, Tee und Gebäck, Gelegenheit geben, das Gehörte zu hinterfragen, zu diskutieren, sich Unverstandenes erklären zu lassen. Dumme Fragen gibt es ja bekanntlich nicht, dumm ist es nur gelegentlich, nicht zu fragen.

Ich weiß, dass es Überwindung kostet, sich in ein ungewohntes Umfeld zu begeben (das ging mir bei meinem ersten Besuch in einer Moschee nicht anders), aber wer etwas oder mehr über Weihnachten wissen möchte, dem bietet sich hier eine Gelegenheit - und keine Angst, alle sind herzlich willkommen, niemand wird für eine Organisation oder Religion vereinnahmt, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich und die regelmäßigen Besucher der kleinen Gemeinde sind lauter nette Menschen. (Falls jemand nicht nett zu einem meiner Blogbesucher sein sollte, falls sich solche zum Besuch der Veranstaltungen entscheiden, werde ich entsprechende drakonische Maßnahmen einleiten.)

Hier die Termine:
Sonntag, 4. Dezember, 10:30 Uhr: Das Geschenk der Freude
Dienstag, 6. Dezember, 19:30 Uhr: Gesprächsrunde
Sonntag, 11. Dezember, 10:30 Uhr: Das Geschenk der Freiheit
Dienstag, 13. Dezember, 19:30 Uhr: Gesprächsrunde
Sonntag, 18. Dezember, 10:30 Uhr: Das Geschenk des Friedens
Dienstag, 20. Dezember, 19:30 Uhr: Gesprächsrunde

Hier der Ort des Geschehens:

Berlin Steglitz, Wrangelstraße 6, Johannes-Gemeinde im Gartenhaus (Klick führt zu Google maps)

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Samstag, 26. November 2011

E

eEmma, eine erfolgreiche Englischlehrerin, erfand ein einmaliges Essen: Erbsen-Erdbeeren-Estragon-Eintopf. Es entspräche estländischer Eigenheit, erklärte Emma, etwas Efeu einzurühren. Ein Ei, erläuterte Emma, ergäbe eine exquisite Ergänzung.

Egbert, einst egerländischer Eisräumfahrzeugfahrer, erderwärmungsbedingt erwerbslos, erstmals eingeladen, Emmas Essen einzunehmen, ergriff etwas enttäuscht einen Esslöffel. Er, erfolgloser Erfinder erotischer Erzählungen, erhoffte eigentlich Emmas ernährungsbegleitende Eroberung. Ekliger Eintopf … er ertrug es ergeben, ein erotisches Erlebnis erhoffend. Erbsenessend, erdbeerkauend, efeuspuckend erläuterte er Emma einzelne Episoden eines erotischen Erstlingswerkes: »Exxxtasen«. Er entwarf Erklärungen einzelner Eskapaden, erläuterte eigentümliche Exerzitien, erlog erleuchtende Erfahrungen, erfand eschatologische Entsprechungen.

Emmas engelsgleiche Erscheinung, elfenhafte Eleganz - ein enganliegendes einteiliges Etuikleid erstklassiger Exportproduktion ermöglichte einige extravagante Einsichten - erregte Egbert enorm. Es erwuchs eine eisenharte Erektion.

Emma erkannte entnervt Egberts erhebliche Erregung, erahnte erotische Eroberungspläne. Entsetzlich! Ermüdende Einlassungen eines Eremiten, ellenlang elaborierte Erklärungen erotischer Examinierungen, emsig eingeübte Erregungstechniken, eingebildete Emotionen ... endlich entfleucht, erklärte »Exxxtasen«, Ejakulat einer elektrisch erregten Eichel ... ekelhaft! Emma erschauderte. Erwartete Egbert eventuell einfühlsames Ertasten erektionsbedingter Erhebung? Ein entwürdigender Einfall!

»Elender Esel!« entfuhr es Emma. »Egozentrischer erwerbsloser Eisräumfahrzeugfahrer! Erbärmliches Ekel!«

Emmas Ellbogen erwischte Egberts Erstlingswerk, »Exxxtasen« entglitt Egberts Eremitenfingern erdwärts. Emma exklamierte: »Entsorge es!«

Egbert erbleichte. »Exxxtasen«, Ergebnis ermüdender Entwurfsarbeiten, endlich erfolgreich einem Esoterikverleger eingereicht, europaweit erschienen, er erwartete erste Erfolgsmeldungen erheblicher Einkäufe ... »Exxxtasen« entsorgen? Er erklärte energisch: »Eskommtnichtinfrage!«

Emma erfragte: »Etwas Eintopf, Egbert?«

Er entgegnete: »Eklig!«

»Ein Eis?«

»Erst eine erotische Eskapade!«

Emma enteilte entnervt.

Emmas entschlossenes Entfleuchen erzeugte einen elementaren Emotionsabsturz. Egbert erwog erzürnt Emmas Ermordung.

Emma entfloh erfolgreich, eine Eingreiftruppe erschien, Egbert entwischte eilig.

Er entwarf eine Einladung: »Exklusives Event! Ein Eremit erläutert ein Erstlingswerk erstklassiger Erotik!«

Es erschienen Esther, Eva, Erna, Eleftheria, Esmeralda. Egbert erzählte erfreut, endlich eine erfolgreiche Eroberung erwartend.

Ernsthafte Evaluierungen ergaben ernüchternde Erkenntisse: »Exxxtasen« enttäuschte Esther, Eva, Erna, Eleftheria; Esmeralda ebenfalls eher empört. Egbert exculpierte einige Erzählelemente, erfand europaweiten Endzeitvorstellungen entsprechende Einsichten, erörterte eifrig Einzelheiten ... egal. Esther, Eva, Erna, Eleftheria, ebenso Esmeralda, erklärten, »Exxxtasen« enthielte eklatante erzähltechnische Erosionen, es entnervte, erboste, es enttäuschte Erwerberinnen eines Exemplars.

Egbert, erotischer Egoismus ersichtlich, erklärte: »Es entfache endlich eine eintrittsfrei Eingeladene eine Ejakulation! Es entspricht euren ererbten Eigenschaften, einem erregten Eremiten erfolgreich eine ekstatische Eruption einer euretwegen entstandenen enormen Erektion ermöglichen ... entfachen ... eh ... entladen ... erdbebengleich … eh ...«

»Ekelhafter egozentrischer Erotomane«, entgegneten Esther, Eva, Erna, Eleftheria. »Entarteter ehrloser eitler Ehebrecher!« Erst entfleuchte eine Erschienene, Esther, eisige Empörung ersichtlich. Es entfernte sich, ebenfalls echauffiert, Eva. Es entkam erschaudernd Erna. Endlich entschlüpfte Eleftheria, eingedenk eines eifersüchtigen Ehemannes errötend.

Esmeralda, epilierte Expertin exotischer Eskapaden, eruierte einstweilen eigene erotische Erlebnisse, elektrisch erzeugte Erregung eingeschlossen. Einem erregten Eremiten eine Entspannung ermöglichen? Eventuell entsprechendes Entgelt einstreichen?

Esmeraldas entnahm einer eierschalenfarbenen Einkaufstasche ein exquisites Erotikspielzeug. Egbert ergriff Esmeraldas elegantes Etui. Es enthielt eine elsterschwarze elliptische Errungenschaft emanzipierter Erforschung erfüllenden Erlebens erotischer Entspannung.

Egbert erahnte Elviras Einverständnis. Er erflehte Erbarmen, erklärte entschuldigend: »Es entstand ein extremer erotischer Engpass! Emma entfleuchte, ebenso Esther, Eva, Erna, Eleftheria; erbarmnungslose Eierköpfe!«

»Eigenhändiges Entladen erwogen?«

»Erfahrungsgemäß ein eher ernüchterndes Erlebnis.«

Esmeraldas Entwurf einer Erfolgsvereinbarung entsprang eigenen Erfahrungen elektrisch erregter Entspannung. »Einverstanden«, erklärte Esmeralda, »erfolgreiches Entspannen – entsprechendes Entgelt?«

Egbert erklärte eilig: »Einhundert Euro.«

»Ehrenwort?«

»Ein ehernes Eremitenversprechen!«

Es erfolgte eiliges Entkleiden, einer Expertin entsprechendes Ertasten, einfühlsames Eincremen einer empfindlichen Eichel. Esmeraldas Erotikspielzeug, ein eingebautes elektrisches Element eingeschaltet, erzitterte, erbebte, entfachte endlich einen ergiebigen Erguss eiweißhaltigen Ejakulates.

Egbert erschlaffte entzückt. Esmeralda erbat entsprechendes Entgelt. Er erhob Einwände. Er erlebe, erklärte Egbert, erwerbslosigkeitsbedingt eine Existenznotlage. Es entstand eine enorm ernüchternde Erkenntnis: Erspartes? Ebbe. Eigenkapital? Ebbe. Einkünfte? Ebbe.

Esmeralda: »Es existiert eine einvernehmliche Entgeltvereinbarung!«

Egbert: »Egal.«

Esmeralda: »Entweder einhundert Euro …«

Egbert: »Ein Exemplar »Exxxtasen« eventuell …«

Esmeralda: »Elender Ehrenwortbrecher!«

Egbert: »Eklige Emanze!«

Einwände eskalierten, ein eigentlich einsichtiges Ende erfolgte: Esmeralda ergriff ein Edelstahlküchenmesser, entmannte Egbert erbarmungslos. Er erblasste, erahnte einen Exitus, es entrannen etliche Eimer existenznotweniger Energieflüssigkeit, endlich entschlief er ermattet.

Esmeralda entnahm Egberts Eisschrank einen Efeurest, erflocht einen Ehrenkranz.

»Ein exquisites Emblem«, erklärte Esmeralda einem eben entleibten Egbert, »einer exklusiven Erdbestattung entsprechend.«

Egberts Erwiderung entfiel erwartungsgemäß.

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P.S.: Falls jemand sucht, hier sind [A] [B] [C] [D]

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